Diese Arbeit befasst sich mit bodenbildenden Prozessen und verschiedenen Bodentypen in den immerfeuchten Tropen.
Die immerfeuchten Tropen bilden den äquatorialen Teil der Gesamttropen und erstrecken sich beiderseits des Äquators von circa 20 Grad nördlicher bis 20 Grad südlicher geographischer Breite. Ihre Hauptverbreitungsgebiete sind das Amazonasbecken, das Kongobecken und Südostasien.
In den immerfeuchten Tropen herrscht ein Tageszeitenklima. Die täglichen Temperaturschwankungen sind somit höher als die jährlichen. Außerdem ist das Klima durch seine einzigartige Stetigkeit ohne jahreszeitliche Temperaturwechsel gekennzeichnet. Kein Monat weist eine niedrigere Mitteltemperatur als 18 °C auf. Hinzu kommen nahezu ganzjährige Niederschläge, welche zwei schwache Maxima kurz nach den beiden Äquinoktien zeigen und in der Jahressumme zwischen 2000-4000 mm liegen. Diese Niederschläge fallen typischerweise als sogenannte Zenitalregen, da der nahezu senkrechte Sonnenstand in Äquatornähe zu starkem vertikalem Luftaufstieg, durchweg hohen Bewölkungsgraden und stetigen Niederschlägen führt. Ein weiteres Charakteristikum dieser Klimazone ist, dass die Anzahl der humiden Monate über neun beträgt und keine Fröste existieren.
Inhaltsverzeichnis
1 DIE IMMERFEUCHTEN TROPEN
1.1 Lage
1.2 Klima
1.3 Vegetation
2 BODENBILDENDE FAKTOREN
3 BODENBILDENDE PROZESSE
3.1 Tonverlagerung/Lessivierung
3.2 Ferrallitisierung
3.3 Rubefizierung
4 INTERNATIONALE BODENSYSTEMATIK
5 BODENTYPEN
5.1 Acrisole
5.2 Ferralsole
5.3 Plinthosole
6 FAZIT
7 LITERATUR
1 Die immerfeuchten Tropen
1.1 Lage
Die immerfeuchten Tropen bilden den äquatorialen Teil der Gesamttropen (Scholz 1998: 7) und erstrecken sich beiderseits des Äquators von circa 20 Grad nördlicher bis 20 Grad südlicher geographischer Breite (siehe Abb. 1). Ihre Hauptverbreitungsgebiete sind das Amazonasbecken, das Kongobecken und Südostasien (ZECH et al. 2014: 100).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 1: Verbreitung der immerfeuchten Tropen (aus SCHULTZ 2005: 321)
1.2 Klima
In den immerfeuchten Tropen herrscht ein Tageszeitenklima. Die täglichen Temperaturschwankungen sind somit höher als die jährlichen. Außerdem ist das Klima durch seine einzigartige Stetigkeit ohne jahreszeitliche Temperaturwechsel gekennzeichnet (Zech et al. 2014: 100). Kein Monat weist eine niedrigere Mitteltemperatur als 18 °C auf (Pfadenhauer & Klötzli 2014: 80). Hinzu kommen nahezu ganzjährige Niederschläge, welche zwei schwache Maxima kurz nach den beiden Äquinoktien zeigen (Zech et al. 2014: 100) und in der Jahressumme zwischen 2000-4000 mm liegen (Pfadenhauer & Klötzli 2014: 83). Diese Niederschläge fallen typischerweise als sogenannte Zenitalregen, da der nahezu senkrechte Sonnenstand in Äquatornähe zu starkem vertikalem Luftaufstieg, durchweg hohen Bewölkungsgraden und stetigen Niederschlägen führt. Ein weiteres Charakteristikum dieser Klimazone ist, dass die Anzahl der humiden Monate über neun beträgt und keine Fröste existieren (Pfadenhauer & Klötzli 2014: 80).
1.3 Vegetation
Die dominierende Vegetationsformation der immerfeuchten Tropen ist der immergrüne tropische Tieflandregenwald, dessen Normaltyp sich durch etwa fünf ineinander übergehende Baumschichten auszeichnet (Zech et al. 2014: 100). Die höchste dieser Schichten wird aus Bäumen gebildet, die vereinzelt eine Höhe von bis zu 60 m erreichen können (Schultz 2005, 331). Typisch für die meisten Bäume der tropischen Regenwälder sind schlanke Stämme, dünne Rinden und ein geringes Lebensalter von ungefähr 100 Jahren (Zech et al. 2014: 100). Ein weiteres Merkmal der Waldstruktur sind die Epiphyten, oder auch „Aufsitzerpflanzen“ genannt, die nicht im Boden verwurzelt sind, sondern auf Ästen, Stämmen und Blättern vegetieren und eine eigene Vegetationsdecke im Kronenbereich der Bäume bilden (Schultz 2005: 331).
2 Bodenbildende Faktoren
Um den Einfluss der bodenbildenden Faktoren verstehen zu können, bedarf es zuerst einer Definition des Begriffes Boden. Nach blum (1994: 1) stellt der Boden eine Lockerdecke dar, die von der Erdoberfläche bis zum Gestein reicht. Sie ist in Horizonte gegliedert und mit Wasser, Luft und Lebewesen durchsetzt. Die Einflüsse des Klimas, Ausgangsgesteins, Reliefs, Wassers, der Flora und Fauna, der menschlichen Wirtschaftsweise sowie der Zeit, in der diese Einflüsse wirken können, werden als bodenbildende Faktoren bezeichnet. Das Zusammenwirken dieser Faktoren löst Prozesse aus, die Merkmale in den Böden hervorrufen, nach denen diese dann differenziert werden können (siehe Kapitel 2) (Glaser et al. 2010: 118).
Klima
Das feuchtwarme Klima der immerfeuchten Tropen steuert maßgeblich die Richtung und Intensität der Bodenentwicklung (Pedogenese) (Zech et al. 2014: 100).
Niederschlag, Temperatur, die relative Luftfeuchtigkeit und der Wind stellen bodenwirksame Kräfte des Klimas dar. Die Sonnenenergie ist die mächtigste Triebkraft der Bodenentwicklung und wirkt sowohl als direkte Sonneneinstrahlung als auch als diffuse Himmelsstrahlung auf den Boden ein (Amelung et al. 2018: 346). Die Bodentemperatur, welche von der Strahlungsbilanz abhängig ist, wirkt infolgedessen auf die Prozesse der Zersetzung, Verwitterung und Mineralbildung ein. Durch ansteigende Temperaturen kommt es zu einer Intensivierung dieser Prozesse. Folglich sind diese in den immerfeuchten Tropen besonders stark ausgeprägt. Die für die immerfeuchten Tropen kennzeichnende intensive und tiefgründige Verwitterung der Böden ist jedoch nicht allein auf die durchgehend hohen Temperaturen zurückzuführen, sondern auch auf längere Zeiten der Bodenentwicklung (siehe S.5). Die Temperatur wirkt zudem auch auf die Vegetation ein und beeinflusst somit die Produktion von Streu, dem Ausgangsmaterial der Humusbildung. Je wärmer die Böden sind, desto mehr Organismen beteiligen sich am Streuabbau und an der Gefügebildung des Bodens. Ferner wirken auch die Niederschläge auf die Bodenbildung ein, indem sie die Lösungsprodukte der Verwitterung und Zersetzung abführen und somit Lösungs- und Verlagerungsvorgänge ergänzen (Amelung et al. 2018: 346).
Ausgangsgestein
Das Ausgangsgestein ist jener Faktor, welcher die Bodenart, den Mineralbestand, den Bodenchemismus, das Bodengefüge und die Bodenfarbe erheblich beeinflusst (Glaser et al. 2010: 118). Es ist das Substrat der Bodenbildung und stellt die mineralischen Bodenbestandteile zur Verfügung (Blum 1994: 82). Die Beschaffenheit des Gesteins ist für physikalische und chemische Verwitterungsvorgänge von besonderer Bedeutung. Böden entstehen grundlegend aus vorverwitterten Lockermaterialdecken (Regolith), mit unterschiedlicher mineralischer Zusammensetzung, welche das Festgestein überziehen (Glaser et al. 2010: 118). Je weniger weit die Bodenentwicklung fortgeschritten ist, umso weniger gemeinsame Eigenschaften existieren zwischen Ausgangsgestein und Boden (Blum 1994: 81).
Schwerkraft und Relief
Alle Böden stehen unter dem Einfluss der Schwerkraft. Diese beeinflusst die Pedogenese, indem sie zum Beispiel im Bodenwasser gelöste Stoffe in Grobporen versickern lässt, tiefere Bodenlagen einer Auflast aussetzt und an Hängen hangparallele Stoffbewegungen in Gang setzt. Die Bodenentwicklung wird entscheidend durch die Höhenlage, Exposition und die Geländeform beeinflusst, da das Relief das Klima, das Gestein, das Wasser, die Wirkung der Schwerkraft und letztlich auch die Lebewelt modifiziert (Amelung et al. 2018: 348).
Wasser
Neben Niederschlagswasser wirken auch das Grundwasser sowie stehende und fließende Gewässer auf die Bodenbildung ein. Aus dem Grundwasser wird die Bodenlösung mit Wasser und darin gelösten Stoffen durch Kapillaraufstieg versetzt. Die gelösten Stoffe werden dabei teilweise im Boden akkumuliert. In humiden Klimaten wie den immerfeuchten Tropen handelt es sich hierbei meist um Eisenoxide oder Carbonate. Das Wasser von Flüssen, Seen oder Meeren befindet sich zwischen Unterwasserböden und der Atmosphäre und sorgt demzufolge für eine Abschirmung der Böden vor dem Einfluss der Atmosphäre. Dies fördert einen ausgeglichenen Wärmehaushalt, hemmt allerdings den Gasaustausch, was zu anaeroben Verhältnissen führt, in denen der Abbau organischer Substanz verwehrt wird (Amelung et al. 2018: 349). Sickerwasser, welches den Boden unter Einfluss der Schwerkraft vertikal durchdringt, wirkt auf die Pedogenese ein, indem es nicht nur bei der Veränderung und Neubildung von Stoffen entscheidend ist, sondern auch als Transportmedium für horizontale und vertikale Stoffverlagerungen in den Böden fungiert. Die Bodenart ist somit erheblich von der Verfügbarkeit des Wassers abhängig (Eitel & Faust 2013: 16).
Flora und Fauna
Der Boden bildet zusammen mit Flora und Fauna ein Ökosystem, dessen Entwicklung von den bisher genannten Faktoren als Ganzes beeinflusst wird. Die Vegetation liefert zusammen mit der Streu das organische Ausgangsmaterial eines Bodens, das von Bodentieren und Mikroorganismen in Huminstoffe umgewandelt (Humifizierung) und anschließend in mineralische Ausgangsstoffe abgebaut wird (Mineralisierung). Darüber hinaus entzieht die Vegetation dem Boden Wasser und verlangsamt somit Verlagerungsvorgänge. Gleichzeitig hat sie die Funktion eines Schutzmantels für den darunterliegenden Boden inne. Den Schutz bietet die Vegetationsdecke zum Beispiel, indem sie das Ausspülen und Ausblasen fester Bodenteile durch Wasser und Wind, also die Erosion, abschwächt oder sogar verhindert. Des Weiteren scheiden Wurzeln und Mikroorganismen organische Säuren aus, die erheblich an Verwitterungs- und Verlagerungsprozessen beteiligt sind. Abwärts gerichteten Verlagerungsprozessen und einer Horizontaldifferenzierung der Böden wirken wühlende Bodentiere wie zum Beispiel Regenwürmer entgegen, indem sie das Bodenmaterial mischen und umlagern, also die sogenannte Bioturbation ermöglichen (Amelung et al. 2018: 351).
Mensch
Die Bodennutzung des Menschen hat direkte Auswirkungen auf den Boden. Seine Kulturmaßnahmen hemmen, beschleunigen, lenken oder brechen die Bodenentwicklung gar durch Bodenversiegelung ab (Amelung et al. 2018: 351). Der Mensch rodet die Vegetation, pflügt Böden um, düngt, be- und entwässert und trägt Bodenmaterial auf und entnimmt es an anderer Stelle, womit er die natürlichen Böden verändert oder teilweise gänzlich beseitigt. Die negativen Folgen des menschlichen Einflusses zeigen sich in Degradationserscheinungen wie Erosion und Nährstoffverlust (Glaser et al. 2010: 119). Durch das Verhalten des Menschen wird das natürliche Zusammenwirken der anderen bodenbildenden Faktoren beeinflusst und somit auch der bodengenetische Prozess (Eitel & Faust 2013: 21).
Zeit
Die Zeit als solche übt keine direkte, energetische Wirkung auf den Boden aus. Dennoch ist ihre Bedeutsamkeit für die Bodenbildung mit der der anderen bodenbildenden Faktoren gleichzusetzen. Je länger die klimatischen, hydrologischen, biologischen und anthropogenen Faktoren auf die Bodenentwicklung einwirken, desto stärker unterscheidet sich der Boden von seinem Ausgangsgestein. Das Alter hat also eine zentrale Rolle im Hinblick auf die Eigenschaften eines Bodens. In den Tropen dominieren alte Landoberflächen, die sich im Laufe von Jahrmillionen entwickelten und deren Entwicklungstiefe mehrere Zehnermeter reicht. Unterschiedliche Phasen der Bodenbildung führen zu unterschiedlich großen Veränderungen. Anfangs kommt es in relativ kurzer Zeit zur starken Veränderung von Böden, jedoch setzt irgendwann ein bestimmter Gleichgewichtszustand zwischen Umwelt und Boden ein und die Weiterentwicklung vollzieht sich in einer deutlich geringeren Geschwindigkeit (Glaser et al. :119).
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