Mit der geplanten Osterweiterung der Europäischen Union1 um bis zu 12 Staaten steht Europa vor einer der größten Herausforderung in seiner Geschichte. Neben der einmaligen Chance eines geeinten Europas in Stabilität und Wohlstand ist es vor allem der schwierige Anpassungsprozess in den Beitrittsländern sowie der EU selbst, der die bevorstehende Erweiterung bestimmen wird2.
Dabei wird die erfolgreiche wirtschaftliche Integration der Beitrittsländer in die bestehende Gemeinschaft mit Sicherheit zu den wichtigsten Aufgaben zählen. Bei der Lösung dieser Aufgabe hängt es entscheidend davon ab, inwieweit es gelingt, dass durch die Aufnahme von Ländern mit deutlichen wirtschaftlichen Entwicklungsrückständen entstehende Wohlstandsgefälle zwischen den Regionen Europas zu kompensieren. Das Pro-Kopf-BIP in den oberen 10% der Regionen Europas würde nach einer Erweiterung um 12 Länder immerhin 5,8 Mal so groß sein wie das der unteren 10%, während der Wert derzeit 2,4 beträgt3. Schon an diesem Eingangsbeispiel zeigt sich, wie tief greifend die Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf den wirtschaftlichen Zusammenhalt in der Gemeinschaft sein werden.
Bisher gibt es nur wenig konkrete Vorstellungen auf europäischer Ebene über die genaue zukünftige Ausgestaltung der Europäischen Regionalpolitik nach der nächsten Erweiterungsrunde. Es ist aber absehbar, dass erhebliche Umverteilungen finanzieller Mittel und somit auch Verteilungskonflikte zwischen den EU-Ländern stattfinden werden. Darüber hinaus werden auch die bestehenden Konzepte und Methoden europäischer Regionalförderung aufgrund der Anzahl der beitretenden Länder genau zu überprüfen sein.
In den aktuellen Fördergebieten der Europäischen Regionalpolitik, zu denen auch die neuen Bundesländer gehören, wächst verständlicher Weise die Sorge über die Zukunft der Regionalförderung. Die bevorstehende Osterweiterung wird in diesen Gebieten natürlich auch im Hinblick auf die Konsequenzen für die eigene wirtschaftliche Lage bewertet. Eine Erweiterung der EU sollte möglicht keine Einschnitte in der regionalen Wirtschaftsförderung zur Folge haben. Diese Hoffnung scheint aber, angesichts der schwierigen Wirtschaftslage in den Beitrittländern, nur wenig realistisch.4
Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung
- 1.1. Problemstellung.
- 1.2. Ziel der Arbeit.
- 1.3. Vorgehensweise.
- 2. Ökonomische Grundlagen und Abgrenzung des Themas
- 2.1. Regionale Disparitäten als Grund für regionalpolitisches Handeln
- 2.2. Regionalpolitik - Definition und sachliche Abgrenzung.
- 2.3. Zur Legitimation von Regionalpolitik in einem marktwirtschaftlich geordneten System.........
- 2.3.1. Das Wachstumsziel…...\n
- 2.3.2. Das Verteilungsziel
- 2.3.3. Das Stabilitätsziel..\n
- 3. Die Entwicklung und Ausgestaltung der aktuellen Europäischen Regionalpolitik.........
- 3.1. Historische Entwicklung und rechtliche Grundlagen der Europäischen Regionalpolitik
- 3.1.1. Phase der informellen Regionalpolitik..\n
- 3.1.2. Phase der komplementären Regionalpolitik..\n
- 3.1.3. Abkopplungsphase….......\n
- 3.1.4. Übergangsphase zur Selbstständigkeit..\n
- 3.1.5. Verselbstständigungsphase ........\n
- 3.1.6. Phase der Fortschreibung und Neuordnung der Europäischen Regionalpolitik durch die „Agenda 2000\"\n
- 3.2. Die Konzeption der aktuellen Europäischen Regionalpolitik...\n
- 3.2.1. Förderziele der Europäischen Regionalpolitik ………..\n
- 3.2.2. Die regionalpolitischen Institutionen der EU
- 3.2.2.1. Strukturfonds......\n
- 3.2.2.2. Weitere regionalpolitisch wirksame Institutionen\n
- 3.2.3. Der finanzielle Mitteleinsatz.........\n
- 3.2.4. Interventionsformen der Europäischen Regionalpolitik.\n
- 4. Der Einsatz der Europäischen Regionalpolitik in den neuen Bundesländern
- 4.1. Die wirtschaftliche Lage der neuen Bundesländer innerhalb der EU.............
- 4.2. Schwerpunktaufgaben der Europäischen Regionalpolitik in den neuen Ländern.........\n
- 4.3. Die Bewertung des Einsatzes der Europäischen Regionalpolitik in den neuen Ländern....\n
- 5. Die EU-Osterweiterung als Ausgangspunkt für eine veränderte Europäische Regionalpolitik
- 5.1. Die EU-Osterweiterung - ein Meilenstein für Europa.\n
- 5.1.1. Chancen und Risiken der Erweiterung.\n
- 5.1.2. Wichtige Entwicklungsschritte auf dem Weg zur Erweiterung\n
- 5.1.3. Die europäischen Vorbeitrittshilfen.......\n
- 5.1.4. Grundprinzipien der Beitrittsverhandlungen..\n
- 5.1.5. Zum aktuellen Stand der Beitrittsverhandlungen....\n
- 5.2. Die Vorbereitung der EU auf die Erweiterung\n
- 5.3. Die wirtschaftliche Situation in den Beitrittsländern\n
- 5.4. Implikationen der EU-Osterweiterung auf die europäische Regionalpolitik\n
- 5.4.1. Rahmenbedingungen einer zukünftigen EU-Regionalpolitik......\n
- 5.4.2. Grundlegende Annahmen über die Entwicklung der EU-Regionalpolitik im Zuge der Osterweiterung\n
- 6. Konsequenzen der EU-Osterweiterung für die europäische Regionalförderung in den neuen Bundesländern.
- 6.1. Szenarien zur Analyse regionalpolitischer Auswirkungen der EU-Osterweiterung in den neuen Ländern
- 6.1.1. Hypothesen zum Wachstum von BIP und Bevölkerung..\n
- 6.1.2. Festlegungen zu den wesentlichen Instrumenten einer zukünftigen Regionalpolitik.........\n
- 6.2. Die Szenarienanalyse
- 6.2.1. Szenario,,Status quo EU-15\"\n
- 6.2.2. Szenario „Status quo EU-27\"\n
- 6.2.3. Reformszenario EU-27.\n
- 6.3. Auswertung der Szenarienanalyse sowie kritische Reflexion....\n
- 6.4. Allgemeine Gesamtbetrachtung der regionalpolitischen Konsequenzen der EU-Osterweiterung für die neuen Länder.\n
- 7. Resümee.......\n
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit untersucht die Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf die europäische Regionalpolitik, insbesondere in den neuen Bundesländern. Ziel ist es, die Folgen der Erweiterung für die bisherige regionale Förderung zu analysieren und mögliche Szenarien für die zukünftige Regionalpolitik zu entwickeln.
- Die wirtschaftliche Situation der neuen Bundesländer im Vergleich zu den Beitrittsländern
- Die Entwicklung und Ausgestaltung der europäischen Regionalpolitik im historischen Kontext
- Die Auswirkungen der EU-Osterweiterung auf die regionalen Disparitäten innerhalb der EU
- Die Rolle der europäischen Strukturfonds in der zukünftigen Regionalpolitik
- Mögliche Szenarien für die Weiterentwicklung der europäischen Regionalpolitik nach der Osterweiterung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel führt in die Problemstellung und die Zielsetzung der Arbeit ein. Es werden die Schwerpunkte der Untersuchung und die methodische Vorgehensweise dargelegt. Das zweite Kapitel behandelt die ökonomischen Grundlagen der Regionalpolitik und definiert den Gegenstand der Untersuchung. Es wird die Bedeutung regionaler Disparitäten für das regionale Wirtschaftswachstum sowie die verschiedenen Zielsetzungen der Regionalpolitik in einem marktwirtschaftlichen System erläutert.
Das dritte Kapitel befasst sich mit der Entwicklung und Ausgestaltung der europäischen Regionalpolitik. Es werden die historischen Phasen der Regionalpolitik, die rechtlichen Grundlagen und die wichtigsten Förderziele dargestellt. Die regionalpolitischen Institutionen der EU, die Finanzierung der Regionalpolitik und die verschiedenen Interventionsformen werden ebenfalls vorgestellt.
Das vierte Kapitel analysiert den Einsatz der Europäischen Regionalpolitik in den neuen Bundesländern. Es werden die wirtschaftliche Situation der neuen Länder im Vergleich zu den anderen EU-Mitgliedsstaaten, die Schwerpunktaufgaben der Regionalpolitik in den neuen Bundesländern und die Bewertung des bisherigen Einsatzes der europäischen Regionalpolitik dargestellt.
Das fünfte Kapitel untersucht die EU-Osterweiterung als Ausgangspunkt für eine veränderte Europäische Regionalpolitik. Es werden die Chancen und Risiken der Erweiterung, die wichtigsten Entwicklungsschritte auf dem Weg zur Erweiterung, die europäischen Vorbeitrittshilfen und die Grundprinzipien der Beitrittsverhandlungen erläutert. Die Vorbereitung der EU auf die Erweiterung, die wirtschaftliche Situation in den Beitrittsländern und die Implikationen der EU-Osterweiterung für die Europäische Regionalpolitik werden analysiert.
Das sechste Kapitel analysiert die Konsequenzen der EU-Osterweiterung für die europäische Regionalförderung in den neuen Bundesländern. Es werden verschiedene Szenarien für die Entwicklung der Regionalpolitik nach der Erweiterung entwickelt und analysiert. Die Auswertung der Szenarienanalyse und die kritische Reflexion der Ergebnisse werden präsentiert. Abschließend werden die allgemeinen regionalpolitischen Konsequenzen der EU-Osterweiterung für die neuen Länder zusammengefasst.
Schlüsselwörter
EU-Osterweiterung, Europäische Regionalpolitik, Strukturfonds, regionale Disparitäten, Wirtschaftswachstum, neue Bundesländer, Beitrittsländer, Szenarienanalyse, Regionalförderung.
- Arbeit zitieren
- Ron Geyer (Autor:in), 2002, Die EU-Osterweiterung - Konsequenzen für die bisherigen Fördergebiete der europäischen Regionalpolitik am Beispiel der neuen Bundesländer, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/9745