Was beeinflusst unser Trinkverhalten wirklich? Entdecken Sie in dieser aufschlussreichen Analyse die überraschenden regionalen Unterschiede im riskanten Alkoholkonsum innerhalb Deutschlands. Basierend auf einer umfassenden Studie mit über 7.000 Teilnehmern, enthüllt diese Arbeit nicht nur ein Nord-Süd-Gefälle im Bierkonsum, sondern beleuchtet auch den Einfluss von Geschlecht, Alter und Gemeindegröße auf unsere Trinkgewohnheiten. Tauchen Sie ein in die Welt der epidemiologischen Forschung und erfahren Sie, wie Prävalenzen des Alkoholkonsums variieren und welche unerwarteten Faktoren eine Rolle spielen. Die Studie zeigt, dass Männer weiterhin häufiger zu riskantem Alkoholkonsum neigen, und es werden kritische Anmerkungen zu bestehenden Forschungsergebnissen geäußert. Diese Analyse ist unerlässlich für alle, die sich für öffentliche Gesundheit, Sozialmedizin und die komplexen Zusammenhänge zwischen Lebensbedingungen und Alkoholkonsum interessieren. Erfahren Sie mehr über die Notwendigkeit regional spezifischer Daten für gezielte gesundheitspolitische Maßnahmen und die Bedeutung zukünftiger epidemiologischer Studien zur Aufdeckung von regionalen Krisenherden. Ein Muss für jeden, der verstehen will, wie unsere Gesellschaft mit Alkohol umgeht und welche präventiven Maßnahmen notwendig sind, um Risiken zu minimieren und die Gesundheit der Bevölkerung zu fördern. Diese Studie bietet wertvolle Einblicke für Forscher, Politiker und alle, die sich für ein gesundes Deutschland engagieren. Die Ergebnisse fordern eine Neubewertung bestehender Strategien und unterstreichen die Bedeutung evidenzbasierter Präventionsarbeit im Bereich des Alkoholkonsums. Lassen Sie sich von den Erkenntnissen überraschen und diskutieren Sie mit uns die Zukunft der Suchtprävention in Deutschland.
Thesenpapier
Substantielle Unterschiede in der Prävalenz riskanten Alkoholkonsums in Deutschland ergeben sich aus der Sekundäranalyse des Public-Use-Files „Gesundheitssurvey Ost-West“, die anhand einer repräsentativen Stichprobe von 7.466 Erwachsenen ermittelt wurde.
1. Kernaussagen
- Unterind in der Schwealenz zeigen sich zwischen den einzelnen Bundesländern, den Gemeindegrößen- klassen sowie bei Alter und Geschlecht der Proban- den.
Prävalenz (praevalere, lat. = das Übergewicht haben) ist definiert als:
- Häufigkeit einer bestimmten Krankheit
- innerhalb einer Population
- innerhalb eines Zeitintervalls oder zu einem Zeitpunkt1
- Gefälle in der Prävalenz von Nord nach Süd, das vor allem in der Frequenz des Konsums von Bier begründet ist (s. Abb. 1).
Folgerung: Notwendigkeit zur Erhebung regional- spezifischer epidemiologischer Daten für ge- zielte gesundheitspolitische Maßnahmen.
Epidemiologie: Wissenschaft, die sich mit der Beschreibung und Analyse der Krankheitsver- teilung und deren Ursachen und Folgen in der Gesellschaft befaßt.2
2. Methodologie
Die Notwendigkeit dieser Studie ergab sich aus bisher unzureichenden Schätzungen der Prä- valenz riskanten Alkoholkonsums mit großen Schwankungsbreiten und Stichprobenfehlern. Die regionale Verteilung ist sowohl für die äthiologische Theorienbildung als auch für die konkrete Bedarfsanalyse für gesundheitspolitische Maßnahmen von Bedeutung.
Riskanter Alkoholkonsum wird definiert als:
- ab 20 g Reinalkohol pro Tag bei Frauen und
- ab 30 g Reinalkohol pro Tag bei Männern3
Anhaltspunkte liefern die folgenden Vergleichsstudien: § Epidemiological Catchment Area Study (Robins und Regier 1991)
Thema: Lebenzzeitprävalenz für Alkoholmißbrauch/-abhängigkeit
- Repräsentative Stichprobe von Grant
Thema: Geographische Aufteilung von Alkoholgebrauch und -abhängigkeit § Oberbayernstudie (Dilling und Weyerer 1984)
Thema: Punktprävalenz von behandlungsbedürftigem Alkoholismus und Drogenabhän- gigkeit
Der herangezogene „Gesundheitssurvey Ost-West“ besteht aus den Substudien:
- „Nationaler Untersuchungssurvey der deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie (DHP) 1990/91“
- „1. Nationale Untersuchung über Lebensbedingungen, Umwelt und Gesundheit in
Deutschland Ost 1991/92“
Insgesamt wird eine Gruppe von 7.466 Personen im Alter von 25 und 69 Jahren berücksichtigt (5.255 Personen aus den neuen und 2.211 Personen aus den alten Bundesländern).
Der hier relevante Alkoholkonsum für die drei Getränkekategorien § Bier (40 g/l)
- Wein, Sekt und Obstwein (80 g/l)
- hochprozentige alkoholische Getränke (320 g/l) wurde getrennt nach den Items
- „Wie häufig nehmen Sie die einzelnen Getränke zu sich?“
- „Wieviel Flüssigkeit nehmen Sie an einem Tag durchschnittlich zu sich? Bitte kreuzen
Sie es für die einzelnen Getränke gesondert an.“ abgefragt und anschließend aufsummiert.
Soziale Schicht wird nach dem Index von Winkler nach Einkommen, Bildung und berufli- cher Stellung definiert. Die Gemeindegrößenklasse ist als 7-stufige, das Alter als 5-stufige Variable erfaßt.
3. Ergebnis
Der Mittelwert beträgt ca. 10 g Reinalkohol pro Tag mit einer Prävalenz riskanten Alkoholkonsums von gut 13%. Trotz eines generellen Anstiegs des Frauenalkoholismus weisen Männer nach wie vor den 4-fachen Wert auf.4
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 1: Durchschnittlicher täglicher Alkoholkonsum und Prävalenzschätzung des riskanten Alkoholkonsums
Die räumliche Verteilung der Prävalenz riskanten Alkoholkonsums im Bundesgebiet spiegelt sich in:
- einer Zunahme von Norden nach Süden (mit Ausnahme von Hamburg) und
- einer erhöhten Prävalenz in den neuen Bundesländern.
Unterschiede ergeben sich auch bezüglich der Trinkmustervariablen Trinkmenge pro Trinktag und Trinkfrequenz für alle Getränkekategorien sowie Mengenfrequenzindex. Signifikant sind die Bundeslandunterschiede hinsichtlich der Trinkfrequenz, während sich bei der Konsumfrequenz eine Variabilität durch die Häufigkeit des Konsums von Bier ergibt.
Ein Zusammenhang mit dem riskanten Alkoholkonsum zeigt sich besonders für Männer sowie für Menschen in den mittleren Alterskohorten und Bewohner von Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern. Die Prädikatoren soziale Schicht und Arbeitslosigkeit erwiesen sich als statistisch unbedeutend.
4. Kritische Anmerkungen
- Die der Forschung zugrundeliegenden Angaben der British Medical Association bezüglich riskanten Alkoholkonsums weichen erheblich von den Vergleichswerten nach Dilling ab, der Werte von 40-60 bzw. 60-80 g/Tag für Frauen bzw. Männer angibt.5
- Die für die Prävalenzschätzung des riskanten Alkoholkonsums nach Bundesländern unter- suchte Anzahl der Fälle ist für die Bundesländer Bremen (35), Saarland (95) und Ham- burg (131) zu gering.6
- Die statistisch ermittelten Werte in Tabelle 2 der Untersuchung waren für uns nicht nach- vollziehbar.7 Bei einer Überprüfung ergaben sich andere Werte.
- Aufgrund der Ergebnisse der logistischen Regressionsanalysen muß die Aussage eines erhöhten Risikos riskanten Alkoholkonsums für Bewohner von Städten mit mehr als 500.000 Einwohnern dahingehend erweitert werden, daß gerade Gemeindegrößen bis 5.000 Einwohner vergleichbare bzw. noch höhere Werte aufweisen.8
- Die Aussage der Studie, daß Arbeitslosigkeit und sozialer Drift eher Folgen als Ursachen der Störung sind, können wir nicht teilen, da wir die Ursache-Folge-Wirkung als äquiva- lent betrachten.
Zukünftige epidemiologische Studien sind notwendig, um regionale Krisenherde aufzudecken und Risikofaktoren auszumachen, um hieran letztlich gesundheitspolitische Maßnahmen gezielt auszurichten zu können.
[...]
1 vgl. Kasten, E. et al.: Medizinische Psychologie, Weinheim 1997, S. 349
2 vgl. Oyen, Rainer, in: Lehrbuch der Sozialmedizin, 2. Auflage, Dortmund 1998, S. 13
3 in Anlehnung an die Empfehlung der British Medical Association
4 vgl. Dilling und Reimer: Psychatrie und Psychotherapie, 2. Auflage, München 1994, S. 80 2
5 vgl. Dilling und Reimer: Psychatrie und Psychotherapie, 2. Auflage, München 1994, S. 80
6 vgl. C. Meyer et al.: Regionale Unterschiede in der Prävalenz riskanten Alkoholkonsums: Sekundäranalyse des Gesundheitssurveys Ost-West, in Gesundheitswesen 60, 1998, S. 488, Tab. 2
7 vgl. C. Meyer et al., 1998, S. 488, Tab. 2
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Thema des Thesenpapiers?
Das Thesenpapier behandelt substantielle Unterschiede in der Prävalenz riskanten Alkoholkonsums in Deutschland. Die Analyse basiert auf dem Public-Use-File „Gesundheitssurvey Ost-West“ mit einer repräsentativen Stichprobe von 7.466 Erwachsenen.
Welche Kernaussagen werden in dem Thesenpapier getroffen?
Das Thesenpapier betont, dass Unterschiede in der Prävalenz riskanten Alkoholkonsums zwischen einzelnen Bundesländern, Gemeindegrößenklassen sowie nach Alter und Geschlecht der Probanden bestehen. Es wird ein Nord-Süd-Gefälle in der Prävalenz festgestellt, das vor allem durch den Bierkonsum bedingt ist. Daraus wird die Notwendigkeit regional-spezifischer epidemiologischer Daten für gezielte gesundheitspolitische Maßnahmen abgeleitet.
Wie wird "Prävalenz" in diesem Kontext definiert?
Prävalenz ist definiert als die Häufigkeit einer bestimmten Krankheit innerhalb einer Population innerhalb eines Zeitintervalls oder zu einem bestimmten Zeitpunkt.
Was ist die Methodologie der Studie?
Die Studie nutzt Sekundärdaten aus dem „Gesundheitssurvey Ost-West“, der die Substudien „Nationaler Untersuchungssurvey der deutschen Herz-Kreislauf-Präventionsstudie (DHP) 1990/91“ und „1. Nationale Untersuchung über Lebensbedingungen, Umwelt und Gesundheit in Deutschland Ost 1991/92“ umfasst. Insgesamt werden 7.466 Personen im Alter von 25 bis 69 Jahren berücksichtigt. Der Alkoholkonsum wird für Bier, Wein/Sekt/Obstwein und hochprozentige Getränke erfasst und nach Häufigkeit und Menge abgefragt.
Wie wird "riskanter Alkoholkonsum" definiert?
Riskanter Alkoholkonsum wird definiert als der Konsum von ab 20 g Reinalkohol pro Tag bei Frauen und ab 30 g Reinalkohol pro Tag bei Männern.
Was sind die Hauptergebnisse der Analyse?
Der Mittelwert des Alkoholkonsums beträgt ca. 10 g Reinalkohol pro Tag, mit einer Prävalenz riskanten Alkoholkonsums von gut 13%. Männer weisen eine viermal höhere Prävalenz auf als Frauen. Die räumliche Verteilung zeigt eine Zunahme von Norden nach Süden und eine erhöhte Prävalenz in den neuen Bundesländern. Es besteht ein Zusammenhang mit dem riskanten Alkoholkonsum besonders für Männer, Menschen in mittleren Alterskohorten und Bewohner von Großstädten.
Welche kritischen Anmerkungen werden zu der Studie gemacht?
Kritische Anmerkungen betreffen unterschiedliche Definitionen von riskantem Alkoholkonsum im Vergleich zu anderen Studien, die geringe Fallzahl für einige Bundesländer, nicht nachvollziehbare statistische Werte in der Originaluntersuchung, eine abweichende Interpretation der Ergebnisse bezüglich der Gemeindegröße und die Bewertung des Zusammenhangs zwischen Arbeitslosigkeit und Alkoholkonsum.
Welche Schlussfolgerungen werden aus der Studie gezogen?
Die Studie schließt mit der Feststellung, dass zukünftige epidemiologische Studien notwendig sind, um regionale Krisenherde aufzudecken und Risikofaktoren zu identifizieren, um daran anschließend gesundheitspolitische Maßnahmen gezielt auszurichten zu können.
- Quote paper
- Stefan Lengfeld (Author), Christian Link (Author), Christopher Klinger (Author), 1999, Regionale Unterschiede in der Prävalenz riskanten Alkoholkonsums: Sekundäranalyse des Gesundheitssurveys Ost-West, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/96438