Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition
3. Standardisierung
4. Die Standardisierungsorganisation Supply Chain Council
5. Die Kennzahlen des SCOR-Modell
6. Nutzen standardisierter Kennzahlen am Beispiel SAP
6.1. Das SAP Business Information Warehouse
6.1.1 Architektur des SAP BW
6.1.2 OLAP-System und Metadaten-Repository
6.1.3 Datenspeicherung im SAP BW
6.1.4 Kennzahlen im SAP BW
6.1.5 Nutzen standardisierter Kennzahlen im SAP BW
6.2 Der SAP Advanced Planner and Optimizer
6.3 Das SAP Business-to-Business Procurement
6.4 Das SAP Logistic Executive System
7. Zusammenfassung und Ausblick
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1 - Anwendung von Standardmodellen 8
Abbildung 2 - Architektur des SAP BW 11
Abbildung 3 - Darstellung eines InfoCubes 12
Abbildung 4 - Darstellung des Star-Schema
1. Einleitung
Aufgrund zunehmender Globalisierung und der wachsenden Anzahl von Anbietern hochwertiger Produkte auf dem Weltmarkt entwickelt sich die logistische Leistungsfähigkeit der Unternehmen zu einem entscheidenden Wettbewerbsfaktor. Neben Preis und Produktqualität bestimmt die vom Kunden wahrnehmbare Leistung, die z.B. durch eine hohe Liefertreue oder einen hohen Lieferservice gekennzeichnet ist, den Unterschied zu Konkurrenten. ,,Insbesondere ermöglicht eine Optimierung der internen und externen Logistikprozesse die Erschließung bisher ungenutzter Produktivi-täts- und Kostenpotentiale. ,,1
Neben den klassischen Produktionsfaktoren wie Kapital, Arbeit oder Maschinen ist der Faktor Information in der heutigen Zeit zu dem vielleicht wichtigsten Punkt für den Erfolg eines Unternehmens herangereift.
Es ist für Entscheidungsträger in einem Unternehmen zur Notwendigkeit ge-worden, einen schnellen Zugriff auf detaillierte Informationen über die wesentlichen Bereiche wie Absatz, Produktion, Rechnungs- oder Personalwesen zu besitzen. Die Problematik dieser Anforderung liegt darin begründet, daß die benötigten Informationen auf unterschiedlichen Plattformen und in vielen unterschiedlichen Systemen vorgehalten werden.
Ein hohe Verfügbarkeit und ein reibungsloser Austausch dieser Daten stellt die oberste Anforderung der Unternehmen an ein System dar. Ein für den zwischenbetrieblichen Austausch von Daten grundlegender Schritt ist eine Standardisierung von Informationen und Prozessen, die von der Standard-isierungsorganisation Supply Chain Council (SCC) als Hauptaufgabe be-trachtet wird.
In dieser Ausarbeitung wird gezeigt, wie die vom SCC entwickelten Standardprozesse und - kennzahlen in den Produkten des Walldorfer Softwareherstellers SAP AG umgesetzt werden und welche Vorteile bezüg-lich der Wertschöpfungskette eines Unternehmens daraus resultieren.
2. 3. Definition
3.1 Nutzen
Nutzen bezeichnet in der Haushaltstheorie bzw. der Nutzentheorie das Maß der Fähigkeit eines Gutes, ein bestimmtes Bedürfnis des konsumierenden Haushalts befriedigen zu können. 2
Im Kontext dieses Referates wird dieser streng gefaßte Nutzenbegriff er-weitert und im Sinne von Vorteilen bzw. Benefits aufgefaßt.
3.2 Standardisierung
Unter Standardisierung versteht man das Aufstellen von allgemein gültigen und akzeptierten festen Normen (Standards) zur Vereinheitlichung der Bezeichnung, Kennzeichnung, Handhabung, Ausführung u.a. von Produkten und Leistungen; in der Technik svw. Normung.3
Eine weitere, eher auf die Technik bezogene Definition von Standards ist folgende. Standard definieren einheitliche Regeln zur Verarbeitung, Speicherung und Übertragung von Informationen mit dem primären Ziel einer Realisierung oder Vereinfachung der Interaktion zwischen System-komponenten.4
3.3 Kennzahl
Kennzahlen sind betriebliche Kennziffern, die als Maßstabswerte für den innerbetrieblichen (betriebsindividuelle Kennzahl) und zwischenbetrieb-lichen (Branchen-Kennzahl) Vergleich dienen. Kennzahlen setzen in einem leicht faßbaren Zahlenausdruck verschiedene Größen in ein sinnvolles Ver-hältnis zueinander.
Aus handelsbetrieblicher Sicht versteht man unter Kennzahlen ,,Grund-zahlen oder
Verhältniszahlen, die einzelne Ergebnisse handelsbetrieblicher Tätigkeit dokumentieren."5 Die Kennzahlen besitzen meist eine einheitliche Dimension, was leicht einen bereichs- oder unternehmensübergreifenden Vergleich ermöglicht.
4. Standardisierung
Der Einsatz von Standards ist für ein effizient wirtschaftendes Unternehmen im Zuge der Globalisierung zu einer absoluten Notwendigkeit herangereift.
Die Entwicklung solcher Standards kann auf drei verschiedene Arten ge-schehen: durch den Markt, durch den Staat oder durch eine Organisation.
Dies läßt sich jedoch nicht vollständig abgrenzen, denn vor dem Hinter-grund dieser
Ausarbeitung steht ein Standard, der durch den zunehmenden wirtschaftlichen Druck auf die Unternehmen vom Markt ausgelöst und durch die Organisation Supply Chain Council erfolgreich umgesetzt wurde.
Der entscheidende Punkt bei der Betrachtung von Standards sind die durch deren Anwendung entstehenden Netzeffekte, die man in direkte und in-direkte Netzeffekte unterteilt. Je mehr
Unternehmen einen Standard nutzen, desto größer ist der Nutzen jedes einzelnen Unternehmens.
Bei der Anwendung von Standards im Hinblick auf die Optimierung der Wertschöpfungskette eines Unternehmens ergeben sich mehrere Arten von Netzeffekten.
Die Standardisierung von Daten und Prozessen innerhalb eines Unterneh-mens ermöglicht einen reibungslosen Austausch der relevanten Informa-tionen zwischen den einzelnen
Unternehmensbereichen. Somit entsteht eine vollständige Transparenz der Geschäftsprozesse. Als noch weitreichender erweist sich jedoch der Einsatz von Standards bei der Kooperation unterschiedlicher Unternehmen. Der schnelle und flexible Datenaustausch zwischen den einzelnen Parteien der Wertschöpfungskette bewirkt eine enorme Verbesserung der LogistikLeistung im Sinne der Kundenzufriedenheit.
Die Einführung eines Standards ist für ein Unternehmen zunächst mit Kosten verbunden, die bei der Anschaffung und Implementierung des Systems anfallen. Natürlich ist man bestrebt, diese Kosten durch den viel-fältigen Nutzen von standardisierten Daten und Prozessen möglichst schnell zu kompensieren.
5. Die Standardisierungsorganisation Supply Chain Council (SCC)
Das Supply Chain Council ist ein 1996 gegründetes Non-Profit-Konsortium mit derzeit ca. 300 Mitgliedern (Stand 6/98), das sich die Entwicklung und Definition von Standard ProzeßReferenz-Modellen für die Supply Chain eines Unternehmens zum Ziel gesetzt hat.6 Unter Supply Chain versteht man dabei die Versorgungs- und Wertschöpfungskette über alle Stufen von der Rohstoffgewinnung bis zum Absatz an die Endverbraucher.7
Die Planung und Optimierung dieser Wertschöpfungskette faßt man unter dem Begriff Supply Chain Management (SCM) zusammen, eine Strategie, die in der jüngsten Vergangenheit mehr und mehr an Bedeutung für die Wirtschaftlichkeit und Existenz eines Unternehmens gewonnen hat.
,,Einzelne Unternehmensbereiche und Produktionsstufen wachsen zu-sammen, die
Produktionsstufen verschmelzen nicht nur innerhalb einer Unternehmung, sondern auch auf globaler Ebene. SCM bedeutet im Kern eine systematische Verzahnung der gesamten internen, aber auch externen Wertschöpfungsketten mit dem Ziel, sich am zukünftigen Bedarf des Kunden orientieren zu können." 8 Praktiker versprechen sich vom Supply Chain Management eine erhebliche Reduzierung der Bestände, Verkürzung der Durchlaufzeiten, Verbesserung der Termintreue und des Lieferservices, Senkung der Logistikkosten und
Steigerung der Kundenzufriedenheit. Darüber hinaus wird das Unternehmen insgesamt beweglicher, weil es schneller auf unerwartete Marktchancen und individuelle Kundenbedürf- nisse reagieren kann.9 Diese Ziele können jedoch nur erreicht werden, wenn Prozeßstandards geschaffen werden, mittels derer ein reibungsloser Datenaustausch innerhalb der Wertschöpfungskette realisiert werden kann. Das Supply Chain Council liefert mit seinem Standardprozeß-Modell SCOR (Supply Chain Operation Reference-Model) und den darin verankerten Kennzahlen einen wichtigen Bestandteil für ein effektives SCM. Die Ziele des SCC sind die Weiterentwicklung und Überprüfung des Standardprozeß-referenzmodells sowie die Erprobung des Modells durch die Mitglieds-unternehmen des Councils, um zu der angestrebten Weiterentwicklung beizutragen.
6. Die Kennzahlen des Supply Chain Operation Reference-Model
Das Supply Chain Operation Reference-Modell (SCOR) wurde als bran-chenübergreifender Standard für das Supply-Management vom SCC ent-wickelt und im Herbst 1996 erstmals veröffentlicht.
Es definiert Supply Chain Managementprozesse und vergleicht sie mit Best Practices,
Benchmarkingdaten und Softwarefunktionalitäten. Als Hilfsmittel dazu liefert SCOR ein
Rahmenwerk, eine Standard-Terminologie und allgemeine Kennzahlen für ein Benchmarking der Supply Chain.10
Das SCOR umfaßt alle Kundeninteraktionen von der Auftragseingabe bis zum Begleichen der Rechnung. Weiterhin werden alle physischen Inter-aktionen, vom Lieferanten ihres Lieferanten zum Kunden ihres Kunden ein-schließlich Maschinen, Material, Ersatzteilen, Software usw. erfaßt11
,,Das SCOR ist ein Prozeßreferenzmodell, das eine Sprache zur Kommu-nikation der
Abteilungen innerhalb eines Unternehmens und mit den Partnern der Lieferkette außerhalb des Unternehmens liefert."12
Das Referenzmodell der SCC basiert auf vier verschiedenen Management-prozessen: Planen (plan), Beschaffen (source), Herstellen (make) und Liefern (deliver).
Im Bereich der Planung findet man Prozesse, die die aggregierte Nachfrage und das Angebot in Einklang bringen, um Aktivitäten zusammenzustellen, die den eingeführten Geschäftsregeln am besten entsprechen.
Hierzu zählen alle vorbereitenden Aktivitäten zu den jeweiligen Aus-führungsprozessen wie Zuweisung von Ressourcen, Aggregation von An-forderungen der Beschaffung, der Produktion und der Distribution, Kapazi-tätsplanung bis hin zur Auftragsverteilung. 13 Der Bereich Beschaffen umfaßt Prozesse, die Produkte und Leistungen be-schaffen, um die vorhergesagte oder wirkliche Nachfrage zu befriedigen. Die Beschaffungsprozesse beschreiben vor allen Dingen den Erwerb, den Erhalt, die Prüfung und die Bereitstellung des eingehenden Materials.14
Das Gebiet Herstellen setzt sich aus Prozessen zusammen, die die Güter in ihren Endzustand überführen, um die vorhergesagte oder wirkliche Nach-frage zu befriedigen. ,,Beginnend von der Anforderung und dem Erhalt von Rohmaterial über die Produktion bis hin zur Montage und Verpackung sind hier die eigentlichen Produktionsprozesse aufgeführt."15 Der Kernprozeß Liefern umfaßt Prozesse, die Fertigwaren oder Leistungen liefern, um die vorhergesagte oder wirkliche Nachfrage zu befriedigen. Er beinhaltet die Erfassung der Nachfrage, ein Auftragsmanagement und die Distributionsprozesse, inklusive eines Lager- und Transportmanagements.16
Das SCOR beinhaltet drei Prozeßebenen (Höchste Ebene, Konfigurations-ebene und
Gestaltungsebene), auf die in dieser Ausarbeitung jedoch nicht näher eingegangen werden soll. Relevant für den Kontext dieses Referates ist die Gestaltungsebene, auf der die Unternehmen ihre Strategie abstimmen.
Zentrales Element dieser Ebene ist die Definition von Prozeßelementen, bei der die
Leistungsfähigkeit jedes Elements hinsichtlich Diagnosekennzahlen und Benchmarks charakterisiert wird. Jedes Element innerhalb der einzelnen Bereiche und Ebenen des SCOR- Modells ist klar definiert und steht im Zusammenhang mit Standardleistungskennzahlen. Auch für die Charak-terisierung einzelner Prozesse werden Kennzahlen geschaffen, die durch ,,Best-In-Class" und branchendurchschnittliche Benchmarkleistungen gekennzeichnet sind. Unter Benchmarking versteht man in diesem Zu-sammenhang das Messen von Prozeßkennzahlen und den Vergleich mit Bestleistungen, etwa in Unternehmen mit gleicher Branchenzugehörigkeit (Best-Practice-Benchmarking). Das Ziel des Vergleichs ist, eine Positionie-rung des eigenen Unternehmens zu finden, um Anstöße für Prozeß-verbesserungen zu erhalten.17
Das sich dabei stellende Problem der Ermittlung der Vergleichsdaten ver-sucht die SCC mit der Entwicklung ihrer Referenzmodells zu lösen.
Das SCOR-Modell unterscheidet sich von klassischen Prozeßmodellen, die typischerweise entwickelt werden, um eine spezifische Prozeßelement-konfiguration (oder -kombination) anzusprechen.
Da sich die Supply Chain als eine Kette aus diversen Prozessen zusammen-setzt, bilden die entwickelten Kennzahlen ein wichtiges Bindeglied zwischen diesen Prozessen.
Beispiele für die von der SCC entwickelten Prozeßkennzahlen sind Umsatz-zahlen,
Deckungsbeiträge, Lagermengen, Auftragskosten oder Ausfüh-rungszeiten.
Abbildung 1 - Anwendung von Standardmodellen
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
7. Nutzen standardisierter Kennzahlen am Beispiel SAP
Modellierung von Wertschöpfungsketten, zeitnahe Entscheidungsfindung und Simulation, transparenter Informationszugriff, präzise und dynamische Prognosen, Vernetzung des
Ökosystems des Unternehmens, effektive und kosteneffiziente Logistik, dynamische
Leistungsmessung - dies ist nur ein Ausschnitt aus den Anforderungen der heutigen Zeit eines effizient wirtschaftendes Unternehmen.18
Das Softwareunternehmen SAP AG hat mit seiner SCOPE-Initiative (Supply Chain
Optimization Planning and Execution) die Wichtigkeit einer effizienten Supply Chain innerhalb und auch zwischen Unternehmen erkannt und bietet seinen Kunden im Rahmen dieser Initiative vier neu ent-wickelte Produkte an. Dies sind das SAP Business Information Warehouse (SAP BW), der SAP Advanced Planner and Optimizer (SAP APO), die Komponente SAP Business-to-Business Procurement (SAP BBP) und das SAP Logistic Execution System (SAP LES). SAP selbst bezeichnet diese neuen Produkte in Zusammenarbeit mit R/3 als erste wirklich umfassende Lösung zum Supply Chain.19 Die Basis für diese vier aktuellen System-entwicklungen bildet das oben beschriebene SCOR- Modell des Supply Chain Council.
Anhand einer detaillierten Betrachtung des SAP Business Information Warehouse sollen im folgenden die Vorteile aufgezeigt werden, die durch die Nutzung von standardisierten Kennzahlen und Prozeßmodellen ent-stehen. Danach wird der SAP Advanced Planner and Optimizer betrachtet und die durch seinen Einsatz resultierenden Vorteile herausgearbeitet.
Eine kurze Übersicht über die Komponenten SAP BBP und SAP LES und deren Umsetzung des SCOR-Modells wird zum Abschluß dieses Kapitels geliefert.
7.1 Das SAP Business Information Warehouse
Die SAP AG entwickelte im Jahr 1997 mit ihrem Data Warehouse SAP Business Information Warehouse ein Lösungskonzept, das sich als eigenständiges System in ein bestehendes SAP- Umfeld eines Unternehmens integrieren läßt und durch die Schaffung offener Schnittstellen (Business Application Programming Interface - BAPI) die Einbindung externer Daten-quellen ermöglicht.
,,Dieser einzigartige Data Warehouse Ansatz in Verbindung mit der Supply Chain Initiative gibt dem BW die Funktionalität, unternehmensweit als zentrale und strategische Informationsdrehscheibe zu fungieren."20
Vom Sachbearbeiter bis zum Management erhält jeder Mitarbeiter im Unternehmen bedarfsgerechten Zugriff auf umfassende, flexible und performante Abfragen, Auswertungen und Analysen.21
7.1.1 Architektur des SAP BW
Das Data Warehouse von SAP basiert auf der bewährten Client/Server-Technologie des Systems R/3 und setzt sich aus drei Komponenten zusammen: dem Business Explorer, der Administrator Workbench und dem Business Information Warehouse-Server. Während der Business Explorer mit seiner graphischen Benutzeroberfläche als Berichts- und Analyseschnittstelle für das Data Warehouse fungiert, dient die Administrator Workbench als Steuermechanismus, mit dem Daten aus den Quellensystemen dem Business Information Warehouse zugeordnet werden.22
Relevant für den Kontext dieser Ausarbeitung ist jedoch die dritte Kompo-nente, der Business Information Warehouse-Server, der die ,,Schaltzentrale" des SAP Data Warehouse darstellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 2 - Architektur des SAP BW
7.1.2 OLAP-System und Metadaten-Repository
Die zwei Hauptbestandteile des SAP BW-Server sind das Online-Analytical Processing-
System (OLAP-System) und ein Metadaten-Repository, mit dessen Hilfe vordefinierte
Reports oder umfassende Sofortabfragen durch-geführt werden können. Dies Metadaten-
Bibliothek ist der Schlüssel zur Pflege aller Informationen in der Data Warehouse-Umgebung, da sie sowohl die betriebswirtschaftlichen als auch die technischen Daten um- faßt. 23
Die OLAP-Technologie stellt die zu präsentierenden Informationen aus den Datenbeständen für die Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven zusammen. Der OLAP-Prozessor ermöglicht somit die Verwendung von Daten zur Analyse- und Berichtszwecken. Vordefinierte Beschaffungsroutinen extrahieren die Daten nach festgelegten Regeln aus den jeweiligen Systemen und übertragen sie nach betriebswirt-schaftlichen Regeln in das Data Warehouse, wobei darauf geachtet wird, daß nur jeweils die Datenänderungen seit dem letzten Lauf übernommen werden, was eine beträchtliche Reduzierung des Datenvolumens bedeutet.24
Ein elementarer Punkt für den Erfolg eines Data Warehouse der ,,neuen Generation", wie der Hersteller seine Lösung selbst bezeichnet, ist die Einbindung von externen Systemen über BAPI's. Die fremden Daten werden mittels einer reichhaltigen Bibliothek, die Funktionen zur Form-konvertierung zur Verfügung stellt, in das SAP BW integriert. Dies sichert die Konsistenz des Data Warehouse.25
7.1.3 Datenspeicherung im SAP BW
Die Informationen im SAP BW werden in Form eines sogenannten InfoCubes dargestellt. Das ist ein mehrdimensionaler Würfel, aus dem sich der Anwender diejenigen Informationsblöcke selektiert und zusammenstellt, die er benötigt.26 Bei der Betrachtung der selektierten Informationen stehen dem Anwender spezielle Werkzeuge wie ,,Slice-and-Dice"-Funktionen (Wechseln der Sichtweise) oder die ,,Drill-Down"-Funktion (Wechsel der Informationstiefe) zur Verfügung. Diese Funktionalitäten können nur realisiert werden, weil sämtliche Daten in den InfoCubes mehrdimensional abgelegt sind.
Abbildung 3 - Darstellung eines InfoCubes
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die InfoCubes sind die zentralen Datenbehälter für Berichte und Aus-wertungen und enthalten zwei Arten von Daten: Kennzahlen und Merkmale, wobei Kennzahlen in diesem Zusammenhang ausschließlich quantifizier-bare Werte sind, z.B. Umsatzzahlen. Die Definitionen der einzelnen InfoCubes, die leicht eine Größe von 10 Gigabyte erreichen können, werden in einem InfoCube-Katalog festgehalten, der die Kennzahlen und Merkmale beschreibt, aus denen die InfoCubes zusammengestellt werden können.27
Ein InfoCube ist eine Menge von relationalen Tabellen, die nach dem sogenannten StarSchema zusammengestellt sind. Im Zentrum des Würfels befindet sich eine große Faktentabelle und mehrere sie umgebende Dimensionstabellen. Die Faktentabelle wird eingesetzt, um alle Kennzahlen auf niedrigster Granularitätsstufe (Verdichtungsstufe) zu speichern, während die Dimensionstabellen zur Speicherung der Merkmale dienen, die im Berichtswesen und bei den Auswertungen benötigt werden.28
Während Dimensionen als gegenseitig unabhängig betrachtet werden, verbindet die Faktentabelle die Dimensionen mit den Kennzahlen.
Abbildung 4 - Darstellung des Star-Schema
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
7.1.4 7.1.5 Kennzahlen im SAP Business Information Warehouse
Mittels der ausgewählten Merkmale aus den Dimensionstabellen werden die aktuellen Kennzahlen nach unterschiedlichen Gesichtspunkten berechnet. Typische Merkmale für die Kennzahl Umsatz sind beispielsweise das ent-sprechende Produkte, der Kunde oder ein Zeitintervall.
Weiterhin gibt es semi-additive Kennzahlen, wie z.B. Bestände, bei denen eine Addition nach Werk mit Lagerort sinnvoll ist, eine Addition nach Zeit jedoch nicht. Eine dritte Kategorie von Kennzahlen ist nicht-additiv, zum Beispiel alle Verhältniszahlen.
Alle diese Eigenschaften können im Business Information Warehouse abgebildet werden und der OLAP-Prozessor stellt sicher, daß sämtliche Geschäftsregeln eingehalten und somit korrekte Ergebnisse dargestellt werden. Neben den dargestellten originären Kennzahlen gibt es abgeleitete Kennzahlen, die entsprechend den Anforderungen des Anwenders dynamisch berechnet werden.29
7.1.6 Nutzen standardisierter Kennzahlen im SAP BW
Das SAP BW ist auch viel mehr als nur eine Software, nämlich eine strate-gische Lösung, die den Weg ins nächste Jahrtausend weisen wird.30
Die Funktionsweise des SAP BW mit den von der SCC standardisierten Prozeßkennzahlen innerhalb der InfoCubes ermöglicht dem Anwender eine unkomplizierte Implementierung der Data Warehouse-Lösung in seine be-stehende EDV-Landschaft. Hohe Realisierungskosten, lange Projektdauer und aufwendiges Customizing, gravierende Nachteile bisheriger Data Warehouse-Lösungen, lassen sich mittels des SAP Business Information Warehouse zu großen Teilen vermeiden. Brauchbare Ergebnisse können schon nach kurzer Einführungsphase verbucht werden, da die Kombination vieler verschiedener Werkzeuge und Techniken entfällt.31
Mit der Ergänzung des SAP BW durch den sogenannten Business Content, einer Sammlung vordefinierter Analysemodelle, gelang es der SAP, die Kluft zwischen technischer und betriebswirtschaftlicher Ebene zu verringern. Der Business Content unterstreicht die betriebswirtschaftliche Ausrichtung des SAP Data Warehouse und enthält vordefinierte Geschäfts-prozesse aus den unterschiedlichsten Unternehmensbereichen (z.B. Enter-prise Management, Finance, Human Resource, Procurement oder Production, deren Funktionalität eine effiziente und optimale Ausnutzung der in den InfoCubes vorgehaltenen Unternehmensinformationen ermög-licht.
Die Geschäftsprozesse werden mittels der standardisierten Kennzahlen so modelliert, daß eine schnelle Nutzung durch den Anwender und eine damit ersparte Zeit- und Personaleinsparung für die Erstellung neuer Berichte und Auswertungen entfällt. ,,D.h. die Daten können nahezu in Echtzeit zur Ver-fügung gestellt werden, ein kostspieliges Programmieren von Datenextrakten und Metadaten-Modellen ist nicht mehr nötig."32
Ein weiterer entscheidender Vorteil liegt in der offenen Architektur des SAP BW, die im Sinne eines Supply Chain Managements eine Integration von Daten aus internen und externen Quellen ermöglicht. Auch diese Tatsache ist auf die fortschreitende Standardisierung der Informationstechnologie zu-rückzuführen, denn nur die Schaffung technischer und betriebswirtschaft-licher Standards ermöglicht eine Zusammenführung und Auswertung unter-schiedlicher Datenquellen. Die Folge daraus ist eine steigende Produktivität der Entscheidungsträger sowie eine Zunahme der Qualität von Entschei-dungen.
7.2 Der SAP Advanced Planner and Optimizer (SAP APO)
Ein wichtiger Bestandteil der Initiative SAP SCOPE ist der Advanced Planner and Optimizer (SAP APO). ,,APO verbessert auf der Basis des SAP Business Framework den Informationsfluß und integriert in Echtzeit team-orientierte Entscheidungsfindung, fortschrittliche Planung und Optimierung in das R/3-System."33
Das System APO setzt sich aus unterschiedlichen Komponenten zusammen: Supply Chain Cockpit, Absatzplanung, Supply Network Planning & Deployment, Produktions- und Feinplanung sowie globale Verfügbarkeits-prüfung.
Zielgruppe des Produktes sind alle Unternehmen, sowohl R/3-Nutzer als auch Anwender fremder Systeme, die mittels offener Schnittstellen in das SAP APO integriert werden können. Das bedeutet, daß SAP mit dem Advanced Planner and Optimizer eine
Integrationsschicht zwischen APO und dem zugrundeliegenden Ausführungssystem liefert.34 Die Möglichkeit des direkten Zugriff auf die elementaren Entscheidungs-daten wird durch die Anbindung des SAP APO an das Business Information Warehouse geschaffen. Das Kernstück des APO ist der sogenannte liveCache, mit dessen Hilfe sich Berechnungen umfangreicher, komplexer Modelle, wie das einer Logistik-kette, schnell durchführen lassen. 35
Für eine optimale Logistik ist es notwendig, daß die vorliegenden Unter-nehmensdaten vollständig aufeinander abgestimmt werden.
Auch in diesem Bereich zeichnen sich die als Kennzahlen und Merkmale gespeicherten
Unternehmensdaten als Grundlage für eine effiziente Logistik-Planung aus. Daraus resultiert eine geringere Planungskomplexität und eine kostengünstigere Verwaltung der Unternehmensprozesse.
Neben dem Business Information Warehouse zeigt der Advanced Planner and Optimizer ebenso, daß die Standardisierung von Prozessen und die Schaffung von Kennzahlen unerläßlich sind für die Steigerung der Wirt-schaftlichkeit eines Unternehmens.
7.3 Das SAP Business-to-Business Procurement (SAP BBP)
Das Business-to-Business-System der SAP stellt ein komplette Lösung für sämtliche Aufgabenstellungen im Bereich Beschaffung dar. Hierzu zählen die Verwaltung von
Lieferanten, das Anlegen von Bestellungen, das Geneh-migen und Ablehnung von
Bestellanforderungen sowie der Status und Über-wachung von Bestellungen.
,,Eine Produktionsplanung, die synchronisiert mit der Bestandsplanung beim Kunden vollzogen wird, ist in der Lage, fehlende oder überflüssige Lager-bestände zu vermeiden."36 Auch das System SAP BBP arbeitet mit standardisierten Kennzahlen wie Absatzmengen, Liefermengen oder Bestellmengen. Der Nutzen des auf den Kennzahlen basierenden Beschaffungssystems läßt sich in wenigen Sätzen zusammenfassen. ,,SAP BBP ist die erste Lösung, die eine Echtzeitinte-gration der Kauf- und Verkaufsseite erlaubt und die Mitarbeiter, mittels einer bedienungsfreundlichen webgestützten Lösung, in die Lage versetzt, die benötigten Waren und Dienstleistungen eigenständig zu beschaffen. Zugleich werden Transparenz und Steuerung des Einkaufs in der gesamten Beschaffungskette erreicht. Die Durchlaufzeiten werden so verringert, die Beschaffungsprozesse werden transparenter und exakter und gleichzeitig können die Personal- und Bestandskosten reduziert werden."37
7.4 Das SAP Logistic Executive System (SAP LES)
Das SAP LES bietet die Grundlage für eine effektive und kostengünstige Logistik in einem Unternehmen. Es ermöglicht eine schnellere und genauere Bearbeitung aller logistischen Vorgänge mittels einer engen Abstimmung der Produktion mit Bereichen wie Transportmanagement und Lager-wirtschaft.38
Für einen schnellen Zugriff auf relevante Daten nutzt das SAP LES neben dem Transport Management-System auch das Data Warehouse-System. Durch die vollständige Integration mit anderen Komponenten der SAP SCOP Initiative wird eine komplette Lösung für die Logistik angeboten.
8. Zusammenfassung und Ausblick
Am Beispiel der SAP-Produktpalette im Rahmen der SCOPE-Initiative wurde gezeigt, welche Vorteile aufgrund standardisierter Informationen und Prozesse realisiert werden können. Die Zusammensetzung der einzelnen Komponenten von SAP verspricht dem Kunden eine umfassende Lösung, die die Effizienz seines Unternehmens erheblich steigert. Durch die Umsetzung von Standards hat es SAP geschafft, seinen Kunden einen hohen und schnellen Return on Investment zu garantieren. Die oftmals sehr lange Einführungsphase für ähnliche Produkte wird deutlich verringert, und schon nach kurzer Zeit werden von dem Systeme brauchbare Ergeb-nisse geliefert. Die ständige Weiterentwicklung der bestehenden Kompo-nenten, sowie der Entwurf neuer Produkte zur Unterstützung der Unternehmen sind in meinen Augen der zentrale Faktor für den Erfolg von SAP.
Der betriebswirtschaftliche Schwerpunkt, den SAP auf seine Produkte legt, bedeutet für den Anwender einen hohen Investitionsschutz, da zwar die Technologie, nicht jedoch die Geschäftsprozesse selbst, einem schnellen Wandel unterliegen.
[...]
1 URL: http://www.fir.rwth-aachen.de/log/projekte/logibest.html
2 Gabler Wirtschaftslexikon, 14. Auflage, Verlag Dr. Theo Gabler GmbH, Wiesbaden 1997
3 Meyers Lexikon, Online-Version, Stand 23.04.199
4 Mertens, Back, Becker, König u.a., Lexikon der Wirtschaftsinformatik, 3. Auflage
5 Gabler Wirtschaftslexikon, 14. Auflage, Verlag Dr. Theo Gabler GmbH, Wiesbaden 1997
6 Information Management & Consulting Nr. 13/1998, Saarbrücken
7 URL: http://www.ids-scheer.de/produkte/twbsc.htm
8 Ulrich Grothuis in der Wirtschaftswoche Nr. 10 / 26.02.1997
9 Information Management & Consulting Nr. 13/1998, Saarbrücken
10 Information Management & Consulting 13/1998, Saarbrücken
11 URL: http://www.supply-chain.org/eu/Deutsch/SCOR/sld003.htm
12 URL: http://www.supply-chain.org/eu/Deutsch/SCOR/sld008.htm
13 Information Management & Consulting 13/1998, Saarbrücken
14 Information Management & Consulting 13/1998, Saarbrücken
15 Information Management & Consulting 13/1998, Saarbrücken
16 Information Management & Consulting 13/1998, Saarbrücken
17 URL: http://1wi2.wiwi.uni-frankfurt.de/publikationen/tutorien/tut1/tsld034.htm
18 SAP Advanced Planner and Optimizer, White Paper, Oktober 1998
19 Dr. Claus Heinrich, SAP AG in: Information Management & Consulting 13/1998
20 URL: http://www.sap.com/germany/press/sapinfo/mag_9_98/s52.htm
21 SAP Business Information Warehouse Technologie, White Paper, September 1997
22 URL: http://www.sap-ag.de/germany/products/bw/bw_komp.htm
23 URL: http://www.sap-ag.de/germany/products/bw/bw_faq.htm
24 SAP Business Information Warehouse Technologie, White Paper, September 1997
25 SAP Business Information Warehouse Technologie, White Paper, September 1997
26 SAP Business Information Warehouse Technologie, White Paper, September 1997
27 SAP Business Information Warehouse Technologie, White Paper, September 1997
28 SAP Business Information Warehouse Technologie, White Paper, September 1997
29 SAP Business Information Warehouse Technologie, White Paper, September 1997
30 URL: http://www.sap-ag.de/germay/products/bw/bwsm_1.htm
31 URL: http://www.sap-ag.de/germany/products/bw/bw-smove.htm
32 URL: http://www.sap-ag.de/germay/products/bw/bw_benef.htm
33 SAP Advanced Planner and Optimizer, White Paper, Oktober 1998, S. 3
34 SAP Advanced Planner and Optimizer, White Paper, Oktober 1998, S. 5
35 SAP Advanced Planner and Optimizer, White Paper, Oktober 1998, S. 6
36 Heinrich, Claus: Supply Chain Management mit SAP, 1999, S. 19
37 URL: http://www.sap-ag.de/germany/products/bbp/index.htm
38 URL: http://www.sap-ag.de/germany/products/les/index.htm
- Arbeit zitieren
- Stefan Seibel (Autor:in), 1999, Nutzen standardisierter Kennzahlen am Beispiel des SAP Content, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/96290