Die folgende Arbeit befasst sich in einer einführenden Art und Weise mit dem Fachbereich der Wirtschaftspsychologie.
Im ersten Teil steht das persönliche Bild der Autorin über die Wirtschaftspsychologie. Der zweite Teil handelt von zwei wirtschaftspsychologischen Grundbüchern, deren wesentlichen Darstellungen von Werbewirkungsmodellen zunächst referiert werden. Im dritten Teil werden die zwölf kulturpsychologischen Umbildungspflöcke beschrieben.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
1 Zusammenfassung der Hausarbeit
2 Entscheidung zum Studium Wirtschaftspsychologie
3 Bilder von Wirtschaftspsychologie
3.1 Persönliches Bild der Wirtschaftspsychologie
3.2 Bild der Wirtschaftspsychologie eines Laien
4. Markt- und Konsumpsychologie
4.1 Werbewirkungsmodelle
4.2 Psychologie als Werbung
4.3 Persönliches Erleben während der Beschäftigung mit der Thematik und Vergleich der Darstellungen
5. Die 12 Umbildungspflöcke
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Die drei Hierarchie-von-Effekten-Modelle (In Anlehnung an Ray, 1973)
1 Zusammenfassung der Hausarbeit
Die nachfolgende Hausarbeit gliedert sich in drei Kapitel.
Im ersten Teil werde ich mein persönliches Bild über die Wirtschaftspsychologie, meine Vorstellungen für die Zukunft und meine Entwicklung im ersten Semester beschreiben. Der zweite Teil handelt von zwei wirtschaftspsychologischen Grundbüchern, deren wesentlichen Darstellungen von Werbewirkungsmodellen zunächst von mir referiert werden. Am Ende dieses Kapitels steht ein persönlicher Kommentar, welcher mein Erleben während der Auseinandersetzung mit der Thematik beschreibt. Im dritten Teil beschäftige ich mich mit den zwölf kulturpsychologischen Umbildungspflöcken und beschreibe mein Verständnis zu diesen Standpunkten.
2 Entscheidung zum Studium Wirtschaftspsychologie
Nach meinem Abitur im Jahre 2018, wollte ich nicht direkt im Anschluss schon studieren. Ich war erstmal froh, dass ich mein Abitur gemeistert hatte und wollte den neuen Lebensabschnitt voll und ganz genießen.
Das Abitur war für mich wie ein Meilenstein in meinem Leben. Natürlich hatte ich mir schon während meiner Schulzeit Gedanken darüber gemacht, was ich in der Zukunft mal machen möchte.
Jedoch habe ich es irgendwie verdrängt, denn es ist eine Entscheidung für das Leben. Ich fand damals und finde auch heute noch, dass die Schule einen nicht wirklich auf das spätere Leben vorbereitet, da wir nur ein Praktikum machen durften und man eigentlich gar nicht so wirklich wusste, was es alles an Ausbildungs- und Studienplätzen gab. Ich entschloss mich nach dem Abitur kurzfristig für ein Freiwilliges Soziales Jahr bei den Johannitern. Dieses Jahr hat mich vieles gelehrt und ich bereue es kein bisschen, ein Freiwilliges Soziales Jahr vor dem Studium gemacht zu haben. Auf der einen Seite hat es mir gezeigt, dass ich in der Zukunft nicht im sozialen Bereich arbeiten möchte, auf der anderen Seite habe ich viele Praxiserfahrungen gesammelt und sehr liebe Menschen kennenlernen dürfen.
Es war schön, nach dem ganzen Lernen in die Praxis hineinschnuppern zu dürfen. Ich habe viele Aufgaben machen dürfen und somit auch viel Verantwortung übertragen bekommen. Zudem hat es mir sehr viel Spaß gemacht, doch war es nicht die Tätigkeit, welche ich in meinerZukunftjeden Tag würde machen wollen.
Also schaute ich mich während meines Freiwilligen Sozialen Jahres im Internet um. Tatsächlich kam mir der Studiengang Betriebswirtschaftslehre als erstes in den Sinn. Ich war überzeugt, dass man diesen Studiengang immer gebrauchen könnte und auch überall Arbeit findet. Jedoch fand ich das Studium sehr zahlenlastig und aus Erzählungen von Freunden kam mir der Studiengang eher einseitig vor.
Im Vordergrund stehen nicht der Mensch und seine Empfindungen, sondern eher die Frage, wie man schnell und effektiv Geld maximiert. Da ich es schon immer als wichtig empfunden habe, auch die menschliche Seite zu beleuchten, kam ich wieder von dem Gedanken ab, Betriebswirtschaftslehre zu studieren.
Dann erinnerte ich mich zurück an meine Schulzeit. In der 10. Klasse bekamen wir im Unterricht Besuch von einem ehemaligen Abiturienten.
Er studierte Wirtschaftspsychologie und war im vierten oder fünften Semester. Der junge Herrwollte mit uns eine Umfrage über die Sparkasse machen und berichtete ganz am Anfang über seine Studieninhalte und wie er das Fach empfand. Ich war sehr hellhörig, denn seine Erzählungen zielten genau auf die Themen ab, welche mich interessierten.
Im Supermarkt hatte ich mir öfters die Frage gestellt, weshalb Menschen genau dieses eine Produkt von einer gewissen Marke kaufen, obwohl es auch andere Marken gibt. Als Beispiel kamen mir Softgetränke in den Sinn.
Die meisten Menschen würden im Supermarkt nach der Coca-Cola greifen, anstatt nach einer eher unbekannteren Cola-Marke, obwohl der Preis um einiges günstiger ist bei der unbekannteren Cola-Marke. Wieso geben Menschen also fast das Dreifache für ein und dasselbe Getränk aus? Liegt es am Geschmack, Marketing oder einfach am Design? Was verleitet einen Menschen dazu, ein gewisses Produkt zu kaufen? Genau diese alltäglichen Dinge im Leben der Menschen interessieren mich, ebenso wie die internen Prozesse in einem Unternehmen selbst. Wie also schafft man es, seine Mitarbeiter zu guter Mitarbeit zu motivieren? Schon damals war mir klar, dass diese Fragen nur ein Bruchteil dessen sein werden, was mich im Studium erwartet. Ich war also entschlossen und motiviert, Wirtschaftspsychologie zu studieren.
3 Bildervon Wirtschaftspsychologie
Zu einem Bild gehören einzelne Bildelemente, wie auch zu einem Zusammenhang einzelne Phänomene gehören. Der Begriff des Bildes hat in unserem Alltag eine klare Bedeutung. Jedoch bezeichnet er in der Psychologie etwas Zusammenhängendes, einen Kontext und die Ganzheit. Ein Bild besteht immer aus Einzelheiten, sie bilden jedoch noch kein Ganzes. Die Ganzheit ist mehr, denn sie weist einen eigenen Sinn und eine eigene Bedeutung auf und kann auch außergewöhnlich Unpassendes zusammenfügen. Alles was wir erleben und beobachten, betrachten wir aus einer Perspektive. Ein subjektives Bild ist keine Kopie, kein Abbild von etwas, denn bloße Abbilder gibt es in diesem Zusammenhang nicht. Für die Wissenschaft und auch für jedes einzelne Individuum sind Bilder immer positionsbezogen, weshalb es demnach keine objektiven Bilder gibt (vgl. Warncke, 2020).
Im folgenden Teil werden zwei Bildervon Wirtschaftspsychologie vorgestellt:
Zum einen mein persönliches Bild von Wirtschaftspsychologie und zum anderen das Bild eines Laien. Beide Bilder wurden durch ausführliche Gruppen- und auch Einzelgespräche erhoben.
Das erste Gespräch fand in Kleingruppen mit drei weiteren Kommilitoninnen statt. Dort wurde auf die bisherige Entwicklung des Bildes von Wirtschaftspsychologie, sowie auf das allgemeine Verständnis der Tätigkeit eines Wirtschaftspsychologen eingegangen.
Das zweite Gespräch wurde mit einem Laien, also einem Fachfremden, geführt. Hinsichtlich dieses Gespräches wird darauf eingegangen, wie Laien die Wirtschaftspsychologie sehen sowie auf die Frage, welche Unterschiede und Gemeinsamkeiten diese Auffassung in Bezug aufdas persönliche Bild hat.
3.1 Persönliches Bild derWirtschaftspsychologie
Vor Beginn meines Studiums, war mir tatsächlich überhaupt nicht klar, dass man die Themenfelder Wirtschaft und Psychologie überhaupt miteinander verbinden kann. Nachdem ich mich weitgehend informiert hatte, stellte ich mir unter dem Studiengang eine Verbindung betriebswirtschaftlicher Kompetenzen mit psychologischem Wissen vor. Ähnlich war es auch bei meinen Kommilitonen. Manche von Ihnen hätten jedoch nicht gedacht, dass das Fach soviel mit Psychologie zu tun hat. Tatsächlich hat man im Alltag eher weniger mit tiefgründiger und wissenschaftlicher Psychologie zu tun. Es werden immer nur oberflächliche Äußerungen von jedem gemacht, wie zum Beispiel, dass wenn jemand oft und schnell weint, derjenige sofort als psychisch labil abgestempelt wird. Es wird nie tiefgründiger darauf eingegangen, weshalb jemand dies tut. Ich wollte mehr über unser Erleben und Verhalten erfahren, nicht nur oberflächlich, sondern auch durch wissenschaftliche Erkenntnisse und Fakten.
Beim Einstellungsgespräch wurde mir erzählt, dass das Studium 70 Prozent Psychologie und 30 Prozent Wirtschaft beinhaltet.
Ich habe mir damals den Wirtschaftspsychologen nicht nur als perfekten Motivator für ein Unternehmen und Arbeitnehmer vorgestellt, sondern auch als jemanden, der Entscheidungen wohldurchdacht und zukunftsorientiert trifft.
In meinem anfänglichen Bild des Wirtschaftspsychologen ist die Person ein perfekter Unternehmer, aber auch ein Coach, Verkäufer und Visionär zugleich. Er wird die Mitarbeiter z.B. nicht nur durch Boni motivieren, sondern schafft es auch, die Mitarbeiter durch Gespräche, Meetings und Events auf seine Seite zu ziehen. Damit bewirkt er ein sehr gutes Arbeitsklima und alle Mitarbeiter sind motiviert und leisten gute Arbeit.
Zudem kennt der Wirtschaftspsychologe alle seine Mitarbeiter und weiß, was ihnen am Herzen liegt. Er ist nicht nur profitorientiert, sondern versucht gegenüber dem Personal Verständnis durch Einfühlungsgabe aufzubringen. Trotzdem weiß er auch, dass das richtige Personal, im Sinne von motivierten und zielstrebigen Mitarbeitern, enorm wichtig für ein Unternehmen ist.
Ich glaube nicht, dass ich irgendwann diejenige sein werde, die ich oben beschrieben habe. Mein anfängliches Bild vom Wirtschaftspsychologen ist eher bizarr und sehr bunt. Dieses Bild hat sich im Laufe meines ersten Semesters gewandelt, aber teilweise auch bekräftigt in meinen Vorstellungen.
Nach dem ersten Semester habe ich erkannt, dass keiner dieser Bereiche für sich alleine steht. Beide Fachbereiche, Wirtschaft und Psychologie, ergänzen und vervollständigen sich. Die Fachbereiche vereinen verschiedene Elemente zu einem neuen „höheren“ Ganzen.
Wie schon anfangs erwähnt, glaubt jeder psychologisch denken und Vor- und Ratschläge geben zu können. Auch meine Kommilitonen und ich haben dies getan.
Am Anfang des Moduls „Einführung in die Wirtschaftspsychologie“, wurden wir direkt mit dem Problem des Dresscodes einer Zeitarbeitsfirma konfrontiert.
Eine große Zeitarbeitsfirma und eine kleinere Zeitarbeitsfirma fusionieren und nun stellt sich die Frage, wie sich das Personal kleidet. Sollten sich die Mitarbeiter wie in der großen Firma mit Anzug und Krawatte oder wie in der kleineren Firma im „Sozialarbeiter-Stil“ kleiden?
Wir sollten dann Handlungsvorschläge zur Lösung des Problems beitragen. Ein Team war dafür, dass in Zukunft alle das tragen sollen, was bislang das große Unternehmen als Dresscode hatte, da das größere Unternehmen das kleinere aufgekauft hat. Das andere Team war dafür, allen Mitarbeiter diese Entscheidung selbst zu überlassen. Der Gedanke dahinter: Im Laufe der Zeit würde sich das Problem von selber lösen.
Es war eine Falle, denn wir wussten nichts von der Ursache des Problems und haben direkt angefangen, nach einer Lösung zu suchen und Vorschläge zu geben. Denn nur wer das Problem versteht, kann lösungsorientiert handeln. Wir alle waren erstaunt, dass wir darauf reingefallen sind. Aber dies konnte man uns auch nicht verübeln, denn bis dahin haben wir so gehandelt, wie jeder Mensch es tun würde. In nur wenigen Monaten lernten wir verschiedene psychologische Ansätze kennen. Dass wir so viele verschiedene Ansätze, wie die biologische, allgemeine und die morphologische Psychologie kennenlernen würden, hätten wir vor Beginn unseres Studiums niemals gedacht. Wir hätten nicht erwartet, dass wir in so viele Bereiche Einblick erhalten und uns dort Fachwissen übermittelt wird, geschweige denn, dass es überhaupt so viele Bereiche gibt.
Durch das vermittelte Wissen weiß ich nun, dass Menschen niemals grundlos handeln. Deshalb sollten wir als Wirtschaftspsychologen nie vorschnelle und unüberlegte Entscheidungen treffen. Wir sollten eine geschulte Umgangsweise mit dem jeweiligen Problem an den Tag legen. Dies wurde uns schon zu Beginn des Studiums, durch den Zeitarbeitsfall deutlich gemacht.
DerWirtschaftspsychologe sollte sich zunächst ein Bild vom Menschen und seinen Problemen machen. Dies gelingt aber nur dann, wenn alle Vorurteile und Voreingenommenheiten abgelegt werden und man den Dingen auf den Grund gehen kann. Denn das Wissen eines morphologisch handelnden Wirtschaftspsychologen knüpft zwar an vorwissenschaftliche Umgangsweisen des Alltags an, ist aber zusätzlich kultiviert und wissenschaftlich fundiert.
Im Verlauf des ersten Semesters, begann ich auch meinen Alltag anders wahrzunehmen. Viele Grundsätze, welche unwissend weitergegeben und fest verankert in mir waren, wurden nun von mir tiefgründig hinterfragt. Dinge, welche im Alltag von mir nicht beachtet wurden, bekamen von mir jetzt zunehmende Aufmerksamkeit. Wie eines Abends, als ich auf die Bahn wartete und mir die eine Werbung anschaute, welche auf den großen Monitoren lief. Mir schossen auf einmal viele Fragen durch den Kopf, welche ich mir früher nie selber gestellt hätte. Meinen Kommilitonen ging es auch nicht anders. Sie sagten mir, dass sie nun auch Handlungen von anderen Personen und viele Dinge im Leben anders sehen, aber auch kritischer an Probleme rangehen und vieles hinterfragen.
In meiner Zukunft könnte ich mir gut vorstellen, vielleicht in der psychologischen Marktforschung zu arbeiten. Die Marktforschung an sich dient grob gesagt dazu, Märkte zu verstehen, um dann Marketingentscheidungen zu treffen bzw. abzusichern. Die psychologische Marktforschung konzentriert sich eher auf das Verhalten und Erleben von Konsumenten. Diesen Bereich stelle ich mir äußerst spannend und vor allem abwechslungsreich vor.
Wenn zum Beispiel ein Unternehmen ein neues Produkt auf den Markt bringen möchte, kann der morphologisch tiefenpsychologisch ausgerichtete Wirtschaftspsychologe klären, wie die Werbung gestaltet werden soll, um möglichst eine große Zielgruppe so anzusprechen, dass die Wirkung der Werbung mit der Intention des Unternehmens übereinstimmt. Im Modul haben wir erfahren, dass Werbung oft falsch verstanden wird. Zwischen dem was gemeint ist und dem was tatsächlich beim Betrachter angekommen ist, liegen manchmal Welten. Uns wurden zum Beispiel Plakate einer Imagekampagne von Ärzten gezeigt, zu denen wir unsere ersten Einfälle nennen sollten.
Die Plakate waren alle wie folgt aufgebaut: Ein großes Portrait eines Arztes und neben dem Portrait ein kleines Zitat. Auf dem ersten Blick war da nichts Verwerfliches. Je länger man diese Plakate betrachtet und den Text dazu liest, umso mehr kommen die Schattenseiten dieser Plakate zum Vorschein. Beim Blick auf ein Werbeplakat oder bei anderen Beobachtungen entsteht immer ein erster Eindruck. Diese Eindrücke überkommen uns. Sie drängen sich uns auf, dagegen können wir nichts tun. Die Plakate werfen viele Fragen auf, denn irgendwie kommt das, was eigentlich gemeint war, nicht beim Betrachter an. So wurde beispielsweise ein Plakat in Kombination mit dem Text als „pervers“ beschrieben. Der Arzt, der auf dem Plakat zu sehen ist, wurde von manchen Kommilitonen sogar als Pädophiler beschrieben.
Sicherlich war das nicht die Intention von den Machern der Imagekampagne. Dieses Beispiel zeigt, dass Werbung oft falsch wahrgenommen wird.
Am Ende des ersten Semesters hat sich meine schwache Vorahnung über die Wirtschaftspsychologie verstärkt, zudem sind viele neue Erkenntnisse hinzugekommen. Alles baut aufeinander auf, es ist wie ein Puzzle. Im ersten Semester habe ich noch viele weitere Puzzlestücke an meinen Puzzlerahmen hinzufügen können.
Andererseits sind manche Überlegungen und Gedanken eher noch milchig und undurchsichtig. Jedoch denke ich, dass im Laufe der Semester diese Gedanken und Überlegungen immer klarer werden und ich immer weitere Puzzlestücke hinzufügen kann.
3.2 Bild derWirtschaftspsychologie eines Laien
Das vorgestellte Bild von Wirtschaftspsychologie wurde in einem ausführlichen Gespräch mit einem Laien, also jemanden, der weder Wirtschaftspsychologe noch Psychologe ist, erhoben. Der Laie ist ein Student eines anderen Faches an einer anderen Universität.
In seinen Vorstellungen ist der Wirtschaftspsychologe in mehreren Bereichen in einem Unternehmen tätig. Vor allem nannte er hierbei das Personalmanagement, die Beratung für ein Unternehmen und das Marketing. In seinem Bild von einem Wirtschaftspsychologen nannte er viele Aufgaben, wie zum einen das Coaching von Mitarbeitern, um die Motivation zu steigern, zum anderen die Verbesserung des Arbeitsplatzes und zukunftsorientierte Veränderungen im Unternehmen selbst. Er konnte mir insgesamt viele Tätigkeiten nennen, obwohl er sich vorher mit dem Fach nicht wirklich auseinandergesetzt hatte.
Er begann damit, die Manipulation von Menschen anzusprechen, die mithilfe der Werbung in eine bestimmte Richtung gelenkt werden. Seiner Meinung nach bilden sich die Menschen kein eigenes Bild von einem Produkt und werden unterbewusst durch die Werbung dazu verleitet, das Produkt zu kaufen. Ich muss gestehen, dass ich diesen Gedanken vor meinem Studium auch pflegte, denn ich vermutete, dass manche Wirtschaftspsychologen ihr Wissen vielleicht ausnutzen, um schnell und effektiv Profit mit einem Produkt zu machen. Ich hätte nicht gedacht, dass mein Laie direkt am Anfang des Gespräches mich mit dieser Kritik konfrontiert und ich wollte diese Kritik eigentlich schnellstmöglich abwenden. Jedoch war das nicht mein Ziel des Gespräches, denn ich wollte sein persönliches Bild vom Fach erfahren. Zudem beschrieb er ein mulmiges Gefühl hinsichtlich des Marketings, denn für ihn sind die Wirtschaftspsychologen die treibende Kraft dahinter. Sie verstehen Menschen und ihr Verhalten in bestimmten Situationen; also wissen die Wirtschaftspsychologen ganz genau, wem sie was verkaufen können. Sie würden die Leute in ihrem Handeln beeinflussen und verstehen die Menschen und ihre Handlungen besser, als sie es wahrscheinlich selbst tun. Er beschrieb es als eine starke Macht, Menschen manipulieren zu können.
Besonders im Internet ist ihm das in den letzten Jahren extrem aufgefallen, dass Menschen sehr leicht beeinflussbar sind in ihrem Kaufverhalten. Er erwähnte Instagram und die sogenannten „Influencer“. Für ihn ist es überhaupt nicht verständlich, weshalb Menschen mit einer enormen Reichweite, anderen Menschen ein gewisses Produkt oder eine Leistung zu enorm hohen Preisen verkaufen wollen. Nur um selber Profit zu machen und die Menschen auszunutzen. Sie manipulieren die Gesellschaft, indem sie vorgeben, ein perfektes Leben zu haben, obwohl es hinter den Kulissen ganz anders aussieht. Dieses „perfekte Leben“ haben sie nur den Menschen zu verdanken, die auf die Werbestrategien reinfallen und von ihnen dermaßen manipuliert werden.
Für mich war es erschreckend, dass mein Gesprächspartner Marketing als so überaus negativ behaftet wahrnimmt.
Nach längerem Nachdenken kann ich mehrerer seiner Gedanken durchaus nachvollziehen. Ich denke, dass viele Menschen die Marktforschung als Eingriff in ihre Privatsphäre wahrnehmen. Besonders im Internet hat man immer wieder das Gefühl, dass die eigenen Daten so effektiv genutzt werden, damit das Marketing noch erfolgreicher und profitabler ist. Sie sammeln private Daten und dies empfinden sowohl mein Laie als auch ich als einen Eingriff in unsere Privatsphäre.
Das Gespräch hatte mir zu denken gegeben, denn vor meinem Studium habe ich mich auch mit den negativen Seiten des Berufes Wirtschaftspsychologe auseinandergesetzt. Anders als im ersten Semester, denn da habe ich dies irgendwie versucht auszublenden und diese Gedanken abgelegt. Mein Laie hat mir gezeigt, dass es auch wichtig ist, sich mit den negativen Seiten auseinanderzusetzten, denn dann könnte man erst etwas bewirken und es vielleicht besser machen.
Er beschrieb einen Wirtschaftspsychologen als allwissend über das menschliche Verhalten und Erleben. Sie könnten die Handlungen der Menschen vorausschauen und dementsprechend Maßnahmen einleiten und ausführen. Beim Beschreiben war er sehr geheimnisvoll und nannte Begriffe wie Omniszienz, allwissend und allmächtig. In seinem Bild ist für ihn ein Wirtschaftspsychologe jemand, der Menschen schnell beeinflussen und manipulieren kann. Er ist allwissend und kann Menschen dazu verleiten, bestimmte Produkte oder Leistungen zu erwerben.
Während des Gesprächs ist mir aufgefallen, dass er nichts Positives über den Beruf erwähnt hatte. Ich versuchte Ihm mein Bild eines Wirtschaftspsychologen zu vermitteln, indem ich ihm von unserer ersten Vorlesung erzählte. Damals behandelten wir den Zeitarbeitsfall mit dem „Dresscode“ und ich finde, dass diese Aufgabe für mein Bild der Wirtschaftspsychologie enorme Bedeutung hatte. Ich erzählte ihm, dass Wirtschaftspsychologen auf keinen Fall allwissend sind, denn auch sie müssen erst einmal die Ursache des Problems herausfinden, um dann Lösungsansätze zu formulieren. Auf keinen Fall geht das schnell, denn man muss sich Zeit dafür nehmen und zudem haben die Wirtschaftspsychologen keine allgemeingültige Formel fürjeden Sachverhalt.
Er war erstaunt, dass mein Bild des Wirtschaftspsychologen sich von seinem stark abgrenzte. Einerseits blieb er skeptisch, war andererseits aber auch interessiert daran, mehr über die Wirtschaftspsychologie zu erfahren.
Abgeschlossen haben wir das Gespräch mit einer Diskussion über unsere verschiedenen Bilder von Wirtschaftspsychologie, indem die oben genannten Kritikpunkte erneut aufgegriffen wurden. Das Gespräch wurde also zu einer Diskussion und da fragte ich mich am Ende des Gespräches, woran es nun hauptsächlich lag. Ich denke, dass viele Menschen Werbung und Marketing mit etwas negativem verbinden. Auch mein Laie tut es und dies bezog er direkt auf den Wirtschaftspsychologen und seine Tätigkeitsfelder.
Resümierend würde ich beide Gesprächsrunden sehr unterschiedlich beschreiben. Schon vor dem Gespräch hatte ich die Vermutung, dass der Laie andere Ansichten hat als meine Kommilitonen und ich. Das erste Gespräch mit meinen Kommilitonen war nicht besonders überraschend für mich. Wir vier hatten die ähnlichen Bilder von Wirtschaftspsychologie, die sich teilweise ergänzte. In unserem Gespräch sprachen wir viel über unsere Vorstellungen von später und unsere Entwicklung im ersten Semester. Jeder hatte zwar andere Zukunftsvorstellungen, anderseits war die Entwicklung und unser jetziges Bild von Wirtschaftspsychologie, nach dem ersten Semester sehr ähnlich. Mich hat es nicht verwundert, denn sie hatten mein bestehendes Bild gestärkt und auch teilweise ergänzt. Nachwirkungen hatte die erste Gesprächsrunde für mich nicht.
Die zweite Gesprächsrunde hatte mich überrascht und sehr zum Nachdenken gebracht. Vor Beginn der Gesprächsrunde hätte ich nicht erwartet, dass der Laie so viel Kritik ausüben würde. Ich bin davon ausgegangen, dass das Gespräch ähnlich wie das erste verlaufen wird und der Laie mir sein positives Bild mitteilt.
Doch dies kam anders, denn es gab nichts Positives in seinem Bild des Wirtschaftspsychologen. Das hat mich sehr verwundert. Allerdings konnte ich einige seiner Ansatzpunkte gut nachvollziehen und sie haben mich auch noch lange nach dem Gespräch zum Nachdenken gebracht. Ich empfinde es als total wichtig, auch andere Sichtweisen aufzunehmen, zu respektieren und selber darüber nachzudenken.
Das Gespräch hat mir gezeigt, dass auch ich meine Sichtweise über das Bild eines Wirtschaftspsychologen überdenken und hinterfragen muss.
4. Markt- und Konsumpsychologie
Ich habe mich bewusst für den Fachbereich Markt- und Konsumpsychologie entschieden, da ich diesen immer als vielschichtig und interessant wahrgenommen habe. Wie anfangs dargestellt, stelle ich mir die Fragen im Supermarkt wie es zu bestimmten Kaufentscheidungen kommt. Ich bin gespannt daraufzu erfahren, welche Regelmäßigkeiten im Konsumverhalten der Menschen es gibt. Deswegen habe ich mich für diesen Fachbereich entschieden. Ich möchte mein unausgereiftes Wissen weiterentwickeln, um noch mehr Puzzlestücke zu meinem Puzzlerahmen hinzufügen zu können. Hierbei werde ich meinen Fokus vornehmlich auf das Thema Werbewirkungsmodelle legen.
Dazu habe ich zwei wirtschaftspsychologische Grundlagenbücher ausgesucht. Zunächst werde ich die wesentlichen Inhalte beider Bücher zusammenfassend referieren. Im Anschluss werden Unterschiede und Gemeinsamkeiten dargestellt. Schlussendlich werde ich einen persönlichen Kommentar über mein Erleben während der Auseinandersetzung mit den Themen der beiden Bücher geben.
Bei den beiden Kapiteln handelt es sich zum einen um „Werbewirkungsmodelle“ aus dem Buch „Wirtschaftspsychologie“ von Klaus Moser. Zum anderen wird das Kapitel „Psychologie als Werbung“ aus dem Buch „Einführung in die Wirtschaftspsychologie“ von Günther Wiswede behandelt.
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