Das Thema der folgenden Arbeit sind grundlegende Forschungsfelder der biologischen Psychologie.
In einem ersten Abschnitt wird deshalb der Unterschied zwischen dem somatischen und vegetativen Nervensystem behandelt, an den sich ein zweiter Abschnitt über die vier wichtigsten Hypophysenhormone anschließt. In einem dritten und letzten Abschnitt werden dann das Prinzip und die Anwendungsmöglichkeiten des sogenannten Neurofeedbacks näher erläutert.
Inhaltsverzeichnis
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
1. Die Unterscheidung des somatischen und vegetativen Nervensystems
2. Funktionen der Hormone der Hypophyse
2.1 AdrenocorticotropesHormon
2.2 Somatotropin
2.3 Oxytozin
2.4 Vasopressin
3. Neurofeedback
Literaturverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildungs- und Tabellenverzeichnis
Abbildung 1: Gliederung des Nervensystems nach Lokalisation
Abbildung 2: Gliederung des Nervensystems nach Funktion
Abbildung 3: Organisation des Nervensystems
Abbildung 4: Die Hypophyse und ihre Zielorgane
Abbildung 5: Regulation derAusschüttung von Glucocorticoiden
Abbildung 6: Verbindung zwischen Hypothalamus und Neurohypophyse
Abbildung 7: Wirkweise des Neurofeedbacks
Abbildung 8: Behandlungsmöglichkeiten mit Neurofeedback
Tabelle 1: Unterschiede zwischen dem SNS und VNS
1. Die Unterscheidung des somatischen und vegetativen Nervensystems
Das Nervensystem wird definiert als „die Gesamtheit der Nervengewebe des Menschen und dient der Erfassung, Fortleitung, Auswertung und Speicherung von Informationen aus unserer Umwelt und unserem Körper.“1 Es setzt sich aus dem Zentralnervensystem (ZNS) und dem peripheren Nervensystem (PNS) zusammen.2
Das ZNS besteht aus Neuronen des Gehirns und des Rückenmarks. Es ist die zentrale Steuerinstanz des Körpers und die Grundlage aller psychischen Funktionen.3 Das Rückenmark verbindet das Gehirn mit dem übrigen Körper über das periphere Nervensystem.4 Das PNS umfasst die Teile des Nervensystems, die außerhalb des Gehirns und Rückenmarks liegen5 und kann definiert werden als „Netzwerk der sensorischen und motorischen Neuronen, die die Verbindung zwischen dem zentralen Nervensystem und der Körper-oberfläche bilden.“6
Das Nervensystem kann nach Lokalisation und Funktion untergliedert werden. Hinsichtlich der Lokalisation erfolgt eine Unterscheidung in zentrales Nervensystem (ZNS) und peripheres Nervensystem (PNS). Beide Systeme enthalten vegetative und somatische Anteile.7
Obwohl das ZNS als „zentraler Kontrollturm“ gilt, ist es von der Außenwelt isoliert. Periphere Nerven befinden sich überall im Körper und tragen die Informationen von den sensorischen Rezeptoren in den Augen, Ohren, Haut etc. zum Gehirn oder Botschaften vom Gehirn und Rückenmark zu den Muskeln und Drüsen. ZNS und PNS kommunizieren ständig miteinander.8 Das PNS stellt somit die Verbindung zwischen dem ZNS und der Peripherie, d.h. den Organen, den Muskeln und der Körperoberfläche, her.
Hinsichtlich der Funktion wird das Nervensystem nach somatischem Nervensystem (SNS) und vegetativem Nervensystem (VNS) unterschieden.9
Das SNS ist das willkürliche Nervensystem, das hochdifferenziert ist und bewusst ablaufende Körperfunktionen, wie bewusste Bewegungen, steuert.10 Es dient der Innervation der Skelettmuskulatur.11 Ferner liegt der Schwerpunkt auf der bewussten Wahrnehmung und Verarbeitung von Umweltreizen und körpereigenen Reizen.12 Es überträgt Reize von Augen, Ohren, Haut, Skelettmuskeln und Gelenken an das ZNS. Die Informationen von den Rezeptoren der Sinnesorgane und Körperrezeptoren werden vom ZNS verarbeitet, das wiederum Signale an die Skelettmuskulatur übermittelt. Dadurch ist das SNS der mit der Umwelt interagierende Teil des Nervensystems.13 Es unterliegt der willentlichen Kontrolle und kann intendierte Bewegungen wie das Heben des Fußes ausführen.14
Im Gegensatz zum SNS unterliegt das VNS nicht der direkten, willkürlichen Kontrolle, sondern erfüllt die Aufgaben ohne Impuls selbstständig.15 Daher wird es auch als autonomes Nervensystem bezeichnet.16 Es ist das unwillkürliche Nervensystem,17 das weitgehend unbewusst funktioniert.18 Es regelt die inneren, vegetativen Körperaktivitäten19, steuert die Eingeweidetätigkeit20 und reguliert lebenswichtige Funktionen der Atmung, des Kreislaufs, des Stoffwechsels, der Drüsensekretion, der Körpertemperatur und der Fortpflanzung.21 Es ist neben dem endokrinen System das Kommunikationssystem für den Informationsaustausch zwischen den einzelnen Organen. Innerviert werden die glatten Muskeln der Organe sowie Systeme wie das Herz und die Drüsen.22
Das VNS sorgt für das Überleben des Individuums, indem es bei äußerer Bedrohung aktiviert wird und lebenswichtige Körperfunktionen auch im Schlaf, unter Narkose oder im Koma aufrechterhält.23 Ferner ist es dafür zuständig, dass die Homöostase des Gesamtsystems erhalten bleibt und sich der Organismus an wechselnde Bedingungen anpassen kann.24 Anpassungsreaktionen sind bspw. der Anstieg des Herzzeitvolumens und der Muskeldurchblutung bevor eine willkürliche körperliche Anstrengung erfolgt oder das Auslösen von Speichel- und Magensaftsekretion, wenn Speisen angeschaut oder vorgestellt werden. Aufgrund dieses Zusammenhangs können vegetative Vorgänge gemessen und Rückschlüsse auf die auslösenden zentralnervösen Prozesse gezogen werden. So kann bspw. bei einem Lügendetektor der elektrische Hautwiderstand als Indi- katorfür emotionale Belastung gemessen werden.25
Für die Sicherung des Überlebens arbeiten zwei Untersysteme des VNS zusammen:26 das sympathische Nervensystem bzw. der Sympathikus, der den Organismus bei Bedrohung und Stress mobilisiert, und das parasympathische Nervensystem bzw. der Parasympathikus, der Energieressourcen in Ruhephasen aufbaut.27
Der Sympathikus ist ergotrop, d.h. auf Arbeit ausgerichtet,28 und eine Art „Störensucher“29. Bei Notfällen, stresserzeugenden Herausforderungen oder emotionaler Erregung werden Energie und Leistungsressourcen aktiviert, stimuliert und mobilisiert, um so das Individuum auf bedrohliche Situationen vorzubereiten. Der Herzschlag wird beschleunigt, der Blutzuckerspiegel erhöht, Arterien und Bronchien erweitert, die Verdauungstätigkeit vermindert und innersekretorische Drüsen zur Hormonausschüttung, wie bspw. Adrenalin, zur weiteren Steigerung der aktivierenden Erregung aktiviert,30 um motorische Reaktionen zu erleichtern.31
Nach der Anspannung sorgt der Parasympathikus für die Beruhigung und Erholung. Er ist trophotrop, d.h. auf Ruhe ausgerichtet. Der Herzschlag wird vermindert, der Blutzuckerspiegel abgesenkt, die Atmung beruhigt, die Verdauung wiedereingesetzt und Energiereserven aufgebaut.32
Sympathikus und Parasympathikus arbeiten weitgehend antagonistisch zueinander und innervieren fast alle inneren Organe. Sie sorgen unter normalen Bedingungen gemeinsam für einen ausgewogenen Gleichgewichtszustand.33 Es kann allerdings beim Sympathikus zu einer Überreaktion kommen, so dass er auf eine nicht bedrohliche Situation reagiert als sei sie gefährlich und Flucht- und Kampfmechanismen mobilisiert.34
Auch wenn das Nervensystem funktionell nach SNS und VNS unterschieden werden kann, sind beide Systeme miteinander verflochten. Zum Beispiel erhöht sich beim Riechen eines schmackhaften Gerichts, welches ein Sinneseindruck des somatischen Nervensystems ist, der Speichelfluss, der vom vegetativen Nervensystem gesteuertwird.35
Zudem bestehen beide Systeme aus afferenten und efferenten Fasern. Informationen werden über afferente Bahnen vom Körper zum ZNS und über efferente Bahnen vom ZNS zum Körper geleitet.36 Afferenzen werden auch als sensorische, d.h. Sinneseindruck vermittelnde, Nervenfasern bezeichnet. Informationen aus den Eingeweiden werden im VNS über Viszeroafferenzen übermittelt. Bei Signalen aus der Skelettmuskulatur, Gelenken, Haut und Sinnesorganen des SNS handelt es sich um Somatoafferenzen. Efferenzen sind motorisch und werden nach Viszeroefferenzen des VNS, die die Innervation von glatter Muskulatur, Herzmuskulatur und Drüsen im Fokus haben, und Somatoefferenzen des SNS, welche die Skelettmuskulatur innervieren, unterschieden.37 Das VNS besitzt die beiden vorgestellten Typen efferenter Nerven: die sympathische und parasympathische Nerven.38
Darüber hinaus kann eine weitere Unterscheidung getroffen werden. Das SNS ist entwicklungsgeschichtlich ein „junges“ Nervengewebe, das nur bei höher entwickelten Lebensformen vorkommt. Das VNS ist entwicklungsgeschichtlich älter und findet sich bereits bei sehr niedrig entwickelten Lebensformen.39
Außerdem besteht ein Unterschied hinsichtlich der Neurotransmitt. Diese sind Überträgersubstanzen an den Synapsen des Nervensystems.40 Die Neurotransmitter des VNS sind Acetylcholin für den Parasympathikus und Noradrenalin für den Sympathikus. Der Neurotransmitter im SNS ist ausschließlich Acetylcholin.41
Die Unterschiede sind stichpunktartig in der folgenden Tabelle zusammengefasst:
Somatisches Nervensystem Vegetatives Nervensystem
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1: Unterschiede zwischen dem SNS und VNS
Quelle: Eigene Darstellung angelehnt an Dierlmeier (2015), S. 25.
Abschließend kann festgehalten werden, dass das SNS für die „Auseinandersetzung des Individuums mit der Umwelt“ verantwortlich ist, während die Hauptaufgabe des VNS in der „Ordnung der inneren Funktionen“ besteht.42
2. Funktionen der Hormone der Hypophyse
In diesem Abschnitt werden die Funktionen von vier verschiedenen Hormonen, die von der Hypophyse ausgeschüttet werden, vorgestellt.
Die Hypophyse ist eine Hormondrüse43, welche die Größe eines Kirschkerns hat und sich aus dem Vorderlappen (Adenohypophyse) und dem Hinterlappen (Neurohypophyse) zusammensetzt.44 Über den Hypophysenstiel ist sie mit dem Hypothalamus verbunden.45
Die Neurohypophyse speichert die sogenannten Effektorhormone, die vom Hypothalamus produziert werden und bei Bedarf ausgeschüttet werden. Effektorhormone sind Oxytozin und Vasopressin.
Die Adenohypophyse produziert selbst eine Reihe von Hormonen, die durch Releasing- und Inhibiting-Hormone des Hypothalamus gesteigert oder gehemmt werden. Hormone, die die Adenohypophse produziert, sind Somatotropin, Prolaktin, gonadotrope Hormone und glandotrope Hormone, wie das adrenocorti- cotrope Hormon (ACTH).46
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abbildung 4: Die Hypophyse und ihre Zielorgane
Quelle: MSD Manuals Hypophyse (2019).
2.1 Adrenocorticotropes Hormon
Das adrenocorticotrope Hormon bedeutet übersetzt „auf die Nebennierenrinde gerichtet“ und ist eines der weitreichendsten Hormone der Hypophyse.47 Es ist ein glandotropes Hormon, das die nachfolgenden Hormondrüsen reguliert; andere Hormone, die nicht glandotrop sind, wirken direkt aufdie Zielzellen.48
ACTH bewirkt vor allem die Ausschüttung der Glucocorticoide und der Minera- locorticoide aus der Nebenniere.49 Zusammen mit dem Releasing-Hormon Cor- ticotropinReleasing-Hormon (CRH), ist es in einem Regelkreissystem, dem Hy- pothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-System (HHN-System), eingebunden.50 Bei Stress bspw. in Form von Angst, Furcht oder Schmerz scheidet der Hypothalamus CRH aus,51 welches wiederum die Adenohypophyse veranlasst, ACTH auszuschütten.52 Das ACTH wird mit dem Blutstrom zu den Drüsen der Nebennierenrinde und weiteren Organen weitergeleitet. Dort löst es die Ausschüttung von ca. 30 verschiedenen Hormonen aus, die die Körperfunktionen an die Stressbelastung auf unterschiedlichste Art anpassen.53 In der Nebennierenrinde bzw. dem adrenalen Kortex führt ACTH zur Synthese und Freisetzung von Glucocorticoiden,54 wie Cortisol und Aldosterol, die in gegenseitiger Wechselwirkung mit den Catecholaminen Adrenalin und Noradrenalin stehen.55 Glucocorti- coide steuern physiologische Ereignisse und hemmen die weitere Aktivierung der Hypothalamus-Hypophysen-Nebennierenrinden-Achse (HHN-Achse).56
Des Weiteren fördert ACTH die Freisetzung anderer Steroidhormone bspw. ad- renaler Androgene.57 Darüber hinaus wirkt ACTH direkt auf nicht-endokrine Zielorgane. So beeinflusst es die Aktivierung intrazellulärer Lipasen und somit die Mobilisierung von Fett sowie den Abbau von Cortisol in der Leber. Die therapeutische Bedeutung des ACTHs liegt in der Hormonbehandlung rheumatischer und allergischer Leiden.58 Wenig bekannt ist die psychologische Wirkung physiologischer Dosen beim Menschen. Es gab keine stärkeren Effekte in Untersuchungen an Gesunden.59
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1 Entringer/Heim (2016), S. 14.
2 Vgl. Birbaumer/Schmidt (2010), S. 72.
3 Vgl. Becker-Carus/Wendt (2017), S. 43.
4 Vgl. Zimbardo/Gerrig (1999), S. 66-67.
5 Vgl. Kindermann (2020), S. 70.
6 Zimbardo/Gerrig (1999), S. 67.
7 Vgl. Kugler(2017), S. 396.
8 Vgl. Zimbardo/Gerrig (1999), S. 66-67.
9 Vgl. Kugler(2017), S. 396.
10 Vgl. Dierlmeier(2015), S. 25.
11 Vgl. Kugler(2017), S. 396.
12 Vgl. von der Assen (2016), S. 80.
13 Vgl. Entringer/Heim (2016), S. 14.
14 Vgl. Becker-Carus/Wendt (2017), S. 43.
15 Vgl. von der Assen (2016), S. 80.
16 Vgl. Birbaumer/Schmidt (2010), S. 102.
17 Vgl. Dierlmeier(2015), S. 25.
18 Vgl. Kugler(2017), S. 396.
19 Vgl. Becker-Carus/Wendt (2017), S. 44.
20 Vgl. Kugler(2017), S. 396.
21 Vgl. Birbaumer/Schmidt (2010), S. 102.
22 Vgl. Ebd., S. 102.
23 Vgl. Zimbardo/Gerrig (1999), S. 68.
24 Vgl. Entringer/Heim (2016), S. 14.
25 Vgl. Birbaumer/Schmidt (2010), S. 102.
26 Vgl. Zimbardo/Gerrig (1999), S. 68.
27 Vgl. Entringer/Heim (2016), S. 14.
28 Vgl. Becker-Carus/Wendt (2017), S. 44.
29 Vgl. Zimbardo/Gerrig (1999), S. 68.
30 Vgl. Becker-Carus/Wendt (2017), S. 44.
31 Vgl. Zimbardo/Gerrig (1999), S. 68.
32 Vgl. Becker-Carus/Wendt (2017), S. 44.
33 Vgl. Ebd., S. 44.
34 Vgl. Zimbardo/Gerrig (1999), S. 68.
35 Vgl. Kugler(2017), S. 396.
36 Vgl. Entringer/Heim (2016), S. 14.
37 Vgl. Kugler(2017), S. 396.
38 Vgl. Entringer/Heim (2016), S. 14.
39 Vgl. Dierlmeier (2015), S. 25.
40 Vgl. Dorsch Lexikon Neurotransmitter (2020).
41 Vgl. Dierlmeier(2015), S. 25.
42 Vgl. Kowal-Summek (2018), S. 27.
43 Vgl. Hemmelmann (2014), S. 4.
44 Vgl. Roth/Huber(2018), S. 233.
45 Vgl. Hemmelmann (2014), S. 4.
46 Vgl. Krieger(2011), S. 98.
46 Vgl. Becker-Carus/Wendt (2017), S. 46-47.
48 Vgl. Claus/Claus (2018), S. 196.
49 Vgl. Ebd., S. 196.
50 Vgl. Becker-Carus/Wendt (2017), S. 46.
51 Vgl. Ebd., S. 46.
52 Vgl. Claus/Claus (2018), S. 205.
53 Vgl. Becker-Carus/Wendt (2017), S. 46.
54 Vgl. Dorsch Lexikon ACTH (2020).
55 Vgl. Becker-Carus/Wendt (2017), S. 47.
56 Vgl. Bullmann (2020), S. 135.
57 Vgl. Ebd., S. 135.
58 Vgl. Spektrum Lexikon ACTH (2020).
59 Vgl. Dorsch Lexikon ACTH (2020).
- Arbeit zitieren
- Sina Heller (Autor:in), 2020, Biologische Psychologie. Somatisches und vegetatives Nervensystem, Hypophysenhormone und Prinzip und Anwendungsmöglichkeiten von Neurofeedback, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/962108