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Hausarbeit, 2019
33 Seiten, Note: 1,3
1 Einleitung
2 Die narratoästhetische Bilderbuchanalyse
2.1 Makroanalyse
2.2 Mikroanalyse: Textexterne Aspekte
2.2.1 Paratext
2.2.2 Materialität
2.3 Mikroanalyse: Textinterne Aspekte
2.3.1 Was wird dargestellt?
2.3.2 Wie wird es dargestellt?
2.3.3 Interdependenzen von Bild und Text
3 Fazit
Die vorliegende Bilderbuchanalyse beschäftigt sich mit dem Bilderbuch „Die Streithörnchen“ von Rachel Bright, das für Vorschulkinder konzipiert ist. Das Bilderbuch behandelt Thematiken wie Uneinigkeiten und Auseinandersetzungen. Aber auch Themen wie das Miteinander, das Teilen oder Freundschaft stehen im Fokus. Anhand des Buches „Bilderbuchanalyse: Narrativik – Ästhetik – Didaktik“ von Tobias Kurwinkel soll das Bilderbuch unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte analysiert werden. Untersucht werden sollen unter anderem Aspekte der narratoästhetischen Bilderbuchanalyse. Den Hauptteil bildet demnach die Analyse des Bilderbuchs „Die Streithörnchen“. Am Anfang widmet sich diese wissenschaftliche Arbeit der Frage nach der Makroebene, bei welchem die Aspekte Produktion, Distribution und Rezeption im Mittelpunkt stehen. Nachfolgend geht diese Arbeit auf die Mikroanalyse ein, wo zum einen textexterne und textinterne Aspekte untersucht werden. Das Hauptaugenmerk bei der textinternen Analyse liegt dabei darin, wie es und was dargestellt wird. Dabei werden die Handlung und Figuren näher betrachtet sowie auf Motive und den Raum Bezug genommen. Darüber hinaus werden Schrift- und Bildtext untersucht und es gibt theoretischen Einblick in spezifische Erzählmerkmale. Auch die Gestaltungsmerkmale und Illustrationen werden näher betrachtet. Des Weiteren wird auch auf die sprachliche Gestaltung Bezug genommen. Unter anderem wird der Frage nachgegangen, welche Bedeutung das Bild und der Text übernehmen. Am Ende folgt die Schlussfolgerung mit dem Fazit.
Zu Beginn der narratoästhetischen Bilderbuchanalyse wird auf die Makroanalyse eingegangen. Diese nimmt die Aspekte Produktion, Distribution und Rezeption in den Fokus. Der Kontext eines Bilderbuches spielt nun eine Rolle.1 Im Bereich Produktion sind Illustrator, Autor und Werk von Bedeutung. Deshalb werden nun Autoreninformationen gegeben. Die Autorin des Bilderbuches ist Rachel Bright. Sie ist Illustratorin und Grafikerin und hat bereits zahlreiche Kinderbücher geschrieben. Derzeit lebt sie mit ihrem Lebensgefährten und ihrer kleinen Tochter auf einem Bauernhof an der Küste Englands.2 Jim Field ist der Illustrator des Buches. Übersetzt wurde das Buch von Pia Jüngert. Die englische Originalausgabe erschien 2017 unter dem Titel „The Squirrels who squabbled“. Ein weiterer Bereich stellt die Distribution dar, in welchem die Verlage als Anbieter eine Rolle spielen, sodass die Bücher ihre Adressaten bzw. Käufer erreichen. Erschienen ist das Bilderbuch durch den Magellan Verlag. Eine Besonderheit dieses Verlages ist, dass er sehr umweltfreundlich ist und auf Nachhaltigkeit achtet. Gedruckt wird nämlich auf FSC-Papier, die Farben basieren auf Pflanzenbasis, es wird lösungsmittelfreier Klebstoff benutzt und der Drucklack basiert auf Wasserbasis. Erhältlich ist das Bilderbuch auf vielerlei Online-Plattformen wie Amazon, in Buchhandlungen, in verschiedenen Kaufhäusern oder auch in Bibliotheken zum Ausleihen. Eine digitale Version wie beispielsweise als eBook ist derzeit noch nicht erschienen. Der dritte Bereich ist die Rezeption, bei welchem, wie der Name schon sagt, die Rezipienten in Fokus sind. Hier geht es darum, „wer ein Bilderbuch betrachtet, liest oder kauft und wie es aufgenommen wird“3 Neben den Kindern als Rezipienten nehmen auch die Erwachsenen eine wichtige Rolle ein, da sie sozusagen eine Vermittlerrolle haben. Dies ist von großer Bedeutung, da nur so die Kinder Zugang zu den Büchern bekommen. Da es sich bei dem Buch „Streithörnchen“ um ein Kinderbuch für drei- bis s6echsjährige Kinder handelt, sind die Erwachsene und deren Vermittlerfunktion sehr wichtig.
Bei den textexternen Aspekten spielen Paratext sowie Materialität eine Rolle, während es bei den textinternen Aspekten um die histoire und discours-Ebene geht. In den folgenden Abschnitten werden diese nun näher erläutert und anhand des Bilderbuchs aufgezeigt.
Ein Paratext ergänzt oder kommentiert das Buch, gehört jedoch nicht zum eigentlichen literarischen Werk. Die Beziehung zwischen Haupt- und Nebentext eines Bilderbuches soll nun analysiert werden. Grundsätzlich wird zwischen dem Haupttext und dem Neben- bzw. Paratext unterschieden. Nun wird der Paratext des Buches „Die Streithörnchen“ näher analysiert. In Bezug auf das Buch „Die Streithörnchen“ lässt sich festhalten, dass auf dem Cover der Name der Autorin Rachel Bright, der Name des Illustrators Jim Field, der Titel des Buches „Die Streithörnchen“ sowie der Verlag Magellan mit deren Logo abgedruckt ist. Auf dem Klappentext befindet sich wie üblich eine kurze Inhaltsangabe und es sind zwei weitere bekannte Bücher wie „Der Löwe in dir“ abgedruckt. Außerdem sind zwei Rezessionen abgebildet und die ISBN. Das Bilderbuch besitzt ein Hardcover ohne einen Schutzumschlag. Auf dem Cover befinden sich zwei groß abgedruckte braun-orangene Eichhörnchen. Beide verschränken die Arme, schauen etwas verärgert aus und die Augen zeigen in jeweils andere Richtungen. Man erkennt also schon auf den ersten Blick, dass mit den zwei Eichhörnchen etwas nicht stimmt und sie sich wahrscheinlich verkracht haben. Dies weckt sofort Interesse, denn man möchte gerne wissen, was vorgefallen ist. Auch der Titel des Buches ist groß und deutlich abgedruckt. „DIE STREIT“ ist schwarz abgedruckt, während „HÖRNCHEN“ dick, in der Farbe weiß und in einer anderen Schriftart abgedruckt und hebt sich somit etwas ab, dass neben den zwei Eichhörnchen direkt in das Auge fällt. Der Hintergrund ist in einem kräftigen türkis, wodurch die zwei Eichhörnchen gut zur Geltung kommen. Dies verdeutlicht, wie wichtig es ist, dass das Cover eines Buches gut gestaltet ist. Denn nur wenn das Interesse geweckt wird und das Buch ansprechend aussieht, wird es gelesen. Im vorderen sowie hinteren Vorsatzpapier sind verschiedene Blätter in einem zarten Orange abgebildet. Daraus lässt sich für den/die Leser_in schon erahnen, dass die Jahreszeit, von der das Buch handelt, der Herbst ist. Nun folgt die erste Titelei mit dem Titel des Buches, was auch als Schmutztitel bezeichnet wird. Wie auf dem Buchcover ist der Titel identisch abgedruckt, bis auf den Unterschied, dass das „HÖRNCHEN“ nun in der Farbe grau statt weiß ist. Darunter befindet sich Tannenzapfen. Dass der Zapfen in dem Buch eine Bedeutung hat, kann der/die Leser_in möglicherweise schon erahnen. Während die rechte Buchseite weiß ist, sticht die linke Buchseite mit einem kräftigen Orange stark ins Auge, das auch wieder auf der vorletzten Buchseite erscheint. Des Weiteren befinden sich im zweiten Teil der Titelei noch genauere Informationen zum Verlag und es werden noch zwei weitere Bücher der Autorin genannt. Der Buchtitel ist wieder identisch mit der vorherigen Seite zu sehen mit dem einzigen Unterschied, dass das Wort „HÖRNCHEN“ nun noch größer abgebildet ist. Nun stehen auch noch wie auf dem Cover die Autorin und der Illustrator jeweils rechts und links oben. Auch wurde unter dem Buchtitel noch die Übersetzerin Pia Jüngert erwähnt. Unten in der Mitte ist klein noch das Logo des Verlages zu sehen. Über die zwei Seiten hinweg ist ein Bild abgedruckt. Zu sehen sind drei Baumstämme, während einer in der Buchmitte ist und die anderen beiden rechts und links außen. Die Blätter der Bäume sind in Herbstfarben genauso wie das Laub, das auf dem Boden liegt. Links unten ist ein Eichhörnchen von hinten abgebildet, dass sich an einem Bauchstamm krallt. Rechts in der Mitte der Seite erkennt man das andere etwas kleiner abgebildete Eichhörnchen, dass gerade den Baumstamm hinunterläuft.
Bei der Materialität geht es um die Beziehung zwischen dem Bilderbuch als narrativer Text und seiner stofflichen Beschaffenheit.4 Dies schließt Bild- und Schriftträger mit ein. Das Buch „Die Streithörnchen“ besteht aus mittelstarkem Papier und der Einband aus Karton. Die Malweise variiert im Buch und hin und wieder ist die Farbe aufgesprüht oder gespritzt worden. Die Firnis, also die Schutzschicht, ist matt und ist somit angenehm anzusehen. Der Illustrator Jim Field nutze Computerprogramme, um Illustrationen digital zu erstellen und mixte dies mit eigenen Zeichnungen. Für das endgültige Kunstwerk werden die Hauptfiguren und das gesamte Hintergrundlayout mit Bleistift von Hand gezeichnet. Er hat versucht direkt am Computer zu zeichnen, aber nach ihm ist nicht dasselbe wie mit Hand, da di Spontanität dadurch verloren geht. Sein Ziel ist es, dass seine Illustrationen so handgemalt wie möglich aussehen. Da das Buch im Herbst spielt, hat er viele Orange, Rot- und Brauntöne verwendet. Bei der Wasserfallszene im Buch hat Field einen Spachtel benutzt, um weiße Acrylfarbe auf schwarzes Papier zu streichen und eine Hintergrundtextur erstellt. Spritzer und Blasen fügt er mit dem Spritzpinsel hinzu.5 Field ist es gelungen, aus jeder Seite etwas „Lebhaftes“ zu gestalten und damit die Geschichte zum Leben zu erwecken. Durch seine gelungenen Illustrationen kann der/die Leser_in in die Geschichte eintauchen.
Bei den textinternen Aspekten spielen die histoire und discours-Ebenen eine Rolle. Während es bei der Histoire-Ebene darum geht, was dargestellt wird, geht es bei der Discours-Ebene darum, wie es dargestellt wird. Die Histoire-Ebene schließt Struktur und Aufbau mit ein und die Discours-Ebene Handlungen sowie deren Ein- und Mehrstränigkeit und die Mono- und Pluriszenik.6
Zu Beginn des Buches, auch Exposition genannt, werden die Figuren eingeführt und der Schauplatz wird dargestellt: Die Erzählung handelt von dem Eichhörnchen Lenni, der unbekümmert sein Leben lebt. Der Sommer im Wald neigt sich langsam dem Ende zu und der Winter steht schon bald vor der Tür (vgl. Abb. 6). Für die Tiere im Wald heißt es nun Nahrung für die kalte Jahreszeit ansammeln, um Vorrat anzulegen (vgl. Abb. 7). Ganz weit oben am Baum hängt der allerletzte Tannenzapfen des Jahres, auf den es Eichhörnchen Lenni abgesehen hat (vgl. Abb. 8). Im Mittelpunkt der Erzählung, der sogenannten Konfrontation, steht der Konflikt: Lenni ist nicht der Einzige, der den Zapfen haben will. Auch Finn will ihn unbedingt haben. Während Lenni sich bisher noch keinen Vorrat für den Winter angelegt hat, da er lieber im Hier und Jetzt lebt, hat Finn schon vorbildlich Vorräte angesammelt (vgl. Abb. 9). Nun stehen die beiden Eichhörnchen vor einem Hindernis, das sie überwinden müssen: Gleichzeitig wollen die beiden Eichhörnchen den Zapfen ergattern, der plötzlich herunterfällt und von einem Vogel geschnappt wird (vgl. Abb. 10-15). So entsteht ein Wettstreit, um den beliebten Zapfen, dass sie ganz vergessen, dass sie sich in Gefahr begeben haben (vgl. Abb. 16). Hier tritt der Wendepunkt in der Erzählung ein: Sie erkennen, dass sie zusammenhalten mussten, um sich zu retten (vgl. Abb. 17). Somit wird die Geschichte nun in eine andere Richtung gelenkt und die Erzählung endet mit der Auflösung: So half einer dem anderen und sie begruben das Kriegsbeil und konnten sogar über ihre eigene Dummheit lachen (vgl. Abb. 18). Schließlich entwickelte sich eine Freundschaft zwischen den beiden Eichhörnchen, die sich einst wegen einem Tannenzapfen gestritten hatten (vgl. Abb. 19+20).
Auf der Discours-Ebene können Handlungen ein- oder mehrsträngig sein. In dem Bilderbuch „Die Streithörnchen“ findet einsträngiges Erzählen statt. Die Erzählung hat eine Handlung, die sich von Anfang bis Ende zieht: Nämlich um die Eichhörnchen Lenni und Finn, die den Tannenzapfen ergattern wollen. Des Weiteren wird zwischen Mono- und Pluriszenik unterschieden. In dem Bilderbuch finden sich monoszenische Bildreihen, da immer nur eine Aktion innerhalb einer Bildfläche abgebildet wird: Lenni und Finn sind gerade dabei dem Zapfen hinterherzujagen, als dieser an einer Klippe droht, hinunterzufallen. Abgebildet sind die zwei Eichhörnchen, deren Schreck ihnen ins Gesicht geschrieben ist und der Zapfen, der kurz vorm Abstürzen ist (vgl. Abb. 13).
Die Figurenanalyse als textinterne Aspekte der Mikroanalyse beruht auf der Histoire-Ebene. Hier wird beispielsweise auf die Figurenkonstellationen eingegangen. Anhand der Discours-Ebene werden Charaktereigenschaft untersucht.7 Figuren sind unerlässlich in einer Erzählung, denn erst durch sie entsteht überhaupt eine Geschichte. In dem Bilderbuch „Die Streithörnchen“ fungieren Tiere, also nichtmenschliche Figuren, als Handlungsträger. Generell wird zwischen Haupt- und Nebenfiguren unterschieden. Hauptfiguren in dem ausgewählten Bilderbuch sind die Eichhörnchen Lenni und Finn, da sich die Handlung um den Streit zwischen ihnen beiden dreht. Nebenfiguren stellen die anderen Tiere wie der Bär, der Vogel und das andere Waldvolk dar, die am Ende des Buches alle gemeinsam essen. Sie erfüllen bloß einen dramaturgischen Zweck. Des Weiteren ist eine Unterscheidung zwischen dem Protagonisten und dem Antagonisten notwendig. In diesem Falle ist Lenni der Protagonist, der durch seine unbekümmerte und sorglose Art sympathisch wirkt. Als Leser_in kann man sich gut in ihn hineinversetzen und auch ein Stück weit identifizieren. Finn hat im Buch die Rolle des Antagonisten, da er das Gegenteil von Lenni darstellt. Er hat im Gegensatz zu Lenni, schon einen Vorrat für den Winter angelegt. Beide sind Gegenspieler des jeweils anderen: Während Lenni sorglos durch das Leben zieht, ist Finn durch seine vorbildhafte Art schon längst für den Winter gerüstet. Weiterhin erfolgt eine Unterteilung in typisierte und individualisierte Figuren. In dem ausgewählten Bilderbuch handelt es sich um die individualisierte Figuren Lenni und Finn. Zudem machen beide einen großen Entwicklungsschritt, indem sie erkennen, dass ihr Wettstreit sinnlos war und ein guter Freund wichtiger ist. Während am Anfang beide etwas stur waren und keiner nachgeben wollte, haben sie später erkannt, dass Teilen etwas Wunderbares sein kann. Aufgrund dessen können die Figuren Lenni und Finn auch als dynamische Figuren beschrieben werden. Die Nebenfiguren der Bär, der Vogel und die anderen Waldbewohner sind demgegenüber typisierte Figuren. Man erfährt weder ihre Namen, noch entwickeln oder verändern sie sich. Auf der Discours-Ebene findet eine Charakterisierung der Figuren in explizit und implizit statt. Explizit werden sie durch Adjektive und Adverbien charakterisiert: Lenni wird beispielsweise als sorglos und gierig beschrieben. Anhand der Art, wie die Figuren sprechen, handeln, denken oder empfinden, werden sie implizit beschrieben: Seine unbekümmerte Art kommt dadurch zum Vorschein, dass er die ganze Zeit feiert und sein Leben genießt. Auch als sie sich im Fluss in Gefahr begeben, denkt Lenni nur an sich und dass er den Zapfen unbedingt haben will. Hier kommt nun auch seine gierige Art hervor. Doch als es darauf ankommt, hilft er Finn aus der Notlage und rettet ihn damit. Im Nachhinein lachen die beiden über ihren Streit und somit hat Lenni erkannt, dass es Wichtigeres im Leben gibt. Zu der impliziten Charakterisierung zählt zudem auch, der räumliche und soziale Kontext: Beide Eichhörnchen leben im Wald und leben mit anderen Waldtieren zusammen. Am Ende des Buches sind alle Tiere gemeinsam versammelt und speisen zusammen. Zudem spielt das Aussehen auch bei der impliziten Charakterisierung eine Rolle: Lenni und Finn haben beide das typische Aussehen eines Eichhörnchens. Der buschige Schwanz, die kurzen spitze Ohren, das weiße Fell um die Nase und um den Mund sowie am Bauch und die kurzen Arme und Beine. Ihr Fell hat eine Färbung von hellem Fuchsrot. Während Lennis Fell etwas orangener ist, hat Finn eine etwas rötere Färbung. Außerdem ist Finn etwas größer als Lenni. Somit kann man als Leser_in beide gut unterscheiden, was gerade für Kinder wichtig ist. Auch die Mimik und Gestik wurde lebhaft dargestellt. Lennis Mimik als er zu Beginn des Buches am Baum schwang, verdeutlichte seine sorglose Art (vgl. Abb. 6). Ihm war seine Unbekümmertheit sozusagen ins Gesicht geschrieben. Auch im Wettstreit mit Finn, als der Zapfen kurz vorm Abstürzen ist, zeigt die Mimik der beiden, wie sehr sie wollen, dass sie den Zapfen bekommen und nicht der andere. Die Gestik lässt sich ebenso gut erkennen und wurde gut veranschaulich: Gegen Ende als beide erkannten, wie sinnlos ihr Streit war, liegen beide am Boden und lachen zusammen. Lenni fasst sich mit einer Hand an den Kopf und zeigt mit der anderen auf Finn. Dadurch bekommt der/ die Leser_in den Eindruck, als könnten nun beide über sich selbst und sozusagen „ihre Dummheit“ lachen (vgl. Abb. 18).
Anhand der Histoire-Ebene werden bei der Analyse von Motiven und Themen Textstrukturen untersucht. Auf der Discours-Ebene wird untersucht, wie die Themen dargestellt und gestaltet werden.8
Auf der Histoire-Ebene handelt es sich bei der Raumanalyse als textinterner Aspekt um die Raumstrukturen sowie die Raumkonzeption. Bei der Discours-Ebene geht es um die Darstellungsart- und weise.9 Die räumlichen Gegebenheiten, in denen das Buch „Die Streithörnchen“ handelt, ist der Wald. Der Ort im Wald variiert: im Baum, im Wasser bzw. im Wasserfall, am Ufer und in Lennis zu Hause. Nach Kurwinkel wird zwischen erzählte und erzählende Räume unterschieden. In dem zu analysierenden Buch handelt es sich um erzählte Räume, da es sich auf real existierende Landschaften bezieht. In diesem Fall geht es um einen Wald, der im Buch auch näher beschrieben und dargestellt wird. Im Buch sieht man den Wald aus verschiedenen Perspektiven. Es gibt einige Doppelseiten, auf dem eine große Fläche vom Wald abgebildet ist. Daneben gibt es aber auch Seiten im Buch, auf denen nur ein kleiner Ausschnitt aus dem Wald zu sehen ist. Beispielsweise sieht man sehr detailgetreu, wie das Waldvolk Vorräte für den Winter sammelt (vgl. Abb. 7). Je nach Situation sind die Fotos groß über die zwei Doppelseiten oder kleiner abgebildet. Somit wechseln die Orte auch ständig. Trotzdem spielt sich das ganze Buch im Wald ab. Somit bekommt der/ die Leser_in einen genaueren Einblick vom Waldleben durch die Zeichnungen. Gerade für Kinder sind die Bilder sehr eindrucksvoll mit vielen Details, die zu entdecken sind. Die Bilder laden dazu ein, diese noch länger zu betrachten und genauer anzuschauen. Der Raum Wald kann auch eine symbolische Bedeutung aufweisen, denn der Wald gilt oft als Ort voller Bedrohungen, aber auch der Ruhe und des Friedens. Die Bedrohung im Wald liegt darin, dass sich die Waldbewohner Lenni und Finn um Nahrung streiten. Der Ort, als sich Lenni und Finn in Gefahr begeben und im Wasser treiben, der zugleich den Wendepunkt der Geschichte darstellt, ist ein Symbol der Veränderung und Befreiung zugleich. Während beide in Not sind und als es darauf ankommt, hilft einer dem anderen und somit wurde das Kriegsbeil zwischen ihnen begraben und sie sehen ein, wie sinnlos ihr Streit war (vgl. Abb. 17). Sie haben sozusagen aus der Situation gelernt und als sie am Ufer sind, können beide sogar darüber lachen. Das Ufer wiederum kann als Symbol des Schutzes und der Sicherheit gesehen werden, da sie sich nun nicht mehr in Gefahr befinden, sondern sicher an Land angekommen sind (vgl. Abb. 18). Die Bedeutung des Waldes als Ort des Friedens kann darin liegen, dass die beiden Eichhörnchen sich gegen Ende des Buches versöhnen (vgl. Abb. 18). Auch der Ort, an dem sich Lenni zu Beginn des Buches aufhält, kann ein Symbol der Freiheit sein: Lenni schwingt nämlich sorglos auf einem Baumstamm hin und her (vgl. Abb. 6).
2.3.2.1.1 Erzählebenen
Bei der Analyse der Erzählebenen werden Struktur, Funktion sowie Gestaltung von Rahmen- und Binnenerzählungen in den Fokus genommen. Rachel Brights’s Bilderbuch „Die Streithörnchen“ beginnt damit, dass eine Erzählinstanz den Ort, die Jahreszeit und der situative Kontext schildert sowie das Eichhörnchen Lenni vorstellt: Während die anderen Waldbewohner fleißig am Vorräte sammeln sind, geht Lenni lieber feiern und kümmert ich nicht um die anstehenden Wintertage. Als Lenni den Zapfen am Baum entdeckt, übernimmt Lenni als neue Erzählinstanz das Wort, indem er sagt, dass er den Zapfen haben muss. Nun kommt es zum Wortgefecht zwischen den beiden Eichhörnchen, die beide versuchen, den Zapfen zu schnappen: „Meiner!“, schrie Lenni. „Nein, meiner!“, rief Finn. So geht es eine Weile Hin und Her. Während zwischenzeitlich wieder eine andere Erzählinstanz zu Wort kommt, die die Situation schildert, kommen gegen Ende wieder Lenni und Finn zu Wort. Die Sätze, die von Lenni oder Finn gesprochen werden, sind in wörtlicher Rede verfasst und somit lässt sich gut erkennen, wenn einer der beiden redet (vgl. Abb. 11).
[...]
1 vgl.: Kurwinkel, Tobias (2017): S. 53
2 vgl.: Lovely Books: https://www.lovelybooks.de/autor/Rachel-Bright/ , 15.08.19
3 Kurwinkel, Tobias (2017): S. 58
4 vgl. Kurwinkel, Tobias (2017): S. 73
5 vgl.: Computer Arts (2018): https://www.creativebloq.com/features/how-to-illustrate-a-childrens-book, 18.08.19
6 vgl. Kurwinkel, Tobias (2017): S. 81
7 vgl. Kurwinkel, Tobias (2017): S. 86
8 vgl. Kurwinkel, Tobias (2017): S. 90
9 vgl. Kurwinkel, Tobias (2017): S. 94