In einer Zeit des gesellschaftlichen Umbruchs und politischer Unsicherheit erhebt sich eine mahnende Stimme, die vor den Gefahren eines aufkeimenden Militarismus warnt. Dieses Werk, tief verwurzelt in den Erfahrungen der Weimarer Republik, entlarvt auf zynische und eindringliche Weise die Mechanismen, die eine Gesellschaft in den Abgrund führen können. Es ist eine düstere Prophezeiung, die die kritiklose Akzeptanz von Autorität, die Verherrlichung des Gehorsams und die Unterdrückung des individuellen Denkens anprangert. Der Autor zeichnet ein erschreckendes Bild einer Welt, in der militärisches Denken allgegenwärtig ist, in der bereits Kinder zu Kadavergehorsam erzogen werden und in der wirtschaftliche und gesellschaftliche Ressourcen für die Rüstung verschwendet werden. Doch inmitten dieser Dunkelheit schimmert ein Hoffnungsschimmer auf: der Widerstand einzelner, die sich gegen den Strom stellen und für Freiheit und Menschlichkeit kämpfen. Allerdings wird deutlich, dass diese Kräfte allein nicht ausreichen, um den drohenden Untergang abzuwenden. Das Werk ist ein flammender Appell an die Vernunft und ein Aufruf zum Handeln, bevor es zu spät ist. Es ist eine zeitlose Warnung vor den Gefahren des Autoritarismus und ein Plädoyer für eine Gesellschaft, die auf Frieden, Gerechtigkeit und individueller Freiheit basiert. Die Analyse der politischen Strömungen der Zeit, insbesondere der aufkommenden rechtsgerichteten Kräfte, verleiht dem Werk eine besondere Brisanz. Es thematisiert die Verblendung und Bequemlichkeit der Eliten, die durch ihre Untätigkeit den Weg für eine Katastrophe bereiten. Das Werk ist somit nicht nur ein Spiegelbild seiner Zeit, sondern auch eine erschreckend aktuelle Mahnung an die Gegenwart, die zur kritischen Auseinandersetzung mit den gesellschaftlichen Entwicklungen und zur aktiven Gestaltung einer besseren Zukunft auffordert. Es beleuchtet die Bedeutung von Zivilcourage und Widerstand gegen jede Form von Unterdrückung und Manipulation. Es fordert dazu auf, die Augen nicht vor den Gefahren zu verschließen, sondern wachsam zu bleiben und sich für die Werte einer freien und offenen Gesellschaft einzusetzen. Ein tiefgründiges Werk, das zum Nachdenken anregt und die Leserinnen und Leser dazu auffordert, Verantwortung für die Gestaltung der Welt zu übernehmen.
Historische Deutung
Das Gedicht „Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?“ wurde im Jahre 1928 von Erich Kästner geschrieben. Er wurde 1899 in Dresden geboren, studierte Sprache und Kultur und überlebte zwei Weltkriege. Er starb 1974. Kästner galt als Gebrauchslyriker, Zyniker und Gesellschaftskritiker, was sich natürlich stark in seinen Werken widerspiegelt.
Das Gedicht wurde in der Zeit der Weimarer Republik (1918-1933) geschrieben. Die erste Deutsche Republik wurde am 9. November 1918 von Philipp Scheidemann (MSPD) vom Reichstag in Berlin aus ausgerufen. Sie wurde später „Weimarer Republik“ genannt! Die Weimarer Republik brachte nach dem ersten Weltkrieg einen Veränderungs- und Modernisierungsschub. Kunst und Kultur in den zwanziger Jahren erreichten unter den neuen demokratischen Freiheiten „...einen kaum erwarteten kreativen Höhepunkt, der als „klassische Moderne“ in die deutsche Geistesgeschichte eingegangen ist.“ (1998: 2) Die Epoche der Weimarer Republik endete im Januar 1933 mit der Machtübertragung auf Hitler und die NSDAP. Diese Tatsache war zwar zu dem Zeitpunkt, zu dem Kästner das Gedicht schrieb, noch unbekannt aber die Tendenz dorthin schien sich damals schon deutlich abzuzeichnen.
Dies erklärt Kästners Kritik an dem Militär. Erich Kästner sieht vorzeitig eine Gefahr von den rechts gerichteten Parteien, z.B. der NSDAP, ausgehen und versucht, letztendlich natürlich chancenlos, die Bevölkerung darauf aufmerksam zu machen: (9-12 / 3)
„Wenn dort ein Vorgesetzter etwas will - und es ist sein Beruf, etwas zu wollen -, Steht der Verstand erst stramm und zweitens still. Die Augen Rechts! Und mit dem Rückgrat rollen!“
Er warnt quasi davor, einfach die Augen zu verschließen, den Verstand auszuschalten und wie eine Maschine willenlos zu gehorchen bzw. Befehle auszuführen. Er kritisiert die einflußreichen Mittglieder der Gesellschaft, weil diese eine eventuelle Machtübernahme durch eine der rechtsgerichteten Parteien erst möglich machen!: ( 3-4 / 1 )
„ (...)
Dort stehn Prokuristen stolz und kühn In den Bureaus, als wären es Kasernen“
Der Autor beschreibt, wie es in einem solchen Militärstaat zugehen würde, der Nachwuchs würde schon vom Kindesalter an zum Soldaten großgezogen und für Gehorsam, ohne dabei zu denken, belohnt werden.: ( 13-16 / 4 )
„Die Kinder kommen dort mit kleinen Sporen und mit gezogenem Scheitel zur Welt. Dort wird man nicht als Zivilist geboren. Dort wird befördert, wer die Schnauze hält.“
Kästner versucht darzustellen ,daß das Potential für ein friedliches und glückliches Miteinander gegeben sind, dieses aber aus Bequemlichkeit (oder ähnlichen) nicht wahrgenommen wird.: ( 17-20 / 5 )
„(...)
Es könnte glücklich sein und glücklich machen! Dort gibt es Äcker, Kohle, Stahl und Stein Und Fleiß und Kraft und andre schöne Sachen.“
Der Autor beschreibt aber auch den sich offensichtlich in der Minderheit befindenden Aufstandswillen einiger Bürger (wie er selber einer ist) die sich gegen die breite Masse zu wehren versuchen.: ( 21- 24 / 6)
„Selbst Geist und Güte gibt’s dort dann und wann! Und wahres Heldentum. Doch nicht bei vielen.
(...)“
Er ist sich aber darüber im klaren, das der Widerstand bei weitem nicht ausreicht und das das unaufhaltsame geschehen wird.: ( 25-28 / 7 )
Häufig gestellte Fragen
Worum geht es in dem Gedicht „Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn?" von Erich Kästner?
Das Gedicht ist eine Kritik am Militarismus und den gesellschaftlichen Zuständen in der Weimarer Republik. Kästner warnt vor der Verblendung der Bevölkerung und dem blinden Gehorsam gegenüber Autoritäten, die den Aufstieg rechtsgerichteter Kräfte wie der NSDAP begünstigen könnten.
Wann und in welchem Kontext wurde das Gedicht geschrieben?
Das Gedicht wurde 1928 in der Zeit der Weimarer Republik (1918-1933) verfasst. Die Weimarer Republik war eine Zeit des Wandels und der Modernisierung nach dem Ersten Weltkrieg, aber auch eine Zeit politischer Instabilität und des Aufstiegs extremistischer Ideologien.
Was kritisiert Kästner in Bezug auf das Militär?
Kästner kritisiert die blinde Befolgung von Befehlen, den Verlust des Verstandes und die maschinelle Ausführung von Anordnungen. Er warnt davor, die Augen vor den Gefahren zu verschließen und sich willenlos dem Gehorsam hinzugeben.
Welche Rolle spielen die einflussreichen Mitglieder der Gesellschaft in Kästners Kritik?
Kästner kritisiert die einflussreichen Mitglieder der Gesellschaft, da diese durch ihr Verhalten und ihre Entscheidungen eine mögliche Machtübernahme durch rechtsgerichtete Parteien erst ermöglichen würden. Er sieht in ihnen eine Gefahr für die Demokratie.
Wie beschreibt Kästner die Erziehung in einem Militärstaat?
Kästner beschreibt, dass Kinder in einem Militärstaat von klein auf zu Soldaten erzogen werden. Gehorsam wird belohnt, während kritisches Denken unterdrückt wird. Es herrscht eine Kultur der Konformität und des Schweigens.
Welche positiven Potentiale sieht Kästner in der Gesellschaft?
Kästner betont, dass das Potential für ein friedliches und glückliches Zusammenleben vorhanden ist. Es gibt Ressourcen wie Äcker, Kohle, Stahl, Fleiß und Kraft, die für eine positive Entwicklung genutzt werden könnten.
Wie beurteilt Kästner den Widerstand gegen die militaristischen Tendenzen?
Kästner stellt fest, dass es zwar Widerstand gegen die militaristischen Tendenzen gibt, dieser aber in der Minderheit ist und nicht ausreicht, um den unaufhaltsamen Aufstieg des Militarismus zu verhindern. Er deutet eine gewisse Resignation an.
Was bedeutet die Zeile "Kennst du das Land, wo die Kanonen blühn? Du kennst es nicht? Du wirst es kennenlernen!"?
Diese Zeile ist eine düstere Prophezeiung. Kästner warnt davor, dass selbst wer die militaristischen Tendenzen und ihre Gefahren nicht erkennt, diese in der Zukunft noch schmerzlich erfahren wird.
- Arbeit zitieren
- Gregor Löttel (Autor:in), 1999, Kästner, Erich - Historische Deutung - Kennst Du das Land, wo die Kanonen blühn? - Historische Deutung des Gedichts, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/95665