Eine der bahnbrechendsten Untersuchungen zu den psychologischen und sozialen Auswirkungen von Arbeitslosigkeit stellt die Marienthal-Studie dar. Eine Gruppe von österreichischen Forschern führte im Zuge der Weltwirtschaftskrise 1929/1930 eine umfangreiche Untersuchung des Dorfes Marienthal durch, wo die Schließung des einzigen Industriebtriebs den Arbeitsplatzverlust fast aller Einwohner zur Folgte hatte. Die Studie gilt heute als Meilenstein in der empirischen Sozialforschung, da sie als erste die soziopsychologischen Wirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit untersuchte und eine Reihe moderner und neuer Forschungsmethoden anwendete, die auch den gegenwärtigen wissenschaftlichen Standards genügen (Jahoda et al. [1975] 2018). Die Studie zeigte außerdem eindeutig, dass Massenarbeitslosigkeit nicht wie angenommen, zu einer sozialistischen Revolution führt, sondern eine passive und resignierte Haltung der Betroffenen herbeiführt (Müller 2008). Des Weiteren ist die Studie durch ihre spezielle Kombination von qualitativen und quantitativen Erhebungsverfahren bekannt, die gewinnbringend eingesetzt wurden und zur Beantwortung der Forschungsfragen dienten.
Vor diesem Hintergrund konzentriert sich folgende Arbeit auf die verwendeten qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden. Ziel ist es zu überprüfen, inwieweit die Methodentriangulation und die Hinzunahme quantitativer Erhebungsmethoden zu einem zusätzlichen Erkenntnisgewinn beigetragen hat. Zur Beantwortung der aufgeworfenen Fragestellung bedarf es zunächst eines analytischen Rahmens. Als theoretische Grundlage dient in Kapitel 2 das qualitative und quantitative Paradigma der empirischen Sozialforschung, deren Grundvorstellungen und Axiome dargestellt und erörtert werden. Im Anschluss erfolgt eine Beurteilung darüber, ob die Marienthal-Studie tatsächlich auf den Grundvorstellungen des qualitativen Paradigmas aufbaut. Kapitel 3 konzentriert sich ausschließlich auf die Herausarbeitung der verwendeten Forschungsmethoden. Diese werden hinsichtlich ihres Erkenntnisgewinnes analysiert, wobei ein besonderer Fokus auf den quantifizierenden Erhebungsmethoden liegt. In Kapitel 5 werden die wichtigsten Ergebnisse nochmals zusammengetragen und ein abschließendes Fazit darüber gegeben, ob eine erfolgreiche Methodentriangulation durch die Verwendung quantifizierender Erhebungsverfahren gegeben ist.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Marienthal-Studie auf Boden des qualitativen Forschungsparadigmas
- Das qualitative Paradigma
- Das quantitative Paradigma
- Einordnung der Marienthal-Studie
- Methodentriangulation
- Qualitative Methoden der Marienthal-Studie - Erkenntnisse
- Quantitative Methoden der Marienthal-Studie – Erkenntnisse
- Erkenntnisgewinn durch den Einsatz quantitativer Methoden
- Fazit und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit analysiert die Marienthal-Studie im Hinblick auf die Anwendung von qualitativen und quantitativen Forschungsmethoden und ihre Bedeutung für den Erkenntnisgewinn. Ziel ist es, zu untersuchen, inwieweit die Kombination dieser Methoden, also die Methodentriangulation, zu neuen Erkenntnissen über die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit geführt hat. Die Arbeit beleuchtet die theoretischen Grundlagen der qualitativen und quantitativen Forschungsparadigmen sowie deren Auswirkungen auf die Interpretation und Auswertung von Forschungsergebnissen.
- Das qualitative und quantitative Forschungsparadigma
- Die Marienthal-Studie als Beispiel für die Anwendung qualitativer und quantitativer Methoden
- Die Bedeutung der Methodentriangulation für den Erkenntnisgewinn
- Die Rolle von quantitativen Methoden in der Marienthal-Studie
- Die Auswirkungen von Arbeitslosigkeit auf die Betroffenen
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung skizziert den aktuellen Kontext der Arbeitslosigkeit im Vergleich zur Situation zur Zeit der Marienthal-Studie und stellt die Relevanz der Studie für die heutige Zeit heraus. Sie führt die Forschungsfrage und die Struktur der Arbeit ein.
- Marienthal-Studie auf Boden des qualitativen Forschungsparadigmas: Dieses Kapitel stellt die Grundannahmen des qualitativen und quantitativen Forschungsparadigmas vor und beleuchtet, inwieweit die Marienthal-Studie auf den Prinzipien des qualitativen Paradigmas basiert.
- Methodentriangulation: Dieser Abschnitt analysiert die in der Marienthal-Studie angewendeten qualitativen und quantitativen Methoden hinsichtlich ihres Erkenntnisgewinns. Besonderer Fokus liegt dabei auf den quantitativen Methoden.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit den zentralen Themen der Marienthal-Studie, darunter qualitative und quantitative Forschungsparadigmen, Methodentriangulation, Arbeitslosigkeit, soziopsychologische Auswirkungen von Langzeitarbeitslosigkeit, empirische Sozialforschung, qualitative und quantitative Methoden.
- Quote paper
- Anonym (Author), 2020, Die Marienthal-Studie. Erkenntnisgewinn durch Triangulation?, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/956175