In dieser Arbeit wird zunächst im Rahmen einer Begriffsbestimmung untersucht, welche Anwendungsmöglichkeiten für künstliche Intelligenz (KI) im Recruitingprozess bestehen. Sodann werden datenschutzrechtliche Fragen näher beleuchtet. Im Mittelpunkt steht dabei zum einen die Zulässigkeit der Anwendung von KI-Systemen im Bewerbungsverfahren und zum anderen das Verbot automatisierter Entscheidungen im Einzelfall. Des Weiteren stellt sich die Frage, in welchen Konstellationen Diskriminierungsgefahr durch KI-Systeme besteht und ob Bewerber u. U. Ansprüche gegen den Arbeitgeber geltend machen können. Schließlich wird auf die Haftungsproblematik im Zusammenhang mit KI-Systemen eingegangen.
Unter dem Stichwort „Digitalisierung der Arbeitswelt“ werden schon seit Jahrzehnten die technischen Fortschritte im Bereich der Arbeit diskutiert. Aktuell scheinen das Tempo des Fortschritts und die damit einhergehenden Auswirkungen auf das Arbeitsleben jedoch andere Ausmaße angenommen zu haben. So ist mitunter die Rede von einer vierten industriellen Revolution bzw. Industrie/Arbeiten 4.0. Immer größere Bedeutung erfährt dabei auch der Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI). Damit sind zumeist selbstlernende und zum Teil autonom handelnde Systeme gemeint, deren Funktion darin besteht, menschliche Tätigkeiten auszuführen. Diese Aufgaben soll KI nach Möglichkeit jedoch schneller, effektiver und weniger fehlerbehaftet ausführen als der Mensch.
Diese Entwicklungen haben auch vor dem Prozess der Personalbeschaffung, dem Recruitingprozess, nicht Halt gemacht. Vor allem, wenn es um die Auswahl von Bewerbern für eine zu besetzende Stelle geht, gibt es verschiedene Einsatzmöglichkeiten für KI. In rechtlicher Hinsicht stellen sich hierbei insbesondere Fragen des Beschäftigtendatenschutzes und des Diskriminierungsrechts.
Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Begriffsbestimmung
- I. Anforderungsprofil
- II. Kontaktaufnahme
- III. Bewerberauswahlverfahren
- IV. Zwischenergebnis
- C. Datenschutzrechtliche Fragestellungen
- I. Zusammenspiel von DSGVO und BDSG
- II. Zulässigkeit
- 1. Anwendungsbereich
- 2. Erlaubnistatbestände
- a. Einwilligung
- aa. Formerfordernis
- bb. Informationspflichten
- cc. Freiwilligkeit
- b. Erforderlichkeit für Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses
- aa. Zwecke des Beschäftigungsverhältnisses
- bb. Erforderlichkeit
- a. Einwilligung
- 3. Zwischenergebnis
- III. Verbot automatisierter Einzelentscheidungen
- 1. Ausschließlich automatisierte Entscheidung
- 2. Rechtliche Wirkung / in ähnlicher Weise erhebliche Beeinträchtigung
- 3. Ausnahmetatbestände
- 4. Zwischenergebnis
- IV. Rechtsfolgen unzulässiger Datenverarbeitung
- D. Diskriminierungsrechtliche Fragestellungen
- I. Anwendbarkeit
- II. Verstoß gegen Benachteiligungsverbot
- 1. Anlass der Benachteiligung
- 2. Kausalität
- III. Zwischenergebnis
- E. Haftung für KI-Systeme
- F. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die rechtlichen Rahmenbedingungen für den Einsatz von künstlicher Intelligenz (KI) im Recruitingprozess. Sie analysiert die Möglichkeiten und Grenzen der KI-Anwendungen im Kontext von Datenschutz und Diskriminierungsrecht.
- Definition und Anwendungsmöglichkeiten von KI im Recruitingprozess
- Datenschutzrechtliche Fragen im Zusammenhang mit KI-gestützten Bewerberauswahlverfahren
- Diskriminierungsrisiken durch KI-Systeme im Recruitingprozess
- Haftungsfragen im Zusammenhang mit KI-Systemen
- Rechtliche und ethische Herausforderungen des Einsatzes von KI im Recruitingprozess
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung der Seminararbeit stellt den aktuellen Stand der Diskussion über den Einsatz von KI in der Arbeitswelt dar und erläutert den Stellenwert von KI im Recruitingprozess. Kapitel B gibt eine umfassende Begriffsbestimmung von KI im Kontext des Recruitings und beschreibt die verschiedenen Phasen des Recruitingprozesses, in denen KI zum Einsatz kommen kann. Das Kapitel C widmet sich den datenschutzrechtlichen Fragestellungen im Zusammenhang mit KI im Recruitingprozess. Insbesondere wird die Zulässigkeit von KI-Systemen im Bewerbungsverfahren sowie das Verbot automatisierter Entscheidungen im Einzelfall beleuchtet.
Schlüsselwörter
Künstliche Intelligenz, Recruitingprozess, Datenschutzrecht, Diskriminierungsrecht, automatisierte Entscheidungen, Bewerberauswahl, Algorithmen, Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO), Bundesdatenschutzgesetz (BDSG).
- Quote paper
- David Schmidt (Author), 2019, Künstliche Intelligenz im Recruitingprozess. Rechtstatsächliche Ausgangsbasis und rechtliche Fragestellungen, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/951357