Gliederung
1. Einleitung
2. Ausgangssituation
3. Eckpunkte des Sofortprogrammes der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
4. Bilanz der bisherigen Bemühungen
a) Erfolge
b) Kritische Stimmen
5. Fazit
Literatur
1. Einleitung
430.000 arbeitslose Jugendliche und 35. 000 jugendliche Schulabgänger, die noch keinen Ausbildungsplatz finden konnten, beklagten die Statistiken des Arbeitsamtes für den Herbst 1998. Die rot-grüne Bundesregierung, die kurz zuvor das Steuer von der Regierung Kohl übernommen hatte, schreibt in ihren Koalitionsvereinbarungen den Abbau der Jugendarbeitslosigkeit als wichtigstes Ziel fest1. Darüber hinaus gibt es an mehreren Stellen in den Koalitionsvereinbarungen genauere Vorstellungen über die Umsetzung diese Programmes. Weitere Ausgestaltung erfuhr das Vorhaben durch die Arbeitsgruppe "Ausbildung" im Bündnis für Arbeit.
Noch im November 1998 legte die Regierung Schröder das Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit vor. Es lief zum 1. Januar 1999 an. Ziel war es einmal, jedem jungen Menschen der ausgebildet werden möchte, eine Ausbildungsstelle anzubieten. Außerdem sollten arbeitslose Jugendliche bessere Arbeitsmarktchancen erhalten. "100.000 Jobs für Junge" lautete das ehrgeizige Ziel für das erste Jahr. Bereits im Mai 1999 soll diese Zahl nach Aussage des Bundesministeriums für Arbeit und Sozialordnung erreicht worden sein.
Das Programm wurde auch in den Medien zunächst als engagiert gelobt. Bei genauerem Hinsehen treten jedoch einige Kritikpunkte auf. Einige Kritiker behaupten sogar, es würde nur "alter Wein in neuen Schläuchen" verkauft, also der Kurs der Regierung Kohl im Prinzip weitergefahren. Der Erfolg des Programmes soll deshalb in dieser Arbeit nachfolgend betrachtet werden.
Nach einem kurzen Blick auf die Ausgangslage werden jedoch zuerst die Eckpunkte des Programmes zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit und die Finanzierung erläutert.
Für die Arbeit wurde aufgrund der Aktualität des Themas vor allem auf Literatur aus Internet, Zeitungen und Zeitschriften zurückgegriffen.
2. Ausgangssituation
Auch wenn im Vergleich der Lage am Ausbildungsstellenmarkt von 1997 und 1998 eine leichte Entspannung abzulesen ist, kann zunächst nicht von einem Ausgleich von Angebot und Nachfrage ausgegangen werden. Die Bundesanstalt für Arbeit registrierte 1998 35.000 unvermittelte Jugendliche (davon 24.500 im Westen und 10.500 im Osten). Im Jahr zuvor konnten nach Aussagen der Bundesanstalt für Arbeit 43.500 Bewerber nicht in eine Ausbildungsstelle vermittelt werden (31.000 im Westen und 12.500 im Osten). Den Bewerberzahlen standen 20.300 unbesetzte betriebliche Ausbildungsstellen für das laufende Ausbildungsjahr 1997 gegenüber2. Die Lücke zwischen unbesetzten Ausbildungsplätzen und Bewerbern verringerte sich laut der neuesten Zahlen von 12.300 im September 1998 und 5.900 im September 19993. Allerdings ist anzumerken, dass hier nur die Jugendlichen berücksichtigt wurden, die sich beim Arbeitsamt um die Vermittlung in einen Ausbildungsberuf gemeldet haben. Die Dunkelziffer dürfte also deutlich höher liegen.
Interessant sind auch die Zahlen zur Entwicklung der Jugendarbeitslosigkeit, ebenfalls von der Bundesanstalt für Arbeit herausgegeben: Im Oktober 1998 waren 428.000 Jugendliche unter 25 Jahren arbeitslos, darunter sogar 109.000 Jugendliche unter 20 Jahren. Diese Zahl entspricht einer Arbeitslosenquote von 10,8% (bei den unter 20-jährigen 9,5%). Die Arbeitslosenquote für alle zivilen Erwerbspersonen betrug - zum Vergleich - 11,2%4.
Allerdings gehen andere Autoren aufgrund der hohen Dunkelziffer von nicht mehr erfassten arbeitslosen Jugendlichen sogar von einer um 200.000 höheren Zahl an Arbeitslosen unter 25 Jahren aus5.
Unter Berücksichtigung der Dauer der Arbeitslosigkeit können sich die unter 20-jährigen die größten Hoffnungen auf einen Arbeitsplatz machen: 80% fanden nach maximal drei Monaten einen Job. Bei den 20 bis 24-jährigen betrug der Anteil 60%. Allerdings waren 19% der Jugendlichen unter 25 Jahren länger als ein halbes Jahr arbeitslos.
Problematisch erscheint bei der Verwendung der offiziellen Arbeitsamtzahlen, dass Jugendliche, die in Überbrückungsmaßnahmen untergebracht sind, die resigniert haben und so nicht mehr von sich aus aktiv um einen Arbeitsplatz werben, nicht von der Statistik erfasst werden.
3. Eckpunkte des Sofortprogrammes der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit
„Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung“ - das sind Schlagwörter, mit denen die Bundesregierung ihr Sofortprogramm zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit umschreibt6. Das Programm läuft auch unter dem Motto „100.000 Jobs für Junge“ und wird in den Broschüren den Jugendlichen unter dem Namen „JUMP“ „verkauft“. Im Einklang mit den beschäftigungspolitischen Leitlinien der EU und mitgefördert aus dem europäischen Sozialfonds (Art. 1 Richtlinien7 ) wird mit einem Budget von zwei Milliarden Mark durch verschiedenste Maßnahmen 100.000 Jugendlichen zu einem Ausbildungsplatz, einer Qualifizierungsmaßnahme oder einem Arbeitsplatz, und sei es in Form von einer Arbeitsbeschaffungsmaßnahme verholfen werden. Das Programm war zunächst auf das Jahr 1999 beschränkt. Aufgrund der bisherigen Erfahrungen will die Bundesregierung das Programm allerdings mit einem Budget von ebenfalls zwei Milliarden Mark noch mindestens zwei Jahre weiterlaufen lassen. Dabei beteiligte sich der europäische Sozialfonds im ersten Jahr mit 600 Millionen DM im Jahr 2000 mit immerhin noch 200 Millionen DM an den ansonsten aus dem Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit finanzierten Projekt8.
Den Maßnahmenkatalog kann man grundsätzlich in zwei Hauptgruppen unterteilen: Zum einen richten sich die Angebote an Ausbildungssuchende, zum anderen sollen Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen junge Arbeitslose zu einem festen Arbeitsplatz verhelfen. Dazu kommen noch zahlreiche Qualifizierungsangebote, wie z.B. die Möglichkeit den Hauptschulabschluß nachzuholen.
Zunächst werden die Ausbildungsangebote vorgestellt: Als erste Maßnahme versuchen die Arbeitsämter noch freie betriebliche Ausbildungsplätze zu vermitteln. Dabei werden Projekte, die zur Erhöhung des betrieblichen Lehrstellenbedarfs beitragen, gefördert (Art.1 II 1 und Art.2). Allen Jugendlichen, die dort nicht unterkommen, bietet das Arbeitsamt eine außerbetriebliche Ausbildung an. Die betriebliche Ausbildung soll jedoch zunächst Vorrang haben9.
Die Vermittlungsversuche werden durch dreimonatige Trainingsprogramme und verstärkte Beratungsangebote für noch unvermittelte Bewerber begleitet (Art.3). Weiterhin bietet das Programm schwächeren Jugendlichen an, den Hauptschulabschluß (Art.5) nachzuholen oder in einem Programm zur Qualifizierung für noch nicht ausbildungsgeeignete Jugendliche ihre Chancen zu verbessern (Art.6). Hierbei besteht auch die Möglichkeit, gemäß dem Arbeitsförderungsgesetz (SGB III) Zuschüsse zu Lebensunterhalt und Fahrtkosten zu erhalten.
Nach dem Abschluß der Berufsausbildung stehen viele Jugendliche an der zweiten Schwelle des Arbeitsmarktes: Sie wurden von ihrem Ausbildungsbetrieb nicht übernommen und suchen nun nach einer festen Beschäftigung in dem von ihnen erlernten Beruf.
Für diese arbeitslosen Jugendlichen werden berufliche Nach- und Zusatzqualifizierungsmaßnahmen angeboten (Art.7), um die Vermittlungsfähigkeit auf dem Arbeitsmarkt zu verbessern. Die Arbeitsämter übernehmen dabei die Weiterbildungskosten und leisten Zuschüsse zum Unterhalt (SGB III, §§ 153f).
Ein weiterer Kernpunkt der Maßnahmen für junge Arbeitslose an der zweiten Schwelle ist die Gewährung von zeitlich befristeten Lohnzuschüssen: Arbeitgeber, die arbeitslose Jugendliche in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis aufnehmen, erhalten bei einer Bewilligungsdauer von 12 Monaten 60% des tarif- und ortsüblichen Arbeitsentgeldes. Bei 24-monatiger Bewilligungsdauer bekommen sie 40% als Zuschuss.
Allerdings gilt dieses Angebot nicht für alle Jugendlichen, die im Augenblick keinen Arbeitsplatz haben: Die für die Maßnahme in Frage kommenden Jugendlichen müssen mindestens schon drei Monate arbeitslos sein und Gefahr laufen, auch in den nächsten drei Monaten keinen Job zu finden (Art. 8).
Ein großer Teil der arbeitslosen Jugendlichen kann keine Ausbildung nachweisen. Für sie ist es erfahrungsgemäß noch schwieriger einen Arbeitsplatz zu bekommen. Durch das Programm werden laut Bundesregierung genügend Mittel zur Verfügung gestellt, um diese jungen Arbeitslosen in Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen zu integrieren (Art.9). Hierbei ist ein Qualifizierungsanteil von 30-50% obligatorisch. Damit sollen den Jugendlichen Qualifikationen mitgegeben werden, die ihre Chance auf einen festen Arbeitsplatz erhöhen können.
Um die betriebliche Eingliederung von Jugendlichen in Betrieben und deren Qualifikation zu fördern gibt es für Jugendliche in schwierigen Situationen schließlich auch noch beschäftigungsbegleitende Maßnahmen (Art.10). Hier ist beispielsweise an den Abbau von Sprach- und Bildungslücken und sozialpädagogische Begleitung gedacht. Für besonders benachteiligte Jugendliche (z.B. ehemalige Sonderschüler oder Jugendliche aus schwierigem sozialen Umfeld) gibt es außerdem soziale Betreuung zur Hinführung an Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen und Vor-Ort-Betreuung (Art.11). Es ist darüber hinaus möglich, die verschiedenen Maßnahmen zu kombinieren (Art.12).
Falls ähnliche Programme in den Bundesländern bereits Maßnahmen anbieten, werden diese aufgrund des Prinzips der Subsidarität bevorzugt angewendet (Art.14). Daneben gilt der Grundsatz, dass, soweit in den Richtlinien nichts abweichendes geregelt ist, das Arbeitsförderungsgesetz (SGB III) gilt.
Bemerkenswert erscheint außerdem, dass Jugendliche die sich unbegründet weigern an einer Maßnahme teilzunehmen, die Sozialhilfe gekürzt werden kann (Art.17).
4.Zur Bilanz der bisherigen Bemühungen
In einigen Medien und von der Bundesregierung wurde das Sofortprogramm zunächst als großer Erfolg gefeiert. Nach und nach meldeten sich aber auch kritische Stimmen. Zunächst wird nun ein Blick auf die positive Bilanz geworfen; anschließend werden beispielhaft einige Kritikpunkte erläutert.
a) Erfolge
Die Meßlatte von 100.000 Jugendlichen, die in Maßnahmen untergebracht werden konnten, wurde, wie bereits angeführt, schon im Mai 1999 erreicht. Nach Angaben der Bundesanstalt für Arbeit haben bis Ende August 178.000 Jugendliche eine Maßnahme begonnen und 108.000 befanden sich auch noch Ende September in einer solchen Maßnahme. 28.000 Jugendliche absolvieren davon eine außerbetriebliche Ausbildung10. Ende Oktober 1999 waren es nach Angaben der Bundesregierung bereits 188.000 Jugendliche, die eine Qualifizierungsmaßnahme begonnen haben. Den Zahlen geht voraus, dass die Arbeitsämter 450.000 Jugendliche kontaktiert und 251.500 von ihnen ein konkretes Angebot unterbreitet haben11.
Eine Begleitforschung von Infas und IAB zum Sofortprogramm ist noch nicht abgeschlossen und bietet bisher nur vorläufige Ergebnisse. In den Forschungen wurde allerdings nur auf die Prozessverläufe eingegangen, Wirkung und Effizienz des Sofortprogrammes wurden wegen der noch fehelenden Datenbasis noch nicht untersucht. Die Forscher kommen aber zum vorläufigen Ergebnis, dass ein beachtlicher Teil der Jugendlichen im Anschluss an die Förderung durch das Sofortprogramm den Weg in die berufliche Ausbildung oder Erwerbstätigkeit findet. (Allerdings wird auch darauf verweisen, das ein anderer Teil der Jugendlichen wieder arbeitslos wird.)12
Die Bundesregierung feiert diese Ergebnisse als Erfolg und als Bestätigung ihrer Politik. Bernhard Jagoda, Leiter der Bundesanstalt für Arbeit, lobte die Bundesregierung für das Programm, dass entscheidend zur Verbesserung der Lage auf dem Lehrstellenmarkt beigetragen habe13. Im Frühjahr wurde der schnelle Erfolg der Bundesregierung auch von der Presse noch positiv bewertet, so bescheinigt "Die Welt" der Regierung Schröder gutes Vorankommen in diesem Bereich14. Bereits kurz nach dem Anlaufen des Programmes machte sich aber Kritik bemerkbar, die nun anhand einiger Beispiele erläutert werden soll.
b) Kritische Stimmen
Gerade für viele Ausbildungssuchende, so lautet einer der wichtigsten Kritikpunkte, wurde der Staat zum Lehrherren15. Die stark ausgebaute außerbetriebliche Ausbildung wird von Betroffenen und Experten nicht als Ideallösung betrachtet. Das Angebot betrieblicher Ausbildungsplätze geht vor allem in den neuen Bundesländern stetig zurück. Besonders die Industrie drückt sich aus ihrer Verantwortung, qualifizierten Nachwuchs auszubilden und holt sich lieber fertig ausgebildete Kräfte von kleineren Betrieben. Zukunftsbranchen im High- Tech-Bereich fangen gerade erst an, neue Ausbildungsberufe zu schaffen16.
Ausbildungswilligen Jugendlichen bleibt unter diesen Voraussetzungen nur die Möglichkeit einer außerbetrieblichen Ausbildung, die aber oft nicht die selben Arbeitsmarktchancen wie eine betriebliche Ausbildung eröffnet. Die mangelnde Erfahrung mit betrieblichen Abläufen wird hierbei von den Arbeitgebern als Grund gegen eine Einstellung angeführt17.
Ebenfalls als ungünstig wird der Beginn der außerbetrieblichen Ausbildungsmaßnahmen im Frühjahr betrachtet. Ausbildungswillige Jugendliche stehen so nicht mehr für die im Herbst beginnenden betrieblichen Ausbildungen zur Verfügung. Die Auszubildenden müssten noch einmal von Vorne beginnen, was nicht zum Wechsel in einen Betrieb motiviert. Außerdem verhindern die Bildungsträger den Wechsel in die Betriebe aus Angst um ihre Einnahmequelle18. "Das Problem von Jugendlichen die einmal in einer außerbetrieblichen Maßnahme landeten: Sie kommen aus dieser kaum heraus".19
An der außerbetrieblichen Ausbildung wird weiterhin kritisiert, dass sie sich nicht an der Nachfrage des Arbeitsmarktes orientiere. Nicht zukunftsfähige High-Tech-Berufe, sondern z.B. zwei Ausbildungsklassen für angehende Pferdewirte wurden in Chemnitz errichtet, obwohl dort nicht eine freie Stelle in der Umgebung für solche Absolventen gemeldet ist20.
Einer der vielen weiteren Kritikpunkte ist der Zwang mit dem die Jugendlichen in dies Projekte gedrängt werden21. Wer arbeitsfähig ist und eine angebotene, zumutbare Arbeit ablehnt, erhält keine staatliche Unterstützung mehr, lauten die noch unter Norbert Blüms Federführung eingerichtete Klauseln §§ 144 bis 147 im Arbeitsförderungsgesetz. Das gilt auch für die Jugendlichen. Lehnen sie eine Maßnahme ab, oder brechen sie diese ab, erhalten sie keine weiteren Lohnersatzleistungen. Kindergeld und Sozialhilfe können darüber hinaus auch gekürzt werden. Man könnte also einen Zusammenhang zwischen Sanktionen aus dem Arbeitsförderungsgesetz und der hohen, vielleicht nicht immer freiwilligen Beteiligung der Jugendlichen vermuten.
Als letzten exemplarischen Kritikpunkt soll auf den Vorwurf eingegangen werden, es würden nur alte Ansätze der Ära Kohl neu kombiniert22. "Wir machen nicht alles anders, aber vieles besser" tönte die SPD im Wahlkampf. Dieser Slogan lässt sich in vielen Punkten auf das Sofortprogramm beziehen, denn im wesentlichen wurde in Maßnahmen investiert, die schon unter der alten Regierung keinen durchschlagenden Erfolg zeigten. Es geht hauptsächlich darum, Arbeits- und Ausbildungsstellen zu subventionieren und den arbeitslosen Jugendlichen auf dem sogenannten zweiten Arbeitsmarkt eine Beschäftigung zu verschaffen. Wie oben schon kurz erwähnt, wird der Staat somit zum Lehrmeister und Arbeitgeber.
Beispielsweise war schon der Einsatz außerbetrieblicher Ausbildungsplätze ein Instrument der Blümschen Ausbildungspolitik, neu ist allerdings, dass mehr Wert auf Beratung gelegt wird und eine Art Ausbildungsgarantie für interessierte Jugendliche offeriert wird. Die bisherigen Erfahrungen zeigen jedoch, dass auch eine außerbetriebliche Ausbildung keine Gewähr für den Einstieg ins spätere Berufsleben bietet (s.o.).
Ebenfalls seit Jahrzehnten gibt es die Option, den Hauptschulabschluss nachzuholen. Hierbei werden nun allerdings (wie auch bei anderen berufsvorbereitenden Maßnahmen) verstärkt Praktika in Betrieben angeboten.
Weiter erhöht wurden die ebenfalls von der alten Koalition beschlossenen Lohnkostenzuschüsse und die Gelder für den zweiten Arbeitsmarkt. Arbeitslose Jugendliche werden zum Beispiel verstärkt in Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen untergebracht. Unstreitig ist aber mittlerweile, dass die ABM keine neuen Arbeitsplätze schaffen, und nur als Übergangslösung genutzt werden sollten. Da Arbeitslose, die in einer solchen ABM untergebracht sind nicht mehr in der Arbeitslosenstatistik auftauchen, kann die ABM überspitzt auch als "Hilfsmittel angesehen werden, die Arbeitslosenzahlen" zu schönen.
5.Fazit
Die rot-grüne Koalition hat mit ihrem Sofortprogramm für einiges Aufsehen gesorgt. Noch nie zuvor in der Geschichte der Bundesrepublik wurden verschiedene Maßnahmen so zentral gebündelt und so ein großer finanzieller Aufwand zur Linderung der Jugendarbeitslosigkeit betrieben. Trotz der Anstrengungen und Erfolge, die allerdings eher ein Tropfen auf den heißen Stein sind, gibt es umfassende Kritik. So wurden zahlreiche beschäftigungspolitische Instrumente der Ära Kohl übernommen und mit Beratungs- und Qualifizierungsangeboten erweitert. Ein Paradigmenwechsel zu einer neuen Politik für arbeitslose Jugendliche hat trotz zahlreicher Vorschläge auch aus den eigenen Reihen bisher nicht stattgefunden.
Bisher bilden gerade einmal 20% der Betriebe aus - mit sinkender Tendenz. Aktive Ausbildungsanreize könnten für die Betriebe beispielsweise mit der kontrovers diskutierten Ausbildungsabgabe oder steuerlichen Erleichterungen für Ausbildungsbetriebe erreicht werden.
Die Arbeitsmarktpolitik sollte sich vom Parken der arbeitslosen Jugendlichen auf dem zweiten Arbeitsmarkt und dem Ausschütten von Subventionen abwenden und aktive Arbeitsmarktpolitk betreiben.
Hierbei wäre an die Schaffung von Ausbildungsberufen in den zukunftsträchtigen Branchen zu denken. In der Medien- und Computerbranche, in der Telekommunikation, aber auch im Service- und Dienstleistungsbereich liegen noch viele ungenutzte Potentiale. Es müssen Berufe ausgebildet werden, die später auf dem Arbeitsmarkt gefragt sind. Damit würde nämlich auch die Zahl der Arbeitslosen, die an der zweiten Schwelle des Arbeitsmarktes scheitern, verringert werden.
Trotz aller Kritik am Programm der Bundesregierung gegen die Jugendarbeitslosigkeit, muss man die Anstrengungen als ersten Schritt in die richtige Richtung honorieren. Ohne das Sofortprogramm wäre die Situation für junge Arbeitsuchende noch schlechter.
Literatur
Bundesanstalt für Arbeit 1999a: Pressemitteilung Nr. 59/99 vom 15. September 1999 unter http://www.arbeitsamt.de/Hst/INFORMATION/presseinfo/59_99.htm
Bundesanstalt für Arbeit 1999b: Pressemitteilung Nr. 64/99 vom 19. Oktober 1999 unter: http://www.arbeitsamt.de/Hst/INFORMATION/presseinfo/64_99.html.
Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung 1999a: Richtlinien zur Durchführung des Sofortprogrammes zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit vom 9. 12. 1998 in der Fassung der ersten Änderung vom 19. 2. 1999, Bonn.
Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung 1999b: Verlängerung des Sofortprogrammes zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit unter: www.bma.bund.de/de/job/aenderungen.htm.
Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung und Bundesministerium für Bildung und Forschung 1998: Eckpunkte für ein Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit - Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung Jugendlicher, Bonn, unter: http://www.arbeitsamt.de/Hst/INFORMATION/INHALT/jugend/eckpun.html.
Ehmann, Christoph 1999: Das gute Alte, aber keine neue Idee. In: Frankfurter Rundschau vom 7. 1. 1999.
IAB/ Infas 1999: Aktuelle Ergebnisse aus der Begleitforschung zum Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitsloigkeit (IAB-Projekt 4-486) unter: http://www.bma.bund.de/de/job/begleitforschung.htm
Jungkunz, Alexander 1999: Lehrstellen: Gefährlicher Trend. In: Nürnberger Nachrichten vom 17. 12. 1999, S. 2.
N.N. 1999: Bonn fördert 117000 Jugendliche. In: Die Welt, 8. Mai 1999, S. 17.
N.N.1999: Lichtblick auf dem Lehrstellenmarkt. In Nürnberger Nachrichten vom 18. Dezember 1999 unter http://www.nn-online.de .
Neubacher, Alexander 1999: Virtueller Sunshine. In: Der Spiegel 48/ 99, S. 64-66.
Petzold, Hans -Joachim 1998: Ein viel zu kurzer Blickwinkel von 12 Monaten. In: Frankfurter Rundschau vom 3. 12. 1998, S. 6.
SPD/ Bündnis 90/ Die Grünen 1998: Aufbruch und Erneuerung - der Weg Deutschlands in 21. Jahrhundert, Koalitionsvereinbarung zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und Bündnis 90/ Die Grünen.
Zadeck, Sylvia 1999: Jump - der Sprung ins Arbeitsleben. In: Pampa - Politik und Kultur in Göttingen, Nr. 6/ 1999, S. 6-10.
[...]
1 Vgl.: Aufbruch und Erneuerung - der Weg Deutschlands in 21. Jahrhundert, Koalitionsvereinbarung zwischen der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands und Bündnis 90/ Die Grünen, ohne Ort, 20. 10. 1998, Präambel.
2 Zahlen aus: Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung und Bundesministerium für Bildung und Forschung: Eckpunkte für ein Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit - Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung Jugendlicher, Bonn, 1998 unter: http://www.arbeitsamt.de/Hst/INFORMATION/INHALT/jugend/eckpun.html.
3 Vgl.: Bundesanstalt für Arbeit: Pressemitteilung Nr. 64/99 vom 19. Oktober 1999 unter: http://www.arbeitsamt.de/Hst/INFORMATION/presseinfo/64_99.html.
4 Vgl.: Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung und Bundesministerium für Bildung und Forschung: Eckpunkte für ein Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit - Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung Jugendlicher, Bonn, 1998 unter: http://www.arbeitsamt.de/Hst/INFORMATION/INHALT/jugend/eckpun.html.
5 Vgl.: Petzold, Hans-Joachim: Ein viel zu kurzer Blickwinkel von 12 Monaten. In: Frankfurter Rundschau vom 3. 12. 98, S. 6.
6 Vgl.: Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung und Bundesministerium für Bildung und Forschung: Eckpunkte für ein Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit - Ausbildung, Qualifizierung und Beschäftigung Jugendlicher, Bonn, 1998 unter http://www.arbeitsamt.de/Hst/INFORMATION/INHALT/jugend/eckpun.html
7 Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung: Richtlinien zur Durchführung des Sofortprogrammes zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit vom 9. 12. 1998 in der Fassung der ersten Änderung vom 19. 2. 1999, Bonn, 1999.
8 Vgl.: Bundesministerium für Arbeit und Sozialordnung: Verlängerung des Sofortprogrammes zum Abbau der Jugendarbeitslosigkeit unter www.bma.bund.de/de/job/aenderungen.htm.
9 Leider werden die betrieblichen Ausbildungsstellen oftmals nicht dort angeboten, wo sie gebraucht werden, oder entsprechen nicht den Ausbildungswünschen oder Eignungsprofilen der Bewerber.
10 Bundesanstalt für Arbeit: Pressemitteilung Nr. 59/99 vom 15. September 1999 unter http://www.arbeitsamt.de/Hst/INFORMATION/presseinfo/59_99.htm
11 Vgl.: Frankfurter Rundschau vom 29. 10. 1999
12 Vgl.: IAB/ Infas: Aktuelle Ergebnisse aus der Begleitforschung zum Sofortprogramm zum Abbau der Jugendarbeitsloigkeit (IAB-Projekt 4-486) unter: http://www.bma.bund.de/de/job/begleitforschung.htm .
13 Vgl.: N.N.: Lichtblick auf dem Lehrstellenmarkt. In Nürnberger Nachrichten vom 18. Dezember 1999 unter http://www.nn-online.de
14 Vgl.: N.N.: Bonn fördert 117000 Jugendliche. In: Die Welt, 8. Mai 1999, S. 17.
15 Neubacher, Alexander: Virtueller Sunshine. In: Der Spiegel 48/ 99, S. 64.
16 Vgl.: Jungkunz, Alexander: Lehrstellen: Gefährlicher Trend. In: Nürnberger Nachrichten vom 17. 12. 99, S. 2.
17 Vgl.: Neubacher, Virtueller Sunshine In: Der Spiegel 48/99, S. 66.
18 Vgl.: Ebenda.
19 Ebenda.
20 Vgl.: Ebenda
21 Vgl.: Zadeck, Sylvia: Jump - der Sprung ins Arbeitsleben. In: Pampa - Politik und Kultur in Göttingen, Nr. 6/ 1999, S. 6-10.
Häufig gestellte Fragen
Was ist das Sofortprogramm der Bundesregierung zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit?
Das Sofortprogramm ist eine Initiative der rot-grünen Bundesregierung, die im November 1998 vorgestellt und am 1. Januar 1999 gestartet wurde. Ziel war es, die Jugendarbeitslosigkeit abzubauen und jedem jungen Menschen, der ausgebildet werden möchte, eine Ausbildungsstelle anzubieten. Das Programm trug das Motto „100.000 Jobs für Junge“ und verfügte über ein Budget von zwei Milliarden Mark.
Was waren die Eckpunkte des Sofortprogramms?
Die Eckpunkte des Programms lassen sich in zwei Hauptgruppen unterteilen: Angebote für Ausbildungssuchende und Beschäftigungs- und Qualifizierungsmaßnahmen für junge Arbeitslose. Zu den Maßnahmen gehörten die Vermittlung von betrieblichen Ausbildungsplätzen, außerbetriebliche Ausbildung, Trainingsprogramme, Beratungsangebote, die Möglichkeit, den Hauptschulabschluss nachzuholen, berufliche Nach- und Zusatzqualifizierungsmaßnahmen, Lohnzuschüsse für Arbeitgeber, die arbeitslose Jugendliche einstellen, und Qualifizierungs- und Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen.
Wie wurde das Sofortprogramm finanziert?
Das Programm wurde hauptsächlich aus dem Haushalt der Bundesanstalt für Arbeit finanziert. Der europäische Sozialfonds beteiligte sich im ersten Jahr mit 600 Millionen DM und im Jahr 2000 mit 200 Millionen DM an dem Projekt.
Welche Erfolge wurden durch das Sofortprogramm erzielt?
Laut Angaben der Bundesanstalt für Arbeit wurden bis Ende August 1999 178.000 Jugendliche in Maßnahmen untergebracht und 108.000 befanden sich auch noch Ende September in einer solchen Maßnahme. Die Bundesregierung feierte diese Ergebnisse als Erfolg und als Bestätigung ihrer Politik.
Welche Kritik gab es am Sofortprogramm?
Zu den Kritikpunkten gehörten die starke Ausweitung der außerbetrieblichen Ausbildung, die mangelnde Orientierung an der Nachfrage des Arbeitsmarktes, der Zwang zur Teilnahme an den Projekten, die Kürzung von Sozialhilfe bei Ablehnung einer Maßnahme und der Vorwurf, dass es sich im Wesentlichen um eine Neuauflage alter Ansätze der Ära Kohl handelte.
Was war die Ausgangssituation vor dem Start des Sofortprogramms?
Im Herbst 1998 gab es laut Statistiken des Arbeitsamtes 430.000 arbeitslose Jugendliche und 35.000 jugendliche Schulabgänger, die noch keinen Ausbildungsplatz finden konnten. Die Bundesanstalt für Arbeit registrierte 1998 35.000 unvermittelte Jugendliche. Die Arbeitslosenquote für Jugendliche unter 25 Jahren betrug 10,8%.
Welche Rolle spielte die außerbetriebliche Ausbildung im Sofortprogramm?
Die außerbetriebliche Ausbildung sollte allen Jugendlichen angeboten werden, die keinen betrieblichen Ausbildungsplatz finden konnten. Kritiker bemängelten jedoch, dass die außerbetriebliche Ausbildung oft nicht die gleichen Arbeitsmarktchancen eröffnet wie eine betriebliche Ausbildung.
Was passierte mit Jugendlichen, die eine angebotene Maßnahme ablehnten?
Jugendlichen, die arbeitsfähig waren und eine angebotene, zumutbare Arbeit ablehnten, drohte der Verlust staatlicher Unterstützung. Kindergeld und Sozialhilfe konnten gekürzt werden.
Welchen Stellenwert hatten Lohnkostenzuschüsse für Arbeitgeber?
Arbeitgeber, die arbeitslose Jugendliche in ein sozialversicherungspflichtiges Beschäftigungsverhältnis aufnahmen, erhielten zeitlich befristete Lohnzuschüsse in Höhe von 60% des tarif- und ortsüblichen Arbeitsentgeldes bei einer Bewilligungsdauer von 12 Monaten und 40% bei 24-monatiger Bewilligungsdauer.
Was wurde von den Kritikern als "alter Wein in neuen Schläuchen" bezeichnet?
Kritiker bemängelten, dass das Sofortprogramm im Wesentlichen auf Maßnahmen setzte, die bereits unter der Regierung Kohl keinen durchschlagenden Erfolg gezeigt hatten, wie z.B. die Subventionierung von Arbeits- und Ausbildungsstellen und die Beschäftigung arbeitsloser Jugendlicher auf dem sogenannten zweiten Arbeitsmarkt.
- Arbeit zitieren
- Grau, Clara (Autor:in), 2000, Das Sofortprogramm der Bundesregierung gegen Jugendarbeitslosigkeit, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/95088