In der vorliegenden Hausarbeit wird sich mit der Entwicklung und Veränderung von Fankulturen im Profifußball unter der Betrachtung der Gewaltbereitschaft auseinandergesetzt. Zuerst setzte ich mich mit der Veränderung der Fußballfans auseinander. Hierzu gehören die Entproletarisierung des Fußballpublikums sowie die Fußballfans im sozialen Wandel. Im darauffolgenden Kapitel beschäftige ich mich mit verschiedenen Erklärungsansätzen zur Gewaltbereitschaft von Fußballfans. Im ersten Abschnitt beschreibe ich die Frustrations- und Aggressionstheorie und im Zweiten beschäftige ich mich mit weiteren Erklärungsansätzen, wie beispielsweise die gehäuft vorgenommenen Spielertransfers. Als Nächstes wird dann auf die Einteilung und Entstehung von Fangruppen eingegangen. In diesem Kapitel geht es um die Einteilung der Fans laut „Zentraler Informationsstelle Sport“ (ZIS) in die Kategorien A, B und C. Weiter beschäftige ich mich mit der Entstehung der Hooligans und mit der historischen Entwicklung der Fankultur, sowie mit den (Frankfurter) Ultras. Der Mittelpunkt des nächsten Abschnittes beschreibt die Auslöser von Gewalt im Profifußball.
Im ersten Teil des Kapitels gehe ich auf die geographischen Aspekte sowohl im nationalen als auch im internationalen Profifußball, die sogenannten Derbys ein. Im zweiten Abschnitt setze ich mich mit der Gewaltproblematik der (Frankfurter) Ultras auseinander. Hierzu gehört, welche Ziele diese Fangruppe verfolgt und wie sie zu Gewalt steht, beziehungsweise das Verhältnis von deren Mitgliedern zur Gewaltfrage. Im darauffolgenden Teil steht der Fußball als Austragungsort für Gewaltexzesse von Hooligans im Vordergrund. Hierbei geht es darum zu klären, inwiefern diese Gruppierungen an Bedeutung verloren haben und welche Rolle Hooligans im heutigen Fußball noch spielen. Zur Veranschaulichung habe ich mich für ein Fallbeispiel entschieden. Es geht dabei um die Ausschreitungen bei der UEFA Europa League Partie
1. Einleitung
2. Die Veränderung der Fußballfans
3. Erklärungsansätze zur Gewaltbereitschaft von Fußballfans
3.1 Frustrations – Aggressions – Theorie
3.2 Weitere Erklärungsansätze
4. Einteilung und Entstehung von Fangruppen
4.1 Kategorie A, B und C
4.2 Hooligans
4.3 Die historische Entwicklung der Fankultur - Ultra: Für Traditionen im Fußball
5. Die Auslöser der Gewalt im Profifußball
5.1 Geographische Aspekte
5.2 Die Ultras und deren Gewaltproblematik
5.2.1 Fußball als Austragungsort für Gewaltexzesse von Hooligans
5.2.2 Fallbeispiel: Ausschreitungen bei der UEFA Europa League Partie Lazio Rom gegen Eintracht Frankfurt
6. Präventive Sicherheitsmaßnahmen der Polizei, der Vereine und des DFB
7. Für Vereine geltende Sicherheitsvoraussetzungen bei internationalen Wettbewerben
7.1 Reglement für Stadionsicherheit der FIFA
7.2 UEFA Sicherheitsreglement
8. Abschließende Betrachtung
9. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Fußball zählt zu den beliebtesten Sportarten in der Welt. Millionen von Fans und Zuschauern strömen in die Stadien weltweit. Die Statistik des deutschen Fußballbundes besagt, dass in der Saison 2017/2018 knapp 14 Millionen Zuschauer, fast eine Million mehr als in der Saison davor, Begegnungen der 1. Fußball Bundesliga sahen (vgl. dfb.de). Hinzu kommt, dass Fußballspiele zusätzlich durch verschiedenste Medien konsumiert wurden. Leider lässt sich vermehrt feststellen, dass Krawalle und Ausschreitungen zugenommen haben.
In der vorliegenden Hausarbeit wird sich mit der Entwicklung und Veränderung von Fankulturen im Profifußball unter der Betrachtung der Gewaltbereitschaft auseinandergesetzt. Zuerst setzte ich mich mit der Veränderung der Fußballfans auseinander. Hierzu gehören die Entproletarisierung des Fußballpublikums sowie die Fußballfans im sozialen Wandel. Im darauffolgenden Kapitel beschäftige ich mich mit verschiedenen Erklärungsansätzen zur Gewaltbereitschaft von Fußballfans. Im ersten Abschnitt beschreibe ich die Frustrations- und Aggressionstheorie und im Zweiten beschäftige ich mich mit weiteren Erklärungsansätzen, wie beispielsweise die gehäuft vorgenommenen Spielertransfers. Als Nächstes wird dann auf die Einteilung und Entstehung von Fangruppen eingegangen. In diesem Kapitel geht es um die Einteilung der Fans laut „Zentraler Informationsstelle Sport“ (ZIS) in die Kategorien A, B und C. Weiter beschäftige ich mich mit der Entstehung der Hooligans und mit der historischen Entwicklung der Fankultur, sowie mit den (Frankfurter) Ultras. Der Mittelpunkt des nächsten Abschnittes beschreibt die Auslöser von Gewalt im Profifußball. Im ersten Teil des Kapitels gehe ich auf die geographischen Aspekte sowohl im nationalen als auch im internationalen Profifußball, die sogenannten Derbys ein. Im zweiten Abschnitt setze ich mich mit der Gewaltproblematik der (Frankfurter) Ultras auseinander. Hierzu gehört, welche Ziele diese Fangruppe verfolgt und wie sie zu Gewalt steht, beziehungsweise das Verhältnis von deren Mitgliedern zur Gewaltfrage. Im darauffolgenden Teil steht der Fußball als Austragungsort für Gewaltexzesse von Hooligans im Vordergrund. Hierbei geht es darum zu klären, inwiefern diese Gruppierungen an Bedeutung verloren haben und welche Rolle Hooligans im heutigen Fußball noch spielen. Zur Veranschaulichung habe ich mich für ein Fallbeispiel entschieden. Es geht dabei um die Ausschreitungen bei der UEFA Europa League Partie Lazio Rom gegen Eintracht Frankfurt in Rom. In Kapitel 6 beschäftige ich mich mit den präventiven Sicherheitsmaßnahmen der Polizei, der Vereine und des DFB. Da ich mich in der Hausarbeit auch mit internationalem Fußball beschäftige gehe ich im letzten Kapitel auf die geltenden Sicherheitsvoraussetzungen für die Vereine bei internationalen Wettbewerben ein. Hierzu setzte ich mich mit dem Reglement für Stadionsicherheit der FIFA und der UEFA auseinander. Die abschließende Betrachtung und eine kritische Beleuchtung der Problematik meinerseits runden diese Hausarbeit ab.
2. Die Veränderung der Fußballfans
Dieses Kapitel beschreibt die Entproletarisierung des Fußballpublikums und die Fußballfans im sozialen Wandel. In Deutschland herrschen eine sehr stark verbreitete Relevanz und Akzeptanz des Fußballsports. Laut Bausenwein kann der Fußballsport sogar als Massenphänomen, der quer durch alle gesellschaftlichen Schichten geht, beschrieben werden (vgl. Bausenwein, 2006, S. 480). In den Stadien der Fußballbundesliga findet sich eine höchst heterogene Masse an Menschen wieder. Diese reicht vom Kleinkind bis zum Rentner, oder vom Bauarbeiter bis zum Konzernchef. In Deutschland besitzt der Fußballsport bis heute in der Öffentlichkeit das Image, ein ehemaliger „Proletariersport“ gewesen zu sein (Bleeker-Dohmen et al. 2007, S. 518; Lenhard, 2002, S. 203). Sogar die wissenschaftlich orientierten Abhandlungen zur Kultur- und Sozialgeschichte des Fußballs betonen diese tiefe proletarische Verwurzelung in der Arbeiterkultur noch mindestens in den 1950er Jahren (vgl. Schubert; Klein, 2006). Der Fußballsport wird immer mehr zum Showsport und Kristallisationspunkt der modernen Unterhaltungsindustrie, wodurch sich dieser Sport dem Wertehorizont und den ästhetischen Maßstäben höherer sozialer Schichten angenähert habe. Es stellt sich jedoch die Frage, inwiefern der Fußballsport in Deutschland tatsächlich ein sozial exklusives, proletarisches Freizeitvergnügen war? Möglich ist auch, dass die Charakterisierung des Fußballs als „Proletariersport“ vielmehr aus der damaligen gesellschaftlichen Sozialstruktur resultiert, die zu dieser Zeit von Arbeitern dominiert und durch proletarische Verhältnisse gekennzeichnet war (Bleeker-Dohmen et al. 2007, S. 518; Lenhard, 2002, S. 203). So lässt sich die schichtungshierarchische Veränderung des Fußballpublikums wesentlich auf den sozialstrukturellen Wandel zurückführen. Eine tatsächliche und wissenschaftlich fundierte Untersuchung zur Ursächlichkeit der Entproletarisierung des Fußballpublikums konnte bisher noch nicht stattfinden. Jedoch ergibt sich durch die Leserschaft des Sportmagazin „Kicker“ als Analysegegenstand die Möglichkeit diese Forschungslücke zu schließen (vgl. Eggers, 2001; Gehrmann, 1978; Lindner/Breuer, 1978).
3. Erklärungsansätze zur Gewaltbereitschaft von Fußballfans
In diesem Kapitel werden die Frustrations-Aggressions-Theorie und weitere Erklärungsansätze zur Gewaltbereitschaft von Fans des Fußballs näher erläutert und beschrieben.
3.1 Frustrations – Aggressions – Theorie
Im Fußball werden gewaltsame Ausschreitungen häufig mit der Frustrations-Aggressions-Theorie erklärt. Diese Theorie geht von der Annahme aus, dass Aggressionen immer die Folge von Frustration sind (vgl. Dollard; Doob; Miller; Mowrer; Sears, 1939). Beispielsweise eine Niederlage der unterstützten Mannschaft, Fehlentscheidungen des Schiedsrichters oder die unbefriedigende Leistung der Spieler können schon bei den Zuschauern oder Fans zu Frustrationen führen. Je stärker die Frustration umso stärker ist laut der Theorie die aggressive Handlung (vgl. ebenda, 1939). So müssten Fans, die unzufrieden mit dem Verlauf des Spiels sind, zu gewaltbereiten Verhalten neigen. Jedoch gibt es auch kritische Stimmen zu dieser Theorie. Der Hauptkritikpunkt liegt darin, dass nicht auf jede Frustration zwangsweise eine Aggression folgt und umgekehrt genauso. Außerdem sind manche Frustrationen zu schwach um aggressives Verhalten auszulösen (vgl. ebenda, 1939).
3.2 Weitere Erklärungsansätze
Weitere Erklärungsansätze für Gewaltbereitschaft sind laut Heiko Maas beispielsweise sogenannte "Hassnachrichten" zwischen Fußballfans in sozialen Netzwerken, die gewaltsame Konflikte auslösen können (vgl. zdf.de, 2017). Die Plattform "Polipedia.at" sieht einen weiteren Erklärungsansatz in den gehäuften Spielertransfers (vgl. polipedia.at). Durch die ständigen Spielerwechsel ist es dem Fan nur schwer möglich sich mit einem Spieler zu identifizieren und dadurch wird eine viel leichter reizbare und unberechenbarere Stimmung bei den Zuschauern geschaffen (vgl. ebenda). Um diesen Erklärungsansatz zu verdeutlichen, betrachten wir uns den Torwarttransfer von Manuel Neuer. Manuel Neuer wechselte zur Saison 2012/2013 von Schalke 04 zum Ligakonkurrenten FC Bayern München (vgl. Zeit online, 2011). Die Rivalität zwischen den Vereinen und dem Verlust des Nationaltorhüters führte zu einer aufgeheizten Stimmung der Schalker Fans. „Lange galt der Torwart des FC Schalke 04 als Sonderfall. Wenn einer immun wäre gegen die Verlockungen des Geldes, dann er, dachten viele Fans“ (ebenda, 2011).
4. Einteilung und Entstehung von Fangruppen
Warum werden Fangruppen in drei verschiedene Kategorien eingeteilt? Diese Frage wird im folgenden Kapitel beantwortet und näher beschrieben. Außerdem wird die Entstehung der sogenannten Hooligans und Ultras erläutert.
4.1 Kategorie A, B und C
Sowohl friedliche, als auch gewaltbereite Zuschauer und Fußballfans suchen den Weg in die Fußballstadien. Die „Zentrale Informationsstelle Sporteinsätze“ (ZIS) teilt diese in drei verschiedene Kategorien ein. Kategorie A (friedlicher Fan), B (gewaltbereiter/-geneigter Fan) und C (gewaltsuchender Fan) (vgl. ZIS, 2017/2018, S.11.).
„Die Polizeibehörden melden insgesamt 13.633 (14.210) Personen der Kategorien B (gewaltbereit/-geneigt) und C (gewaltsuchend) in den Anhängerschaften der ersten drei Ligen, was insgesamt einem Rückgang von 574 Personen (rund - 4 %) entspricht. Darunter befanden sich 10.345 Personen der Kategorie B und 3.288 der Kategorie C“ (ebenda, 2017/2018, S. 11).
4.2 Hooligans
Mitte der 80er Jahre entstand eine neue Gruppierung in der Fanszene, die sogenannten Hooligans. Für diese Fangruppen sind das Spiel und das Spielergebnis nebensächlich. Die Befriedigung ihrer Bedürfnisse nach Spannung, Risiko oder Abenteuer stehen für sie im Vordergrund (vgl. Giurgi, 2008 S. 19). Die Auseinandersetzungen mit der gegnerischen Mannschaft sind auch bekannt als Dritte Halbzeit. In der Gesellschaft ist die Annahme weit verbreitet, dass Hooligans aus der sozialen Unterschicht stammen und entweder keinen Schulabschluss haben, oder arbeitslos sind. Jedoch ist diese Annahme laut Pilz falsch. Hooligans stammen aus allen Sozialschichten. Er sagt auch, dass Hooligans meist zwei Identitäten haben. So führen sie unter der Woche ein ganz normales bürgerliches Leben und am Wochenende schlüpfen sie in ihre Hooligan - Identität. Unter ihnen befinden sich beispielsweise Abiturienten, Studenten oder Akademiker (vgl. ebenda, 2008, S. 19). Laut der zentralen Informationsstelle für Sporteinsätze werden Hooligans aufgrund ihres aggressiven Verhaltens der Kategorie C zugeordnet (vgl. swp.de, 2013). Es liegt laut Matthesius eine Musikpräferenz bei dieser Fangruppe vor. Im deutschsprachigen Raum sind vor allem die „Boehsen Onkelz“ beliebt (vgl. Giurgi, 2008, S. 23). Als ursächliche Merkmale der Hooligans und unter soziologischer Betrachtung, spielen der Konsum von Alkohol, das Bekennen zur Gewalt und die Suche nach dem Adrenalinkick eine sehr wichtige Rolle in dieser Fanszene (vgl. ebenda, 2008, S. 27). Bedürfnis nach Zugehörigkeit, Anerkennung und der Aufbau einer positiven Identität werden auch al ursächliche Merkmale bezeichnet (vgl. ebenda, 2008, S. 30). Von einem sogenannten Ehrenkodex ist oft die Rede, der zwischen Hooligans existieren soll. Nach diesem Kodex dürften bei Auseinandersetzungen beispielsweise keine Waffen oder Ähnliches eingesetzt werden. Auch am Boden liegende Opfer werden nicht geschlagen. Es wird nur mit Gleichstarken gekämpft. Jedoch lässt sich feststellen, dass sich nur noch wenige Hooligans an die Regeln halten, die Kämpfe werden immer brutaler und der Ehrenkodex wird eher als ein Mythos betrachtet (vgl. ebenda, 2008, S. 26).
4.3 Die historische Entwicklung der Fankultur - Ultra: Für Traditionen im Fußball
Wie in Kapitel 2 beschrieben, galt Fußball in Deutschland lange Zeit als Arbeitersport, als Sport der kleinen Leute. In so genannten höheren Gesellschaftskreisen galt dieser sogar als verpönt. Dies machte sich insbesondere in den 1980er Jahren bemerkbar, als Fußball mit Rechtsextremismus und Hooliganismus in Verbindung gebracht wurde (vgl. Gabler, 2010/2013, S. 19). Die ersten Ultragruppierungen entstanden In den 1960er Jahren in Italien (vgl. Sommerey, 2012, S.25). Durch die Ultras fanden auch Rauchkörper und bengalische Feuer den Weg in die Fußballstadien und damit auch in den Profifußball. Die Ultras werden als eine Jugend- und Subkultur beschrieben. Sie stehen für Tradition und gegen die Kommerzialisierung des Profifußballs. Außerdem sorgen sie nicht nur mit ihren Choreographien für das Stimmungsbild im nationalen wie internationalen Profifußball, sondern vertreten auch die Interessen der Fans (vgl. Gabler, 2010/2013, S. 7).
5. Die Auslöser der Gewalt im Profifußball
In diesem Kapitel geht es um die Auslöser von Gewalt im Profifußball. Hierzu zählen die geographischen Aspekte, die Gewaltproblematik der Ultras und der Fußball als Austragungsort für Gewaltexzesse von Hooligans. Hierzu ein aktuelles Fallbeispiel aus der UEFA Europa League Partie von Eintracht Frankfurt gegen Lazio Rom.
5.1 Geographische Aspekte
Sowohl im nationalen als auch im internationalen Profifußball tragen geographische Aspekte eine bedeutende Rolle zur Gewalt bei. In den sogenannten Derbys spielen rivalisierende Vereine gegeneinander. In der 1. Fußball-Bundesliga ist zweifelsohne das Revier-Derby zwischen Borussia Dortmund und dem FC Schalke 04 das bekannteste Derby im Fußball. Fangruppen beider Vereine empfinden tiefe Abneigung gegeneinander. Ausverkauftes Haus heißt es in beiden Stadien, wenn diese beiden Mannschaften gegeneinander antreten. Derbymärsche beider Vereine stehen für Tradition. Es gibt nur wenige Vereine in Deutschland, die den beiden Clubs das Wasser reichen können, die Fans betreffend (vgl. derbys.org). „Die königsblaue Nordkurve sowie die schwarz-gelbe Südtribüne, auch als gelbe Wand bezeichnet, gehören zu den Besten“ (ebenda). Weitere Derbys, wie beispielsweise in England das North London Derby zwischen Arsenal und Tottenham oder das argentinische Superclasico zwischen Boca Juniors und River Plate zählen auch zu den bekanntesten Derbys der Fußballgeschichte. Das Erbeuten von Fanartikel wird meist als Provokation bei Derbys genutzt. Hierdurch kommt es zusätzlich zu einem erhöhten Sicherheitsrisiko. Solche Spiele stellen eine besondere Herausforderung für Vereine und Sicherheitskräfte dar (vgl. ebenda).
5.2 Die Ultras und deren Gewaltproblematik
Unter den Ultras befinden sich auch Gruppierungen, die sich kaum vom Hooliganismus unterscheiden lassen. Vandalismus im gegnerischen Stadion oder gewaltsame Ausschreitungen gegen die Polizei sind Beispiele für das Vorgehen dieser Gruppen. Ultras zeigen eine Vielzahl von Facetten der Gewalt. Der Zusammenhalt der Ultragruppe wird beispielsweise durch gemeinsame Gruppenaktivitäten nach Innen gestärkt. Nach Außen repräsentieren sie gerne das Bild der gesetzlosen Personen (vgl. Gabler, 2010/2013, S. 11). Ultras beklagen sich oftmals über gewaltsame Übergriffe der Polizei. Ein Fan beschreibt beispielsweise, dass er bei einem Fußballspiel seiner Mannschaft ohne ersichtlichen Grund von der Polizei mitgenommen wurde und ohne Vorwarnung mit Pfefferspray ins Gesicht gesprüht worden sei (vgl. Ruf, 2013, S. 55). Die Aussagen der Ultras sollten aber auch kritisch betrachtet werden. Auf die Sichtweise der Polizei wird bei den Vorfällen nicht, oder nur teilweise eingegangen. So neigt man schnell dazu anzunehmen, dass die Reaktionen der Polizei übertrieben gewesen seien. Der Missbrauch von Pyrotechnik der Ultragruppierungen ist immer noch ein beliebtes Mittel, um auf sich aufmerksam zu machen und das eigene Team zu unterstützen (vgl. Gabler, 2010/2013, S. 9). Jedoch ist das Abbrennen oder zündeln dieser Knallkörper mit erheblichen Gefahren verbunden und wird auch immer wieder mit Strafen für die Vereine geahndet. Aufgrund dieser Gefahren ist das Mitführen und Abbrennen von diesen Knallkörpern nach dem Sprengstoffgesetz und der DFB-Richtlinien zur Verbesserung der Sicherheit von Bundesligaspielen verboten (vgl. Tönnjann, 2012, S. 143). In der Ultraszene gibt es viele verfeindete Gruppen. Dieser Konflikt wird oftmals in Form von Entwendung der Gruppentextilien ausgetragen (vgl. Langer, 2012, S. 130). Zu organisierten Schlägereien treffen sich diese Fangruppen eher selten, da sie es laut Langer einerseits selbst ablehnen und andererseits würde es eine Angriffsfläche für Polizei und Verein gegen die Ultras darstellen (vgl. ebenda, 2012, S. 130). Sie schrecken aber nicht davor zurück rivalisierende Gruppen brutal zu überfallen. Das Erbeuten von Fanartikeln ist nicht das einzige Motiv, sondern auch das der Machtdemonstration und ihrer Gruppierung.
5.2.1 Fußball als Austragungsort für Gewaltexzesse von Hooligans
Wie in Kapitel 4.2 beschrieben, kam es in den 80er Jahren zu einer starken Hooligan- Problematik, mit der der Fußball zu kämpfen hatte. Im heutigen Profifußball haben jedoch schon einige Maßnahmen und Veränderungen der Sicherheitsbestimmungen dazu geführt, dass sich die Hoogligangruppen anderweitig organisieren müssen (vgl. Giurgi, 2008, S. 34). Die modernen Stadien der Profiligen und die verschärften Sicherheitsmaßnahmen von Polizei und Vereinen sind laut Pilz der Grund dafür, dass die Hooligangruppen ihre Schlägereien in abgelegenere Bereiche verlagern (vgl. ebenda, 2008, S. 28). Die Kämpfe finden meist in Wäldern, auf Ackern oder Parkplätzen statt, weit weg von Personen oder Polizei. Das Aufeinandertreffen findet meist nach dem folgenden Schema statt: Die Hooligangruppen verabreden sich per Telefon oder Internet schon Wochen im Voraus für ihre Kämpfe. Zur Vorbereitung treffen sich die Gruppen in ihrer Stammkneipe. Die Gruppe fährt dann am Tag der Verabredung zum vereinbarten Treffpunkt (vgl. ebenda, 2008, S. 35). Nicht nur durch die erhöhten Sicherheitsmaßnahmen hat der Profifußball an Wert für Hooligans verloren, sondern die Fanszene allgemein hat sich stark verändert. In den 1980er Jahren zählte noch beispielsweise das Herabsetzen des eigenen Vereines zu den Hauptgründen einer kämpferischen Auseinandersetzung. Dies hat sich nach den 1980er Jahren stark geändert. Heutzutage identifizieren sich viele Hooligans nicht mehr über den Fußball, sondern viel mehr über den Kampfsport (vgl. ebenda, 2008, S. 37). Einige Annahmen lassen vermuten, dass die Hooligans sich zwar aus dem Stadionbereich entfernt haben, aber nicht gänzlich verschwunden sind. So werden die Auseinandersetzungen oftmals in die Innenstädte verlagert (vgl. ebenda, 2008, S. 37). Laut Spiller ist eine Rückkehr der Hooligans in die Öffentlichkeit nicht ausgeschlossen (vgl. Spiller, 2016). Beispielsweise führten bei der Europameisterschaft in Frankreich Krawalle(n) der englischen und russischen Hooligans dazu, dass mehrere Personen verletzt wurden und sogar ein englischer Fan wiederbelebt werden musste (vgl. ebenda, 2016). Ebenso nimmt er an, dass weite Entfernungen und die dadurch entstehenden hohen Kosten der Anreise die Hooligans abgeschreckt haben und sie sich somit nicht in der Öffentlichkeit zeigen konnten (vgl. ebenda, 2016).
5.2.2 Fallbeispiel: Ausschreitungen bei der UEFA Europa League Partie Lazio Rom gegen Eintracht Frankfurt
Die Fans von Lazio Rom sind weltweit bekannt für ihre Gewaltbereitschaft. Präsident Peter Fischer von Eintracht Frankfurt hat Fans, die kein Ticket bekommen haben, davon abgeraten nach Rom zu reisen und sagte bezüglich der UEFA Europa League Partie im hr-Heimspiel folgendes: "Bleibt zu Hause, guckt es im Fernsehen" (sport1.de, 2018). Grund dafür sei seine Sorge, dass römische Fans Frankfurter Fans angreifen könnten (vgl. sport1.de, 2018). Den Anfang machten tatsächlich auch die römischen Anhänger. In der Nacht vor der Partie wurden zwei Eintracht Frankfurt Fans krankenhausreif geprügelt. Sie mussten sogar mit dem Flugzeug zurück nach Hessen geflogen werden. Die "Rache" einiger Frankfurter Anhänger ließ nicht lange auf sich warten. Einige der 10.000 mitgereisten Fans von Eintracht Frankfurt näherten sich am Stadion vor Beginn des Spiels den Lazio Rom Anhängern (vgl. extratipp.com, 2018). Auch während der Partie gab es Auseinandersetzungen auf beiden Seiten. So rannten beispielsweise etwa 40 Lazio Anhänger in Richtung des Frankfurter Blocks, um dort Pyrotechnik abzufackeln. Es wurden aber auch seitens der Frankfurter Leuchtraketen in Richtung der Lazio Rom Fans geschossen (vgl. ebenda, 2018). Hierzu sagte Eintracht Vorstand Axel Hellmann folgendes: "Es gibt eine kleine Gruppe, die dieses Spiel missbraucht hat, um eine private Auseinandersetzung mit Lazio zu führen. Das hat mich betrübt" (ebenda, 2018). Diese Vorfälle bleiben natürlich nicht ganz unbestraft. So droht Eintracht Frankfurt seitens der UEFA Strafen, wie finanzielle Sanktionen oder Teilausschlüsse von Eintracht Anhängern bei Heim- oder Auswärtsspielen (vgl. fr.de, 2018). Auch die römischen Anhänger fielen negativ auf. So wollten die Römer über den Zaun zu den Frankfurtern gelangen, jedoch konnte die italienische Polizei Schlimmeres verhindern. Nach dem Spiel mussten die Eintracht-Anhänger noch etwa 45 Minuten im Stadion bleiben, so wollte die Polizei weitere Ausschreitungen vermeiden (vgl. extratipp.com, 2018). Das konsequente Durchgreifen der Polizei verhinderte größere Schlägereien zwischen den verfeindeten Fanlagern. Jedoch sorgte ein veröffentlichtes Foto für einen anderen Skandal: „Lazio-Rom-Fans zeigen ganz offen den Hitlergruß in Richtung der Frankfurter Fankurve“ (ebenda, 2018). Dieser Skandal macht deutlich, dass es unter den Lazio Rom Anhängern Gruppierungen gibt, welche sehr stark rechtsextrem orientiert sind (vgl. faz.net, 2018).
6. Präventive Sicherheitsmaßnahmen der Polizei, der Vereine und des DFB
In diesem Kapitel werden präventive Maßnahmen der Polizei, der Vereine und des DFB näher erläutert. Die sogenannte "Gefährderansprache" ist eine Maßnahme der Polizei, wobei diese vor einem Fußballspiel mit den Fans und Zuschauern spricht, die in der Vergangenheit bereits in den Fokus der Beamten geraten sind (vgl. bayerisches-polizeirecht.de, 2016). Die Polizei nutzt des Weiteren sogenannte Meldeauflagen. Das heißt, dass gewaltbereite Fans und Zuschauer von der Polizei aufgefordert werden, sich zu einem festgelegten Zeitpunkt der Polizei oder der Ordnungsbehörde zu melden. Damit soll verhindert werden, dass die Person nicht zu einem bestimmten Spiel geht oder reist „um dort an gewalttätigen Auseinandersetzungen teilzunehmen (vgl. fananwaelte.de, 2014). Aufenthaltsverbote sind eine weitere Maßnahme der Polizei. Personen, die dieses Verbot erteilt bekommen haben, dürfen sich nicht in den festgelegten Gebieten aufhalten. Dies soll zusätzlich eine Teilnahme von gewaltbereiten Fans und Zuschauern an Krawallen verhindern (vgl. ebenda,2014). Die Vereine und der DFB treffen auf diese Weise Maßnahmen, um die Sicherheit bei Fußballspielen gewährleisten zu können. Die Vereine beispielsweise nutzen den Ausbau der Sicherheitstechnik in und um die Stadien als eine Maßnahme. Das heißt unter anderem, dass zusätzliche Kameras installiert werden. Diese dienen dazu, Personen ermitteln zu können und wirken außerdem abschreckend auf gewaltbereite Fans. Alkoholverbote und Promillegrenzen gehören auch zu den Sicherheitsmaßnahmen der Vereine, um die Gewaltbereitschaft der Fans zu minimieren (vgl. welt.de, 2011). Jedoch gibt es noch keine einheitliche Regelung für den Alkoholkonsum bei Bundesligaspielen. Lediglich bei den sogenannten Derbys werden nur und ausschließlich alkoholfreie Getränke ausgeschenkt. Des Weiteren suchen die Vereine den Dialog mit Fans und Zuschauern.
Die Maßnahmen des Deutschen Fußballbundes sind in verschiedene Kernaufgaben unterteilt. Zu diesen zählen unter anderem Analyse, Sanktionen, Koordination, Qualifizierung und Weiterbildung (vgl. Boghrat, Franke, Hartl, 2011, S.19f.). Die Analyse ist ein ausführlicher Bericht über die Sicherheit in den Fußballligen 1-4. Der ZIS Lagebericht wird zusätzlich ausgewertet und ein Spieltagsreporting findet durch die Sicherheitsbeauftragen des DFB statt (vgl. ebenda, 2011, S. 19). Diese Kernaufgabe ist ein wichtiger Bestandteil zur Aufklärung von Ausschreitungen und dient auch der Aufbereitung von Sicherheitsproblematiken. Stadionverbote gehören dem Bereich Sanktionen an und werden sowohl festgesetzt als auch verwaltet (vgl. ebenda, 2011). Durch das Erteilen der Strafen durch den DFB können gewaltbereite Fans von den Stadien ferngehalten werden. Ein weiterer wichtiger Punkt ist die Koordination. Sicherheitsbeauftragte, Behörden und Fanbeauftragte haben hierbei die Möglichkeit an verschiedenen Tagungen teilzunehmen. Zudem entwickelt der deutsche Fußballbund Schulungskonzepte für Sicherheits- und Ordnungsdienste (vgl. ebenda, 2011, S. 20). In bedrohlichen Situationen kann ein geschultes Sicherheitsteam gezielt deeskalierend auf Fans und Zuschauer der Vereine einwirken. Der Deutsche Fußball Bund beteiligt sich zusätzlich an zahlreichen Projekten gegen Gewalt im Profifußball, um präventiv gegen die Gewalt im Fußball einzuwirken.
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