Schwerpunkt: Darstellung der Fastnacht
- Brant beschreibt das Fastnachtstreiben sehr ausführlich, um die Leser dazu zu bewegen, sich mit ihrer eigenen Situation auseinanderzusetzen; er hält den Lesern einen Spiegel vor
- Anprangerung des volkstümlichen Treibens, die Leute sollten lieber zu Beginn der "heiligen Zeit" (Vers 3), der Fastenzeit, ihr "Seelenheil" (Vers 27, 41) suchen
- es wird viel gegessen und getrunken (besonders verwerflich: Fleischspeisen): Verse 21, 43- 48, 85f)
- das Treiben dauert bis zum Morgen an (Vers 46), dadurch ist es unmöglich, besonnen zur morgendlichen Messe am Aschermittwoch zu erscheinen; die Leute sind noch ganz "von Sinnen" (Vers 56) und können sich nicht auf Gott einstellen und die Fastenzeit berücksichtigen
- es wird kein Wert auf Sauberkeit gelegt: Verse 33-34, 70-73
- der Palmesel, der Palmsonntag in die Kirche geführt wurde, wird durch die Stadt getrieben (Verse 74f)
- die Narren kommen später bei Tanz und Stechen zusammen; da viele nicht reiten können, kommt es bei Letzterem häufig zu schweren Verletzungen (Verse 76-84)
- Frauen bedecken ihr Haupt nicht zum Zeichen ernster Gesinnung, sondern reizen "Mann und Knaben" (Verse 97-101)
- Narren verkleiden sich, wollen aber trotzdem erkannt werden; wer den schändlichsten Schabernack treibt und sich am unsinnigsten benimmt, wird sogar noch gerühmt dafür (Verse 5-7, 9-12, 18-20, 35f)
- in der Fastnacht regiert der Teufel, die Leute wenden sich gegen Gott:
- es wird im Übermaß gegessen und getrunken, anstatt zu fasten
- buntes Treiben anstatt Besinnung, Andacht und Reue
- die Gesichter werden als Zeichen des Teufels mit Asche geschwärzt, anstatt als Zeichen Gottes das Aschenkreuz zu empfangen (Verse 60-67)
- statt "geweihten Fladen" (Vers 96) wird "Verbotne Speis" (Vers 47) gegessen
- die Narrheit hat die Fastnacht erdacht, sie ist die "Narren Kirchweih" (Vers 31)
- Wortspiel Vers 30ff: "vast nacht" ist es vor der Türe der Narren, also ganz Nacht; d.h. daß es vor der Türe der Narren schon ganz finster ist und ihnen Böses droht, wenn sie weiterhin ihren Trieben nachgeben und sich gegen Gott wenden
- Brant betont, daß weder Juden, Heiden noch Zigeuner so schändlich mit ihrem Glauben verfahren, wie es die Christen während der Fastnacht tun (Verse 50-53).
- die Leute geraten derartig außer sich, daß die Fastnacht das ganze Jahr andauert; "Man bricht der Fasten ab das Haupt" (Vers 58) - Aschermittwoch hatte den lateinischen Beinamen "caput Quinquagesimae" selbst in der Fastenzeit selber und in der Karwoche wird die Narrenkappe aufgesetzt (Verse 113f), das bringt "Angst und Pein" (Vers 111)
- Zusammenfassung von Brants Intentionen:
- den Lesern vor Augen führen, welche verwerflichen Auswüchse ihr Fastnachtstreiben annimmt, und daß dies auch keineswegs höfisch ist
- Lehre, sich nicht von Gott abzuwenden und seinen Trieben nachzugeben
- sich lieber auf Gott besinnen, andächtig sein und Reue zeigen; sein Seelenheil suchen
- "[...] wo man sucht Fastnacht allein,|will keine rechte Andacht sein." (Verse 107f)
- die "Torenkappe" (Vers 2), oder die "Narren Kapp" (Vers 111), die sich die Leute zur Fastnacht aufsetzen und sich damit zu Narren machen, bringt nur "Angst und Pein" (Vers 111)
Literaturliste
BRANT, Sebastian: "Das Narrenschiff"; Reclam, Stuttgart 1992; Kap. 110b
KÖNNEKER, Barbara: "Sebastian Brant, Das Narrenschiff, Interpretationen"; R. Oldenbourg Verlag, München 1966
Häufig gestellte Fragen
Was ist der Schwerpunkt der Darstellung der Fastnacht laut diesem Text?
Der Schwerpunkt liegt auf der Darstellung der Fastnacht durch Sebastian Brant. Er beschreibt das Fastnachtstreiben ausführlich, um die Leser zur Auseinandersetzung mit ihrer eigenen Situation zu bewegen und ihnen einen Spiegel vorzuhalten. Zentral ist die Anprangerung des Treibens, mit der Aufforderung, das Seelenheil zu Beginn der Fastenzeit zu suchen.
Welche Kritikpunkte an der Fastnacht werden genannt?
Kritisiert werden übermäßiges Essen und Trinken (insbesondere Fleisch), das Treiben bis zum Morgen, fehlende Sauberkeit, der Umgang mit dem Palmesel, riskante Turniere, unangemessene Kleidung von Frauen, Verkleidungen zur Verhöhnung, die Herrschaft des Teufels statt Gottes, und die Umkehrung christlicher Werte (Fasten vs. Schlemmen, Besinnung vs. buntes Treiben, Aschenkreuz vs. Asche im Gesicht).
Wie wird die Rolle des Teufels in der Fastnacht dargestellt?
In der Fastnacht regiert der Teufel. Die Leute wenden sich gegen Gott durch übermäßiges Essen und Trinken statt Fasten, buntes Treiben statt Besinnung, und das Schwärzen der Gesichter mit Asche als Zeichen des Teufels statt des Empfangs des Aschenkreuzes.
Was kritisiert Brant im Vergleich zu anderen Glaubensrichtungen?
Brant betont, dass weder Juden, Heiden noch Zigeuner so schändlich mit ihrem Glauben verfahren, wie es die Christen während der Fastnacht tun.
Welche Folgen hat die Fastnacht für das restliche Jahr laut Brant?
Die Fastnacht dauert im übertragenen Sinne das ganze Jahr an. Es gibt ein Sprichwort: "Man bricht der Fasten ab das Haupt". Selbst in der Fastenzeit und in der Karwoche wird die Narrenkappe aufgesetzt, was "Angst und Pein" bringt.
Was sind Brants Intentionen bei der Darstellung der Fastnacht?
Brants Intentionen sind, den Lesern die verwerflichen Auswüchse des Fastnachtstreibens vor Augen zu führen, zur Abwendung von Gott und Hinwendung zur Besinnung, Andacht und Reue aufzufordern, und zu zeigen, dass Fastnacht und rechte Andacht unvereinbar sind. Er warnt, dass die "Torenkappe" nur "Angst und Pein" bringt.
Welche Literatur wird in diesem Text erwähnt?
Es werden folgende Werke zitiert:
- BRANT, Sebastian: "Das Narrenschiff"; Reclam, Stuttgart 1992; Kap. 110b
- KÖNNEKER, Barbara: "Sebastian Brant, Das Narrenschiff, Interpretationen"; R. Oldenbourg Verlag, München 1966
- MEZGER, Werner: "Narretei und Tradition"; Konrad Theiss Verlag, Stuttgart 1984
- Quote paper
- Georg Schmitz (Author), 1997, Die Darstellung der Fastnacht und der Fastnachtsnarren in Brants "Narrenschiff", Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/94796