Ziel der Arbeit ist es, den Konflikt von Leistungssport im Kindes- und Jugendalter darzustellen und die positiven sowie negativen Aspekte aus pädagogischer, medizinischer und entwicklungspsychologischer Sicht aufzuzeigen. Dafür wird zu Beginn eine Definition von Leistungssport gegeben und abschließend ein Fazit gegeben und Möglichkeiten aufgezeigt, den Leistungssport für Kinder und Jugendliche so zu gestalten, dass möglichst keine negativen Folgen entstehen.
Das Thema „Leistungssport im Kindes- und Jugendalter“ verursacht in der Gesellschaft überwiegend kontroverse Diskussionen, da speziell dieser Bereich des Leistungssports durch viele Kritiker von außen besetzt wird, während es innerhalb aber viele Befürworter gibt.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Definition „Leistungssport“
3. Vor- und Nachteile des Leistungssports im Kindes- und Jugendalter
3.1 Pädagogische Sicht
3.2 Medizinische Sicht
3.3 Entwicklungspsychologische Sicht
3.3.1 Bestandteile der psychischen Entwicklung von Kindern
3.3.2 Negative Auswirkungen auf die Psyche
4. Fazit
5. Literaturverzeichnis
6. Eidesstaatliche Erklärung
1. Einleitung
Das Thema „Leistungssport im Kindes- und Jugendalter“ verursacht in der Gesellschaft überwiegend kontroverse Diskussionen, da speziell dieser Bereich des Leistungssports durch viele Kritiker von außen besetzt wird, während es innerhalb aber viele Befürworter gibt.1 Immer häufiger kommt es in diversen Medien zu erschreckenden Themen, wie z.B. das überehrgeizige Eltern, aber auch Trainerinnen und Trainer, ihre Kinder zu guten Leistungen zwingen und sie dabei massiv unter Druck setzen.2
Persönlich beschäftigt mich das Thema „Leistungssport“ schon seit Längerem, da ich selbst in meiner Kindheit ein Teil in diesem System war und nun als kritischer Beobachter von außen fungiere.
Der Wecker klingelt, der Schulrucksack und die Sporttasche wird gepackt und es geht ab in die Schule. Nach der Schule wartet mein Opa, um mich schnell nach Hause zu bringen, denn es bleibt keine Zeit, um sich mit Freunden zu treffen. Vor dem Training müssen noch schnell die Hausaufgaben erledigt und für eine anstehende Arbeit gelernt werden. Diesen Alltag durchlaufen viele junge Leistungssportler, die eine Profikarriere anstreben. Doch welche Auswirkungen hat der Leistungssport auf Kinder und Jugendliche? Ich selbst habe diesen Alltag von der zweiten bis zu vierten Klasse durchlaufen, bis ich in der fünften Klasse auf das Sportinternat gekommen bin, um mich noch mehr auf den Sport fokussieren zu können. Ich habe sieben Jahre „Leichtathletik“ als Leistungssport betrieben, habe positive wie negative Facetten kennen gelernt und blicke heute mit kritischem Auge auf meine Laufbahn und das System zurück.
Ziel meiner Arbeit ist es, den Konflikt von Leistungssport im Kindes- und Jugendalter darzustellen und die positiven sowie negativen Aspekte aus pädagogischer, medizinischer und entwicklungspsychologischer Sicht aufzuzeigen, der den Fokus meiner Hausarbeit einnimmt. Dafür werde ich zu Beginn eine Definition von Leistungssport geben und abschließend ein Fazit ziehen und Möglichkeiten aufzeigen, den Leistungssport für Kinder und Jugendliche so zu gestalten, dass möglichst keine negativen Folgen entstehen.
Bis jetzt steht nur Kinder im Text statt „Kinder und Jugendliche“. Wird noch angepasst bzw. am Anfang darauf hingewiesen. Was meinst du ist besser? Aufgrund der Länge und Lesbarkeit finde ich es irgendwie blöd immer Kinder und Jugendliche zu schreiben.
2. Definition „Leistungssport“
Bevor auf das eigentliche Thema „Leistungssport im Kindes- und Jugendalter“ eigegangen wird, soll eingangs der Begriff Leistungssport geklärt werden. Das Sportlexikon von Herder definiert den Leistungssport als:
„Bestandteil der körperlichen Erziehung, deren Ziel darin besteht, im organisierten Wettkampf innerhalb eines Sportverbandes talentierte Sportler durch wissenschaftliche fundiertes langjähriges Training auf das Vollbringen hervorragender sportlicher Leistungen (sportliche Siege, Gewinn von Trophäen, Meisterschaften, Höchstleistungen und Rekorde) vorzubereiten.“3
3. Vor- und Nachteile des Leistungssports im Kindes- und Jugendalter
3.1 Pädagogische Sicht
Der Leistungssport stellt sich aus pädagogischer Perspektive, als problematisch für die Entwicklung der Kinder dar. Der Sinn des Leistungssports entspricht keinesfalls das Anliegen der Erziehung von Kindern.4
„Der Leistungssport ist entweder pädagogisch, oder er ist gar nichts.“5
Diese Worte stammten von Pierre de Coubertin, welche er sich zu seinen Lebenszeiten sehnsüchtig wünschte und es als sein olympisches Credo betitelte.
Kinder dürfen auch im Leistungssport keineswegs als kleine Erwachsene angesehen werden.6 Doch um den Anspruch des Leistungssports gerecht zu werden, kommt es häufig schon im Kindesalter zu hohen Trainingsbelastungen und Wettkampfs-anforderungen, die von Kindern nicht allein zu bewältigen sind. Außerdem sind sie weder in der Lage organisatorische Maßnahmen zu entwickeln noch ihre Tages- und Wochenplanung so zu planen, um den Anforderungen des Leistungssports gerecht zu werden. Daher findet der Leistungssport auf das Verlangen und Antreiben von Erwachsenen statt. Dies soll aber nicht bedeuten, dass Kinder keinen Spaß darin sehen, ins Training zu gehen, sich auf Wettkämpfe vorzubereiten und diese zu bestreiten. Doch es benötigt eine stetige Selbstorganisation und eine verantwortungsbewusste Zeit- und Lebensplanung, die nur durch ein soziales Netz, bestehend aus Eltern, Trainern, Ärzten und Vereinen, umsetzbar für Kinder ist.7
„Fort mit einem Hochleistungssport, der Kinder nicht mehr Kinder sein läßt“ forderte der Hamburger Sportpädagoge Konrad Paschen.8 Durch die Anforderungen und Belastungen im Leistungssport wird der soziale Kontakt zu Freunden und der eigenen Familie erheblich beschränkt und es können körperliche, seelische und geistige Einschränkungen entstehen. Befürworter meinen jedoch dies:
„Im Kinderhochleistungssport können Kinder durchaus Anstöße und Anregungen empfangen und für ihr Leben wertvolle Einstellungen herausbilden, es werde bei entsprechender Betreuung mehr Positives bewirkt, als wenn sportlich gar nichts getan wird, das Kind könne Erfahrungen machen, die ihm sonst vorenthalten blieben, und es könne sein Recht auf Entfaltung seiner Begabung verwirklichen.“9
Aus dem Zitat lässt sich ableiten, dass der Leistungssport im Kindesalter bei richtiger Führung, einen positiven Aspekt hinsichtlich der Entwicklung und Erziehung beitragen kann, denn durchaus Kinder sind bezüglich ihrer Ausdauerfähigkeit sowie koordinativen Fähigkeiten gut trainerbar.10 Darüber hinaus wird den Kindern Raum geschaffen, neue Erfahrungen zu sammeln und sich frei entfalten zu können und sich dadurch zu verwirklichen. Oberste Priorität dabei ist, keine Schädigungen entstehen zu lassen, das Training am Interesse des Kindes anzulehnen und es richtig, das bedeutet „kindgemäß“ zu gestalten.11
3.2 Medizinische Sicht
Der Leistungssport im Kindesalter lässt sich als gesellschaftliches Phänomen darstellen, in der die Sportmedizin diverse Probleme aufzeigt und vor allem die zu entstehenden Gefahren nicht außer Acht lassen darf.12 Hilf mir beim Umformulieren, bin einfach zu blöd.
Der Mangel an körperlicher Bewegung von Kindern ist heutzutage zu einem ernsthaften Problem geworden und das nicht nur für die Kinder selbst und ihrer Familie, sondern auch für die gesamte Gesellschaft. Mittlerweile sind in Deutschland 8,7 % der Kinder und Jugendlichen übergewichtig, davon 6,3 % adipös.13 Des Weiteren haben Untersuchungen von Wassermund – Bodenstedt gezeigt, dass Grundschulkinder bei der Einschulung nur drei Prozent nach zwei Jahren jedoch schon 22 % an Bewegungsmangel leiden.14 Grund dafür sei, dass die Kinder früher noch häufiger gemeinsam miteinander gespielt haben und es heutzutage eher zu treffen von Play-Stationen- oder Computerspielen kommt. Somit kann der Leistungssport aufgrund des steigenden Bewegungsmangels von Kindern als positiv angesehen werden. Es besteht die Möglichkeit, den Leistungssport als eine Art Ausgleich zur Schule zu bekommen und die körperliche Entwicklung in vielfacher Hinsicht zu fördern.15 Diese positiven Aspekte sind jedoch nur gültig, wenn das Training „kindheitsgemäß“ von Statten geht.
Da der Leistungssport „die Grenze des gesundheitlichen Nutzbaren bzw. Vertretbaren fahrlässig oder bewusst überschreitet“ 16 nehmen die negativen Aspekte einen deutlich höheren Stellenwert beim Leistungssport im Kindesalter ein. Durch die enorme körperliche Belastung kommt es häufig zu Wachstumsstörungen, da die Epiphysenfuge noch nicht verknöchert ist und sich durch Einwirkungen von außen frühzeitig schließt.17 Außerdem können durch den Eingriff in den noch reifenden und heranwachsenden Bewegungsapparat mikrotraumatische Überlastungsschäden entstehen. Das sind Verletzungen an Knochen, Gelenken oder Sehnen, die für das Auge nicht sichtbar sind und teilweise erst im Erwachsenalter zum Vorschein gelangen.18
Durch ein falsches Verhältnis zwischen Belastung und Belastbarkeit, sowie fehlender Ruhe- und Erholungszeiten kommt es zur Entstehung physischer Schäden. Durch zu intensives Training können Muskeln, Gelenke und Sehnen dauerhaft beschädigt werden und vermehrte Knochenbrüche auftreten, da die Verletzungsgefahr ständig gegeben ist.
Eines der am meisten auftretenden Beschwerden entsteht im Bereich des Kniegelenkes. Häufig kommt es zu Schmerzsyndromen an der Kniescheibe, welche meist durch eine einseitige Kräfteverteilung verursacht wird. Diese ungleiche Beanspruchung hinsichtlich der Dauer und Intensität löst Druckschäden aus, die vor allem beim Abwärts- und Aufwärtsgehen zum Vorschein erlangen. Wichtig dabei ist es, das muskuläre Gleichgewicht wiederherzustellen, welches durch Dehnungs- und Kräftigungsübungen der Oberschenkelmuskulatur und durch Sensomotorisches Training versucht werden kann.19
„Osteochondrosis dissecans“ tritt bei Kindern meist am Kniegelenk, manchmal auch an anderen Gelenken wie z.B. am Sprunggelenk oder Ellenbogengelenk auf, die durch eine stetige Überbelastung der Gelenkflächen entsteht. Es ist eine Knochenerkrankung direkt unterhalb des Gelenkknorpels, die durch Durchblutungsstörungen des Knochens einen Abbau und Absterben von Knochenzellen verursacht und dadurch Entzündungen entstehen. In weiterer Folge können sich Knochenteile mit dem Knorpel lösen und in das Gelenk wandern, welches schlimmstenfalls einen vorzeitigen Verschleiß des Gelenkes herbeiführt. Die wichtigste Maßnahme ist die Beanspruchung des Gelenkes deutlich zu reduzieren und das Training über einen längeren Zeitraum zu pausieren. Darauf aufbauend kann durch stabilisierende Übungen versucht werden, die Beschwerden für das Kniegelenk zu lindern. Werden solche Beschwerden nicht ernst genommen und eine entsprechende Behandlung bleibt aus, kann es im später im Erwachsenenalter zu Abnutzungen in den Gelenken kommen, die stark mit Schmerzen und Bewegungseinschränkungen einhergehen.20
Deutlich wird, dass der Sport die körperliche Entwicklung von Kindern in vielfacher Hinsicht fördert. Die Schulung der motorischen Hauptbeanspruchungsformen bildet die Grundlage für späteres körpergerechtes Verhalten sowie die körperliche und physische Belastbarkeit.21 Doch der Sport, der nach dem Interesse der Kinder angelehnt und auf die Belastbarkeit aufgebaut wird, unterscheidet sich maßgeblich vom Leistungssport. Ohne einen „kindgemäßen“ Sport entstehen große, nicht vorhersehbar Gefahren durch Überlastungsschäden und Verletzungen. Denn die Spanne zwischen förderlich und gefährlich ist extrem schmal.22
3.3 Entwicklungspsychologische Sicht
Ein weiterer und in meinem Auge sehr relevanter Punkt sind die Auswirkungen von Leistungssport auf die Psyche der Kinder. Auch wenn positive Aspekte bezüglich der Persönlichkeitsentwicklung vorliegen, dürfen die negativen Auswirkungen und Gefahren nicht im Geringsten missachtet werden.
3.3.1 Bestandteile der psychischen Entwicklung von Kindern
Vor weg ist es wichtig anzumerken, dass bezüglich in der Entwicklung der Leistungsmotivation eine individuelle Differenzierung zwischen den Kindern vorliegt. Unterschieden werden diese in erfolgsmotiviert, d.h. Kinder, die trotz eines Misserfolges weiterhin bestrebt sind, unbewältigte Aufgaben zu überwinden und misserfolgsorientiert, d.h. Kinder, die anstreben Misserfolge erst gar nicht entstehen zu lassen indem zu bewältigende Aufgaben auserwählt werden.23 Darüber hinaus erfolgt eine Trennung von aufgabenorientierten und leistungsorientierten Kindern, wobei festzuhalten ist, dass Aufgabenorientierte höhere und bessere Chancen im Leistungssport aufweisen und somit bessere Höchstleistungen erzielen können.24
Grundsätzlich wird das Selbstbewusstsein der Kinder im Leistungssport gefördert, da „Hochleistung mit dem eigenen Selbstkonzept, dem Selbstwertgefühl und der Strukturierung der eigenen Identität aufs engste zusammenhängt. Hochleistungssportler/innen haben gewöhnlich ein hohes Selbstwertgefühl und definieren ihre Identität in starkem Maß durch den Sport“.25
Je älter die Kinder werden, kann es dazukommen, dass statt dem gesunden Selbstwertgefühl ein massives Konkurrenzdenken entsteht, welches zu krankhaften Ausdehnungen führen kann. Daher ist es entwicklungspsychologisch nicht zweckmäßig, wettkampforientiert zu arbeiten, da die Kinder so unter zu hohen emotionalen Druck leiden. Das Scheitern in einem Wettkampf bringt die Kinder zur Frustration und im schlimmsten Fall zum Abbruch des Trainings.26
[...]
1 vgl. Grupe, 1998, S. 35.
2 vgl. Grupe, 1998, S. 32.
3 vgl. Das neue Sportlexikon; Sachlexikon der olympischen Disziplinen, Herder 1987.
4 vgl. Meinberg, 1984, S. 33f.
5 vgl. Grupe, 1998, S. 34.
6 vgl. Israel, 1998, S. 243.
7 vgl. Grupe, 1998, S. 34.
8 vgl. Grupe, 1998, S. 35.
9 vgl. Grupe, 1998, S.35.
10 vgl. Meinberg, 1984, S. 44f.
11 vgl. Grupe, 1998, S. 35 ff.
12 vgl. Israel, 1998, S. 248.
13 vgl. Robert Koch Institut, 2015, S. 205.
14 vgl. Wessinghage, 1998, S. 249.
15 vgl. Wessinghage, 1998, S. 250.
16 ebd. S. 250.
17 vgl. Hess, 1998, S. 263.
18 vgl. Wessinghage, 1998, S. 250.
19 vgl. Köthe, 1998, S. 253.
20 vgl. Deutsche Zeitschrift für Sportmedizin, 2012, S.316.
21 vgl. Wessinghage, 1998, S. 250.
22 vgl. Wessinghage, 1998, S. 251.
23 vgl. Oerter, 1998, S.70.
24 ebd. S.70.
25 vgl. Oerter, 1998, S. 71.
26 ebd. S. 71.