Den meisten Schülern bleibt der Zugang zu Literatur versperrt, da es ihnen nicht möglich ist, ein persönliches Verhältnis zu ihr aufzubauen. Sie können keinen Grund darin erkennen, etwas zu lesen, was sie nicht verstehen. Auch das Schreiben über Literatur bedeutet für sie keine Annäherung bzw. keinen Zugang, da das Geschriebene fremdbestimmt ist, entfremdend wirkt und keinerlei Bezüge zur Lebenswelt des Schreibers besitzt. Unterricht der handlungs- und produktionsorientiert gestaltet ist, ist Unterricht, der den Schüler einen handelnden Umgang mit der Literatur ermöglicht. Eines der Hauptmerkmale der Handlungs- und Produktionsorientierung ist die Aufhebung des Dualismus von Theorie und Praxis im Unterricht zugunsten eines wechselseitigen Zusammenhangs von Denken und Handeln.
Darüber hinaus berücksichtigt handlungs- und produktionsorientierter Unterricht die Individualität der Schüler, indem er nicht nur einen einzigen Handlungsweg zulässt, sondern viele individuelle Handlungszugänge erlaubt. Mit diesem Aspekt wird ein weiteres Merkmal dieses methodischen Prinzips angesprochen, die Selbstbestimmtheit der Schüler. Eigenständig können sich die Schüler Material beschaffen, eigenverantwortlich handeln und selbständig eigene Arbeitsmethoden entwickeln. Mit Hilfe des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts kann es gelingen, Freude am Schreiben und am Reden über das Geschriebene beim Schüler entstehen zu lassen.
Bloßes Verstehen von Texten steht hier im Gegensatz zu Handlungen am Text. Die stumpfe Erarbeitung von Textsortenwissen und Literaturgeschichte oder die Ausführung von stilistischen Untersuchungen, um Formulierungen eines Autors nachzuvollziehen, erschaffen eine entfremdende Begegnung mit Literatur und stellen keine Handlung dar. Erst durch die Orientierung des Unterrichts an den Lebenssituationen der Schüler und die Einführung in die Selbstreflexion von Wahrnehmungen, Gedanken und Handlungen werden diese zu mündigen, gleichberechtigten Partnern in Erziehungsfragen.
Inhaltsverzeichnis
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Handlungs- und Produktionsorientierter Literaturunterricht
- Produktionsorientierter Literaturunterricht
- Handlungsorientierter Literaturunterricht
- Rezeptionsästhetik
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Theoretische Begründungen für den handlungs- und produktionsorientierten Unterricht
- Die entwicklungstheoretische Begründung
- Die lerntheoretische Begründung
- Die sozialisationstheoretische Begründung
- Die bildungstheoretische Begründung
- Ziele des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht
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Konzepte des handlungs- und produktionsorientierten Deutschunterrichts
- Günter Waldmann
- Gerhard Haas
- Kaspar H. Spinner
- Karlheinz Fingerhut
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Beispiele für den handlungs- und produktionsorientierter Unterricht
- Epik: Die Fabel
- Zu den Merkmalen der Fabel
- Die Fabel im Deutschunterricht
- Lernzielaspekte und Perspektiven
- Die Fabelbaustelle (5./6. Klasse)
- Einen Buchdeckel entwerfen (1.-9. Klasse)
- Lyrik
- Lyrik für die Grundschule
- Verskombination (3.-10. Klasse)
- Ein Parallelgedicht schreiben (Sek. I)
- Szenische Interpretation (7./8. Klasse)
- Text-Bild-Collagen (1.-10. Klasse)
- Epik: Die Fabel
- Die Rolle des Lehrers
- Leistungsmessung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit zielt darauf ab, den handlungs- und produktionsorientierten Deutschunterricht in seiner Bedeutung für den Literaturunterricht zu beleuchten. Sie untersucht die theoretischen Grundlagen und die praktische Umsetzung dieses didaktischen Ansatzes, insbesondere im Hinblick auf die Förderung des literarischen Verstehens und der Kreativität der Schülerinnen und Schüler.
- Theoretische Fundierung des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts
- Relevanz für die Entwicklung des literarischen Verstehens
- Praxisbeispiele für handlungs- und produktionsorientierte Methoden im Literaturunterricht
- Rolle des Lehrers und die Bedeutung der Leistungsmessung
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel beleuchtet den handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht im Allgemeinen. Es werden die verschiedenen Ansätze und deren Bedeutung für die Förderung des literarischen Verstehens der Schüler erläutert. Das zweite Kapitel geht auf die theoretischen Grundlagen des handlungs- und produktionsorientierten Unterrichts ein, wobei die entwicklungstheoretische, lerntheoretische, sozialisationstheoretische und bildungstheoretische Begründung im Detail betrachtet werden. Im dritten Kapitel werden Ziele des handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterrichts erörtert, während im vierten Kapitel verschiedene Konzepte des handlungs- und produktionsorientierten Deutschunterrichts vorgestellt werden, darunter die Ansätze von Günter Waldmann, Gerhard Haas, Kaspar H. Spinner und Karlheinz Fingerhut. Das fünfte Kapitel zeigt anhand verschiedener Beispiele wie Fabeln und lyrische Texte, wie der handlungs- und produktionsorientierte Unterricht in der Praxis aussehen kann. Schließlich beleuchtet das sechste Kapitel die Rolle des Lehrers und die Bedeutung der Leistungsmessung im handlungs- und produktionsorientierten Literaturunterricht.
Schlüsselwörter
Handlungs- und Produktionsorientierter Unterricht, Literaturunterricht, Rezeptionsästhetik, Entwicklungstheorie, Lerntheorie, Sozialisationstheorie, Bildungstheorie, Kreativität, literarisches Verstehen, Textanalyse, Gestaltungsformen, Schüleraktivität, Lehrerrolle, Leistungsmessung.
- Quote paper
- Linda Kim Wegener (Author), 2008, Handlungs- und produktionsorientierter Deutschunterricht, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/93760