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Hausarbeit, 2017
15 Seiten, Note: 1,0
1. Erziehung in der nationalsozialistischen Zeit
1.1. Stellenwert der Erziehung in der nationalsozialistischen Zeit und die Erziehungsziele des Regiems
2. Nationalpolitische Erziehungsanstalten (umgangsprachlich Napolas)
2.1. Gründung und Aufbau der ersten Napolas
2.2. Die Stufen des Auswahlverfahrens
2.3. Die Erzieher in den Napolas
2.4. Der Alltag in den Napolas
2.5. Identitätsbildung und Persönlichkeitsentwicklung
3. Das Leben in der Napola am Beispiel der Napola Naumburg
3.1. Gelände und Gebäude der Erziehungsanstalt
3.2. Das Personal und die Lehrer der Napola Naumburg
3.3. Der Unterricht im Schulalltag
3.4. Die Bedeutung des Sports
3.5. Regelverstöße, Bestrafungen und das Sozialleben
4. Literatur
Wenn man die Kinder in dieser Zeit betrachtet wird deutlich das sie ausschließlich bis zum sechsten Lebensjahr eine Kindheit ohne „militärische“ Züge führen können. Denn ab dem Eintritt in die Schule, wird deutlich das eine strenge Formation und geordnete Reihen zu erkennen sind (vgl. Horn 2011, S. 29).
In der Kindergartenzeit herrschen zwar auch schon strenge Regeln und Ordnung, jedoch gleichen diese der Erziehung im Kindergarten heute. Die Erziehung in der frühen Kindheit damals, bleibt damit recht überschaubar (vgl. Horn 2011, S. 30). Durch die Machtübernahme im Januar 1933 kam es verstärkt zu Konkurenzsituationen im NS- Erziehungswesen, da jede Instanz ihre eigenen Schulen beziehungsweise neue Schulformen gründete, um ihre Vorstellung von Erziehung durchzusetzen. Wenn man dies im nachhinein betrachtet, gingen viele große Persönlichkeiten aus den Napolas aber auch aus den Adolf-Hitler-Schulen hervor. Das Regiem wollte durch die „Einmischung“ in das Schulsystem ihre Erziehungsvorstellungen durchsetzen, da nicht alle Eltern hinter dem Regiem standen. Sie wollten ehrgeizige, dem Land loyale und anpassungsfähige Kinder und Jugendliche haben und dem entsprechend ausbilden.
Durch den Aufbau der Napolas wurde das Eingreifen in das Erziehungswesen begünstigt, dadurch konnten die Sicherung und die Machpositionen im System weiter ausgeweitet werden (vgl. Lohmann 2012, S. 7). Die Kinder stellen ja die Zukunft des Landes dar und sollten dementsprechend schon relativ früh auf die, des Regiems richtigen und wichtigen Werte, gedrillt werden.
Im Interesse der nationalsozialistischen Regierung wurde das Kind als kostbares Gut des Volkes erklärt und somit sollte für Kinder die „körperliche Gesundheit“, die oberste Maxime sein (vgl. Horn 2011, S. 31). Einer der bedeutensten Ziele dabei war die „Erziehung zur Reichsidee“, dies war auch eines der wichtigsten Aufgaben, die die Napolas zu erledigen hatten. Unter der „Erziehung zur Reichsidee“ verstand man, das die Kinder im Sinne des Regiems erzogen wurden. Sie wurden und sollten ausschließlich zu den Zielen des Regiems hinarbeiten und alles für dessen ausführung tun. Ein wichtiger Punkt in der Erziehung war auch die ausführliche Bildung des Staatswillens (vgl. Schneider 1997, S. 33). Dabei wurde den Kindern der Staatswille aufgezwungen, sie wurden also einfach in die ihnen vorgesehene Richtung gedrängt.
Dadurch stellten sich auch sehr beeinflussbare Kinder gegen ihre Eltern und verrieten sie bei der Regierung, wenn es um das Thema Aufstand gegen das NS-Regiems ging. Die Kinder wurden in der Schule so beeinflusst, das sie zu dem von der Regierung bestimmten optimalen Staatsbürger wurden und sich somit auch gegen ihre Familien stellte.
Mit der Gründung der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten suchte der nationalsozialistische Führungsstaat eine Möglichkeit zur individuellen Auslese vom geeigneten Nachwuchs, für Führungspositionen.
Die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten sind eine neue Schulart, die vom nationalsozialistischen Staat errichtet worden sind, um die Elite der deutschen Jugend zu erschaffen. Die erste Napola wurde im April 1933 in Plön (Holstein) eröffnet (vgl. Lohmann 2012, S. 14). Hauptsächlich waren die Napolas da, um den Nachwuchs für den zivilen Bereich des Gesellschaft, Wirtschaft, Verwaltung, in den freien Berufen und hauptsächlich für das Militär zu schaffen (vgl. Schneider 1997, S. 33). Wichtig für das Regiem war es auf dem Wege der Erziehung den neuen „Typ“ des „NS-Menschen“ zu schaffen, dabei wurde aber auch an den traditionellen Effektivitäts- und Leistungsmaßstäben festgehalten (vgl. Schneider 1997, S. 33). Die Napolas setzten ihre Hauptschwerpunkte auf die „wissenschaftliche Ausbildung, körperliche Ertüchtigung, wehrsportliche Durchbildung und weltanschauliche Schulung“ (vgl. Scholtz 1973, S. 59). Im Jahr 1941 gab es im Deutschen Reich, einschließlich Österreich 30 Napolas mit insgesamt 6000 Jungmannen1 (vgl. Lohmann 2012, S. 14).
Bis zum Ende des zweiten Weltkrieges gab es 43 Napolas, wovon insgesamt drei ausschließlich nur für Mädchen errichtet worden waren. Es gab die Nationalpolitischen Erziehungsanstalten in mehreren Ländern, unter anderem in Österreich und Luxemburg.
Zunächst muss man erst einmal wissen das die Napolas ausschließlich für die deutschen Jungen des Volkes gedacht waren.
Die „Auslese“ für die Napolas begann damit, das zuerst die Verantwortlichen des Deutschen Jungvolkes die Jungen vorschlugen, die in irgendeiner Weise besonders positv aufgefallen waren. Diese Jungen hatten dadurch die Möglichkeit am mehrstufigen Auswahlverfahren teilzunehmen (vgl. Feller 2001, S. 87). Darüber hinaus konnten sich begabte und sportliche Schüler für die Teilnahme qualifizieren. In den Anfangsjahren wurden alle Volksschulen dazu verpflichtet, die für die Napola-Erziehung geeigneten Jungen, des 3. und 4. Schuljahres der jeweils nächstgelegenen Anstalt zu melden (vgl. Lohmann 2012, S. 15). Ein wichtiger Punkt dabei war, auch das die Jungen sowohl rassisch und körperlich, als auch charakterlich und geistig dafür geeignet sind, da den Napolas keine Aufgabe als Fürsorgestätte zu kommen sollte.
Das Auswahlverfahren bestand aus mehrern Stufen die die Jungen durchlaufen mussten. Es gab eine ca. einwöchige Aufnahmeprüfung, die am Anfang in der Einrichtung der Napola selbst stattfand, jedoch später auf zentralere Plätze verlegt wurde. Aufgrund der hohen Anwärterzahlen. Bei der „Vormusterung“ waren ca. 300 bis 600 Knaben anwesend, wovon dann lediglich nur zwischen 100 bis 200 für die umfangreichere Aufnahmeprüfung zugelassen wurden (vgl. Lohmann 2012, S. 16). Davon wurde gerade einmal ein Drittel zugelassen und diese Anwärter mussten dann zunächst ein halbes Jahr auf Probe dort leben, um dann endgültig aufgenommen zu werden. Das Auswahlverfahren bestand aus einer Sport-, einer gesundheitlichen- und einer intellektuellen Prüfung. Die wichtigsten Kriterien bei der Auswahl für die Anwärter waren die „arische Abstammung“, eine einwandfreie Charaktereigenschaft, das Ausschließen von Erbkrankheiten, volle körperliche Leistungsfähigkeit und eine überdurchschnittliche geistige Begabung (vgl. Scholtz 1973, S. 59). Desweiteren wurde auf „Wahrhaftigkeit“, „Treue“, „Selbstlosigkeit“, „Mut“, „Einsatzbereitschaft“ und „Verantwortungsbewusstsein“ ganz besonderen Wert gelegt (vgl. Lohmann 2012, S. 16).
Als Lehrer und Erzieher in den Napolas boten sich vor allem die jungen Pädagogen an, die noch keine Festanstellung an den stattlichen Schulen erhalten hatten. Eine weitere Möglichkeit für die Napolas war die Rekrutierung aus den Reihen der Hitler-Jugend, wo sich interessierte Jugendführer freiwillig für einen Dienst an den Napolas melden konnten (vgl. Feller 2001, S. 137).
Es wird auf jeden Fall deutlich, das die Erzieher an den Napolas intensiv ausgewählt und überprüft wurden, denn sie mussten ebenfalls hinter dem Regiem und den Ideen stehen und sich für die NSDAP2 verpflichten. Sehr angesehen als Erzieher waren auch Soldaten mit Kriegserfahrungen, die die Jungen dann im Umgang mit Waffen ausbilden und anleiten konnten. Es war vor allem wichtig, die Jungmannen an die Regeln zu erinnern und im Falle eines Verstoßes Strafen anzuordnen und durchzusetzen.
Ein wichtiger Punkt war auch, das die Erzieher und das Lehrpersonal fast dauerhaft in den Napolas anwesend waren, sie hatten dort vermehrt ihre eigenen Zimmer, Wohnungen, beziehungsweise sogar ganze Gebäude, je nach Größe der Napola und Anzahl der Schüler. Dadurch wurden unverheiratete Leute natürliche vermehrt bevorzugt. Man wollte dadurch eine regelmäßige und kontrollierte Überwachung der Jungmannen erreichen (vgl. Feller 2001, S. 143).
Für die jüngeren Züge3 waren die Erzieher das Wichtigste, besonders an den Wochenenden gingen sie gerne zu ihnen um über ihre Probleme und Bedenken zu sprechen und um einfach Kraft für die neue Woche zu tanken. Sie sollten für sie eine Vorbildfunktion darstellen.
Meistens wurde ein Erzieher für einen gesamten Zug eingesetzt, wo er dann auch die Arbeitszeiten und die Ferieneinsätze überwachen und kontrollieren musste (vgl. Feller 2001, S. 144).
Jeder Tag war von früh bis spät durchstrukturiert, damit die Jungmannen eine optimale Ausbildung erhielten. Sie sollten dabei vor allem lernen mit wenig Schlaf auszukommen und sich an Anordnungen und Regeln zu halten. Freizeit gab es im Tagesplan eher wenig bis selten. Es war vor allem wichtig das sie sportlich fit sind und geistig, beziehungsweise intellektuell, auf einem ganz hohen Niveau stehen. Damit man dies erreichen und halten kann, braucht man diesen strukturierten Ablauf.
Der Tag begann täglich zwischen 6.00 Uhr und 6.30 Uhr, mit Wecken und anschließendem Frühsport. Dannach ging es direkt zum Waschen, Betten bauen, Stube aufräumen und Frühstück. Der Unterricht begann dann ca. zwischen 7.00 Uhr und 07.30 Uhr. Um 10.00 Uhr gab es dann meistens eine kleine Frühstückspause. Gegen 12.30 Uhr, beziehungsweise 13.00 Uhr, gab es dann nach der täglichen Flaggenparade das Mittagessen (vgl. Feller 2001, S. 147). Der Nachmittag gestaltete sich täglich ein wenig unterschiedlich, jedoch immer mit den gleichen Themen und Bereichen. Die Jungmannen hatten Arbeitszeit, Nachmittagsunterricht, Sport, Waffenausbildung und noch mehr Sport. Gegen 18.30 Uhr, beziehungsweise 19.00 Uhr, gab es dann meistens das gemeinsame Abendbrot.
Disziplin und Zucht waren einer der wichtigsten Themen an den Napolas. Die Jungmannen wurden so zu vollem Gehorsam gedrillt.
Wenn man auf die damalige Zeit zurückblickt wird deutlich, das die Identitätsbildung und Persönlichkeitsentwicklung aus freien Stücken, in den Napolas eher begrenzt war. Die Jungen in den Napolas wurden bereits bei der Auslese für die Napolas so begutachtet, das sie „Ehrgeiz“ und „Begeisterungsfähigkeit“ besitzen. Dies war für das Personal an den Napolas sehr wichtig damit die Jungmannen für die angestrebte Beeinflussung besonders empfänglich waren (vgl. Feller 2001, S. 203). Dadurch das die Schüler bereits mit 12 Jahren aus dem Elternhaus getrennt wurden und über Jahre hinweg einer genau abgegrenzten Wahrnehmung ausgesetzt waren, wurde die „normale“ Entwicklung natürlich sehr beeinflusst. Die Jungen mussten lernen stark zu sein und keine Angst zu haben.
Sie wurden zu den Marioetten des Regiems. Sie lernten ohne nachzufragen Befehle auszuführen und ihrem Land zu dienen und dies schon in jungen Jahren. Die Jungmannen auf den Napolas gaben ihre Kindheit auf, um die „Elite Hitlers“ zu werden. Dadurch standen sie auch dauerhaft unter einem besonderen Leistungsdruck. Eine gewisse Bandbreite an Erfahrungen wurde jedoch dennoch zugelassen (vgl. Feller 2001, S. 203), nur durften diese nicht aus dem nationalsozialistischen Weltbild herausführen. Selbst die Ferieneinsätze waren strikt durchstrukturiert um mögliche Rebellierungen oder ähnliches zu vermeiden.
Die Schüler waren schon individuell, wenn man jeden einzeln betrachtet. Jedoch mussten sie in der Gruppe beziehungsweise in ihren Zügen als Gemeinschaft fungieren und arbeiten. Dabei waren die Regeln an oberster Stelle. Die Jungen wurden in den Napolas dazu gedrängt später Führungspostionen zu übernehmen und dementsprechend hat sich auch ihre Identität und Persönlichkeit angepasst, beziehungsweise in diese Richtung entwickelt.
Ihr Charakter wurde mit der Zeit immer ehrgeiziger und arroganter, wodurch sie sich von der Masse abheben wollten, beziehungsweise konnten (vgl. Feller 2001, S. 202).
Die Napola in Naumburg war die größte Erziehungsanstalt im gesamten Deutschen Reich. Sie beherbergte daher eine Vielzahl von kleineren Gebäuden und Anbauten, die alle jeweils zu unterschiedlichen Zwecken benutzt wurden (vgl. Lohmann 2012, S. 30). Die Schule besaß darüber hinaus auch einen großen Sportplatz, eine eigene Reitbahn, eine Eisbahn, ein Schwimmbad mit Sprungturm, einen Tennisplatz, einen Leichtathletikplatz, einem Schießstand, einen großen Park und eine Hindernisbahn. Desweiteren gab es mehrere Garagen mit Autos und Motorrädern und einem großen Pferdestall (vgl. Lohmann 2012, S. 30).
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1 Jungmannen sind die Schüler der Nationalpolitischen Erziehungsanstalten
2 Die NSDAP war die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei
3 Züge war das umgangssprachliche Wort für die Jahrgänge