Was zählt als Sicherheitsproblem? Wieso werden manche Themen zu Sicherheitsproblemen und andere nicht? Wie nutzt die Politik Bilder der Bedrohung? Von besonderer Bedeutung ist hier, dass Wahrnehmung subjektiv ist, daher auch eine sozialkonstruktivistische Theorie als Analyserahmen. Der Fokus liegt auf dem Sprechakt als Kernstück der Theorie. Als Analysegrundlage dient das Stockholm-Programm, welches von 2010 bis 2014 die politische Agenda für innere Sicherheit und damit auch für Migrationskontrollpolitiken in der EU setzte.
Die Arbeit gliedert sich in fünf Abschnitte. Der erste Abschnitt nach der Einleitung gibt einen kurzen Überblick über den Forschungsstand zu Sicherheitstheorien bezüglich Internationaler Migration. Der zweite Abschnitt stellt die Theorie der Versicherheitlichung dar. Eine Erläuterung des methodischen Vorgehens schließt diesen zweiten Teil ab. Er gründet sich darauf, Versicherheitlichung anhand der qualitativen Inhaltsanalyse zu untersuchen, wie von Buzan, Waever und deWilde vorgeschlagen. Da diese Arbeit den Fokus auf den aktiven Prozess der Versicherheitlichung erweitern soll, bezieht sich die Arbeit auch auf die Kategorienbildung von Philippe Bourbeau. Er stellte sie erstmals 2012 in seinem Buch "The Securitization of Migration"vor. In diesem untersucht er die Versicherheitlichung in Frankreich und Kanada. Der Bezug auf die Kategorien Bourbeaus wird fragmentarisch erfolgen, denn mit seiner Hilfe soll nur untersucht werden, welche Rolle Frontex und EUBAM1 bei der Versicherheitlichung spielen.
Der dritte Teil enthält eine qualitative Inhaltsanalyse des Stockholmer Programms. Daran anschließend wird der Prozess der Securitization am Beispiel der Grenzschutzagentur Frontex und dem Drittstaatenabkommen "EU Border Mission Ukraine and Moldova" (EUBAM) aufgezeigt. Im vierten Teil steht im Mittelpunkt, wie Migration als Sicherheitsproblem in der europäischen Gesellschaft dargestellt werden konnte und wie das Abkommen EUBAM im Kontext der Versicherheitlichung von Migration nach Europa zu verstehen ist. Hier spielt auch die Rolle von Identitäten eine Rolle. Im fünften Teil werden Fazit und Ausblick gegeben. Relevante Literatur stammt unter anderem von Juliane Seehase und Stephanie Deimel über Frontex und EUBAM. Thierry Balzacq und Philippe Bourbeau geben einen tieferen Einblick in die Theorie der Versicherheitlichung. Jef Huysmans erläutert die Relevanz von Normen und Identitäten für die Konstruktion von Sicherheitsproblemen
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Theorie und Methode
- Forschungsstand
- Theorie der Securitization
- Die Bedeutung des Speech Act
- Methodisches Vorgehen
- Einführung in die qualitative Inhaltsanalyse
- Auswahl des Falls
- Vorstellung der Migrations- und Grenzpolitik der EU
- Stockholmer Programm (2010-2014)
- Begriffsbehandlung der irregulären Migration
- Bedeutung der Nachbarschaftspolitik und des Außengrenzschutzes
- Integrated Border Management
- Die Gründung der Grenzschutzagentur Frontex
- Die Gründung von EUBAM
- Analyse
- Das Stockholmer Programm als Speech Act
- Integriertes Grenzmanagement als Versicherheitlichung
- Zur Rolle von Normen und Identitäten
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die europäischen Migrationspolitiken im Kontext der Securitization-Theorie. Ziel ist es, die Versicherheitlichung von Migration anhand des Stockholmer Programms, der Grenzschutzagentur Frontex und dem Drittstaatenabkommen „EU Border Mission Ukraine and Moldova“ (EUBAM) zu analysieren.
- Die Rolle von Speech Acts in der Versicherheitlichung von Migration
- Die Konstruktion von Migration als Sicherheitsproblem in der europäischen Gesellschaft
- Die Bedeutung von Normen und Identitäten in der Versicherheitlichung
- Die Analyse der Europäischen Union als Akteur im Bereich der Migrationspolitik
- Die Untersuchung der Auswirkungen von Versicherheitlichung auf die Menschenrechte von Migranten
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt den Kontext der europäischen Migrationspolitik im Rahmen des modernen Nationalstaates dar und führt die Securitization-Theorie als analytisches Werkzeug ein.
- Das zweite Kapitel gibt einen Überblick über den Forschungsstand zu internationalen Sicherheitsstudien im Kontext der internationalen Migration und stellt die Theorie der Versicherheitlichung sowie die methodischen Grundlagen der Arbeit dar.
- Das dritte Kapitel beleuchtet die Migrations- und Grenzpolitik der Europäischen Union, insbesondere das Stockholmer Programm und die Entwicklung des Integrierten Grenzmanagements, einschließlich der Gründung von Frontex und EUBAM.
- Das vierte Kapitel analysiert das Stockholmer Programm als Speech Act und untersucht, wie die europäischen Migrationspolitiken im Kontext der Versicherheitlichung als Sicherheitsproblem dargestellt werden.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen dieser Arbeit sind die europäische Migrationspolitik, die Versicherheitlichung, das Stockholmer Programm, Frontex, EUBAM, Speech Acts, Normen und Identitäten, Menschenrechte und die Konstruktion von Sicherheitsproblemen. Die Analyse konzentriert sich auf den Prozess der Versicherheitlichung von Migration in der EU und ihre Auswirkungen auf die europäische Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Johanna Rall (Autor:in), 2016, Festung Europa? Die europäische Migrationspolitik im Kontext der Securitization-Theorie, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/934091