Wie verhalten sich Jugendliche im Alkoholrausch? Zunächst beschäftigt sich die Arbeit mit der Definition von Rausch und der Abgrenzung von der Sucht. Anschließend wird näher auf die Gründe und Funktionen des Alkoholrausches für Jugendliche eingegangen. Hiernach werden die drei Dimensionen von Yvonne Niekrenz, welche Zeit, Ort und Körper beinhalten, erläutert. Darauffolgend werden die Probleme und Tendenzen des Rauschtrinkens erklärt und abschließend wird die Arbeit mit einer Befragung von vier weiblichen Personen, unterschiedlicher Altersklassen, zu ihren persönlichen Erfahrungen mit Alkohol in der Jugendzeit, vertieft.
Inhaltsverzeichnis
1 Einleitung
2 Rausch
3 Rausch im Jugendalter
4 Dimensionen von Yvonne Niekrenz
5 Tendenzen und Probleme des Rausches
6 Befragung
7 Ausblick in die Zukunft
8 Literaturverzeichnis
9 Befragung
1 Einleitung
Die fünfte Jahreszeit, besser bekannt als Fasching oder Karneval, ist eine Art Ausnahmezustand. Menschen, aller Altersklassen, werfen sich in Kostüme und treffen sich auf Faschingsbällen oder Umzügen um zu trinken, feiern und Spaß zu haben.
Vor allem Jugendliche nutzen die fünfte Jahreszeit, um ausgelassen Party zu machen. Wer bereits schon einmal an Karneval unterwegs war, weiß das Alkohol zu Fasching gehört, so wie der Sprit zum Auto. Kaum einer der Jugendlichen ist nüchtern.
Dabei kann man die unterschiedlichsten Verhaltensweisen beobachten. Man könnte fast davon sprechen, dass es unterschiedliche „Typen“ von Verhalten unter Alkoholeinfluss gibt. Die einen werden aggressiv und schlägern sich, die Anderen betrinken sich so lange, dass der Krankenwagen kommen muss. Dann gibt es noch die, die flirten und mit teilweise wildfremden Menschen knutschen. Natürlich fließen bei dem ein oder anderen auch Tränen, weil sie durch den Alkoholeinfluss sentimental werden. Und dann noch das ganz klassische Verhalten von denen, die einfach nur feiern und Spaß haben.
Durch den Konsum von Alkohol verändert sich das Handeln eines Menschen. Dadurch, dass Jugendliche sehr viel und oft Hochprozentiges zu sich nehmen, fällt es bei ihnen besonders stark auf. An größeren Veranstaltungen, wie Karneval, Oktoberfest, Konzerte, etc. sind meist sie, die durch den zu starken Konsum von alkoholischen Rauschmittel negativ auffallen.
Aus diesen Beobachtungen heraus, kommt die Frage auf: Wie verhalten sich Jugendliche im Alkoholrausch?
Im Folgenden beschäftigt sich die Arbeit zunächst mit der Definition von Rausch und der Abgrenzung von der Sucht. Anschließend wird näher auf die Gründe und Funktionen des Alkoholrausches für Jugendliche eingegangen. Hiernach werden die drei Dimensionen von Yvonne Niekrenz, welche Zeit, Ort und Körper beinhalten, erläutert. Darauf folgend werden die Probleme und Tendenzen des Rauschtrinkens erklärt und abschließend wird die Arbeit mit einer Befragung von vier weiblichen Personen, unterschiedlicher Altersklassen, zu ihren persönlichen Erfahrungen mit Alkohol in der Jugendzeit, vertieft.
2 Rausch
2.1 Phänomen Rausch
In der heutigen Zeit ist der Alkoholkonsum gesellschaftlich anerkannt. Er ist sogar ein fester Bestandteil der menschlichen Kultur. Zu bestimmten Anlässen ist es gebräuchlich Alkohol zu trinken, wie zum Beispiel beim Sektempfang nach einer Hochzeit, das Bier zum Anstoßen auf dem Oktoberfest oder sogar der Verdauungsschnaps nach einem Festmahl (vgl. Settertobulte, 2010, S. 73). Allerdings ist das Bedürfnis nach dem alkoholischen Rauschmittel keine neue Entwicklung. Im Gegenteil, Menschen verschiedener Kulturen haben sich bereits in früheren Zeiten bewusst für den Konsum von Alkohol entschieden, um einen Rauschzustand zu erreichen (vgl. Niekrenz, 2011a, S. 44). Somit ist Rausch als eine Art „kulturelle Konstante“ zu bezeichnen (Niekrenz, 2011b, S. 209).
Allerdings wird der Auslöser für Rauschzustände in einigen Kulturkreisen falsch gedeutet. Die meisten Menschen gehen davon aus, dass ein Rausch nur durch eine bestimmte Substanz herbeigeführt werden kann. Jedoch muss die Ursache dafür nicht unbedingt sachgebunden sein. Die Auslöser lassen sich einteilen in „pharmakologische und psychologische Techniken“ (Niekrenz, 2011a, S. 50).
Zu den pharmakologischen Auslösern zählen entheogene, entactogene und dissoziative Substanzen. Zu den Entheogenen zählen Halluzinogene, MDMA gehört zu den Entactogenen und dissoziative Mittel ist zum Beispiel das Narkosemittel Ketamin (vgl. Niekrenz, 2011b, S. 210).
Die psychologischen Auslöser lassen sich in drei weitere Arten einteilen. In die imperturbatischen, extrastimulanten und manipulativen Techniken. Bei den imperturbatischen Ursachen, werden Umweltreize dezimiert, anders wie bei den Extrastimulanten, hierbei wird die Umweltwahrnehmung verstärkt. Das absichtliche Aufgeben von körperlichen Grundbedürfnissen und beeinflussen biochemischer Prozesse zählt zu den manipulativen Techniken von Auslösern (vgl. ebd., S. 210f).
Das heißt, es gibt diverse Auslöser für Rauschzustände, jedoch ähneln sich die Räusche meistens, unabhängig von den Auslösern (vgl. Niekrenz, 2011a, S. 51).
Nachdem die Auslöser für veränderte Bewusstseinszustände nun bekannt sind, wird als nächstes darauf eingegangen, welche Auswirkungen sie auf den Menschen haben. Das Verhalten der Person verändert sich durch einen modifizierten Bewusstseinszustand und weicht von der Norm ab (vgl. Niekrenz, 2011a, S. 45 – 47). Es finden Veränderungen in der Wahrnehmung des eigenen Körpers und von zeitlichen, räumlichen Bezügen statt. „Die sinnliche Wahrnehmung verändert sich […] wie das soziale Handeln hinsichtlich [der, M.H.] Emotionskontrolle […]. Häufig lassen [zusätzlich die, M.H.] rational-analytische Fähigkeiten […] nach“ (Niekrenz, 2011b, S. 210). Zudem verliert die Person im Rauschzustand die Fähigkeit der Körperbeherrschung, da der Bezug zum eigenen Körper durch den Alkohol verschwindet. Außerdem werden die Empfindungen im rauschhaften Zustand verstärkt wahrgenommen. Die Person lebt in diesem Moment und genießt ihn. (vgl. ebd., S. 210 – 215).
Demzufolge ist Rausch „situativ und […] eine Konstruktion, die mit den Begriffen ‚veränderter‘ und ‚außergewöhnlicher Bewusstseinszustand‘ beschrieben werden kann. Damit grenzt sich dieser Zustand […] vom ‚normalen‘ Wachbewusstsein ab. Der Rausch kann zufällig auftreten oder bewusst herbeigeführt werden […]“ (Niekrenz, 2011a, S. 49). Für Yvonne Niekrenz hat der rauschhafte Konsum mehrere Funktionen in der Jugendzeit, darauf wird in einen späteren Kapitel dieser Arbeit näher eingegangen (vgl. Niekrenz/ Witte, 2011b, S. 17).
Nachdem das Phänomen Rausch als kulturelle Konstante bestimmt worden ist und ihre Auslöser, sowie die Merkmale näher erläutert worden sind, wird nun im nächsten Kapitel Rausch von der Sucht abgegrenzt.
2.2 Abgrenzung von der Sucht
Es kann sein, dass Rausch zu einem „Wiederholungszwang“ und auf diese Weise zu einer Sucht führt, jedoch muss man Rausch von der Sucht differenzieren (Ganguin/ Niekrenz, 2010, S. 10). Der entscheidende Faktor dabei ist die Nüchternheit. Rausch ist eine Art Ausnahmezustand, weit entfernt von der alltäglichen Norm, jedoch kehrt man in seinen gewohnten Alltag durch die Nüchternheit zurück. Bei dem „Abhängigkeitssyndrom“ wird allerdings das Rauschmittel benötigt, um einen normalen, spannungsfreien Zustand zu erreichen und somit ist die Nüchternheit ausgeschlossen (Niekrenz, 2011b, S. 210).
Die WHO definiert Sucht durch vier Kriterien. Die süchtige Person hat ein enormes Verlangen die Substanz zu konsumieren (1) und tendenziell wird die Menge des Suchtmittels immer mehr erhöht (2). Es führt dabei zu einer Abhängigkeit, die sowohl psychisch, als auch physisch ist und durch einen dauerhaften Konsum entstehen dabei Abstinenzerscheinungen (3). Zudem hat die Sucht nicht nur negative Konsequenzen für das Individuum, sondern auch für die Gesellschaft (4) (vgl. Niekrenz, 2011a, S. 49). Somit kann man Rausch von dem „Krankheitsbild der Sucht“ abgrenzen. (vgl. Niekrenz, 2011b, S. 210)
Da nun erläutert wurde, aus welchen Gründen man Sucht und Rausch voneinander abgrenzt, wird im nächsten Kapitel der Arbeit auf die jugendlichen Gründe und Funktionen des Rausches eingegangen.
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