In der vorliegenden Arbeit wird die umstrittene Theorie der "Langen Wellen" von Nikolai D. Kondratjew genauer beleuchtet. Diese langfristigen Konjunkturzyklen haben meist eine Dauer von 40 bis 60 Jahren und stehen in engem Zusammenhang mit einer neuen bahnbrechenden Erfindung. Weshalb diese Theorie so umstritten ist, soll sich später noch zeigen.
Aufgrund der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2, welcher seinen Ausgangspunkt in China hatte1, beschäftigen wir uns in den letzten Monaten wieder vermehrt mit den daraus resultierenden wirtschaftlichen Schwankungen – kurz: der Konjunktur. Noch im Februar deuteten die konjunkturellen Vorhersagen auf ein Beleben der Konjunktur hin. Diese Prognose wurde allerdings vor der Pandemie erstellt und trifft aktuell nicht mehr zu, denn heute steht die Wirtschaft im Euroraum vor großen Herausforderungen. Um die Ausbreitung des Virus so schnell wie möglich einzudämmen, wurden einige wirtschaftspolitische Maßnahmen verhängt: die Absage von Großveranstaltungen, Schulschließungen, die Schließung von Geschäften (außer Lebensmittelgeschäfte) und aller Freizeiteinrichtungen wie z.B. Kino, Theater, Freizeitpark etc. und ein generelles Kontakt- und Reiseverbot. Folglich wurde die gesamte Volkswirtschaft in Deutschland vorübergehend auf ein Minimum reduziert. Trotz einiger Lockerungen wurden die positiven Vorhersagen für die wirtschaftliche Entwicklung abgeschwächt und eine Rezession erwartet.
Um die Folgen der weltweiten Pandemie zu relativieren, wurde kürzlich ein Konjunkturpaket in Milliardenhöhe verabschiedet. Es beinhaltet beispielsweise eine Mehrwertsteuersenkung um drei Prozent ab 1. Juli 2020 bis Ende 2020, einen Kinderbonus für Familien und eine Überbrückungshilfe für kleine und mittelständische Unternehmen.
Inhaltsverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Tabellenverzeichnis
1 Einleitung
2 Nikolai Dmitrijewitsch Kondratjew
3 DieTheoriederLangen Wellen
3.1. Geschichtlicher Hintergrund
3.2. Der Kondratjew Zyklus
3.3. Definition Basisinnovation
4 Die historische Betrachtung der Kondratjew Zyklen
4.1 Der erste Kondratjew
4.2 Der zweite Kondratjew
4.3 Der dritte Kondratjew
4.4 Der vierte Kondratjew
4.5 Der fünfte Kondratjew
5 Der sechste Kondratjew
5.1. Ausgangslage am Ende des fünften Zyklus
5.2. Potentielle Wachstumsfelder
5.2.1 Künstliche Intelligenz
5.2.2 MegamarktGesundheit
6 Zusammenfassung und Kritik
Literaturverzeichnis
Abbildungsverzeichnis
Abbildung 1: Darstellung eines Konjunkturzyklus entlang eines Kondratjew
Abbildung 2: Die bisherigen Kondratjewzyklen im Überblick
Tabellenverzeichnis
Tabelle 1: Forschungs- und Entwicklungsausgabe
1 Einleitung
Aufgrund der weltweiten Ausbreitung des Coronavirus SARS-CoV-2, welcher seinen Ausgangspunkt in China hatte1, beschäftigen wir uns in den letzten Monaten wieder vermehrt mit den daraus resultierenden wirtschaftlichen Schwankungen - kurz: der Konjunktur. Noch im Februar deuteten die konjunkturellen Vorhersagen auf ein Beleben der Konjunktur hin. Diese Prognose wurde allerdings vor der Pandemie erstellt und trifft aktuell nicht mehr zu, denn heute steht die Wirtschaft im Euroraum vor großen Herausforderungen.2 Um die Ausbreitung des Virus so schnell wie möglich einzudämmen, wurden einige wirtschaftspolitische Maßnahmen verhängt: die Absage von Großveranstaltungen, Schulschließungen, die Schließung von Geschäften (außer Lebensmittelgeschäfte) und aller Freizeiteinrichtungen wie z.B. Kino, Theater, Freizeitpark etc. und ein generelles Kontakt- und Reiseverbot.3 Folglich wurde die gesamte Volkswirtschaft in Deutschlang vorübergehend auf ein Minimum reduziert. Trotz einiger Lockerungen wurden die positiven Vorhersagen für die wirtschaftliche Entwicklung abgeschwächt und eine Rezession erwartet. Um die Folgen der weltweiten Pandemie zu relativieren, wurde kürzlich ein Konjunkturpaket in Milliardenhöhe verabschiedet. Es beinhaltet beispielsweise eine Mehrwertsteuersenkung um drei Prozent ab 1. Juli 2020 bis Ende 2020, einen Kinderbonus für Familien und eine Überbrückungshilfe für kleine und mittelständische Unternehmen beinhaltet.4
In der folgenden Arbeit wird die umstrittene Theorie der „Langen Wellen“ von Nikolai D. Kondratjew genauer beleuchtet. Diese langfristigen Konjunkturzyklen haben meist eine Dauer von 40 bis 60 Jahren5 und stehen in engem Zusammenhang mit einer neuen bahnbrechenden Erfindung. Weshalb diese Theorie so umstritten ist, soll sich später noch zeigen.
2 Nikolai Dmitrijewitsch Kondratjew
Nikolai Dmitrijewitsch Kondratjew war ein russischer Wirtschaftswissenschaftler, der 1892 in der Sowjetunion geboren wurde. Zwischen 1920 und 1928 war er als Direktor des Konjunkturinstituts tätig und untersuchte dabei die konjunkturelle Entwicklung einer Wirtschaft anhand verschiedener wirtschaftlicher Indikatoren.6 Er stellte die Theorie auf, dass im Kapitalismus, durch seine regelmäßig auftretenden Bewegungen, nach jedem Abschwung auch wieder ein Aufschwung folgt.7 Seine Ergebnisse veröffentlichte er 1926 in der Zeitschrift Woprosij Konjunkturij unter dem Titel „Lange ökonomische Zyklen“. Obwohl Kondratjew selbst Kommunist war, setzte er sich während der stalinistischen Diktatur für den Erhalt der marktwirtschaftlichen Strukturen ein.8
Aufgrund der angeblich antikommunistischen Agitation9, entsprach er nicht dem stalinistischen Bild. Er wurde schließlich verhaftet und 1938 zum Tode verurteilt.10
3 Die Theorie der Langen Wellen
3.1. Geschichtlicher Hintergrund
Nikolai D. Kondratjew war nicht der Erste der die Theorie der Langen Wellen beobachtete, er hatte diese nur als Erster publiziert. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts untersuchte der englische Autor Hyde Clark die beiden Hungerperioden im Vereinigten Königreich von 1793 und 1847 und erkannte, dass es einen Zusammenhang zwischen den beiden geben musste.11
In den Jahren 1913 und 1924 erschienen weitere Veröffentlichungen von den niederländischen Wirtschaftswissenschaftlern Van Deren und De Wolff, in denen sie feststellten, dass die Preiskurve einen Zyklus von vielen Jahrzehnten hatte.
Sie untersuchten die Preisbewegungen des Außenhandels, die Bewegungen der Zinssätze, die Tonnage von Schiffsfrachten etc. und formulierten erstmals die „Lange-Wellen- Hypothese".12
Es besteht die Annahme, dass Kondratjew die empirischen Forschungen von Van Deren und De Wolff aufgrund der sprachlichen Barrieren nicht kannte, da deren Werke ausschließlich in niederländischer Sprache veröffentlicht wurden.13 Jedoch kam er zum selben Ergebnis, als er die wirtschaftliche Entwicklung von Frankreich und Großbritannien anhand verschiedener wirtschaftlicher Indikatoren untersuchte.14
Wie bereits in Kapitel 2 erwähnt, griff der österreichische Ökonom Josef Alois Schumpeter 1929 in seinem Werk „Business Cycle" die Theorie der „Langen Wellen“ wieder auf und benannte diese nach ihrem Entdecker. Er betonte erstmals die Signifikanz der Basisinnovationen für das Auslösen einer solchen langen Welle.15
3.2. Der Kondratjew Zyklus
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Wie wir bereits wissen, hat die Konjunktur keinen linearen Verlauf. Sie wächst zwar in der gesamten Betrachtung, allerdings folgt nach einem Aufschwung (Prosperität) mit dem sogenannten Boom als höchsten Punkt, ein Abschwung (Rezession) mit der anschließenden Depression (Abbildung 1). Es existiert jedoch kein einheitlicher Ansatz über den Verlauf dieser Schwankungen, sondern eine Vielzahl an Theorien. So unterscheidet man beispielsweise zwischen kurzfristigen Kitschinzyklen, mit einer Dauer von circa 3 Jahren, und den mittelfristigen Juglarzyklen, welche eine durchschnittliche Dauer von 7 bis 11 Jahren haben.16 Im Gegensatz dazu, gibt es auch langfristige Fluktuationen, die .Kondratjew Wellen' (oder auch ,lange Wellen der Konjunktur'). Sie haben eine ungefähre Dauer von 40 bis 60 Jahren17 und sind nicht mit den kurz- und mittelfristigen Konjunkturzyklen zu verwechseln.
Eine Lange Welle muss folgende vier Kriterien erfüllen:18
1. Kausalität: Es darf nur die Basisinnovation ausschlaggebend für den wirtschaftlichen Aufschwung sein
2. Gesamtwirtschaftliche Auswirkung: Es darf sich nicht um eine einzige Innovation handeln. Die Basisinnovation und eine Vielzahl an Folgeerfindungen müssen sich auf die gesamte Wirtschaft auswirken
3. Zyklizität: Die Wellen müssen sich alle 40 bis 60 wiederholen (zyklisch verlaufen)
4. Zeitliche Wiederkehr: Es muss erkennbar sein, dass die Innovationen sich zyklisch verhalten
Es stellt sich die Frage, wodurch diese Schwankungen in der Wirtschaft ausgelöst werden. Grund hierfür ist laut Nikolai D. Kondratjew die Erfindung einer Basisinnovation. Wird diese Innovation im großen Stil genutzt, löst sie eine Welle weiterer Erfindungen aus. Dadurch schafft sie einen Wachstumsmarkt mit neuen Arbeitsplätzen und führt folglich auch zu einer vermehrten Nachfrage nach Arbeitskräften. Der Aufschwung im Kondratjew beginnt. Nachdem der Markt nach Jahren des Aufschwungs irgendwann gesättigt ist, ebbt das Wachstum bis zur Depression hin wieder ab (Rezession). Eine solche Rezession ist durch eine geringe Anzahl an Aufträgen und steigender Arbeitslosigkeit gekennzeichnet.19 Der Markt hat nun wieder Platz für eine neue Basisinnovation.
3.3. Definition Basisinnovation
Eine Basisinnovation hat viele charakteristische Merkmale.
Sie bringen eine Flut an Folgeinvestitionen mit sich (siehe Kapitel 4). So hatte beispielsweise die Innovation der Dampfmaschine die Erfindung der Eisenbahn zufolge. Durch die breite Anwendbarkeit der Erfindungen beeinflussen sie die gesamte Volkswirtschaft positiv.
Wie bereits erwähnt, schafft eine Basisinnovation auch immer einen neuen Wachstumsmarkt mit Millionen neuer Arbeitsplätze und führt dadurch zu weltweitem Wirtschaftswachstum und zu einem Zuwachs der Beschäftigung.20 Die Aufschwungphase eines Kondratjew Zyklus ist demnach durch eine starke Nachfrage an Arbeitskräften geprägt.
Eine solche Basisinnovation beeinflusst eine Gesellschaft grundlegend und reorganisiert diese. Durch die Schaffung neuer Märkte und vor allem neuer Möglichkeiten, entwickeln die Menschen selbstverständlich neue fundamentale Bedürfnisse. So ist zum Beispiel die Mobilität durch die Erfindung des Automobils für die Meisten zur Normalität geworden. Der „Zwei-Faktoren-Theorie" nach Herzberg zufolge, ist die Mobilität für uns inzwischen zum sogenannten „Hygienefaktor" geworden und ist kein „Motivator" mehr.
Das bedeutet, wenn bestimmte Hygienefaktoren erfüllt sind, in diesem Fall die Möglichkeit sich mit einem Auto fortzubewegen, stellt das nur sicher, dass wir nicht unzufrieden sind. Sie tragen allerdings nicht zu unserer Zufriedenheitbei, wie es bei den „Motivatoren“ der Fall ist. Das Fahren eines Autos ist selbstverständlich geworden.
Im Gegensatz hierzu ist unser Bedürfnis nach einer guten Work-Life-Balance in den Vordergrund gerückt. So haben wir in den letzten Jahren unsere Priorität mehr auf ein gesundes und vor allem bewussteres Leben und eine striktere Trennung von Beruf und Privatleben gelenkt, und nehmen, wenn vorhanden, immer öfter die Option des HomeOffice wahr.
[...]
1 Vgl. Bofinger, P. et al., 2020
2 Vgl. Boysen-Hogrefe, J. et al., 2020
3 Vgl. Bardt, H., Hüther, M., 2020
4 Vgl. https://www.bundesregierung.de/breg-de/themen/coronavirus/konjunkturpaket-geschnuert-1757558, 14.07.2020
5 Vgl. Ruben, P., 2008
6 Vgl. https://www.zeit.de/1993/12/wellen-des-fortschritts, 21.07.2020
7 Vgl. Scherrer, W., 1996, S. 1.
8 Vgl. https://www.kondratieff.net/der-sechste-kondratieff, 24.07.2020
9 Synonym: Propaganda
10 Vgl. https://www.zeit.de/1993/12/wellen-des-fortschritts, 21.07.2020
11 Vgl. Janssen, C., 1997, S. 10
12 Vgl. Gerster, H. Joachim., 1988., S. 7.
13 Vgl. Ebd., S. 8.
14 Vgl. Janssen, C., 1997, S. 36.
15 Vgl. Gerster, H. Joachim., 1988., S. 10
16 Vgl. https://www.kondratieff.net/der-sechste-kondratieff, 24.07.2020
17 Vgl. Ruben, P., 2008
18 https://studyflix.de/wirtschaft/theorie-der-langen-wellen-1549, 20.07.2020
19 Vgl. Scherrer, W., 1996, S. 2.
20 Vgl. Freeman, C., 1998, S. 126.