Selbstmanagement nimmt in der heutigen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung zu und wird essentiell, um die anfallenden Tätigkeiten sowie die zur Verfügung stehende Zeit koordinieren zu können. Selbstmanagement ist sowohl für den Arbeitsplatz, als auch für die Freizeit oder für die Ausbildung äußerst wichtig. Das Ziel von Selbstmanagement ist das Arbeits- und Privatleben in Gleichgewicht zu bringen.
Berufsbegleitende Studierende stehen dabei vor der Herausforderung, neben dem Arbeits- und Privatleben auch das Studium erfolgreich managen zu müssen. Eine frühere Studie hat dabei gezeigt, dass 54% der Studierenden Schwierigkeiten haben, das Studium und die Erwerbstätigkeit zu vereinen. Um die vielen Teilbereiche des Lebens koordinieren und steuern zu können, sind die Zielsetzung, ein gutes Zeitmanagement, Selbstdisziplin und der optimale Umgang mit Stress entscheidende Aspekte.
Um die Anforderungen an die Selbstmanagementfähigkeit bei berufsbegleitenden Masterstudierenden der FH Wiener Neustadt zu erheben, wurden vier berufsbegleitende Masterstudentinnen zu diesem Thema befragt. Die Datenerhebung erfolgte qualitativ im Rahmen von vier halbstrukturierten, problemzentrierten Leitfaden-Interviews. Die Ergebnisauswertung fand nach Kuckartz statt. Die ausgewerteten Ergebnisse machen hohe Anforderungen an die berufsbegleitenden Masterstudierenden der FH Wiener Neustadt in sämtlichen Bereichen des Selbstmanagements ersichtlich.
Zu Beginn der Arbeit wird in Kapitel 3 erklärt, was Selbstmanagement ist, welche Elemente es umfasst und welche Techniken und Tools existieren, bevor auf die Aspekte des Selbstmanagements im Hochschulkontext eingegangen wird. Anschließend wird in Kapitel 4 das Methodendesign ausführlich erläutert. Dabei geht es vor allem darum, die verwendete Methode, die Methodenwahl und die Stichprobe näher zu beschreiben. Weiters werden die Interviewpartnerinnen, die Kontaktaufnahme und die Interviewsituation erörtert. Zudem erfolgt die Beschreibung der Kategoriensysteme sowie die Beschreibung des Auswertungszugangs. Im darauffolgenden Kapitel werden die Ergebnisse der Interviews aufgezeigt, bevor im Kapitel 6 eine Interpretation der in Kapitel 5 gewonnenen Erkenntnisse erfolgt. Die Arbeit wird mit einer Zusammenfassung in Kapitel 7 beendet, um die wichtigsten Informationen und Erkenntnisse nochmals anzuführen und die Beantwortung der gerade formulierten zentralen Fragestellung prägnant darzustellen.
Inhaltsverzeichnis
Abkürzungsverzeichnis
1 Einleitung
2 Forschungsfrage
3 Was ist Selbstmanagement?
3.1 Elemente des Selbstmanagements
3.2 Techniken und Tools
3.3 Selbstmanagement im Hochschulkontext
4 Methodendesign
4.1 Verwendete Methode
4.2 Methodenwahl
4.3 Stichprobe
4.4 Beschreibung der Interviewpartnerinnen
4.5 Beschreibung Kontaktaufnahme
4.6 Beschreibung Interviewsituation
4.7 Beschreibung Kategoriensystem
4.8 Beschreibung Auswertungszugang
5 Darstellung der Ergebnisse
5.1 Selbstmanagement
5.2 Selbstorganisation
5.3 Zeitmanagement
5.4 Herausforderungen und Balance
6 Interpretation der Ergebnisse
6.1 Selbstmanagement
6.2 Selbstorganisation
6.3 Zeitmanagement
6.4 Herausforderungen und Balance
7 Conclusio
Literaturverzeichnis
Tabellenverzeichnis
Kurzzusammenfassung
Selbstmanagement ist notwendig, um alle anfallenden Tätigkeiten sowie die zur Verfügung stehende Zeit zu koordinieren, und so alle Lebensbereiche erfolgreich miteinander zu vereinbaren. Berufsbegleitende Studierende stehen dabei vor der Herausforderung, neben dem Arbeits- und Privatleben auch das Studium erfolgreich managen zu müssen. Eine frühere Studie hat dabei gezeigt, dass 54% der Studierenden Schwierigkeiten haben, das Studium und die Erwerbstätigkeit zu vereinen. Um die vielen Teilbereiche des Lebens koordinieren und steuern zu können, sind die Zielsetzung, ein gutes Zeitmanagement, Selbstdisziplin und der optimale Umgang mit Stress entscheidende Aspekte. Um die Anforderungen an die Selbstmanagementfähigkeit bei berufsbegleitenden Masterstudierenden der FH Wiener Neustadt zu erheben, wurden vier berufsbegleitende Masterstudentinnen zu diesem Thema befragt. Die Datenerhebung erfolgte qualitativ im Rahmen von vier halbstrukturierten, problemzentrierten Leitfaden-Interviews. Die Ergebnisauswertung fand nach Kuckartz statt. Die ausgewerteten Ergebnisse machen hohe Anforderungen an die berufsbegleitenden Masterstudierenden der FH Wiener Neustadt in sämtlichen Bereichen des Selbstmanagements ersichtlich. Die vier Interviewpartnerinnen empfinden dabei besonders das Zeitmanagement und die Koordination aller Lebensbereiche als eine große Herausforderung und starke Belastung. Folglich lässt sich das Ergebnis der früheren Studie, dass es schwierig ist das Studium und die Erwerbstätigkeit zu vereinen, auch in einzelnen berufsbegleitenden Masterstudien an der FH Wiener Neustadt beobachten.
Schlagworte
Selbstmanagement, Selbstorganisation, Zeitmanagement, Studium, Studierende, Fachhochschule
Abstract
Self-management is necessary to combine all activities in coordination with the available time to successfully unite all areas of life. Part-time students face the challenge of successfully managing their studies alongside working and private life. A previous study has shown that 54% of the students experience difficulties combining study and employment. In order to be able to coordinate and control the many areas of life, objectives, good time management, self-discipline and an optimal handling of stress are crucial aspects. To investigate the self-management requirements for part-time master students of the University of Applied Sciences Wiener Neustadt, four part-time master students were interviewed on this topic. The data collection was carried out qualitative through four semi-structured, problem-centered guideline interviews. The evaluation of the results was done after Kuckartz. The evaluated results indicate high demands on the part-time master students of the University of Applied Sciences Wiener Neustadt in all areas of self-management. The four interviewees especially consider time management and the coordination of all areas of life as a great challenge and a heavy burden. Consequently, the result of the previous study, that it is difficult to combine study and employment, can also be found in some part-time master's programs at the University of Applied Sciences Wiener Neustadt.
Keywords
Self-management, self-organization, time management, study, students, University of Applied Sciences
Abkürzungsverzeichnis
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
1 Einleitung
Selbstmanagement nimmt in der heutigen Gesellschaft immer mehr an Bedeutung zu und wird essentiell, um die anfallenden Tätigkeiten sowie die zur Verfügung stehende Zeit koordinieren zu können. Selbstmanagement ist sowohl für den Arbeitsplatz, als auch für die Freizeit oder für die Ausbildung äußerst wichtig. Das Ziel von Selbstmanagement ist das Arbeits- und Privatleben in Gleichgewicht zu bringen. Für den Begriff Selbstmanagement bestehen unterschiedliche Definitionen. Im Vordergrund steht die Zielsetzung sowie -verfolgung, das bedeutet das eigene Verhalten wird nach dem Wunschzustand ausgerichtet (Weisweiler 2013, 13ff.). Selbstmanagement wird oft mit dem Begriff Selbstführung gleichgesetzt. Bensmann hat Selbstführung wie folgt definiert: „Selbstführung umfasst Einstellungen und Methoden zur zielgerichteten Führung der eigenen Person. Selbstführung basiert wesentlich auf Selbstverantwortung, Selbsterkenntnis und Selbststeuerung“ (Bensmann 2011, 15f.).
Die Herausforderung für berufsbegleitende Studierende ist, neben dem Arbeits- und Privatleben, auch das Studium erfolgreich zu managen. Es wird sehr viel Zeit und Energie in den Beruf verwendet, um die Existenz- und Sicherheitsbedürfnisse zu gewährleisten. Weiters sollen gute Leistungen an der Fachhochschule erzielt werden, weshalb oft Erholung, Schlaf oder soziale Bedürfnisse zurückgestellt werden. Das gleichzeitige Managen von mehreren Aktivitäten wird erwartet, welches enormen Druck aufbaut. Dies kann zu dauernder Überforderung und folglich auch zu Burn-out-Erkrankungen führen. Um viele Teilbereiche koordinieren und steuern zu können, sind ein gutes Zeitmanagement, Prioritäten setzen und der optimale Umgang mit Stress entscheidende Aspekte (Töpfer 2010, 7ff.).
Im Jahr 2017/18 gab es über 380.000 Studierende in Österreich (Statista 2019). Es ist erkennbar, dass die Anzahl der Studierenden an Universitäten nur mehr gering zunimmt, jedoch an Fachhochschulen das Interesse und die Anzahl weiterhin deutlich ansteigen. Im Jahr 2015 wählten 5,5% der Studierenden ein berufsbegleitendes Studium an einer Fachhochschule. Eine Studie hat gezeigt, dass 54% der Studierenden Schwierigkeiten haben, das Studium und die Erwerbstätigkeit zu vereinen. Ebenfalls wird es deutlich schwieriger, umso mehr Stunden die Personen neben dem Studium arbeiten. Aufgrund der finanziellen Situation müssen jedoch viele Studenten eine Erwerbstätigkeit neben dem Studium aufnehmen (Institut für Höhere Studien 2016, 14ff.). Aufgrund der wichtigen und aktuellen Thematik der Selbstorganisation werden die Empfindungen und Wahrnehmungen während eines berufsbegleitenden Studiums an der Fachhochschule Wiener Neustadt untersucht.
2 Forschungsfrage
Die auf Basis der Einleitung entstehende Fragestellung wird daher wie folgt formuliert:
Wie empfinden Studierende an der FH Wiener Neustadt die Umsetzung des Selbstmanagements in einem berufsbegleitenden Masterstudium ?
Zur Beantwortung dieser Frage, wird zu Beginn der Arbeit in Kapitel 3 auf der Literatur basierend erklärt, was Selbstmanagement ist, welche Elemente es umfasst und welche Techniken und Tools existieren, bevor auf die Aspekte des Selbstmanagements im Hochschulkontext eingegangen wird. Anschließend wird in Kapitel 4 das Methodendesign ausführlich erläutert. Dabei geht es vor allem darum, die verwendete Methode, die Methodenwahl und die Stichprobe näher zu beschreiben. Weiters werden die Interviewpartnerinnen, die Kontaktaufnahme und die Interviewsituation erörtert. Zudem erfolgt die Beschreibung der Kategoriensysteme sowie die Beschreibung des Auswertungszugangs. Im darauffolgenden Kapitel werden die Ergebnisse der Interviews aufgezeigt, bevor im Kapitel 6 eine Interpretation der in Kapitel 5 gewonnenen Erkenntnisse erfolgt. Im Vordergrund werden das Selbstmanagement, die Selbstorganisation, das Zeitmanagement sowie die Herausforderungen stehen. Wichtig ist vor allem, wie die Studierenden sich selbst managen sowie organisieren, mit dem Druck im Studium umgehen und wie sie alle Lebensbereiche miteinander vereinbaren können. Die Arbeit wird mit einer Zusammenfassung in Kapitel 7 beendet, um die wichtigsten Informationen und Erkenntnisse nochmals anzuführen und die Beantwortung der gerade formulierten zentralen Fragestellung prägnant darzustellen.
3 Was ist Selbstmanagement?
In früheren Ansätzen wird Selbstmanagement als eine Arbeits- und Lerntechnik, bei der man sich so führt und organisiert, dass man Erfolg hat, beschrieben (Seiwert 1995, 9). Während diese Definition stark den Management-Teil betont, verdeutlicht eine andere mehr den Selbst-Teil: Unter Selbstmanagement wird hiernach die Chance zur persönlichen Selbstverwirklichung bzw. als Ausdruck der Selbstbehauptung und -verantwortung verstanden (Glatz und Graf-Götz 1998, 180). Eine aktuellere Bezeichnung baut auf diesem Ansatz auf und beschreibt als Selbstmanagement die optimale Integration des emotionalen, geistigen, intellektuellen und körperlichen Verhaltens in jeglicher Lebensphase. Effektives Selbstmanagement appelliert dabei an die Fähigkeit einer Person, ihre persönlichen Entwicklungsmöglichkeiten zu erkennen, die eigenen Fähigkeiten zu entfalten und dabei den persönlichen Bedürfnissen gerecht zu werden (Wehmeier 2001, 13). Die Selbstregulierung wird dabei oftmals synonym verwendet: Selbstregulierung meint nämlich die Fähigkeit, die eigenen Kognitionen, Emotionen und Verhaltensweisen zu überwachen und anzupassen, sein Ziel zu erreichen und/oder sich an die kognitiven und sozialen Anforderungen bestimmter Situationen anzupassen (Berger et al. 2007, 257).
Drucker sieht den Weg zum erfolgreichen Selbstmanagement darin, dass man folgende fünf Fragen für sich selbst beantwortet: Was sind die wertvollsten Stärken und gefährlichsten Schwächen? Wie lernt und arbeitet man mit anderen? Was sind die tiefsten Werte? Welche Arbeitsumgebung passt zu einem? Und wie kann man den größten Beitrag leisten? (Drucker 2005)
3.1 Elemente des Selbstmanagements
Das Modell des Positiven Selbstmanagements geht davon aus, dass Menschen, die unter anderem über hohe Selbstmanagementkompetenzen verfügen, auch mental stark sind. Mentale Stärke bewirkt wiederum, dass Lebens-, Arbeits- und Studienzufriedenheit sowie Motivation ansteigen, während Stress, Burnout-Tendenzen, psychosomatische Beschwerden und depressive Verstimmungen abnehmen (Braun und Ziemke 2019, 3f.). Folglich werden nun einige wichtige Selbstmanagementkompetenzen näher beschrieben.
Ein wesentliches Element des Selbstmanagements ist die Zielsetzung, da sich der Einsatz von Zeit, Kraft und Energie erst dann auszahlt. Die Grundvoraussetzung für die Zielsetzung bildet eine umfassende Analyse der Situation. Ein Ziel ist ein in Worte gefasster und mit konkretem Datum versehener Wunsch, was in Zukunft sein soll. Klare Ziele geben Orientierung und Sicherheit für das Handeln, sind Voraussetzung für Entscheidungen wie Aktivitäten und bestimmen den Erfolg der Aktion. Diese Ausführungen gelten auch für Teams: Jeder Einzelne muss dabei das Ziel kennen, damit kein Chaos ausbricht – denn klare Ziele geben einem Team Orientierung, Sicherheit und Motivation (Bayer und Beck 2009, 74f.).
Ein weiterer wichtiger Bestandteil ist das Zeitmanagement. Hier geht es darum anstehende Termine und Aufgaben möglichst optimal zu planen, zu koordinieren und umzusetzen. Häufig wird mit Zeitmanagement daher die Nutzung von Planungstools sowie der effektive Zeitgebrauch in Bezug auf zielführende Handlungen in Verbindung gebracht. Die zugrundliegenden vier Verhaltensdimensionen umfassen daher Zeitabschätzung, Planung, Monitoring und Exekutive (Böttger, Weilandt und Braun 2019, 23).
Selbstdisziplin zählt ebenso zu den wichtigsten Selbstmanagementkompetenzen. Sie ist ein Teil von zielgerichteten Handlungen und wirkt unterstützend bei der Selbstmotivation als auch bei der Aktivierung eigener Ressourcen. Im Wesentlichen geht es darum zu tun, was man tun sollte, wenn man es tun sollte und unabhängig davon, ob man es nun mag oder nicht. Folglich kann jeder, im Rahmen seiner Gaben und seiner Intelligenz, alles erreichen, wenn er nur diszipliniert genug ist. Ein Synonym für Selbstdisziplin ist oftmals die Selbstbeherrschung, da man mitunter auf eine unmittelbare Bedürfnisbefriedigung verzichten muss, um langfristig Erfolg zu haben (Balzereit und Braun 2019, 60).
3.2 Techniken und Tools
Ein wichtiges Selbstmanagement-Tool bildet das Arbeitsprotokoll. Es gibt Auskunft darüber, was man an welchem Tag, wo getan hat. Das Protokoll zeigt, wofür Zeit aufgewendet worden ist, wo Prioritäten gesetzt wurden und ob die Prioritäten den Zielen entsprachen (Bischof und Bischof 2012, 55).
Wenn man etwas bestimmtes erreichen will, muss man Prioritäten setzen – also festlegen, was Vorrang in der Erledigung hat. Prioritäten lassen sich in A-Prioritäten, B-Prioritäten und C-Prioritäten unterteilen. A-Prioritäten kennzeichnet eine hohe Dringlichkeit und Wichtigkeit (Bischof und Bischof 2012, 57).
Weiters kann es sinnvoll sein, sich eine bestimmte Zeit des Tages – z.B. eine Stunde – für die Erledigung strategischer und anspruchsvoller Aufgaben zu nehmen, und sich in dieser Zeit nicht stören zu lassen (Bischof und Bischof 2012, 60).
Eine weitere Technik ist die Erstellung von Tagesplänen. Tagespläne müssen alle Aktivitäten enthalten, die man an einem Tag abarbeiten will und kann. Sie konzentrieren den Blick auf das Wesentliche und stellen sicher, dass man keine To-Dos vergisst. Bei der Erstellung sollte man alle Aktivitäten aufschreiben, die Bearbeitungsdauer schätzen, Pufferzeiten einplanen, Prioritäten setzen und dann noch einmal alles überprüfen (Bischof und Bischof 2012, 62).
Die letzte vorgestellte Methode ist der Zeitplaner. Dieser enthält Termine, Aktivitätenlisten, Prioritäten, Tagespläne, Wochen- und Monatsübersichten, Jahresübersichten sowie sonstige wesentliche Informationen. Zeitplaner sind ein wichtiges Instrument zur Zeit- und Zielplanung. Ihr Sinn besteht darin, Überblick über alle Aufgaben und Termine zu geben, Aktivitäten mit Prioritäten sowie Terminen zu versehen und zu zeigen, was erledigt wurde und was noch ausständig ist (Bischof und Bischof 2012, 64).
3.3 Selbstmanagement im Hochschulkontext
In den letzten Jahren hat das berufsbegleitende Studium – das in den GUS-Staaten, der USA und dem UK schon lange ein wichtiger Bestandteil ist – auch im deutschsprachigen Raum immer mehr an Bedeutung gewonnen. Diese Studienform soll sich dabei auf Lerngegenstände konzentrieren, deren Nützlichkeit, Anwendbarkeit und Verwertbarkeit für das Berufsleben der Studierenden direkt erkennbar ist (Koeder 2012, 16f.). Für berufsbegleitende Studien gibt es dabei unterschiedliche Ausgestaltungsmöglichkeiten: das Fernstudium, das Abendstudium oder das weiterbildende Studium. Das Fernstudium hat dabei in seinem Charakter am meisten mit dem Thema Selbstmanagement zu tun. Das Studium ist stark individualisiert, da der/die Studierende die Lernzeit, das Lerntempo, das Lernpensum und den Lernort selber festlegt. Zudem wird auf interaktive Kurse im Internet, CD-ROMs oder DVDs gesetzt, deren Inhalte im Selbststudium erlernt werden. Der/die Studierende entscheidet damit selber, wann und wo welche Lektion gelernt wird. Einige Fernstudien beinhalten auch Präsenz-Zeiten an der jeweiligen Hochschule, die der Kontrolle des Lernfortschrittes sowie dem Kontakt und Networking mit TutorInnen und Mitstudierenden dienen. Prüfungen oder Präsentationen können bei dieser Studienform auch über Videokonferenzen erledigt werden (Koeder 2012, 13).
Das Selbststudium und die damit verbundene Fähigkeit zum Selbstmanagement sind dabei nicht nur im Fernstudium relevant, sondern in nahezu allen Studienformen. Das Selbststudium ist notwendig, wenn ein Buch oder eine Zeitschrift aufgearbeitet und gelernt werden sollen, wenn Inhalte für eine Hausarbeit, Seminararbeit, Abschlussarbeit oder Präsentation zusammengetragen und verarbeitet werden müssen oder man sich mit Unterlagen auf eine Prüfung vorbereitet. Beim Einstieg in die Selbststudienphase kommt es darauf an sich selbst zu motivieren, alle Materialien vollständig bereitliegen zu haben und zu wissen, was gelernt bzw. getan werden muss. Die Qualität der Selbststudienphase hängt dabei wesentlich von der richtigen Methodenwahl, der Zielstrebigkeit und Selbstständigkeit ab. Das Selbststudium stellt folglich hohe Anforderungen an die Autonomie des/der Studierenden, da der Lernprozess selbst organisiert und koordiniert werden muss (Koeder 2012, 239ff.).
Die Lernprozesse im Studium sind dabei in den letzten Jahren immer mehr in den Mittelpunkt der Forschung gerückt. Derzeit lässt sich ein Trend hin zu selbstgesteuertem und -bestimmtem Lernen erkennen. Einerseits soll damit das Lernen selbst verbessert werden, andererseits geht es aber auch darum, mit den neuen Lerntechniken die bisherigen Grenzen der geistigen Leistungsfähigkeit zu überwinden. Der Ansatz beruht auf der Erkenntnis, dass es Unterschiede zwischen den Lernstrategien und dem damit verbundenen Lernerfolg der Studierenden gibt (Napp-Zinn und Braun 2019, 106f.).
4 Methodendesign
In den folgenden Kapiteln werden nun die ausgewählte Forschungsmethode, der methodische Zugang sowie die Auswahl der Stichprobe erläutert. Des Weiteren werden die Interviewten, der Ablauf und die Auswertung der Forschung beschrieben.
4.1 Verwendete Methode
Zur Beantwortung der Forschungsfrage wird mittels qualitativer Methode geforscht. Diese Methode wurde gewählt, da neue Erkenntnisse innerhalb eines konkreten Umfelds ermittelt werden sollen. Durch die qualitative Forschung kann umfassendes Datenmaterial anhand einer kleinen Stichprobe erhoben werden (Döring und Bortz 2016, 26).
Als qualitative Datenerhebungsmethode wurde das Interview gewählt. Die Interviews werden halbstrukturiert, mittels eines Interview-Leitfadens, geführt (Döring und Bortz 2016, 358).
Zum Thema Selbstmanagement ist bereits zahlreiche Literatur vorhanden. Allerdings soll im Zuge unserer Forschung das Empfinden bezüglich des Selbstmanagements von Studierenden an einer konkreten Fachhochschule erhoben werden. Durch das wissenschaftliche Interview kann zielgerichtet verbales Datenmaterial durch Einzelbefragungen, zum Erleben von konkreten Situationen, ermittelt werden. Somit eignet sich die qualitative Methode für diese Arbeit, da die subjektiven Erlebnisse der Studierenden erforscht werden können. (Döring und Bortz 2016, 356) Aufgrund der subjektiven Wahrnehmungen der befragten Studierenden, handelt es sich bei der Forschung um problemzentrierte Interviews.
4.2 Methodenwahl
Eine wissenschaftliche Studie sollte anhand der Methode durchgeführt werden, welche am besten zur Forschungsfrage passt (Döring und Bortz 2016, 184).
Wie bereits erläutert, können durch problemzentrierte Interviews die subjektiven Erlebnisse und Wahrnehmung der Studierenden erforscht werden. Anders als bei schriftlichen Befragungen, können des Weiteren relevante Hintergrundinformationen erfragt bzw. direkt Rückfragen zu unklaren Antworten gestellt werden (Döring und Bortz 2016, 357). Durch die offenen Fragen ist eine Anpassung je nach Situation und Vorerfahrungen der Studierenden möglich. Zudem kann bei mündlichen Befragungen auf erwähnte Sachverhalte individuell tiefer eingegangen werden (Döring und Bortz 2016, 358). Gegenüber schriftlichen Befragungen schafft das direkte Interview ferner eine persönliche Atmosphäre, welche insbesondere bei individuellen Antworten angebracht ist (Döring und Bortz 2016, 357).
Aus den genannten Gründen sehen wir die qualitative Forschung durch Interviews als geeignete Methode für die Beantwortung der Forschungsfrage.
4.3 Stichprobe
Die Stichprobe setzt sich aus der Befragung von vier Personen zusammen. Dabei erfolgt die Stichprobenauswahl durch gezielte, bewusste Wahl von Studierenden des zweiten Semesters, aus dem Studiengang Wirtschaftsberatung und Unternehmensführung mit der Spezialisierung Personal, Organisation und Strategie an der Fachhochschule Wiener Neustadt. Die Grundgesamtheit umfasst 22 Studierende. Da es bei dieser Forschung um eine spezielle Zielgruppe geht, ist die Auswahl von homogenen, gezielten Stichproben möglich (Döring und Bortz 2016, 304). Im Zuge der empirischen Forschung, wurden somit die Mitglieder dieser Gruppenarbeit als Interviewpartnerinnen ausgewählt. Aufgrund der unterschiedlichen Bachelorstudien und verschiedenen Charakteren-Zusammensetzung, erachten wir die Auswahl und Befragung dieser Personen als sinnvoll. Es handelt sich bei den Gruppenmitgliedern um berufsbegleitende Masterstudentinnen, welche in verschiedenen Branchen beruflich tätig sind und unterschiedliche Erfahrungen in Berufssituationen vorweisen. Daher ist es interessant inwiefern die Studierenden das Selbstmanagement im berufsbegleitenden Masterstudium unterschiedlich oder ähnlich wahrnehmen. Durch die Zusammensetzung bzw. Auswahl der Befragungspersonen erwarten wir aussagekräftige Daten.
4.4 Beschreibung der Interviewpartnerinnen
Bei den befragten Studierenden handelt es sich um weibliche Personen. Das Alter der Studentinnen liegt zwischen 23 und 25 Jahren.
Die befragte Interviewpartnerin 1 hat bereits ein berufsbegleitendes Bachelorstudium an einer Fachhochschule absolviert. Sie ist seit etwa 4 Jahren teilzeitbeschäftigt und hat seither zwei Mal ihren Arbeitgeber gewechselt. Seit etwa drei Jahren ist sie in der Personalverrechnung tätig. Davor hat sie einige Praktika in der Gastronomie und Hotellerie bewältigt.
Interviewpartnerin 2 arbeitet seit etwa 2 Jahren im Personalmanagement in der Hotellerie. Während des Vollzeit-Bachelorstudiums war sie bereits beruflich tätig.
Interviewpartnerin 3 ist seit mehreren Jahren in der Studien- und MaturantInnenberatung der ÖH berufstätig und hält in ihrem Berufsleben häufig Vorträge. Ihr Bachelorstudium hat sie an der Wirtschaftsuniversität Wien absolviert, wobei sie die berufliche Tätigkeit neben dem Studium ausgeübt hat. Vor dem Studium hat sie einige Praktika gemacht.
Interviewpartnerin 4 arbeitet seit etwa einem Jahr in der Personalvermittlung. Das Bachelorstudium hat sie an einer Fachhochschule als Form eines Vollzeit-Studiums absolviert, wobei sie nebenbei hin und wieder berufstätig war, insbesondere im Personenbeförderungsgewerbe und der Unternehmensberatung.
4.5 Beschreibung Kontaktaufnahme
Nachdem die Stichprobe vier Personen aus demselben Masterstudiengang umfasst, lässt sich die Kontaktaufnahme einfach gestalten. Die Gruppenmitglieder, die gleichzeitig die Interviewpartnerinnen sind, kannten sich durch gemeinsam durchgeführte Gruppenarbeiten in anderen Lehrveranstaltungen bereits sehr gut. Die Kommunikation und das Festlegen der weiteren Vorgehensweise erfolgte daher schnell und unkompliziert. Der Kontakt unter den Gruppenmitgliedern wurde einerseits mittels WhatsApp gehalten bzw. erfolgte andererseits persönlich an der Fachhochschule Wiener Neustadt.
4.6 Beschreibung Interviewsituation
Die Interviews fanden alle am Campus der Fachhochschule Wiener Neustadt statt. Dieser Ort wurde gewählt, da alle Interviewpartnerinnen hier regelmäßig zusammenkommen und er zum Thema des Interviews passt. Ein anderer Ort außerhalb der Unterrichtszeit wäre zudem schwieriger festzulegen gewesen, da die Interviewten nicht in der Nähe voneinander wohnen und außerdem zu unterschiedlichen Zeiten bzw. Orten berufstätig sind. Aus diesem Grund gestaltete es sich einfacher für alle Interviewpartnerinnen, die Interviews vor oder nach den Lehrveranstaltungen am Wochenende direkt an der Fachhochschule durchzuführen. Außerdem ist dies ein Ort, mit welchem alle Interviewpartnerinnen vertraut sind und sich wohl fühlen.
Es wurde festgelegt, dass sich Interviewpartnerin 1 und Interviewpartnerin 2 gegenseitig interviewen, ebenso wie Interviewpartnerin 3 und Interviewpartnerin 4 das Interview gegenseitig durchführen. Das Interview von Interviewpartnerin 4 fand am 13. April 2019 während der Mittagspause ab 13 Uhr in einem freien Seminarraum statt, um die notwendige Ruhe zu gewährleisten. Interviewpartnerin 3 wurde zwei Wochen später am 27. April 2019, ebenfalls in der Mittagspause ab 10.30 Uhr, interviewt. Die beiden Befragungen zwischen Interviewpartnerin 1 und 2 fanden nach der letzten Lehrveranstaltung am 03. Mai 2019 nacheinander ab 16 Uhr ebenso in einem Seminarraum statt.
Die Interviews selbst werden mit einer Einleitung in die Thematik des Selbstmanagements begonnen, in welcher die Interviewerinnen kurz darlegen, was mit der Befragung erreicht werden soll. Zusätzlich werden während des Einstiegs einige Fragen zur beruflichen und privaten Situation der Interviewpartnerinnen gestellt sowie die Gründe für die Wahl des Studiums erfragt. Im Laufe des Hauptteiles werden einige Fragen zu den gewählten Kategorien gestellt und möglicherweise passende Zusatzfragen hinzugefügt, falls die Interviewerin diese für notwendig hält. Abgeschlossen wird das Interview mit zwei allgemeinen Fragen zum Studium bzw. Empfehlungen.
Die Interviews dauern in etwa 20 bis 30 Minuten und werden auf Tonband aufgezeichnet, um im Nachhinein nicht auf das Gedächtnisprotokoll vertrauen zu müssen und das Transkribieren zu erleichtern.
4.7 Beschreibung Kategoriensystem
Bei einem Kategoriensystem handelt es sich um die Gesamtheit aller Kategorien einer Arbeit. In diesem Fall wurde das Kategoriensystem als lineare Liste organisiert, ohne hierarchische Anordnung (Kuckartz 2016, 38). Hierbei wurde deduktiv vorgegangen, da die Kategorien aus der bekannten Literatur abgeleitet und in einen Interviewleitfaden übertragen wurden (Kuckartz 2016, 64f.). Die gewählten Kategorien sind nachfolgend in den Tabellen 1 bis 4 ersichtlich.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 1, Beschreibung und Anwendung der Kategorie Selbstmanagement (Kuckartz 2016, 66f.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 2, Beschreibung und Anwendung der Kategorie Selbstorganisation (Kuckartz 2016, 66f.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 3, Beschreibung und Anwendung der Kategorie Zeitmanagement (Kuckartz 2016, 66f.)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tabelle 4, Beschreibung und Anwendung der Kategorie Herausforderungen und Balance (Kuckartz 2016, 66f.)
4.8 Beschreibung Auswertungszugang
Bei der qualitativen Methode gibt es unterschiedliche Herangehensweisen für die Auswertung der gesammelten Daten. In dieser Arbeit wird die klassische qualitative Inhaltsanalyse gewählt, da diese mit der deduktiven Kategorienbildung korreliert. Dieses Vorgehen umfasst fünf Phasen, welche von der Gruppe nacheinander umgesetzt werden. Die erste Phase befasst sich mit der Textarbeit bzw. dem Literaturteil der Arbeit selbst. Danach folgt die Kategorienbildung, bei welcher deduktiv vorgegangen wurde und vier Kategorien festgelegt wurden. Die nächste Phase ist die Codierung der gesammelten Daten, gefolgt von der Analyse der Daten. Zuletzt werden in der fünften Phase die Ergebnisse dargestellt (Kuckartz 2016, 45).
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