„To float or not to float?“ – Im Zuge der Case-Study stellte sich die Frage, ob China weiterhin bei einem festen Wechselkurssystem bleiben soll oder die Wechselkurspolitik in Richtung eines variablen Wechselkursystems geändert werden sollte. Im Zuge der Ausarbeitung wurden die verschiedenen Wechselkurssysteme erklärt und evaluiert, bevor auf Chinas Wechselkurspolitik und Zinssatzproblem eingegangen worden ist. Im Anschluss daran wurden die ökonomischen Probleme der Volksrepublik China beleuchtet und diskutiert.
Jahrelang hatte China ein festes Wechselkurssystem, wobei der chinesische Yuan an den US-Dollar gebunden war. Im Jahr 2005 wurde der Yuan schließlich um 2,1 Prozent aufgewertet. Zudem wurde der Yuan anschließend an einen Währungskorb gebunden, welcher aus 11 verschiedenen Ländern bestand. Allerdings gewann die chinesische Währung aufgrund des hohen Wirtschaftswachstums in den darauffolgenden Jahren weiter an Wert. Im Zuge der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 kehrte China wieder zu einem festen Wechselkurssystem zurück, bei welchem die Währung erneut an den US-Dollar gebunden wurde (Alfaro & Di Tella 2010).
Kritiker waren der Meinung, dass der Renminbi um 30-35 Prozent unterbewertet war. Besonders die USA hielt China vor, die Währung künstlich niedrig zu halten, um dadurch Wettbewerbsvorteile zu erlangen. In den USA wurden in weiterer Folge Arbeitsplätze abgebaut sowie mehrere Fabriken geschlossen, da der Import aus China billiger war, als die Produktion im eigenen Land durchzuführen. Aufgrund der schwachen Währung hatte China als weiteren Vorteil, dass die Importe aus anderen Ländern für China teurer gewesen wären, was die inländische Wirtschaft zusätzlich ankurbelte (Alfaro & Di Tella 2010).
Nicht nur die USA, sondern auch Europa und Japan übten Druck auf China aus, da durch die ungerechte Manipulation der Währung ein globales finanzielles Ungleichgewicht drohte (Alfaro & Di Tella 2010).
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Wechselkurssysteme
2.1. Festes Wechselkurssystem
2.2. Flexibles Wechselkurssystem
2.3. Welches System ist nun besser?
3. Chinas Wechselkurspolitik
4. Chinas Zinssatzproblem
5. Ökonomische Probleme
5.1. Arbeitslosenquote und Wohlstand der Bevölkerung
5.2. Internationale Wirtschaftsbeziehungen
5.3. Ende der Produktpiraterie und Beginn der Innovation
6. Conclusio
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Jahrelang hatte China ein festes Wechselkurssystem, wobei der chinesische Yuan an den US-Dollar gebunden war. Im Jahr 2005 wurde der Yuan schließlich um 2,1 Prozent aufgewertet. Zudem wurde der Yuan anschließend an einen Währungskorb gebunden, welcher aus 11 verschiedenen Ländern bestand. Allerdings gewann die chinesische Währung aufgrund des hohen Wirtschaftswachstums in den darauffolgenden Jahren weiter an Wert. Im Zuge der Wirtschaftskrise im Jahr 2008 kehrte China wieder zu einem festen Wechselkurssystem zurück, bei welchem die Währung erneut an den US-Dollar gebunden wurde (Alfaro & Di Tella 2010, 1f.).
Kritiker waren der Meinung, dass der Renminbi um 30-35 Prozent unterbewertet war. Besonders die USA hielt China vor, die Währung künstlich niedrig zu halten, um dadurch Wettbewerbsvorteile zu erlangen. In den USA wurden in weiterer Folge Arbeitsplätze abgebaut sowie mehrere Fabriken geschlossen, da der Import aus China billiger war, als die Produktion im eigenen Land durchzuführen. Aufgrund der schwachen Währung hatte China als weiteren Vorteil, dass die Importe aus anderen Ländern für China teurer gewesen wären, was die inländische Wirtschaft zusätzlich ankurbelte (Alfaro & Di Tella 2010, 1f.).
Nicht nur die USA, sondern auch Europa und Japan übten Druck auf China aus, da durch die ungerechte Manipulation der Währung ein globales finanzielles Ungleichgewicht drohte (Alfaro & Di Tella 2010, 1f.).
„To float or not to float?“ – Im Zuge der Case-Study stellt sich nun die Frage ob China weiterhin bei einem festen Wechselkurssystem bleiben soll oder die Wechselkurspolitik in Richtung eines variablen Wechselkursystems geändert werden soll (Alfaro & Di Tella 2010, 1f.).
2. Wechselkurssysteme
In diesem Kapitel sollen das feste und flexible Wechselkurssystem, mitsamt ihren Vor- und Nachteilen, beschrieben werden. Am Ende wird die Frage beantwortet, welches Wechselkurssystem nun besser ist.
2.1. Festes Wechselkurssystem
Wechselkurse geben das Tauschverhältnis zwischen zwei Währungen zu einem bestimmten Zeitpunkt wieder. Wechselkurssysteme bestimmen ob und wie sich Wechselkurse verändern (Panke 2009, 20). Beim festen Wechselkurssystem koppelt ein Land seine Währung meist an die Währung eines anderen Landes. Die Geldpolitik in solchen Ländern ist daher vollständig dem Ziel untergeordnet, den Wechselkurs auf einem fixen Niveau zu halten. Daher ist die Hauptaufgabe des Staates beziehungsweise der Zentralbank bei so einem System, dass sich das Verhältnis zwischen der Inlands- und Auslandwährung nicht verändert. Damit der Kurs beibehalten werden kann, muss die Nationalbank regelmäßig intervenieren, um das Angebot und die Nachfrage erfüllen zu können (Sloman & Garratt 2013, 369).
Wenn eine Währung – wie der Renminbi – aufzuwerten droht, kann die Nationalbank die heimische Währung auf dem Devisenmarkt verkaufen. In China kauft die Chinesische Zentralbank PBC daher Devisen, an denen sie interessiert ist – also den US-Dollar, da ja die eigene Währung an diesen gebunden ist. Die PBC kauft US-Dollar mit Yuans, was wiederum einen Verkauf von Yuans und einer Verbreitung dieser am Devisenmarkt gleichkommt. Weil nun auf dem Devisenmarkt eine größere Menge Yuans einer kleineren Menge an US-Dollar gegenübersteht – und das Angebot an US-Dollar so verringert wurde – sinkt der Wert des Yuans, von dem nun viel im Umlauf ist. Folglich kommt es zur Abwertung des Renminbis (Freie Universität Berlin, 2018). 2005 hat China den Renminbi etwas aufgewertet und gleichzeitig auch erlaubt, dass die Wechselkursrate des Yuans täglich um 0.3% schwanken darf (Alfaro & Di Tella 2010, 1). Dies ist eine Entscheidung der PBC, den Wechselkurs in einem bestimmten Intervall – entsprechend Angebot und Nachfrage – schwanken zu lassen; jedoch nur bis zu einer gewissen festgelegten Ober-/Untergrenze, bevor die PBC wieder wie soeben beschrieben interveniert (Freie Universität Berlin 2018).
Vorteile eines festen Wechselkurses sind unter anderem, dass es keine Wechselkursunsicherheiten gibt und somit der internationale Handel und Investitionen mit Auslandsbezug weniger riskant sind. Zudem ist der Spielraum für Spekulationen von Währungsschwankungen gering (Sloman & Garratt 2013, 370). Manche Befürworter von festen Wechselkurssystemen vertreten auch die Auffassung, dass die Fixierung des Wechselkurses die für die Geldpolitik Verantwortlichen diszipliniert und ein übermäßiges Wachstum des Geldangebots verhindert wird. Ein unbestrittener Vorteil von festen Wechselkursen ist jedenfalls, dass das System einfach implementiert werden kann, da sich das Geldangebot automatisch anpasst (Mankiw 2011, 458f.).
Ein Nachteil eines solchen Wechselkurses ist hingegen, dass das Einkommen und die Beschäftigung instabiler sind (Mankiw 2011, 459). Dieses Problem lässt sich auch bei China beobachten, wo es einen Überschuss von 150-200 Millionen Landarbeitern gibt (Alfaro & Di Tella 2010, 3). Zudem strömen jährlich 15 Millionen neue Arbeiter auf den chinesischen Arbeitsmarkt, was bei 11-12 Millionen neuen Arbeitsplätzen pro Jahr einen jährlich wachsenden Überschuss von 3-4 Millionen Arbeitskräften bedeutet (Alfaro & Di Tella 2010, 4). Weiters führt die Fixierung des Wechselkurses dazu, dass der Zinssatz unveränderlich wird, da die Ankündigung der PBC, die Zinsen zu erhöhen oder zu senken, den Wert des Yuans steigen oder sinken lassen würde (Kunnskap 2018). Ein weiterer Nachteil an festen Wechselkurssystemen sind die hohen Devisenreserven. Auch China hat im laufe der Zeit einen enorm hohen Bestand an Reserven aufgebaut bzw. in weiterer Folge die Kapitalüberschüsse in US-amerikanische Staatsanleihen investiert (Alfaro & Di Tella 2010, 10).
2.2. Flexibles Wechselkurssystem
Beim flexiblen Wechselkurssystem bestimmt sich das Verhältnis zwischen den Währungen aufgrund von Angebot und Nachfrage am Markt. Da immer ein Marktgleichgewicht herrscht müssen der Staat beziehungsweise die Zentralbank nicht intervenieren (Sloman & Garratt 2013, 371).
Das zentrale Argument, welches für einen flexiblen Wechselkurs spricht, ist daher, dass geldpolitische Entscheidungsträger andere Ziele als die Fixierung des Wechselkurses verfolgen können. Demzufolge wird es dem Staat möglich, sich der Stabilisierung von Beschäftigung und Preisen zu widmen (Mankiw 2011, 458). Weiters haben die Nationalbanken die völlige Kontrolle über die Geldmengenentwicklung im eigenen Land, da Interventionspflichten wegfallen, jedoch trotzdem situationsflexibel bei Missständen wie erhöhter Inflation regulierend eingegriffen werden kann (Fernstudium Guide 2018). Zudem kann die Zentralbank, wenn notwendig, einen Zinssatz wählen, welcher zur Erreichung inländischer Ziele, beispielsweise eines Zielinflationsgrades, notwendig ist. Der Wechselkurs passt sich folglich an den Zinssatz an. Eine Erhöhung des Zinssatzes würde zu einer Aufwertung des Wechselkurses führen, eine Senkung des Zinssatzes zu einer Abwertung (Sloman & Garratt 2013, 372). Darüber hinaus sind beim flexiblen Wechselkurssystem keine Devisenreserven notwendig, die Währung ist automatisch zum aktuellen Währungskurs konvertierbar. Im Gegensatz zum festen Wechselkurssystem, ist das Land durch ein variables Wechselkurssystem nicht an eine möglicherweise hohe Weltinflationsrate oder an die Inflationsrate eines anderen Landes gebunden und ist somit in Bezug auf weltwirtschaftliche Fluktuationen geschützter (Sloman & Garratt 2013, 371).
Ein wesentlicher Nachteil dieses System ist jedoch die hohe Schwankung solcher Wechselkurse, die – ähnlich wie bei Aktien – auf irrationale und destabilisierende Spekulationen internationaler Anleger zurückzuführen sind (Mankiw 2011, 459). In weiterer Folge sind vor allem der Handel und die Investoren von der Ungewissheit beziehungsweise den Währungsschwankungen betroffen. Geschäfte mit Auslandsbezug sind somit riskanter (Sloman & Garratt 2013, 372).
2.3. Welches System ist nun besser?
Da beide Systeme Vor- und Nachteile haben, lässt es sich nicht sagen, ob ein System nun besser ist. Die Entscheidung für eines der beiden Wechselkurssysteme ist dabei aber auch gar nicht so wichtig, da international betrachtet kaum Wechselkurse existieren, die völlig fest oder flexibel sind. Vielmehr ist es so, dass Länder, die eher ein System fester Wechselkurse verfolgen, den Wert ihrer Währung ändern, wenn die Aufrechterhaltung eines Wechselkurses dazu führt, dass andere wirtschaftspolitische Ziele vernachlässigt werden. Länder mit tendenziell flexiblen Wechselkursen legen wiederum offizielle oder inoffizielle Wechselkursziele fest, wenn ein Geldangebot verringert oder vergrößert werden soll (Mankiw 2011, 459).
In den weiteren Kapiteln soll nun betrachtet werden, welche Gefahren für China, aufgrund der bisherigen Wechselkurspolitik, bestehen und was daher verändert werden sollte.
3. Chinas Wechselkurspolitik
Seit den 90er-Jahren verfolgte China das Ziel eines festen Wechselkurssystems, indem der Yuan an den US-Dollar bzw. zwischenzeitig an einen Währungskorb gekoppelt war. Der enorme Wirtschaftsaufschwung Chinas führte dazu, dass sich das Umtauschverhältnis zwischen US-Dollar und Yuan zunehmend vergrößerte und zu einer weiteren Abwertung des Yuans führte. Durch die feste Wechselkurspolitik erzielte China Wettbewerbsvorteile, wodurch es zu zunehmender Kritik von anderen Ländern wie der USA, Europa und Japan kam (Focus 2010).
Durch den Einfluss der Währung auf die Preise, konnten Waren und Dienstleistungen aufgrund der Abwertung des Yuans zu niedrigen Preisen sowohl am nationalen als auch internationalen Markt verkauft werden (Focus 2010).
Würde China auf ein flexibles Wechselkurssystem umstellen, würde das zu einer Erhöhung der Preise und somit zu einem Rückgang der wirtschaftlichen Leistung und vor allem der Exporte führen. Dies ist unter anderem ein Grund, weshalb China auf dem festen Wechselkurs beharrt und keine Aufwertungen zulässt (Kirchner o.J., 3).
Chinas Zentralbank, die PCB (People’s Bank of China), übt eine starke Kontrolle aus und kann dadurch eine Aufwertung des Yuans verhindern. Durch den Export fließt China eine große Menge an Devisen zu. Im Zuge dessen wurden laufend US-Dollar gekauft bzw. vor allem auch in US-Staatsanleihen investiert. China versuchte damit die Nachfrage an US-Dollar aufrechtzuerhalten und somit die Aufwertung der eigenen Währung zu verhindern. Zudem behält China die Kontrolle über die Deviseneinnahmen, da chinesische Unternehmen Devisen nicht behalten können, sondern in Yuan umtauschen müssen (Focus 2010).
Schließlich nutze China die Unterbewertung des Yuans und verfolgte den Export in ausländische Märkte als Wirtschaftsstrategie. Unter anderem hatte China weitere Vorteile durch die niedrigen Produktionskosten im eigenen Land, sowie den niedrigen Lohnkosten (Focus 2010).
Chinas Wechselkursstrategie bringt somit mehrere Wettbewerbsvorteile für China mit sich, allerdings führt sie zu einem Ungleichgewicht im internationalen Handel. Die Unterbewertung des Yuans bedeutet auch, dass ausländische Waren (Importe) für China teurer sind. Dadurch ist es für die chinesische Bevölkerung einerseits attraktiver billigere Produkte direkt aus China zu kaufen und somit die chinesische Wirtschaft zu fördern. Andererseits besteht das Problem, dass China von Importen aus anderen Ländern abhängig wird. Dies ist bei Rohstoffen wie beispielsweise Öl und Kupfer der Fall (Focus 2010).
In weiterer Folge kann es durch teurere Importe zu einer zunehmenden Inflation kommen und zu einer Erhöhung der inländischen Preise führen. Eine Aufwertung der Währung würde somit auch zu einer Erhöhung der Preise und einer steigenden Inflationsrate führen, welche die Regierung allerdings zu bremsen versucht (Focus 2010).
Eine Aufwertung des chinesischen Yuans hätte unter anderem positive Auswirkungen für europäische Länder und die USA, da dort die inländische Produktion wieder wettbewerbsfähiger wäre. Die Preiswettbewerbe gegen China würden sich dadurch lockern. Es sollte also international wieder ein Gleichgewicht geschaffen werden. Durch eine Aufwertung bzw. Flexibilisierung des Yuan könnte China zum Abbau existierender weltwirtschaftlicher Ungleichgewichte beitragen. Um Importzölle oder Einführungen von Handelsrestriktionen beispielsweise seitens der USA gegen China zu verhindern, sollte der Yuan aufgewertet werden. Im Zuge einer Aufwertung würde Chinas sexportgetriebenes Wachstum zurückgehen, wobei allerdings die inländische Wirtschaft verstärkt werden könnte, was letztlich zu einer reduzierten Abhängigkeit von ausländischen Volkswirtschaften führen würde. Darüber hinaus würde eine Aufwertung zu einem Preisrückgang von Importgütern für China führen (Kirchner o.J., 2f.).
4. Chinas Zinssatzproblem
Wie in Kapitel 2.1. erläutert, führt die Fixierung des Wechselkurses beziehungsweise dessen geringe Schwankungsbreite in China dazu, dass der Zinssatz unveränderlich wird, da die Ankündigung der PBC, die Zinsen zu erhöhen oder zu senken, zu einer Auf- oder Abwertung des Yuans führen würde (Kunnskap 2018).
In China herrscht nun das Problem, dass die niedrigen Zinsraten dazu führen, dass es zu einem wahren Investitions- und Kreditboom gekommen ist und weiterhin kommt. Der Direktor von Goldman Sachs Honk Kong hat daher vorhergesagt, dass dies zu einem Anstieg von vergebenen Krediten führen könnte, die die chinesischen Kreditnehmer den Banken Chinas am Ende nicht zurückzahlen können (Alfaro & Di Tella 2010, 5). Dies könnte zu einer erneuten Weltfinanzkrise führen, da die Finanzkrise von 2008 ähnlich zustande kam: Immer mehr US-Bürger erhielten damals billige Kredite (also Kredite zu niedrigen Zinsen) ohne jedoch über notwendige Sicherheiten zu verfügen. Die Kreditvergabe beruhte darauf, dass auf dem amerikanischen Geldmarkt viel (und vor allem billiges) Geld vorhanden war, wodurch die US-Banken auch viele Kredite vergeben konnten. Der damalige Notenbankchef erhöhte bei jeder konjunkturellen Eintrübung sofort das Geldangebot, um das Zinsniveau dauerhaft tief zu lassen. Als der US-Leitzins wieder stieg, konnten viele Menschen ihre Kredite nicht mehr zurückbezahlen, da mit ihnen flexible Zinsraten vereinbart worden waren, die sich nach dem US-Leitzins richteten. Die Finanzkrise der USA weitete sich schnell auf viele andere Industrieländer aus, was zur größten Rezession nach dem Zweiten Weltkrieg führte (Planet Wissen 2018).
China verhindert konsequent, dass der Renminbi zu stark aufwertet, wodurch wiederum mehr Yuans verkauft werden müssen. Folglich ist viel chinesische Währung am Markt verfügbar, wodurch der Zinssatz niedrig bleibt. Wenn die PBC nun den Zinssatz erhöhen würde, um Kredite unattraktiver zu machen und den Kreditboom zu stoppen, könnte es wie in den USA zu dem Problem kommen, dass die Kreditnehmer der bereits vergebenen Kredite die höheren Zinsen nicht mehr zurückzahlen können.
Da der Direktor von Goldman Sachs Honk Kong ohnehin befürchtet, dass einige der chinesischen Kreditnehmer bereits zum existierenden Zinssatz ihre Kredite letztendlich nicht zurückzahlen können, steht China daher sowohl beim Gleichlassen als auch beim Erhöhen des Zinssatzes das Problem bevor, dass einige Kredite in Zukunft nicht zurückgezahlt werden. Eine Erhöhung des Zinssatzes erscheint daher jedenfalls sinnvoll, da so zumindest verhindert wird, dass noch mehr faule Kredite vergeben werden. China musste bereits in der Vergangenheit gegen ähnliche Problemkredite vorgehen und hat bewiesen, dass solche Probleme nachträglich gelöst werden konnten (Alfaro & Di Tella 2010, 4f.). Wenn die Vergabe von toxischen Krediten durch Zinssteigerung aber nicht gestoppt wird, könnten die chinesischen Banken bald vor dem Problem stehen, gegen eine Unmenge an Problemkrediten vorgehen zu müssen, was finanziell belastend wäre, da China bereits Staatsschulden in Höhe von 260% des BIP hat (the balance 2018). Nachdem China viel Handel mit anderen Ländern betreibt, es viele ausländische Direktinvestition gibt und das Land eine große Wirtschafsmacht ist, hätte eine Finanzkrise in China daher sehr wahrscheinlich auch Auswirkungen auf den Rest der Welt.
China sollte von diesem Betrachtungspunkt aus den Wechselkurs freigeben, damit der Zinssatz erhöht werden kann und somit eine weitere weltweite Wirtschaftskrise verhindert wird.
Von einer Zinssatzerhöhung würden auch chinesische Familien profitieren, da die Regierung zwar mit der Erbringung sozialer Dienstleistungen beauftragt ist, jedoch keine Steuern einheben darf, um diese zu finanzieren. Die Familien sind daher gezwungen, selbst zu sparen. Durch die niedrigen Zinsen ist der Ertrag jedoch gering, wodurch chinesische Familien kein Geld zum Ausgeben haben (the balance 2018). Mit einem höheren Zinssatz wäre die Verzinsung auf das Ersparte höher, wodurch die Familien mehr Geld hätten. Aufgrund dessen könnten folglich mehr Waren und Dienstleistungen in China konsumiert werden, was wiederum die Wirtschaft Chinas ankurbeln würde und zu einer Erhöhung des BIPs führen würde.
5. Ökonomische Probleme
In weiterer Folge werden nun Chinas ökonomische Probleme beschrieben, da diese auch in Zusammenhang mit dem Wechselkurssystem des Landes stehen.
5.1. Arbeitslosenquote und Wohlstand der Bevölkerung
In Kapitel 2.1. wurde beschrieben, dass es einen Überschuss von 150-200 Millionen Landarbeitern in China gibt (Alfaro & Di Tella 2010, 3). Der chinesische Arbeitsmarkt ist jährlich mit 15 Millionen neuen Arbeitern konfrontiert, was bei 11‑12 Millionen neuen Arbeitsplätzen pro Jahr einen jährlich wachsenden Überschuss von 3-4 Millionen Arbeitskräften bedeutet (Alfaro & Di Tella 2010, 4).
Das Okunsche Gesetz zeigt den negativen Zusammenhang zwischen Arbeitslosenquote und dem BIP eines Landes: Beschäftigte ArbeitnehmerInnen tragen zur Produktion von Gütern und Dienstleistungen bei, während Arbeitslose dies nicht tun. Demzufolge führt ein Anstieg der Arbeitslosenquote zu einer Abnahme des realen Inlandsprodukts (Mankiw 2011, 332ff.). Daraus folgt, dass China die Senkung der Arbeitslosenquote forcieren muss, um das BIP des Landes zu steigern.
Die Vergangenheit hat auch gezeigt, dass die chinesische Bevölkerung bereit zu Aufständen ist, wenn der Lebensstandard zu sehr sinkt (the balance 2018). Wenn China die Zahl der Arbeitslosen daher nicht senkt und den Wohlstand der chinesischen Bevölkerung vergrößert, könnte dem Land eines Tages eine Revolution bevorstehen. Politische Instabilität würde wiederum dazu führen, dass sich internationale Firmen einen anderen Produktionsstandort als China suchen. Dies würde Chinas Wirtschaftswachstum – und damit das BIP – beeinträchtigen.
Für China gibt es daher nun eine Reihe an Empfehlungen:
Wie in Kapitel 4 dargelegt, kann der Wohlstand der Gesellschaft gesteigert werden, wenn man den Zinssatz erhöht, da dann die Rendite auf das Ersparte steigt. Dadurch hat die Bevölkerung mehr Geld zur Verfügung, dass sie für Waren und Dienstleistungen ausgeben kann, wovon letztendlich auch die chinesische Wirtschaft profitiert (the balance 2018).
Der Staat sollte außerdem überlegen die Mindestlöhne anzuheben und die Verhandlungsmacht der Gewerkschaften bei den Lohnverhandlungen zu stärken. Befürworter höherer Mindestlöhne meinen, dass somit das Einkommen der unter der Armutsgrenze lebenden Arbeitnehmer angehoben werden kann. Insgesamt würde die Anzahl der Menschen, die von den Mindestlöhnen profitieren, die Anzahl der Menschen übersteigen, die durch solch eine Regelung verlieren würden (Mankiw 2011, 217). Mindestlöhne schützen die Arbeitnehmer vor sozialer Ausbeutung und der Gefahr, dass andere Arbeitsplatzsuchende ihre Arbeitskraft billiger anbieten, was ohne Mindestlohngrenze ein Sinken der Löhne ins Bodenlose bedeuten könnte. Die Gefahr, dass Unternehmen ihre Produktionsstätten in andere Länder mit billigeren Arbeitskräften auslagern, ist insofern vernachlässigbar, da andere asiatische Länder ebenso die Mindestlöhne anheben, da dies zu einer geringeren Abhängigkeit von ausländischen Arbeitskräften, Investitionen und Exporten führt. Außerdem kann mit einer Mindestlohnerhöhung der Wohlstand der Bevölkerung gesteigert werden, wodurch die Menschen mehr Geld zum Konsumieren von Gütern und Dienstleistungen haben, was eine Steigerung des BIPs bewirkt (ASEAN Briefing 2016).
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