In dieser Arbeit soll es um die Begriffsdefinition des Zeigens bzw. Lernens nach Prange gehen. Diese Begriffe sind mitunter der Grundstock der Erziehung, denn es gibt keine Erziehung ohne Interaktion und kaum eine Interaktion, also ein aufeinander bezogenes Handeln von zwei oder mehr Personen, wobei das Zeigen nicht zur Geltung kommt. Dabei stellt sich die Frage, wie Zeigen und Lernen nach Prange zu verstehen sind und wie sie in Beziehung zueinander stehen.
In der Erziehungswissenschaft gibt es viele Begriffe, die von großer Bedeutung sind und die es deshalb zu definieren gilt. So sollen Sachverhalte erfasst, von anderen Begriffen abgegrenzt und in Beziehung zueinander gesetzt werden. Jedoch findet man selten eine Definition, an der man sich genauestens orientieren kann. Jeder Erziehungswissenschaftler bzw. Pädagoge definiert sich seinen eigenen Begriff und versucht dabei zu erläutern, was er für richtig hält. Es gibt Ähnlichkeiten zwischen den verschiedenen Definitionen, aber auch komplett gegensätzliche Ansichten. Bei all den unterschiedlichen Definitionen fällt es schwer herauszufinden, welche Begriffsdefinition für einen die richtige ist.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Die Erziehung
2.1 Das Lernen
2.2 Die pädagogische Differenz
3. Das Zeigen
3.1 Die Macht des Zeigens
3.2 Die Rolle der Hand
4. Die elementaren Formen des Zeigens
4.1 Das ostensive Zeigen: die Übung
4.2 Das repräsentative Zeigen: die Darstellung
4.3 Das direktive Zeigen: die Aufforderung
4.4 Das reaktive Zeigen: die Rückmeldung
5. Die Koordination von Zeigen und Lernen
6. Zusammenfassung und Fazit
6. Literaturverzeichnis
1. Einleitung
In der Erziehungswissenschaft gibt es viele Begriffe, die von großer Bedeutung sind und die es deshalb zu definieren gilt. So sollen Sachverhalte erfasst, von anderen Begriffen abgegrenzt und in Beziehung zueinander gesetzt werden (vgl. Koller 2017, S. 17). Jedoch findet man selten eine Definition, an der man sich genaustens orientieren kann. Jeder Erziehungswissenschaftler bzw. Pädagoge definiert sich seinen eigenen Begriff und versucht dabei zu erläutern, was er für richtig hält. Es gibt Ähnlichkeiten zwischen den verschiedenen Definitionen, aber auch komplett gegensätzliche Ansichten. Bei all den unterschiedlichen Definitionen fällt es schwer herauszufinden, welche Begriffsdefinition für einen die richtige ist.
In dieser Arbeit soll es um die Begriffsdefinition des Zeigens bzw. Lernens nach Prange gehen. Diese Begriffe sind mitunter der Grundstock der Erziehung, denn es gibt keine Erziehung ohne Interaktion und kaum eine Interaktion, also ein aufeinander bezogenes Handeln von zwei oder mehr Personen, wobei das Zeigen nicht zur Geltung kommt. Dabei stellt sich die Frage, wie Zeigen und Lernen nach Prange zu verstehen sind und wie sie in Beziehung zueinander stehen.
Zu Beginn soll daher ein kurzer Überblick über die Begriffe Erziehung und Lernen, mit Orientierung an Prange, gegeben werden. Danach folgt die Erläuterung der pädagogischen Differenz, die sich daraus ergibt. Anschließend soll das Zeigen als Grundform und in seinen vier Variationen, dem ostensiven Zeigen (die Übung), dem repräsentativen Zeigen (die Darstellung), dem direktiven Zeigen (die Aufforderung) und dem reaktiven Zeigen (die Rückmeldung), beschrieben werden. Zuletzt wird die Koordination von Zeigen und Lernen erläutert.
Um das Zeigen in Verbindung mit dem Lernen zu bringen, muss man auch wissen was das Ganze mit Erziehung zu tun hat und was Erziehung überhaupt ist. Darum soll es nun im Folgenden gehen.
2. Die Erziehung
Zuerst einmal also, soll der Begriff der Erziehung, nach den Vorstellungen von Prange erläutert werden. So ist der Begriff der Erziehung nicht nur moralisch gedacht, sondern es geht eher darum die Welt in all ihren Bereichen darzustellen und zu erklären (vgl. Prange/Strobel-Eisele 2015, S. 45). „Wir müssten das ganze Leben begrifflich erfassen, aber das ist nicht gut möglich und auch gar nicht nötig“ (ebd., S. 12, Hervorhebung im Original). Deshalb ist es kein einfacher, sondern ein komplexer Prozess, der aus den beiden Seiten, dem Erziehen auf der einen und dem Lernen auf der anderen, besteht. In der Erziehung sollen diese beiden Seiten zusammengebracht werden, was die Komplexität des Begriffes ausmacht (vgl. Prange/Strobel-Eisele 2015, S. 14). Auf den ersten Blick erscheint es recht einfach die beiden Seiten zusammenzuführen, da sie „sich zumeist in einer gemeinsam geteilten Situation abspielen“ (ebd.). Trotzdem sind es zwei verschiedene Operationen, die unterschiedliche Aufgaben haben. Prange bezeichnet diese Differenz von Erziehen und Lernen „als pädagogische Differenz“ (ebd., Hervorhebung im Original).
Da man den Begriff des Erziehens nicht ohne den des Lernens definieren kann, befassen wir uns anschließend zunächst mit dem Lernen und kommen zu einem späteren Zeitpunkt noch einmal auf das Erziehen und die pädagogische Differenz zurück.
2.1 Das Lernen
„Kinder lernen von uns“ (Prange 2012a, S. 81). Wir berücksichtigen in unserem Umgang mit Kindern, dass sie uns als Vorbild nehmen und uns nachahmen. Dabei können sie nicht nur unsere guten Eigenschaften, sondern auch unsere Fehler und Schwächen übernehmen und sich zu eigen machen. „Wir leben im Blick der Kinder, ohne doch genau vorhersehen und bestimmen zu können, was sie sich zu eigen machen und was nicht“ (ebd., S. 82). So kann man sehen, „dass das Lernen als eine unbestimmte und nur bedingt bestimmbare Größe angenommen wird“ (ebd.), welche nicht nur in der Erziehung präsent ist. Es wird dennoch der Versuch unternommen, den Lernprozess zu lenken, indem das Lernen von den Erziehenden begrenzt wird, wenn etwas fragwürdig erscheint (vgl. ebd., S. 81). Je nach Alter, Geschlecht, Zeit und Umständen, variieren die Themen, die wir für bedenklich halten (vgl. ebd.). Das Thema des Begrenzens wird jedoch zu einem späteren Zeitpunkt weiter ausgeführt.
Der Begriff des Lernens ist, bei genauerem nachdenken, nur schwer zu beschreiben, denn das Lernen ist nicht greifbar (vgl. ebd., S. 85). „Wir sehen nur die Bemühungen und das Resultat, an dem wir hinterher ablesen, ob etwas gelernt worden ist oder nicht“ (ebd., S. 91). Wir nehmen das Lernen wahr, wenn wir scheitern oder nicht weiterkommen und Hilfe benötigen (vgl. ebd., S. 85). Dabei kann niemand einem anderen das Lernen abnehmen und so ist jeder selbst verantwortlich dafür, seinen eigenen Wissenshorizont zu erweitern (vgl. ebd., S. 89). Es kann der Versuch unternommen werden, den Begriff des Lernens durch einen anderen Begriff mit ähnlicher Bedeutung zu ersetzten, beispielsweise durch Fähigkeiten erwerben. Doch auch dann fällt es schwer zu beschreiben „was mit dem Phänomen des Lernens unbestreitbar gegeben ist“ (ebd., S. 86). Dass das Lernen mithilfe anderer Worte umschrieben werden kann zeigt nur, dass der Begriff nicht genau bestimmt werden kann (vgl. Prange 2012a, S. 86). Jedoch kann gesagt werden, dass das Lernen für die Pädagogik als gegeben vorausgesetzt wird und somit einfach da ist (vgl. ebd., S. 88).
2.2 Die pädagogische Differenz
Jeder Mensch lernt im Laufe seines Lebens Dinge, ohne dass jemand auf ihn einwirkt. Sozusagen als natürliche Eigenschaft des Menschen. Das Erziehen ist jedoch ein menschliches Handeln, welches nicht zwingend stattfinden muss (vgl. ebd., S. 59).
Eine Aufgabe des Erziehens besteht darin, das Lernen einer Person zu unterstützen, zu fördern und auch herauszufordern (vgl. ebd., S. 17). So gilt: „Lernen ist die notwendige Betriebsprämisse für das pädagogische Handeln“ (ebd.), wobei Prange den Begriff des Erziehens mit dem des pädagogischen Handelns synonym benutzt (vgl. ebd., S. 12). Somit kann gesagt werden „Kinder lernen unvermeidlich, aber deshalb werden sie noch nicht erzogen“ (ebd., S. 59). Das Lernen gibt es also auch ohne das Erziehen, das Erziehen jedoch nicht ohne das Lernen. Beim Erziehen bezieht man sich immer auf das Lernen und setzt es somit als gegeben voraus, selbst dann, wenn der Lernende keinen Willen zeigt (vgl. ebd., S. 88).
„Wir haben es im Handeln direkt und indirekt mit anderen Personen zu tun, die wählen können, ob und wie sie auf uns reagieren. Wir sprechen sie an, und sie hören zu oder auch nicht, sie antworten verständig oder auf etwas, was wir gar nicht gemeint haben. Wir machen Vorschläge, sie werden angenommen oder verworfen, oder anders aufgenommen und anders genutzt, als wir uns das vorgestellt haben“ (Prange/Strobel-Eisele 2015, S. 41).
Damit wollen Prange und Strobel-Eisele ausrücken, dass es beim Erziehen immer die Unsicherheit gibt, ob unsere Bemühungen auch erfolgreich sind oder ob sie von den Heranwachsenden anders aufgenommen und gedeutet werden. Wir wissen zwar, was wir mit dem was wir sagen oder tun meinen und welches Ziel wir damit haben, jedoch ist jeder Mensch individuell, weshalb wir für andere nicht die gleiche Sicht der Dinge voraussetzen können. Erziehung ist das Zusammenspiel von Erziehen und Lernen. Insofern sind auch die Begriffe des Erziehens und der Erziehung im Folgenden voneinander zu unterscheiden.
Zu Beginn des Kapitels wurde beschrieben, dass man in der Erziehung versucht die Welt mit all ihren Facetten darzustellen, sodass man sich in ihr selbstständig zurechtfinden kann und so den Anforderungen des Lebens entspricht. Bei der Darstellung der Welt, um sie den Kindern zu eigen zu machen, „kommt eine elementare Gebärde zur Geltung: die Gebärde des Zeigens“ (Prange/Strobel-Eisele 2015, S. 45).
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