1945 in Deutschland: das Bild wurde geprägt von Trümmern, aber auch von Wiederaufbau. Der Aufbau-Verlag war einer der ersten Nachkriegsverlage. Protegiert von der SMAD (Sowjetische Militäradministration in Deutschland) einerseits, eingeengt und in seinen Handlungsmöglichkeiten beschnitten durch Zensur, Papiermangel und geringe Kaufkraft in der Bevölkerung andererseits, bestand die Schwierigkeit seiner Arbeit in der Gratwanderung zwischen politischen, kulturellen und ökonomischen Erwartungen. Der Aufbau eines guten Programms, die Versammlung bester und renommiertester Autoren und damit die Schaffung von Profil und Bekanntheit war die erste Aufgabe des Verlages. Dabei waren sowohl die eigenen Vorstellungen als aber auch die der Autoren und die der sowjetischen Militäradministration zu bedienen. Durch die dritte Interessengruppe war die Aufgabe dieses Verlages im Vergleich mit anderen früher oder in Westdeutschland existierenden Verlagen noch einmal erschwert.
Vor diesem besonderen historischen Hintergrund soll im Folgenden die Beziehung zwischen Autor und Verleger anhand von Briefen und Reden genauer untersucht werden. Die Seminararbeit setzt ihren Schwerpunkt auf das Autor-Verleger-Verhältnis im Zeitraum 1945 bis 1960 und beschränkt sich dabei weiter auf die Exilautoren, da diese im Programm zunächst dominierend gewesen sind. Die Auswahl erfolgt nach Umfang der Quellenlage und Repräsentanzwert des Autors.
Obwohl die Reaktionen der Autoren des Zusammenhangs wegen miteinbezogen werden, liegt der Fokus auf der Verlagsseite. Davon ausgehend, dass die Korrespondenz nicht allein vom Verlagsleiter geführt worden ist, wird der Begriff des Verlegers auf den Verlag ausgedehnt, so dass auch Redakteure und Lektoren miteinbezogen werden können.
Ein einführendes Kapitel umreißt zunächst den historischen und verlagsgeschichtlichen Hintergrund, vor welchem sich all diese zwischenmenschlichen Beziehungen entwickelt haben. Danach wird das Verhältnis des Aufbau-Verlages am Beispiel vierer typischer Autoren detaillierter untersucht. Diese Autoren sind Bertolt Brecht, Thomas Mann, Ludwig Renn und Leonhard Frank, denen jeweils ein eigenständiges Kapitel gewidmet ist. Dabei stellt eine kurze Biographie, die mit dem Datum des einsetzenden Briefwechsels endet, den Autor vor und vermittelt so das notwendige Wissen für die folgenden Untersuchungen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Der erfolgreichste belletristische Verlag der frühen Nachkriegszeit
- Die Jahre 1945-1950
- Die Jahre 1951-1960
- Bertolt Brecht - selbstbewusste Freundschaft
- In Erinnerung an die gemeinsame Exilzeit
- Von Max Schroeder zu Walter Janka
- Ludwig Renn: enttäuschte Loyalität
- Adel im Untergrund und andere Projekte
- Der Zensurfall Der spanische Bürgerkrieg
- Thomas Mann Willkür und Kooperation
- Erste Annäherungsversuche
- Raubdruck der Buddenbrocks
- Zweite Annäherungsversuche
- Leonhard Frank - anstrengende Allroundbetreuung
- Freundschaft und Geschäft
- Honorarfragen
- Neue Aufgabenfelder
- Facetten der Autor-Verleger-Beziehungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die Beziehungen des frühen Aufbau-Verlages zu seinen Autoren im Zeitraum von 1945 bis 1960. Der Fokus liegt dabei auf den Exilautoren, die in den ersten Jahren des Verlages eine dominierende Rolle spielten. Die Arbeit untersucht den Aufbau des Verlages und die Herausforderungen, denen er sich angesichts der politischen und wirtschaftlichen Verhältnisse der Nachkriegszeit gegenüber sah. Es werden die verschiedenen Interessenlagen der Autoren, des Verlages und der sowjetischen Militäradministration beleuchtet. Die Arbeit basiert auf Briefwechseln und Reden, die diese komplexen Beziehungen verdeutlichen.
- Der Aufbau-Verlag im Kontext der frühen Nachkriegszeit
- Die Rolle des Exils in der Verlagspolitik
- Die Auswirkungen der Zensur und des Papiermangels
- Die Interaktion zwischen Autor und Verleger
- Die Herausforderungen der Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Interessengruppen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung liefert einen historischen und verlagsgeschichtlichen Überblick über die Entwicklung des Aufbau-Verlages in den frühen Nachkriegsjahren. Sie beleuchtet die besondere Situation des Verlages, der zwischen politischen, kulturellen und ökonomischen Erwartungen navigieren musste.
Das zweite Kapitel widmet sich dem Aufbau-Verlag als dem erfolgreichsten belletristischen Verlag der frühen Nachkriegszeit. Es werden die Herausforderungen der Verlagsarbeit in den Jahren 1945-1950 und 1951-1960 beschrieben, die durch Zensur, Papiermangel und die geringe Kaufkraft der Bevölkerung entstanden.
Im dritten Kapitel wird die Beziehung zwischen Bertolt Brecht und dem Aufbau-Verlag analysiert. Es werden die gemeinsame Exilzeit und der Wechsel des Autors vom Verlag Max Schroeder zum Aufbau-Verlag beleuchtet.
Das vierte Kapitel befasst sich mit Ludwig Renn und den Herausforderungen, die sich durch die Zensur des Aufbau-Verlages ergeben. Es wird der Fall des Romans "Der spanische Bürgerkrieg" beleuchtet.
Das fünfte Kapitel beleuchtet die Beziehung zwischen Thomas Mann und dem Aufbau-Verlag. Es werden die ersten Annäherungsversuche des Autors zum Verlag und die Problematik des Raubdrucks seiner Werke beschrieben.
Das sechste Kapitel widmet sich der Beziehung zwischen Leonhard Frank und dem Aufbau-Verlag. Es werden die Aspekte der Freundschaft, des Geschäfts und der Honorarfragen im Kontext dieser Beziehung betrachtet.
Schlüsselwörter
Aufbau-Verlag, Exil, Nachkriegszeit, Autor-Verleger-Beziehung, Zensur, Papiermangel, Bertolt Brecht, Ludwig Renn, Thomas Mann, Leonhard Frank, Briefwechsel, Verlagsgeschichte, Literatur, Kultur, Politik, Wirtschaft.
- Quote paper
- M.A. Kirstin Gouverneur (Author), 2005, Aufbau im Aufbau, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/92298