Im Verlauf dieser Arbeit wird zunächst betrachtet, wie die heutige Generation mit den digitalen Medien aufwächst. So wird eine Grundlage geschaffen, um die Bedeutung der Selbstinszenierung und der Rollenmodelle in sozialen Netzwerken zu erfassen.
Darauf aufbauend thematisiert die Arbeit die Identitätsbildung und Selbstdarstellung junger Mädchen auf Social Media. Auch die Frage, warum sich gerade Mädchen stark an Vorbildern und Schönheitsidealen orientieren wird hier beantwortet. Das darauffolgende Kapitel erläutert die Identitätskonstruktionen in der online und offline Welt sowie die vier Dimensionen der Medienkompetenz nach Baake.
Das letzte Kapitel befasst sich damit, wie Prävention in der Schule und im Unterricht gegen die Risiken von sozialen Netzwerken stattfinden kann. Dazu wird die KMK-Strategie erläutert, zusätzlich einzelne beispielhafte Unterrichtseinheiten, die den Schülern und Schülerinnen Medienkompetenzen nahebringen und über die Risiken und Chancen von Social Media aufklären sollen. Das Resümee wird die Argumentation zusammenfassen und abschließen. Beim Lesen der vorliegenden Arbeit ist zu betrachten, dass hier die Einflüsse von Social Media auf überwiegend weibliche Jugendliche in Betracht gezogen werden. Bei männlichen Jugendlichen lassen sich zwar ähnliche Tendenzen feststellen, jedoch weisen sie in ihren Ausprägungen deutliche Unterschiede zum anderen Geschlecht auf.
Zudem werden in dieser Arbeit die Einflüsse anderer Medien, wie Fernsehen oder Printmedien nicht thematisiert, da dies die Arbeit in ihrem Umfang sprengen würde.
Aufgrund der aktuellen Gesundheitlichen Lage und der daraus resultierenden Schließung der Bibliotheken, konnte in dieser Arbeit nur auf online Ressourcen zurückgegriffen werden.
Inhaltsverzeichnis
1. EINLEITUNG
2. DIE DIGITALE GENERATION
2.1. Aufwachsen in der Mediengesellschaft
2.2. Rollenmodelle in Sozialen Medien
2.3. Identitätsbildung und Selbstdarstellung
3. MEDIENKOMPETENZ
3.1. Identitätskonstruktionen in der Online- und Offline Welt
3.2. Die 4 Dimensionen der Medienkompetenz
4 MEDIENSOZIALISATION
4.1. Schule und Mediendidaktik
4.2. KMK-Strategie Bildung in der digitalen Welt
4.3. UNTERRICHTSEINHEITEN ZUR AUFKLÄRUNG
5. RESÜMEE
1. Einleitung
„Jugend ist gegenwärtig nicht nur Offline-Jugend, sondern zugleich Online-Jugend“ (Hugger, 2014, p. 11). Die Jugendkommunikation hat in den letzten Jahren zahlreiche Veränderungen durchlaufen und hat durch die technologischen Entwicklungen im Digitalbereich einen immer höheren Stellenwert in der Freizeitgestaltung der Jugendlichen errungen. Längst ist die Online Welt mit Social Networks für viele Jugendliche nicht mehr wegzudenken. Soziale Netzwerke haben sich in den Alltag vieler Jugendlicher etabliert und werden zum Kommunikationsaustausch mit Freunden, Verwandten aber auch Fremden Personen genutzt. Hinzu kommt, dass durch Instagram und weiteren sozialen Medien eine Plattform geschaffen wurde, auf der sich die Jugendlichen neu erfinden können und die Möglichkeit haben, sich eine neue Identität zu verschaffen. Auf der Suche nach Anerkennung stellen viele Jugendliche, besonders Mädchen persönliche Fotos ins Netz. Die neuen Medien vermitteln Weltansichten, Rollenmodelle und Inszenierungsvorlagen, denen viele junge Frauen nacheifern. Die Thematik der Selbstdarstellung jugendlicher Mädchen über soziale Netzwerke ist ein aktuelles Thema und bedeutsames Problem. Diese Arbeit beschäftigt sich damit, welchen Stellenwert das Internet und besonders Social Media bei der Entwicklung der Identität von jugendlichen Mädchen im 21. Jahrhundert haben. Zudem kommt die Frage auf, inwieweit die Identitätsbildung junger Mädchen durch die Selbstdarstellung im Internet zusammen mit dem Schönheitsdruck beeinflusst wird. Um die Problematik darzustellen wird die Arbeit hinsichtlich der Mediatisierten Kindheit kommunikations-, entwicklungs- und bildungsrelevante Fragen beantworten.
Im Verlauf dieser Arbeit wird zunächst betrachtet, wie die heutige Generation mit den digitalen Medien aufwächst. So wird eine Grundlage geschaffen, um die Bedeutung der Selbstinszenierung und der Rollenmodelle in sozialen Netzwerken zu erfassen. Darauf aufbauend thematisiert die Arbeit die Identitätsbildung und Selbstdarstellung junger Mädchen auf Social Media. Auch die Frage, warum sich gerade Mädchen stark an Vorbildern und Schönheitsidealen orientieren wird hier beantwortet. Das darauffolgende Kapitel erläutert die Identitätskonstruktionen in der online und offline Welt sowie die vier Dimensionen der Medienkompetenz nach Baake.
Das letzte Kapitel befasst sich damit, wie Prävention in der Schule und im Unterricht gegen die Risiken von sozialen Netzwerken stattfinden kann. Dazu wird die KMK-Strategie erläutert, zusätzlich einzelne beispielhafte Unterrichtseinheiten, die den Schülern und Schülerinnen Medienkompetenzen nahebringen und über die Risiken und Chancen von Social Media aufklären sollen. Das Resümee wird die Argumentation zusammenfassen und abschließen.
Beim Lesen der vorliegenden Arbeit ist zu betrachten, dass hier die Einflüsse von Social Media auf überwiegend weibliche Jugendliche in Betracht gezogen werden. Bei männlichen Jugendlichen lassen sich zwar ähnliche Tendenzen feststellen, jedoch weisen sie in ihren Ausprägungen deutliche Unterschiede zum anderen Geschlecht auf.
Zudem werden in dieser Arbeit die Einflüsse anderer Medien, wie Fernsehen oder Printmedien nicht thematisiert, da dies die Arbeit in ihrem Umfang sprengen würde.
Aufgrund der aktuellen Gesundheitlichen Lage und der daraus resultierenden Schließung der Bibliotheken, konnte in dieser Arbeit nur auf online Ressourcen zurückgegriffen werden.
2. Die Digitale Generation
2.1. Aufwachsen in der Mediengesellschaft
Der Stellenwert der Medien in der heutigen Gesellschaft wird in der Fachliteratur, aber auch in der Öffentlichkeit kontrovers diskutiert. Medien und besonders die neuen Medien gelten heute in unserer Gesellschaft als selbstverständlich. Durch die fortschreitende Digitalisierung unterliegt die Kinder- und Jugendwelt einem permanenten sozialen Wandel. Kinder, die heute geboren werden, wachsen selbstverständlich mit Smartphones und Tablets auf, das Internet ist ein ständiger Begleiter. Der Schulhof erweitert sich im digitalen Sinn, jeder der Schulfreunde und Klassenkameraden ist ständig erreichbar und abrufbar. Auch nach der Schule kann noch gemeinsam kommuniziert werden, auch wenn die Jugendlichen physisch weit voneinander getrennt sind.
„Neue Medien verdrängen nicht einfach die alten, sondern bedingen neue Konfigurationen.“ (Hengst, 2014, p. 19). Viele Formen der Kommunikation wandeln sich und werden nun von Medien durchzogen. Sie erweitern die bisher bekannten Möglichkeiten des Informationsflusses. Informationen können von den Jugendlichen Orts- und Zeitunabhängig versendet werden. Diese Möglichkeit der freien Kommunikation bietet den Jugendlichen ein Ventil um aus der „Verhäuslichung“ (Zinnecker, 1990) zu entfliehen. Das Leben der Kinder und Jugendlichen findet in der heutigen Zeit an geregelten Orten statt. Das eigene Zuhause, das Kinderzimmer, die Schule oder der Sportverein sind jeweils feste Instanzen, an denen der Alltag der Kinder und Jugendlichen stattfindet. Um diesem feststehenden Konstrukt zu entkommen, entfliehen Jugendliche in die Welt der Medien. Die sozialen Netzwerke eröffnen den Jugendlichen die Möglichkeit neue Treffpunkte zu erschaffen, durch die technologische Entwicklung sind diese jederzeit und nahezu überall zu erreichen. In der Forschung wird diese Gesellschaftsform ,Online-Community‘ genannt.
Heinz Moser definiert die Balance zwischen den neuen Medien und dem ,Real-Life‘ eine „Brückenfunktion“ (Moser, 2012, p. 26). Der Austausch dieser beiden Welten muss sinnvoll und effizient genutzt werden, denn der Umgang mit der digitalen Welt und den sozialen Medien hat einen hohen Stellenwert in der Persönlichkeitsentwicklung für Kinder und Jugendliche. Um die Entwicklung von Kindern und Jugendlichen in Bezug auf soziale Medien verstehen zu können, ist es wichtig zu erfassen, welche Rolle Medien spielen und welche Bedeutung sie für Kinder und Jugendliche darstellen.
Diese Möglichkeiten stellen jedoch oft ein gewisses Übermaß an medialer Überschüttung von Kindern und Eltern gleichermaßen. Neil Postman beschreibt die Medien als solche, dass es für sie unmöglich ist, irgendwelche Geheimnisse zu bewahren. Ohne Geheimnisse aber kann es so etwas wie eine Kindheit nicht geben (Postman, 1983, p. 97). Es kommt darauf an wie die neuen Medien, mit den alten in Kombination gebracht werden und wie viel Raum ihnen gegeben wird in das Leben von Kindern und Jugendlichen einzugreifen.
Die neuen Medien sind nicht nur neu für Eltern und Kinder, sondern auch eine neue kommerzielle Entdeckung der Wirtschaft, die im Angesicht der Globalisierung ihren Markt ausweitet und mit den neuen Medien eine junge Zielgruppe entdeckt hat. Durch diesen Aspekt wandelt sich die Kindheit von heute „zu einer selbstbestimmten und gleichwohl marktorientierten Lebensform“ (Paus-Hasebrink, et al., 2004). Der Wandel der Gesellschaft und die Globalisierung ist an dem Konzept der Kindheit nicht spurlos vorbeigegangen und hat sich zugleich einen großen Nutzen aus den neuen Medien generiert. Die Phase des Heranwachsens manifestiert sich somit nicht nur als Medienkindheit, sondern auch als Konsumkindheit (vgl. Hengst, 2002).
2.2. Rollenmodelle in Sozialen Medien
Diese Konsumkindheit erschuf unter anderem das soziale Netzwerk Instagram als neue Jobinstanz der Kommerzialisierung. „Es wird für Jugendliche immer schwieriger, eine von Kommerzialisierung unabhängige Identität auszubilden“ (Hurrelmann, et al., 2019, p. 40). Der Wandel von der Industrie - zur Dienstleistungsgesellschaft ist auch an den sozialen Medien nicht spurlos vorbeigegangen. Besonders soziale Netzwerke wie Instagram basieren auf der Dienstleistungsebene. Dabei gelten Influencer als Vorbilder für die Jugendlichen. Fotos und Videos bei Instagram erhalten Aufmerksamkeit durch sogenannte ,Views‘ oder ,Likes Ganz nach dem Motto ,je mehr, desto besser‘ beginnt ein Wettkampf darum, wer die meisten Follower, die schönsten Bilder und die meiste Aufmerksamkeit erhält. Die Personen, die besonders viel Aufmerksamkeit erlangen, werden heute schon als die neuen Berühmtheiten angesehen. Instagram ist regelrecht eine neue Jobinstanz die sich nach und nach immer weiter in unserer Gesellschaft etabliert. Kinder und Jugendliche nehmen sich diese Personen zum Vorbild und hegen sogar den Wunsch, selbst einmal Influencer zu werden und berühmt zu sein (Uhls & Greenfield, 2012). Viele Jugendliche träumen von dem Leben, dass ihnen im Internet präsentiert wird. Spezielle von der Peergroup favorisierte Kleidung oder Markenprodukte werden zu Wunschobjekten. So kann es dazu kommen, dass teilweise ein falsches Bild vom Wertesystem sowie ein falsches Weltbild vermittelt wird. Es geht um die Darstellung, Präsentation und Inszenierung der eigenen Person, man vermarktet sich selbst. So kommt es dazu, dass sich junge Mädchen immer mehr an dem Verhalten der ,breiten Masse‘ und selbst gewählten Vorbildern orientieren. Besonders Mädchen orientieren sich an Vorbildern auf der Suche nach Anerkennung.
Jedoch geben die Fotos auf der Plattform meist nicht die Spontanität und Realität wieder, die sie angeblich darstellen. Eine weitere Vorbildfunktion zeigt sich bei einigen Influencern, die öffentlich Themen ansprechen, welche die Jugendlichen beschäftigen wie zum Beispiel Schulprobleme, Essstörungen, Mobbing, Gewalt und das eigene Selbstwertgefühl (Döring, 2003). Diese Vorbilder sind sehr wichtig für junge Mädchen, die in ihrer Entwicklungsphase auf der Suche nach Antworten sind und hoffen, diese im Internet zu finden. Jugendliche machen so die Erfahrung, dass sie mit ihren Problemen nicht alleine sind. Es ist wichtig, dass gezeigt wird was alles hinter einem perfekt gestellten Foto steht. Das Internet bleibt dennoch eine oberflächliche Plattform. Nicht jeder Influencer nutzt seine Reichweite sinnvoll. Es ist eine Frage der Darstellung und Präsentation seitens der Influencer und der Auffassung der Medienbotschaft der Jugendlichen. Jeder interpretiert die Dinge anders. Das Konstrukt eines Influencers und den damit verbundenen Konflikten aber auch die Chancen des neuen Berufsfeldes kann man also gewiss nicht pauschalisieren.
Jugendliche müssen lernen, die sozialen Netzwerke kritisch zu hinterfragen und zu reflektieren. Ein kritisches Bewusstsein über die Grenzen der sozialen Medien führt dazu, die Mediennutzung als ein aktives und zielorientiertes Handeln zu gestalten. Auf der Suche nach Orientierung und Anerkennung geriet die Selbstreflexion oft in Vergessenheit. Insbesondere sind gleichaltrige der ausschlaggebende Vergleichsmaßstab, an dem sich die Jugendlichen orientieren. Hinsichtlich der äußeren Erscheinung und des Verhaltens orientieren sich Jugendliche an einzelnen selbstgewählten Vorbildern. Für viele Jugendliche hängt der äußere Eindruck von der Wahrnehmung und Bewertung der eigenen Person ab. Dieses Verhalten bietet ein enormes Spannungspotential für die Identitätsbildung des Individuums.
2.3. Identitätsbildung und Selbstdarstellung
Sabina Misoch unterscheidet in ihrem Buch Identitäten im Internet zwei Arten der Selbstdarstellung. Die erste Art der Selbstdarstellung definiert sich durch die Darstellung im wirklichen Leben, im sogenannten ,Real-Life‘. Dort ist der Körper die unmittelbarste und primäre Ebene des Selbst, die anderen gezeigt wird (Misoch, 2004, pp. 53-54). Die gegenteilige Darstellung ist die in der virtuellen Welt auf verschiedenen sozialen Netzwerken. Diese definiert sich besonders durch den Aspekt der Körperlosigkeit. Nicola Döring erweitert diese These durch die sogenannte Hybrid-Identität und das Verhältnis von einer On- und OfflineSelbstdarstellung (Döring, 2003). Eine weitere Art der Selbstdarstellung in sozialen Medien beschreibt Erving Goffman in seinem Buch Wir alle spielen Theater er bezeichnet die Darstellung des einzelnen Individuums als sogenannte Fassade. Darunter versteht er ein eingeübtes Ausdrucksrepertoire, dass das Individuum bewusst oder auch unbewusst anwendet (Goffmann, 2019, p. 23). Nutzer von sozialen Medien verstecken ihre wahre Identität demnach hinter einer Fassade, die von dem Nutzer beliebig oft individuell angepasst werden kann. Dies führt zu ungewöhnlichen Formen der Selbstinszenierung, es entsteht Raum für neue Interpretationen der einzelnen Personen. Die Art der eigenen Darstellung hängt immer davon ab, ob man sich bewusst über die eigene Selbstinszenierung und die Aufmerksamkeit des Publikums ist. Das Internet eröffnet jungen Mädchen eine Vielzahl an Möglichkeiten, um sich selbst zu inszenieren. Dazu gehören unter anderem die Plattformen YouTube, Facebook oder Instagram. Diese sozialen Netzwerke sind das perfekte Gerüst, um die Darstellung der eigenen Person in der Öffentlichkeit zu inszenieren. Turkle schreibt, der Mensch suche bewusst Selbstdarstellungsmöglichkeiten über das Internet (Turkle, 2012, p. 302). Es entsteht eine Spannung zwischen Selbstenthüllung und Scheinidentität.
Die vielen Möglichkeiten der Selbstinszenierung bergen jedoch eine Gefahr. Die sogenannte Pseudonymität, die Möglichkeit der Manipulation von Bildern, Geschichten oder ganzen Personen ist ständig gegeben. User können die Selbstbeschreibung jederzeit ändern oder sogar eine vollkommen andere Person erstellen, die im Real-Life überhaupt nicht existiert. Anke Bahl beschreibt in ihrem Buch Zwischen On- und Offline. Identität und Selbstdarstellung in Internet die Anonymität im Internet als einen Schon- und Schutzraum für die Interaktionen der Nutzer, der ihnen die Kommunikation mit Fremden erleichtert (Bahl, 2002, p. 92). Niemand ist dazu verpflichtet, sich im Internet so zu präsentieren, wie man im realen Leben ist. Da man die Personen nur in der virtuellen Welt antrifft, ist die Gefahr des Vortäuschens von Unwahrheiten sehr groß. Denn erst durch einen direkten Vergleich der Online- und Offline-Identität kann es zu einer Aufdeckung von falschen Angaben kommen (Misoch, 2004, p. 130-133). Social Media birgt viele Unsicherheiten, aber auch Freiräume für neue Orientierungsprozesse. Das Individuum definiert sich permanent neu. Die Ablösung vom Elternhaus ebnet den Weg für die Orientierung und Stabilisierung der eigenen Identität (Oerter, 2006, p. 186).
Der Trend verläuft immer stärker zu einer visuellen Kultur, es entsteht eine Verbildlichung der sozialen Beziehungen. Dabei hat das Individuum die Kontrolle über die eigene Identitätspräsentation. Bilder gelten als Medien der Kommunikation, junge Mädchen lassen sich schnell von ihnen leiten und von ihren Trugbildern blenden. Viele Jugendliche geben im Internet vor, jemand anderes zu sein, oder besser zu sein, als man eigentlich ist. Bei der Selbstdarstellung des Individuums in sozialen Netzwerken wird die Darstellung der eigenen Person möglichst nah an das persönliche Ideal-Selbst angenähert (Wang, 2012, p. 305).
Gerade Mädchen definieren sich stark über ihr Äußeres. Im Vergleich zu Jungen definieren Mädchen ihren Selbstwert und ihre Identität über die eigene Attraktivität und Schönheit (Orbach, et al., 2016, p. 39). So kommt es dazu, dass für junge Mädchen das Streben nach der eigenen perfekten Version einen höheren Stellenwert hat, als die Version die man tatsächlich ist. Die Sozialpädagogin Elke Stolzenburg sagt in ihrem Vortrag vom Verein der Landesarbeitsgemeinschaft Mädchenpolitik (LAG) „Mädchen stecken in einem Dilemma [...] Eigentlich zeigen sie nicht ihre eigene Identität, sondern sich selbst so, wie sie gesehen werden wollen“ (Lipkowski, 2017). Demzufolge hat der Mensch und besonders junge Mädchen stets eine perfekte Vision von sich selbst vor Augen, an die man versucht, sich bestmöglich anzunähern. Die MaLisa Stiftung hat sich mit dem Thema der weiblichen Selbstinszenierung auf Social Media auseinandergesetzt. „Wenn die eigene Erscheinung der Mädchen für die Erreichung des Influencerinnen-Standards nicht reicht, wird mit Inszenierungstricks und Filtern zur Optimierung nachgeholfen. Es kommt zu einer Verzerrung des Verständnisses von ,natürlich‘ und ,spontan‘.“ (Vgl. MaLisa-Stiftung, 2019, 9). Die Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass Mädchen die Influencerinnen folgen, größeren Wert auf ihr Äußeres legen und gegebenenfalls auch ihrem Aussehen etwas nachhelfen, um die gewünschte Aufmerksamkeit zu erhalten. „Es entsteht eine Normierung, in der die Selbstinszenierung der Mädchen aber auch der Profis immer gleichförmiger wird. Vielfalt geht verloren“ (vgl. MaLisa-Stiftung, 2009, 9). Die Individualität der Jugendlichen geht auf dem Weg der vermeintlichen Perfektion verloren.
Eine weitere relevante Einflussgröße auf junge Mädchen haben die Peergroups, an denen sich junge Mädchen orientieren und diese als Maßstab für ihr Selbstinszenierung sehen. „Soziale Medien verdeutlichen somit die grundlegende soziologische Erkenntnis, dass Menschen ihre eigene Identität immer nur im Wechselspiel mit ihrer gesellschaftlichen Umwelt herausbilden können“ (Schmidt, 2018, p. 33). Jugendliche wollen möglichst authentisch erscheinen und gleichzeitig ein idealisiertes Selbstbild präsentieren. Vom Umfeld wird erwartet, dass man sich auf Social Media zeigt und selbst dann bekommen nur ,beeindruckende‘ Motive Anerkennung und Aufmerksamkeit. Die Außenwirkung des Individuums hat eine höhere Gewichtung, als die innere verborgene Persönlichkeit. „Der Prozess der Identitätsbildung ist also gekennzeichnet durch das kreative Handeln des Menschen, der in der Auseinandersetzung mit den von außen gestellten Entwicklungsaufgaben sein je eigenes Ich gestaltet“ (Schorb, 2014, pp. 171-172).
3. Medienkompetenz
3.1. Identitätskonstruktionen in der Online- und Offline Welt
„Identität ist die persönliche Antwort des Menschen auf die Frage ,wer bin ich?‘“ (Erikson, 1968, zitiert nach Oerter, 2006, p. 176). Die Identität jedes Einzelnen steht in engem Zusammenhang mit dessen Beziehung zum Kollektiv. Die Mediennutzung gilt als aktives und zielorientiertes Handeln in der Postmoderne. In der Forschung spricht man von einem nicht mediengenerierten, sondern einem medienbezogenen Wandel der Gesellschaft. Durch die technologische und digitale Weiterentwicklung passen sich immer mehr Bereiche unseres Lebens an die neue digitale Form der Kommunikation an. Dabei ist es wichtig sich als Individuum zu reflektieren und der Frage nachzugehen, wie man sich selbst als Person wahrnimmt und wie andere einen als Individuum sehen. Besonders in der Phase der Persönlichkeitsbildung im Jugendalter ist die Gegenüberstellung von der realen Person und der virtuellen Persönlichkeit wichtig. Die innere und äußere Realität beeinflusst die Persönlichkeitsentwicklung des Individuums. Familie, Freunde, Bildungseinrichtungen und die Massenmedien beeinflussen die innere Realität. Es kann zu Konflikten kommen, die besonders Mädchen an ihrem Erscheinungsbild zweifeln lassen und ihre Person infrage stellen. Alles dreht sich um die Kernidentität, die auch die Darstellung der eigenen Person in sozialen Netzwerken prägt. Jugendliche achten verstärkt darauf, wie sie von anderen Personen wahrgenommen werden und reflektieren und hinterfragen sich selbst und ihre Peergroup. Für die Herausbildung der Ich-Identität im Jugendalter und der damit einhergehenden Persönlichkeitsentwicklung spielt die innere und äußere Welt sowie die Offenheit für Ambivalenzen eine große Rolle. Es ist eine Frage des Umgangs mit den digitalen Medien und was Jugendliche daraus entwickeln können. Von der Medienbotschaft bis zur Medienwirkung. Die Wirkung der Medien Online sowie Offline hängt von dem jeweiligen Individuum ab und trifft auf die innere Realität, welche die Botschaft der Medien individuell verarbeitet.
3.2. Die 4 Dimensionen der Medienkompetenz
Um die Medienwirkung in die richtige Richtung zu leiten, ist es besonders wichtig, dass Jugendliche Medienkompetenzen erwerben. Jugendliche müssen in der Lage dazu sein, die digitalen Medien für sich als Chance nutzen zu können, aber auch die Risiken der digitalen Medien zu erkennen und ihnen bewusst begegnen zu können.
Für den Erziehungswissenschaftler Dieter Baacke besteht die Fähigkeit der Medienkompetenz aus vier Dimensionen, die jeder Mensch erlernen sollte (Baacke, 1996, p. 120). Die erste der vier Dimensionen ist die Medienkritik. Aufgeteilt in die Teile analytisch, reflexiv und ethisch bilden sie die Kompetenz der Medienkritik. Das Individuum erkennt und erfasst problematische gesellschaftliche und mediale Verhältnisse. Darüber hinaus kann es das analytische Wissen auf sich selbst und auch auf andere Personen anwenden und die Problematik kritisch hinterfragen. Es folgt die zweite Dimension, welche die Fähigkeit der Medienkunde beschreibt. Das Individuum kennt sich mit den gegenwärtigen modernen Medien aus. Die Dimension unterteilt sich in die informative Dimension sowie in eine instrumentell-qualifikatorische Dimension. Darauf aufbauend nennt Baacke die Dimension der Mediennutzung. Das Individuum verfügt über eine ,Programmauswahl-Kompetenz‘ und kann interaktiv die Fähigkeit zum Dialog mit digitalen Medien nutzen. Die Mediengestaltung ist die letzte der vier Dimensionen. Sie unterteilt sich in die innovative Dimension, die es dem Individuum ermöglicht mithilfe von Medien Prozesse zu verändern oder sogar zu erneuern. Hinzu kommt die Dimension der Kreativität, die genutzt wird, um bekannte Inhalte in Zusammenhang zu stellen.
Zeiher erweitert die Thesen von Baacke indem er sich von dessen sozial Ökologischen Ansatz entfernt. Er definiert die Erfahrungen der Kindheit als Raum, der aus , separaten Stücken‘ besteht. Diese bestehen aus Inseln, die „in einem immer größer gewordenen Gesamtraum verstreut sind, der als ganzer bedeutungslos und weitgehend unbekannt bleibt“ (Zeiher & Zeiher, 1994, p. 27). Wie im Verlauf der Arbeit erwähnt handelt es sich dabei um die sogenannte ,Verhäuslichung‘, die Zinneker beschreibt. Auf dieses Phänomen lässt sich die Technologisierung der Kommunikation zurückführen. Kinder und Jugendliche werden durch Umwelteinflüsse auf ihren ,Inseln‘ eingeschränkt und ergreifen das Internet und die sozialen Netzwerke als Methode, um eigene Freiheiten zu schaffen.
4. Mediensozialisation
4.1. Schule und Mediendidaktik
Der Umgang sowie die Auseinandersetzung mit den digitalen Medien spielt für die Entwicklung von Jugendlichen zu einer handlungsfähigen Persönlichkeit eine wichtige Rolle. Der Mensch befindet sich von der Geburt an in einem lebenslang andauernden Prozess der Weiterentwicklung und der Formung der eigenen individuellen Persönlichkeit. Besonders im Jugendalter entwickelt sich die Medienkompetenz und gibt Jugendlichen neue Freiräume, um sich selbst zu definieren. Da Jugendliche in dieser Phase den Großteil ihres Alltags in Bildungseinrichtungen verbringen, spielt dieser Raum eine besondere Rolle für die Entwicklung der Persönlichkeit.
Tulodzieki sieht die Medienkompetenz als Erziehungs- und Bildungsaufgabe im Schulkontext. Dazu gehört, dass das Individuum die Fähigkeit besitzt, in Sachen Medienzusammenhängen sachgerecht, selbstbestimmt, kreativ und sozial verantwortlich handeln zu können (Tuoldziecki, 1998). Genauer teilt er die Medienkompetenz in fünf Aufgabenbereiche. 1) „Auswählen und Nutzung von Medienangeboten unter Betrachtung von Handlungsalternativen“, 2) „eigenes Gestalten und Verbreiten von Medienbeiträgen“, 3) „Verstehen und Bewerten von Mediengestaltung“, 4) „Erkennen und Aufarbeiten von Medieneinflüssen“, 5) „Durchschauen und Beurteilen von Bedingungen der Medienproduktion und Verbreitung“.
Schülern und Schülerinnen sollen im Unterricht das Wissen und die Fähigkeit vermittelt werden, mit den Medien und besonders den mobilen Medien sachgerecht und bewusst umzugehen. Zusätzlich sollen sie lernen, selbstbestimmt, kreativ und sozialverantwortlich handeln zu können. Das Gesamtkonzept des Unterrichts soll Raum für eine sinnvolle Rolle der Medien bieten, sodass der Unterricht als eine bedeutsame Aufgabe und Funktion wahrgenommen wird. Durch den medienbezogenen Wandel und mithilfe des Internets und der digitalen Medien, kann der moderne Unterricht neue Dimensionen annehmen. Baumgartner und Herber sehen die Lehrpersonen an zentraler Stelle, um das didaktische Potenzial digitaler Medien auszureizen, sowie digitale Medien in einem didaktischen Setting so einzusetzen, dass die Schüler bestmöglich von dem Unterricht profitieren (Baumgartner & Herber, 2013). Die Medienverwendung steht dabei immer im Zusammenhang mit den Zielen und Inhalten, sowie den angestrebten Lernzielen. Der Unterricht kann den Schülern auf digitaler Ebene entgegenkommen. Dazu ist es von Bedeutung, dass die Lehrperson sich mit den gegebenen Medien auseinandersetzt und in der Lage dazu ist, zu entscheiden, welche sinnvolle Rolle Medien im Gesamtkonzept des Unterrichts spielen können. Digitale Medien sollen Zielführend in den Verlauf des Unterrichts etabliert werden, sodass das Lernziel erreicht wird.
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