Die Arbeit beschäftigt sich mit der Frage, welche Gegenstrategien im Fußball zur Homophobie entwickelt wurden. Zunächst wird dafür die Problematik von Homophobie im Fußball geklärt, indem zunächst die Begriffe Homophobie und Homonegativität sowie das Konzept der heteronormativen Vorstellung der Männlichkeit von Connell dargestellt wird. Anschließend werden die Ursachen und Prozesse dargestellt, die Homophobie im Fußball auslösen.
Darauf folgt die Darstellung der Gegenmaßnahmen in Bezug auf Homophobie im Fußball. Diese tabellarische Veranschaulichung wurde in verschiedene Ebenen aufgeteilt und stützt sich auf die Gegenstrategien im Handbuch "Fußball und der die das Andere" von De Hek, A.M./Kampmann, C./Kosmann, M./Rüßler H. aus dem Jahr 2011. Für diese Arbeit ist nicht nur die Abbildung der Gegenstrategien von besonderer Bedeutung, sondern ebenfalls die kritische Auseinandersetzung mit diesen Maßnahmen.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Begriffsklärung
3. Entstehungsprozesse von Homophobie im Fußball
4. Die Gegenstrategien zu homophoben Verhalten im Fußball
5. Ausblick
6. Literaturverzeichnis
I. Abbildungsverzeichnis
Abb. 1: Normkonforme Wahrnehmung des Fußballs (Schweer, Plath & Müller 2016, S. 281)
Abb. 2: Diskonforme Wahrnehmung des Fußballs (Schweer, Plath & Müller 2016, S. 282)
II. Tabellenverzeichnis
Tab. 1: Tabellarischer Überblick der strukturellen Ebene der Gegenstrategien (Eigene Darstellung nach De Hek, A.M./Kampmann, C./Kosmann, M./Rüßler H., 2011, S. 100-114 und FARE, 2006, S. 11)
Tab. 2: Tabellarischer Überblick der Umsetzungsebene der Gegenstrategien Gegenstrategien (Eigene Darstellung nach De Hek, A.M./Kampmann, C./Kosmann, M./Rüßler H., 2011, S. 100-114 und FARE, 2006, S. 11)
1. Einleitung
,,Meine Spieler müssen echte Kerle sein. Also können Homosexuelle bei mir nicht spielen, höchstens gegen mich.’’(Wallrodt, Gartenschläger & Cöln 2014) Mit diesen Worten äußerte sich 2004 der Nationaltrainer der österreichischen Fußballmannschaft Otto Baric in einem Interview mit der Zeitschrift ‚Blick‘. Diese homophoben Äußerungen gehören zum Fußball-Jargon, die sowohl von den Trainern, aber auch von Fans oder Mitspielern verwendet werden, denn ,,Fußball steht für eine heterosexuelle Männerwelt [und] Homophobie ist unhinterfragter Teil der Fußballkultur‘‘(Degele & Janz, 2012, S. 195).
Fußball hat nicht nur eine hohe gesellschaftliche Relevanz, sondern setzt auch durch seine hohe ökonomische Vermarktungsfähigkeit innerhalb des globalen Sektors jährlich Milliarden um. Aus diesem Grund hat Fußball nicht nur Einfluss auf gesellschaftliche Faktoren, sondern ebenso auf politische und wirtschaftliche Sektoren. Dabei geben die gesellschaftlichen Strukturen vor, dass Fußball eine Sportart ist, die mit männlichen Eigenschaften verbunden ist. Diese normative Vorstellung führt dazu, dass Fußball mit Männlichkeit, Stärke und Kraft gleichgesetzt wird. Homosexualität wird innerhalb der Mehrheitsgesellschaft aufgrund ihrer Verbindung mit weiblichen Eigenschaften im Fußball daher als negatives Diskussionsthema deklariert und mit Schwäche verbunden, wodurch eine soziale Aversion in Form von Homophobie entwickelt wird. Nicht zuletzt aus diesem Grund werden die Maßnahmen und Strategien gegen Homophobie hier als einen interessanten Forschungsgegenstand angesehen. Deshalb ist der Untersuchungsgegenstand in dieser Hausarbeit die Frage, welche Gegenstrategien im Fußball zu Homophobie entwickelt wurden.
Zunächst wird die Problematik von Homophobie im Fußball geklärt, indem zunächst die Begriffe Homophobie und Homonegativität sowie das Konzept der heteronormativen Vorstellung der Männlichkeit von Connell dargestellt wird. Anschließend werden die Ursachen und Prozesse dargestellt, die Homophobie im Fußball auslösen. Darauf folgt die Darstellung der Gegenmaßnahmen in Bezug auf Homophobie im Fußball. Diese tabellarische Veranschaulichung wurde in verschiedene Ebenen aufgeteilt und stützt sich auf die Gegenstrategien im Handbuch ‚Fußball und der die das Andere‘ von De Hek, A.M./Kampmann, C./Kosmann, M./Rüßler H. aus dem Jahr 2011. Für diese Arbeit ist nicht nur die Abbildung der Gegenstrategien von besonderer Bedeutung, sondern ebenfalls die kritische Auseinandersetzung mit diesen Maßnahmen. Abschließend wird das Schlusswort in Form eines Ausblicks formuliert.
2. Begriffsklärung
Obwohl zunehmend versucht wird, sexuelle Orientierungen von Einschränkungen zu befreien, kommt es in der Gesellschaft zu Unsicherheiten im Kontakt mit homo- oder bisexuell orientierten Menschen. Diese Unsicherheiten entstehen aufgrund von Stereotypen und Vorurteilen, deren Folge ein ungleicher Umgang in fast allen Lebensbereichen verursacht. (Schweer, Plath & Müller, 2016)
Bei der Beschäftigung mit Homophobie ist zunächst die Begriffserklärung von Homophobie und von Homonegativität von besonderer Bedeutung. ,,Homophobe Menschen stehen homosexuellen Personen und deren Lebensweise abneigend gegenüber und begegnen ihnen daher mit Intoleranz, Hass sowie Feindseligkeiten’’ und haben ,,Angst vor homosexuellen Personen und deren Lebensweise’’(de Hek 2011, S. 71). Während mit Homophobie demnach die Angst vor homo- oder bisexuell orientierten Menschen verbunden wird, bezieht sich ,,Homonegativität auf negative Einstellungen gegenüber homosexuellen Menschen, die sich etwa in der Verwendung abwertender Begriffe und durch Formen der Ausgrenzung zeigen’’ (Schweer, Plath & Müller 2016, S. 275).
Wie ist aber diese Problematik im Fußball zu verstehen? Dazu muss man sich zunächst die heteronormative Vorstellung der Männlichkeit anschauen, welche von Connell im Jahr 1999 konzipiert wurde. Dabei wird zunächst zwischen vier Formen der Männlichkeit unterschieden. Die erste Form ist die hegemoniale Männlichkeit, die eine bestimmende Position einnimmt und deren wichtigstes Merkmal die Heterosexualität und die Diskriminierung von Homosexualität darstellt. Ein Beispiel für die Hegemoniale Männlichkeit im Fußball wäre ein Führungsspieler. Die nächststehende Position ist die komplizenhafte Männlichkeit. Sie ziehen aus der Hegemonialen Männlichkeit ihren Nutzen, wie beispielsweise Ansehen, Befehlsgewalt, Erfolg oder auch materiellen Zugewinn. Auch hier ist das Abgrenzungsverhalten ein wichtiger Bestandteil, um die Position zu sichern. Die komplizenhafte Männlichkeit befindet sich im gut-durchschnittlichen Leistungsbereich des Fußballs, ohne den der Mannschaftssport keinen Erfolg haben kann. Die dritte Position ist die der untergeordneten Männlichkeit, die besonders unter den heteronormativen Vorstellungen der Gesellschaft leidet. Werden nicht die Erwartungen bezüglich des Mann-Seins oder des Frau-Seins erfüllt, wird die Person als unbeliebter wahrgenommen und für Misserfolge oder Fehler innerhalb des Fußballspiels verantwortlich gemacht. Bereits hier wird das Dominanzverhalten der heterosexuellen Männer gegenüber den homosexuellen Männern besonders deutlich. Die letzte Position ist die marginalisierte Männlichkeit. Der Prozess der Margina-lisierung bzw. der Randgruppenbildung beschreibt das Fehlen von sozialen, habituellen oder ökonomischen Grundlagen bei marginalisierten Menschen. Sie haben nicht die Möglichkeit jemals der Hegemonialen Männlichkeit anzugehören. Ein Beispiel für diese Gruppe wäre der Nationalspieler Mesut Özil, dessen türkischer Hintergrund für seine Wahrnehmung der marginalisierten Männlichkeit dient. (de Hek, 2011)
3. Entstehungsprozesse von Homophobie im Fußball
Aufgrund dieser heteronormativen Vorstellung von Männlichkeit, die verbunden wird mit Härte, Führung und Durchsetzungsvermögen, kommt es innerhalb des Fußballsports zu homophoben Diskriminierungen. Diese traditionellen Geschlechterrollenbilder im Sport führen zu geschlechtsabhängigen Leistungsbewertungen. Schweer, Plath und Müller beschreiben in diesem Kontext zwei verschiedene Wahrnehmungen. Die erste beschriebene Wahrnehmung ist die normkonforme Wahrnehmung (vgl. Abb. 1) des Fußballs, bei der das Ziel des Fußballs durch die Erfüllung der normativen Geschlechterrollenbilder der männlichen Spieler erfüllt wird. Die Merkmale und Eigenschaften des Männerfußballs, Härte, Führung und Durchsetzungsvermögen, werden als positiv bewertet und führen dementsprechend zur normkonformen Wahrnehmung. Diese Vorstellung einer Hegemonialen Männlichkeit wird besonders durch die öffentliche und mediale Darstellung von heterosexuellen Spielern verstärkt. Dabei werden die heterosexuellen Männer besonders als normkonform wahrgenommen. Allerdings werden diese männlichen Charaktereigenschaften und Merkmale im Frauenfußball als nicht typisch weiblich angesehen und daher mit Homosexualität verbunden. (Schweer, Plath & Müller, 2016)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Normkonforme Wahrnehmung des Fußballs (Schweer, Plath & Müller 2016, S. 281)
Die zweite beschriebene Wahrnehmung ist das Gegenstück zur normkonformen Wahrnehmung, nämlich die diskonforme Wahrnehmung (vgl. Abb. 2). Mit dieser Wahrnehmung werden speziell die weiblichen Attribute Emotionalität, Fürsorglichkeit und mangelnde Dominanz verknüpft. Diese weibliche Inszenierung führt zu dem Prozess der Marginalisierung oder Trivialisierung ihrer sportlichen Leistungen. Dies liegt daran, dass mit dem männlich konnotierten Fußball die weiblichen Eigenschaften nicht konform gehen. Sie dienen nicht dem Zweck des Fußballs und führen nicht zu dessen Ziel, welches die heteronormativ geleitete Gesellschaft mit dem Fußball verbindet. Der Gegenpart zum weiblichen Fußball ist der homosexuelle Fußball, bei dem ebenfalls kein Erfolg im Fußball zustande kommt. Dies liegt wiederum an den Vorstellungen über die Eigenschaften von homo- oder bisexuellen Menschen in der Gesellschaft, die mit Weiblichkeit verknüpft wird. Diese Stereotypen werden auf den sportlichen Bereich projiziert und führen beispielsweise im Fußball zur Nichterfüllung seines Ziels. (Schweer, Plath & Müller, 2016)
Eben diese normative Vorstellung führt dazu, dass Homosexualität innerhalb der Mehrheitsgesellschaft aufgrund ihrer Verbindung mit weiblichen Eigenschaften im Fußball als negativer Zusammenhang deklariert wird. Auch die Verbindung von Homosexualität im Fußball mit Schwäche führt zu einer sozialen Aversion in Form von Homophobie, sodass wir aus diesen Gründen die Untersuchung von Maßnahmen und Strategien gegen Homophobie im Fußball als äußerst bedeutsam erachten.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Diskonforme Wahrnehmung des Fußballs (Schweer, Plath & Müller 2016, S. 282)
4. Die Gegenstrategien zu homophoben Verhalten im Fußball
In den vergangenen Kapiteln wurde erklärt, dass homophobe Äußerungen im Fußball keine Einzelfälle sind und häufig vorkommen, sodass es homosexuelle Spieler/innen an ihrem Umgang mit ihrer freien Sexualität hindert. Umso wichtiger sind die Gegenstrategien und Maßnahmen, die homophobe Äußerungen und Verhaltensweisen hindern und sanktionieren. Besonders die Publikationen ‚Fußball und der die das Andere‘ von De Hek, A.M./Kampmann, C./Kosmann, M./Rüßler H. aus dem Jahr 2011 und das Handbuch des FARE-Netzwerks haben eine Aufstellung von Gegenstrategien veröffentlicht. Die verschiedenen Handlungsempfehlungen wurden nach Kategorien und Akteure Sortiert und werden im Anschluss auf ihre Lücken hin analysiert.
Tab. 1 : Tabellarischer Überblick der strukturellen Ebene der Gegenstrategien (Eigene Darstellung nach De Hek, A.M./Kampmann, C./Kosmann, M./Rüßler H., 2011, S. 100-114 und FARE, 2006, S. 11)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Tab. 2 : Tabellarischer Überblick der Umsetzungsebene der Gegenstrategien Gegenstrategien (Eigene Darstellung nach De Hek, A.M./Kampmann, C./Kosmann, M./Rüßler H., 2011, S. 100-114 und FARE, 2006, S. 11)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Die grauen Bereiche in beiden Tabellen zeigen offene Lücken, sodass in diesen Bereichen die Autoren den Akteuren keine direkten Aufgaben zu geschrieben haben. Diese Lücken führen zu dem Schluss, das Thema Homophobie im Fußball stärker zu thematisieren und die Lücken zu schließen.
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