Die Arbeit soll der Fragestellung nachgehen, welche Bedingungen gegeben sein oder sich ereignen mussten, durch die ein an sich unbedeutendes Dorf zu einer rechtlich autonomen Stadt erstarken konnte. Später sogar als Residenz- und Hauptstadt auserkoren, zum Zentralort ihres Verwaltungsgebietes, der heroberen Pfalz, aufstieg und wie sich die Grenzen der Autonomie gegenüber dem Fürsten bei Konfliktsituationen aufzeigten.
Wenn man durch die Amberger Altstadt schlendert dann hat das Stadtbild viel gemein mit der Regensburger Altstadt. Es bietet sich einem der schöne Anblick einer gut erhaltenen mittelalterlichen Stadt. Eine wehrfähige Stadtmauer mit stattlichen Türmen umschließt den heutigen Stadtkern Ambergs, Fachwerkhäuser reihen sich aneinander, Brücken sind über den Fluss geschlagen worden zwischen den zwei historischen Stadtkernen rund um die beiden Kirchen St. Martin und St. Georg, ein fürstliches Schloss schmiegt sich an die Südseite der Stadtmauer neben der umgangssprachlich genannten „Stadtbrille“, große städtische Bauten zeugen von einem autonomen und selbstbewussten Bürgertum. Alles Indikatoren für die ereignisreiche Vergangenheit einer Stadt des Mittelalters mit starker lokaler Bedeutung.
Inhaltsverzeichnis
1. Einleitung
2. Gegebene und geschaffene Faktoren
2.1 Topographische Einordnung in die Obere Pfalz
2.2 Handel und Wirtschaft
3. Von villa zur civitas - Der Weg zur Stadterhebung
3.1 Einordnung Ambergs in die mittelalterliche Städtetopologie
3.2 Stadtwerdungsprozess
3.3 Städtepolitik der Wittelsbacher
4. Amberg wird Zentralort der Oberen Pfalz
4.1 Innerstädtisches Herrschaftsverhältnis
4.2 Ausweitung der städtischeren Autonomie
4.3 Ambergs Bedeutung als Hauptstadt der Oberen Pfalz
5. Konfrontationen zwischen Stadtherrn und Stadt
5.1 Der Amberger Aufstand von 1453/54
5.2 Das Amberger „Lärmen“ von 1592-97
6. Schlussbemerkung
7. Literaturverzeichnis
8. Quellenverzeichnis
1. Einleitung
Wenn man zum ersten Mal, wie ich im Rahmen dieser Arbeit, durch die Amberger Altstadt schlendert dann hat das Stadtbild viel gemein mit der Regensburger Altstadt. Es bietet sich einem der schöne Anblick einer gut erhaltenen mittelalterlichen Stadt. Eine wehrfähige Stadtmauer mit stattlichen Türmen umschließt den heutigen Stadtkern Ambergs, Fachwerkhäuser reihen sich aneinander, Brücken sind über den Fluss geschlagen worden zwischen den zwei historischen Stadtkernen rund um die beiden Kirchen St. Martin und St. Georg, ein fürstliches Schloss schmiegt sich an die Südseite der Stadtmauer neben der umgangssprachlich genannten „Stadtbrille“, große städtische Bauten zeugen von einem autonomen und selbstbewussten Bürgertum. Alles Indikatoren für die ereignisreiche Vergangenheit einer Stadt des Mittelalters mit starker lokaler Bedeutung.
Ich gehe mal davon aus, dass recht wenige Menschen, wenn man nicht gerade einen Fable für lokale Geschichte hat, heute noch die lange Geschichte Ambergs kennen. Als ich mich in das Thema weiter eingelesen hatte, blieb mein Interesse an einem Umstand hängen. Auch ich war zu Beginn sehr wenig mit der Amberger Stadtgeschichte vertraut. So war es umso verwunderlicher, dass Amberg in seiner Geschichte über mehrere hundert Jahre den Rang als Hauptstadt der Oberpfalz innehatte. Ist es doch in der Gegenwart politisch, wirtschaftlich und kulturell nahezu in die Unbedeutsamkeit versunken, vergleicht man es mit den Ereignissen des Spätmittelalters. In der vorliegenden Arbeit will ich daher der Fragestellung nachgehen, welche Bedingungen gegeben sein oder sich ereignen mussten, durch die ein an sich unbedeutendes Dorf zu einer rechtlich autonomen Stadt erstarken konnte. Später sogar als Residenz- und Hauptstadt auserkoren, zum Zentralort ihres Verwaltungsgebietes, der heroberen Pfalz, aufstieg und wie sich die Grenzen der Autonomie gegenüber dem Fürsten bei Konfliktsituationen aufzeigten.
Hierbei kann ich mich auf eine sehr fundierte und großflächige Literaturund Quellenlage stützen. Der sehr eifrig arbeitende Leiter des Stadtarchivs Ambergs hat in seiner bisherigen Laufbahn viele Titel zu den unterschiedlichsten Themen rund um Amberg, sowohl im umfassenderen gesamtgeschichtlichen, als auch ein einem spezifischer gewählten Kontext der Stadtgeschichte veröffentlicht. Auch bei der Aufarbeitung der Quellen hat Herr Laschinger wertvolle Dienste vollbracht, indem er sie umfassend in seine Publikationen miteinband. Generell muss man sagen, dass die Stadtgeschichte Ambergs sehr gut und umfassend in der Sekundärliteratur behandelt wurde. So lassen sich zu jedem Teilthema einschlägige Werke finden. Der Zugang zu den Quellen ist ebenfalls vielseitig gegeben. Zu nennen an dieser Stelle wären z.B. die Chronica Michael Schwaigers, die Geschichte von Ursprung der Stadt Amberg Felix von Löwenthals oder die verschiedenen Gesetzessammlungen aus dem Spätmittelalter.
Meine Arbeit beginne ich mit der Lokalisation der Stadt im geographischen Kontext, sowie der Untersuchung der Entwicklung von Wirtschaft und Handel. Daraus schlussfolgernd ordne ich Amberg in die damalige Städtelandschaft ein und werde ausgehend vom Ursprung der Stadt ihren Aufstieg zur civitas erläutern und die dabei betriebene Politik der Landesherren aufzeigen. In einem zentralen vierten Kapitel weise ich die Machtverteilungen innerhalb der Stadtmauern nach und untersuche inwiefern sich eine städtische Autonomie etablieren konnte. Aufbauend befasse ich mich damit, wie sich der Hauptstadtcharakter wiederspiegelte, mit den Folgen für Stadt und Land. In einem letzten Kapitel vor der letztendlichen Beantwortung der Forschungsfrage nenne ich zwei Beispiele für offene Feindschaft zwischen Bürgern und Stadtherrn. Ich untersuche anhand des Konfliktursprungs, dem Verlauf und der Beilegung, wie weit die Stadt ihre Ansichten gegenüber dem Fürsten verteidigen konnten.
2. Gegebene und geschaffene Faktoren
2.1 Topographische Einordnung in die Obere Pfalz
Ambergs geographisch Lage im Nordgau, wie die Obere Pfalz zu dieser Zeit auch genannt wurde, ermöglichte, ja bestimmte sogar, die weitere wirtschaftliche und städtische Entwicklung durch die Anbindung an das nordgausche System der Durchgangsstraßen.1 2 3 In der ersten urkundlichen Überlieferung von 1034, mit der, der Bamberger Bischof Eberhard I. durch Kaiser Konrad II. zahlreiche Rechte in der villa Ammenberg zugesprochen 2 bekam, wurde auch die Bezeichnung mercatus generis verwendet. Dies 3 lässt bereits damals einen bestehenden Handels- und Marktplatz annehmen, ein Umschlagsplatz für exotische oder wertvolle Fernhandelswaren zentral in der Oberen Pfalz gelegen. Mitte des 13. Jahrhunderts ließ die wachsende Prosperität die Siedlung zum "städtischen Zentralort des Nordgaus", wie Karl-Otto Ambronn es einmal ausgedrückt hatte, werden.4 Doch bevor ich auf die Wirtschaft und den daran anknüpfenden Stadtwerdungsprozess eingehe, muss ich zuvor noch die geographische Lage zusammen mit den damit verbundenen Vorteilen darlegen.
Amberg liegt in der Mitte des Nordgaus, der im Osten an Böhmen grenzt und im West durch die Reichsstadt Nürnberg begrenz wird. Die geschichtliche geographische Einordnung fand hauptsächlich mit Blick nach Süden und Westen statt. Die von Norden nach Süden fließende Vils, ein schon im Mittelalter schiffbarer Fluss, verband die Stadt über die Naab mit der Donau und dadurch mit Regensburg, bzw. weiter Richtung Donau abwärts nach Passau und auch mit Ungarn. Nicht nur Richtung Süden brachte der Fluss Vorteile mit sich, er verlieh dem Handelsplatz ein infrastrukturelles "Alleinstellungsmerkmal". Amberg wurde damit zum nördlichsten durch Schiffe erreichbaren Ort des europäischen Wasserstraßensystems der Donau. Flussaufwärts konnte man bis nach Ulm, einem weiteren wichtigen Handelsplatz, gelangen. Im Westen bestand ein enger Konnex mit Nürnberg durch den Anschluss an die "Goldene Straße", die Nürnberg mit Prag verband, noch dazu saß man an einem überregional bedeutenden "Verkehrsknotenpunkt" mit Handelsmöglichkeiten nach Böhmen im Osten. Durch den Aufstieg Nürnbergs bildete sich ein zweipoliges Handelssystem mit Regensburg. Kaiserliche Handelsprivilegien, die in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts ausgestellt wurden, räumten den Amberger Kaufleuten die gleichen Rechte ein, wie in den beiden anderen Städte. Zollfreiheiten und Geleitschutz waren unablässig für ein weit verzweigtes Handelsnetz. Außerdem konnten sie eine Monopolstellung über die Vilsschifffahrt erringen, die sich in den späteren Jahrhunderten als genauso nützlicher Verkehrsweg für die produzierende Eisenwirtschaft herausstellen sollte, wie schon seit Anbeginn für den Fernhandel.5
2.2 Handel und Wirtschaft
Durch die gegebenen Vorteile der Vilsschifffahrt und der "Goldenen Straße", sowie in Hinsicht auf die Anbindung zu den nah gelegenen Wirtschaftszentren und Absatzmärkten konnte sich Amberg zum wichtigsten Umschlagsplatz für regionalen Handel in der mittleren Oberpfalz entwickeln. Welches durch den natürlichen Hafen unweit der heutigen St. Martinskirche zusätzlich noch erleichtert wurde. Gehandelt wurde mit den verschiedensten Fernhandelswaren. Darunter auch das wertvollste Gut des Mittelalters, Salz, das sich seit dem 12. Jahrhundert in Amberg belegen lässt und unweit des Hafens in einem Salzstadel gelagert wurde.6 7
Die zahlreichen und immer wieder bestätigten Handelsprivilegien, die auf Bestreben der Kaufleute oder durch gewogene Fürsten und Kaiser an die Stadt kamen, zeugen von einem reichsweiten Handelsnetz, dass sich anfangs 7 vor allem auf den Fernhandel stützte. Seine im 14. Jahrhundert ungebrochene wirtschaftliche Bedeutung beweist die Chronica Michael Schweigers von 1564, die unter anderem eine kurze Auflistung der gewährten Freiheiten aufführt. Im Jahr 1328 erhielt Amberg das Recht „... im gantzen Lande zu Beyern / auff Wasser und Lande / Zolfrey fahren... “ zu dürfen. Ebenso zu nennen ist die Zollbefreiung für Ungarn 1369, die den weiteren Ausbau des Osthandels begünstigten.8 9 Waren die kaufmännischen Familien der Stadt anfangs durch den Handel groß geworden so vollzog sich in der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts eine Verlagerung ihrer Geschäftsinteressen. Man hatte begonnen Eisenerz abzubauen und zu verhütten, dies setzte den allmählichen Wandlungsprozess weg vom Handelszentrum hin zu einem Produktionszentrum in Gang.10
Der Eisenerzbergbau und die Schienhämmerverhüttung sollten die Basis für den Wohlstand der Bürger im Spätmittelalter bilden. In einem ansonsten rohstoffarmen Landstrich lagen Amberg, Sulzbach und Rosenberg zentral im oberpfälzerischem Bergbaugebiet.11 12 Spätestens seit dem 14. Jahrhundert fußt die Wirtschaft in Amberg auf drei Säulen: Erzabbau am Amberger Erzberg, Verhüttung des Erzes und das Monopol der Vilsschifffahrt. Unterstützt wurde dieser Wandel durch die Landesherren, wegen der enormen wirtschaftlichen Bedeutung für die Oberpfalz. Sie erließen neue Privilegien für Zoll und Bergbau. Nennenswert ist das Privileg Ruprechts I. von 1350, dass einer weiteren Monostellung recht nahe kommt. „Burgern zu Amberg . mit disen gegenwärtigen Briefe, daß sie Eisen Erzt suchen mögen allenthalben in allen unseren Land, und in aller unser Herschaft, 13 und Gebieth, wo sie wollen, oder wo es Ihn fugsam ist, .“13. Zu Beginn wurde der Abbau nur periodisch durch sogenannte Würken, kurzzeitige Zusammenschlüsse von privat Personen oder städtische Gesellschaften, betrieben. Die Verhüttung fand neben den Gruben in Rennherden statt. Als man Ende des 13. Jahrhunderts diese an den Fluss verlegte und so die Wasserkraft für die Schienhämmer nutzen konnte, führte diese neue Technologie zu einem Innovationsschub und Wirschaftsaufschwung. Dies schloss die mehr oder weniger komplette Ausrichtung der Wirtschaft auf das Montangewerbe ab. Ehemalige Kaufmannsfamilien schlossen sich zu Gewerkschaften zusammen und konkurrierten mit städtischen Gesellschaften.14 Die fertige Eisenverarbeitung, der halbfertigen Eisenprodukte der Hammerwerke, fand jedoch anderswo statt. Besonders Nürnberg spielt hierbei eine wichtige Rolle, da sich dort zur gleichen Zeit ein hoch spezialisiertes Metallhandwerk mit weitreichendem Ruf zu etablieren begann. Durch die Monopolstellungen beim Erzabbau und bei der Schifffahrt konnte sich ein starker Export entwickeln. Man hatte zum einen die großen Umschlagplätze Nürnberg und Regensburg für die Absatzmärkte im Heiligen Römischen Reich und nach Osten, zum anderen über den Zugang zu den Handelsbörsen in Frankfurt und Leipzig noch internationale Export-möglichkeiten. Das Montangewerbe der herobere Pfalz florierte, es sollte zum „Ruhrgebiet des Mittelalters“ heranwachsen. Das ganze Land war durchzogen von Stollen, in denen emsig das Erz abgebaut wurde.15
Die Entstehung verdankt die Ansiedelung nicht dem Handel, aber er spielt durchwegs eine wichtige Rolle für die Stadt, da die wirtschaftliche Bedeutung Ambergs untrennbar mit dem Stadtwerdungsprozess und der Entstehung eines autonomen Bürgertums verbunden ist.16
3. Von villa zur civitas - Der Weg zur Stadterhebung
3.1 Einordnung Ambergs in die mittelalterliche Städtetopologie
Wenn man Amberg in die Städtelandschaft des Spätmittelalters einordnen will, sticht einem ein besonderes Detail ins Auge. Amberg gehört zu den gewachsenen Städten und damit zur Minderheit der mitteleuropäischen Städte. Erst durch die Zeit ist aus dem ländlichen Ort eine prosperierende wehrkräftige stolze Stadt mit Hauptstadtcharakter geworden. Es sollten 260 Jahre vergehen bis die Verleihung der Stadtwürde erreicht wurde. Der Weg dahin vollzog sich auf verworrenen Pfaden, wurde er doch von vielen 17 Faktoren und sich verändernden Umständen beeinflusst. Die vorgenommene zeitliche Einschätzung fußt auf den jeweils ältesten überlieferten Urkunden, die den Beginn und das Ende des Prozesses markieren. Beide weisen jedoch Indizien dafür auf, dass der exakte Zeitraum ein anderer war. Aus den Rechten, die das Bamberger Hochstift 1034 in der anfangs erwähnten ersten schriftlich greifbaren Quelle über Amberg erhalten hatte, kann man schließen, dass bereits Handel betrieben wurde und auch gewisse Strukturen vorhanden waren. Die Entstehung der 18 Siedlung muss also weiter zurück liegen. Das Rudolfinum von 1294, dass den Prozess zur Stadt abschloss, weist auf die vorangegangene Urkunde Herzog Ludwigs II. hin und bestätigt die Stadtwerdung mit den dazugehörigen Privilegien, sie verleiht diese nicht.17 18 19 Auf die Urkunde an sich komme ich im folgenden Kapitel detaillierter zu sprechen.
Dieser Fakt weißt Amberg einer deutlich älteren Schicht von Orten zu, als die der Gründerstädte. Typologisch kann Amberg der Gruppe der Burgorte der Ottonen- und Salierzeit zugehörend kategorisieren. Schätzungsweise kann man als groben Entstehungszeitraum für Amberg das karolinische 8./9. 20 Jahrhundert annehmen.20
3.2 Stadtwerdungsprozess
Die kleine Siedlung hatte sich anfänglich im Schatten der Burg eines Ammo gebildet, wenn man die typische Ableitung des Namens Ammenberg verwendet. Berg wird zumeist als erhöhte Position oder Befestigung verstanden, etwa als Hügel, Berg oder Burg. In der Urkunde Kaiser Konrads II. war noch von einer villa Ammenberg die Rede. Bereits zu diesem Zeitpunkt war der Name, welcher seit dem 14. Jahrhundert in der heutigen Schreibweise größtenteils verbreitet war, auf das Dorf zu Fuße des heutigen Mariahilfberg übergegangen. Ursprünglich bezog sich dieser nur auf die 21 Burg.21 22 23 Mit der Belehnung von 1034 empfing der Bamberger Bischof Eberhard I. verschiedenste weitreichende herzogliche und königliche Rechte in Amberg, wie z.B. Bann-, Markt-, Zoll-, Fähr-, Jagdrechte. Es fehlt jedoch die Nennung der Grundherrschaft, was darauf schließen lässt, dass diese schon vormals verliehen worden war. Er war faktisch der Herr über die 22 Siedlung, die Verwaltung und Gerichtsbarkeit übertrug er dabei auf Vogte. Im 13. Jahrhundert kam das bambergische Lehn an die Wittelsbacher, nachdem der Bischof es 1242 an die Hohenburger, die kurz darauf ausstarben, verpfändet hatte. Die Wittelsbacher spielten eine zentrale Rolle 23 bei der Stadterhebung nach der Herrschaftsübernahme im Jahre 1269. Die Bamberger Bischöfe begannen früh die Siedlung zu fördern, so wurden Diplome mit bischöflichen Rechten gefertigt, die den Nutzen für die Stadt auf jegliche Art mehren sollten. Zwei Jahrzehnte vor den beiden ersten großen Handelsprivilegien von 1163 und 1166 ist im Ensdorfer Traditionsbuch ein Eintrag über das (forense) oppidum Amberch, den (befestigten) Markt Amberg, zu finden. Diese Erhebung muss zur Amtszeit Egilberts (1139-1146) geschehen sein. Das erste Mal von einer civitas ist in der Verpfändungsurkunde von 1242 die Rede. Dabei kann allerdings angenommen werden, dass der volle Stadtstatus noch nicht erreicht wurde. Gewisse präurbane Strukturen und Rechte waren vorhanden, aber alle Rechte einer vollwertigen Stadt konnte die Siedlung noch nicht auf sich vereinen. Es war genau die Übergangszeit. Dieser Umstand wird aus der Belehnungsurkunde Ludwigs II. ersichtlich, dort war wieder von einem oppidum Amberch die Rede.24 25 Die Stadtwerdung kann also urkundlich gesichert erst in die Anfangszeit der wittelsbachischen Herrschaft in der Oberen Pfalz gesetzt werden. Weitere Indizien dafür sind die Verwendung eines Stadtsiegels als Hoheitssymbol mit der Inschrift communitas civium an einer um 1270/80 geschriebenen, aber nicht genauer datierten Urkunde und die Prägung von Münzen, die für Amberg 1270/71 historisch fundiert sind. Der Zeitpunkt der Stadterhebung kann nicht genau bestimmt werden. Sie muss zwischen der Herrschaftsübernahme 1269 und dem Herrschaftsantritts Rudolfs I. 1294, also unter dem ersten wittelsbachischen Herrscher Ludwig II. gelegen sein. Für die historische Forschung hingegen ist das Rudolfinum das Ende des Stadtwerdungsprozesses und der Beginn der Stadtgeschichte, da mit ihr die 25 städtische Verfassungsgeschichte beginnt.
[...]
1 Vgl. Laschinger, Johannes: Amberg. Kleine Stadtgeschichte, Regensburg 2005, S. 40.
2 Vgl. Laschinger, Johannes: Amberg. Die kurfürstliche Haupt- und Regierungsstadt der oberen Pfalz, Stuttgart 2000, S. 12.
3 Vgl. Keyser, Erich; Stoob, Heinz (Hrsg.): Bayerisches Städtebuch Bd. 2, Stuttgart (u.a.) 1974, S. 51.
4 Vgl. Wolf, Peter: Wirtschaftsmacht und Residenzstadt. Amberg aus böhmischer Perspektive, in: Laschinger, Johannes (Hrsg.): Aus Ammenberg wird Amberg. Historische Vorträge aus 975 Jahren Amberger Geschichte, Amberg 2010, S. 40-70, hier: S. 40, 43.
5 Vgl. Ebd., S. 40-46; Laschinger, Kleine Stadtgeschichte, S. 41f; Rubenbauer, Rudolf: Die Verfassung der Stadt Amberg. 1294-1808, Jur. Diss. (Masch.), Amberg 1956, S, 7.
6 Vgl. Laschinger, Kleine Stadtgeschichte, S. 42.
7 Vgl. Keyser, Bayerisches Städtebuch, S. 48.
8 Schweiger, Michael: Chronica oder kurze Beschreibung der Churfürstlichen Stad Amberg in der Obern Pfalz in Beiern gelegen wie dieselbe herkomen und gestalt. Auch in was Wesen, Regiment und Ordnung die gestanden sampt der Succession der Pfaltzgraven, Churfürsten und etlichen fürnemen Historien zusamen bacht, Witteberg 1564, S. 25.
9 Vgl. Keyser, Städtebuch, S. 48.
10 Vgl. Wolf, Wirtschaftsmacht und Residenzstadt, S. 44; Laschinger, Kleine Stadtgeschichte, S. 25.
11 Vgl. Schiener, Anna: Kleine Geschichte der Oberpfalz, Regensburg 2016, S. 73.
12 Vgl. Laschinger, Kleine Stadtgeschichte, S. 36; Reinhardt, Christian: Fürstliche Autorität versus städtische Autonomie. Die Pfalzgrafen bei Rhein und ihre Städte 1499 bis 1618: Amberg, Mosbach, Nabburg und Neustadt an der Hardt, Stuttgart 2012, S. 105.
13 Löwenthal, Felix von: Geschichte von dem Ursprung der Stadt Amberg, vor den Markgrafen auf dem Nordgaue, dann den Herzogen aus den hohenstaufischen Hause, und endlich von der Ausbildung durch die Privilegien, durch die Gewohnheiten und Pfalzgrafen bey Rhein. Urkundenbuch, München 1801, S. 15.
14 Vgl. Laschinger, Kleine Stadtgeschichte, S. 36f.
15 Vgl. Schiener, Kleine Geschichte der Oberpfalz, S. 72, 74.
16 Vgl. Ebd., S. 66; Laschinger, Kleine Stadtgeschichte, S. 15. 8
17 Vgl. Schmid, Alois: Amberg im Hohen Mittelalter: Villa - Oppidum - Forum - Civitas, in: Laschinger, Johannes (Hrsg.): Aus Ammenberg wird Amberg. Historische Vorträge aus 975 Jahren Amberger Geschichte, Amberg 2010, S. 71-89, hier: S. 74.
18 Vgl. Laschinger, Die kurfürstliche Haupt- und Regierungsstadt, S. 12; Laschinger, Kleine Stadtgeschichte, S. 12, 15.
19 Vgl. Laschinger, Kleine Stadtgeschichte, S. 18.
20 Vgl. Schmid, Amberg im Hohen Mittelalter, hier: S. 76.
21 Vgl. Keyser, Bayerisches Städtebuch, S. 48.
22 Vgl. Laschinger, Die kurfürstliche Haupt- und Regierungsstadt, S. 12, 15.
23 Vgl. Schmid, Amberg im Hohen Mittelalter, hier: S. 81.
24 Vgl. Laschinger, Kleine Stadtgeschichte, S. 12-17; Laschinger, Die kurfürstliche Haupt- und Regierungsstadt, S. 14f.
25 Vgl. Laschinger, Kleine Stadtgeschichte, S. 18; Schmid, Amberg im Hohen Mittelalter, hier: S. 84; Laschinger, Johannes (Hrsg.): Archivische Schätze aus 975 Jahren Amberger Geschichte. Katalog zur gemeinsamen Ausstellung von Stadt- und Staatsarchiv Amberg vom 19.04 bis 31.05 2009, Amberg 2009, S. 36.