Ziel dieser Arbeit ist es, die Bedeutung des Ehrenamtes in der Flüchtlingshilfe für Organisationen herauszuarbeiten. Dabei wird gezielt der Frage nachgegangen, welche Bedeutung das ehrenamtliche Engagement sowohl für die Organisationen als auch für die Geflüchteten hat. Insbesondere wird auf die Motive der Ehrenamtlichen eingegangen und welche Risiken und Chancen sich aus der Arbeit heraus ergeben.
Besonders zu beleuchten ist das Spannungsfeld zwischen Ehrenamt und Profession, in der sich alle Beteiligten befinden und damit umzugehen haben. Aufgrund des Umfangs der Hausarbeit, beschränke ich mich darauf, die für die Fragestellung exemplarisch wichtigsten Methoden und Konzepte wiederzugeben. Vorerst werden im zweiten Kapitel die wichtigsten Begrifflichkeiten im Rahmen dieser Arbeit erklärt. Anschließend wird im Hauptteil auf die Bedeutung des Ehrenamtes eingegangen, sowie die daraus entstandenen Chancen und Risiken.
Weiterhin wird im vierten Kapitel anhand eines Fallbeispiels die ehrenamtliche Arbeit genauer unter die Lupe genommen und überprüft, wie die geleistete Arbeit bei den Adressaten ankommt. Anschließend folgt das Fazit.
Gliederung
1. Einleitung
2. Begriffsbestimmungen
2.1. Organisation
2.2. Ehrenamt
2.3. Fluchtlingshilfe
3. Soziale Arbeit zwischen Ehrenamt und Profession
3.1. Bedeutung des Ehrenamtes fur Organisationen
3.2. Motive ehrenamtlich engagierter Menschen
3.3. Risiken und Chancen
3.4. Herausforderungen an die Organisation
4. Ehrenamtliches Engagement in der Praxis
4.1. Fallbeispiel: Cafe Welcome
4.2. Ebene der Adressaten
5. Fazit
Literaturverzeichnis
1. Einleitung
Im Laufe des Jahres 2015 ist die Anzahl der Menschen, die Schutz vor Verfolgung, Krieg und Not suchen, weltweit gestiegen. Auch in Deutschland entwickelte sich der starke Zuzug von Gefluchteten ab Sommer 2015 zu einer Verwaltungs- und Infrastrukturkrise, die sich auf alien Ebenen manifestiert hat. Allein in dem Jahr haben insgesamt 476.649 Personen laut Bundesamt fur Migration und Fluchtlinge in Deutschland Asyl beantragt (BAMF, 2016). Die stark angestiegenen Fluchtlingszahlen in Deutschland uberforderten vorubergehend staatli-che Strukturen zur Registrierung, Aufnahme, Unterbringung und Versorgung der Gefluchteten. In der Politik und in den Medien wurde oft von einer „Fluchtlingskrise" gesprochen, die sich in der Gesellschaft stark verbreitet hat. Die Kommunen wurden vor verschiedenen Prob-lemlagen gestellt, angefangen bei den lagebedingten und baulichen Voraussetzungen fur die Aufnahme, bis hin zu einer gelungenen Unterstutzung und Begleitung der Gefluchteten. Aufgrund dessen ist der Ruf nach sozialem Engagement zum Programmpunkt von sozialen Or-ganisationen geworden. Sowohl diese Tatsache als auch die Betroffenheit vom Schicksal der Gefluchteten fuhrte dazu, dass sich eine groBe Zahl von Menschen ehrenamtlich in der Fluchtlingsarbeit engagierten. Das zivilgesellschaftliche Engagement hat sich im Laufe der „Fluchtlingskrise" zu einem breiten gesellschaftlichen Phanomen entwickelt, welches bis heu-te anhalt. Das Engagement der Ehrenamtlichen reicht von lokalen Nachbarschaftsinitiativen, Bildungsprogrammen bis zu professionellen Beratungsangeboten. Die meisten Ehrenamtler helfen bei Behordengangen, der Kommunikation mit Behorden und unterstutzen durch Sprachkurse.
Ziel dieser Arbeit ist es die Bedeutung des Ehrenamtes in der Fluchtlingshilfe fur Organisati-onen herauszuarbeiten. Dabei wird gezielt der Frage nachgegangen, welche Bedeutung das ehrenamtliche Engagement sowohl fur die Organisationen als auch fur die Gefluchteten hat. Insbesondere werden auf die Motive der Ehrenamtler eingegangen und welche Risiken und Chancen sich aus der Arbeit heraus ergeben. Besonders zu beleuchten ist das Spannungs-feld zwischen Ehrenamt und Profession, in der sich alle Beteiligten befinden und damit urn-zugehen haben. Aufgrund des Umfangs der Hausarbeit, beschranke ich mich darauf, die fur die Fragestellung exemplarisch wichtigsten Methoden und Konzepte wiederzugeben. Vorerst werden im zweiten Kapitel die wichtigsten Begrifflichkeiten im Rahmen dieser Arbeit erklart. AnschlieBend wird im Hauptteil auf die Bedeutung des Ehrenamtes eingegangen, sowie die daraus entstandenen Chancen und Risiken. Weiterhin wird im vierten Kapitel anhand eines Fallbeispiels die ehrenamtliche Arbeit genauer unter die Lupe genommen und uberpruft, wie die geleistete Arbeit bei den Adressaten ankommt. AnschlieBend folgt das Fazit. Der Hausarbeit liegt Literatur zugrunde, welche ich aus der Bibliothek der FHdD, der Universitat Bielefeld, sowie aus dem Internet recherchiert habe. In formaler Hinsicht ist abschlie&end anzu- merken, dass aufgrund der besseren Lesbarkeit in der vorliegenden Arbeit das generische Maskulinum verwendet wird.
2. Begriffsbestimmungen
Um der Forschungsfrage nachgehen zu konnen, ist es wichtig, die Begrifflichkeiten kontext-getreu einzuordnen. Die Begriffe werden im Folgenden wissenschaftlich nachvollziehbar er-klart.
2.1. Organisation
Nach Jones und Bouncken wurden Organisationen „als (...) Systeme benutzt, die genutzt werden, um arbeitsteilige Aktivitaten zu koordinieren und um etwas zu erzeugen, das Men-schen gerne haben wollen und wertschatzen. Organisationen werden letztlich eingesetzt, um Ziele zu erfullen" (Bouncken und Jones, 2008, S. 28). Weiterhin gehen die Autoren darauf ein, dass Organisationen Instrumente seien, damit Bedurfnisse von Menschen erfullt werden (Bouncken und Jones, 2008, S. 28). Eine ahnliche Definition des Begriffs stammt von Kieser und Kubicek: ..Organisationen sind soziale Gebilde, die dauerhaft ein bestimmtes Ziel verfol-gen und uber eine formale Struktur verfugen, durch welche die Mitglieder auf die Ziele der Organisation ausgerichtet werden, wofur bestimmte Ressourcen bereitgestellt werden" (Kieser und Kubicek). Aus diesen Definitionen folgt, dass das primare Ziel einer Organisation darin besteht, auf ein gemeinsames Ziel hinzuarbeiten.
Die Autoren gehen dabei auch auf die Herausforderungen ein, die mit dem Verfolgen der Ziele eintreten konnen. So, Bouncken und Jones, gehe mit der Bildung von Organisation auch der Prozess des Organisierens einher. Hierbei gehe es darum, Strukturen, Prozesse und Regelungen zu schaffen, wie Aufgaben verteilt werden, wer fur Ressourcen und Hand-lungen verantwortlich sei (Bouncken und Jones, 2008, S. 28). Damit wird darauf zielt, die Fahigkeiten der Mitarbeiter einzubeziehen, sodass sie die Aufgaben effizient und gut ausfuh-ren konnen.
Anhand ausgefuhrter Definitionen spricht man von einer Organisation, als ein Werkzeug, zur Herstellung eines systematischen und strukturierten Ablaufs. Ebenso, wenn mehrere Perso-nen in einem arbeitsteiligen Prozess mit Kontinuitat an einer gemeinsamen Aufgabe infolge eines gemeinsamen Zieles arbeiten. Dieser Beschreibung wird auch in der vorliegenden Arbeit gefolgt.
2.2. Ehrenamt
In der Praxis des Engagements sei der Begriff der ..Ehrenamtlichen" nach Gensicke sehr weit verbreitet, und diese Bezeichnung bedeute vor allem eine Abgrenzung zu den Hauptamtli-chen, vor allem da, wo die zahlreich vorhanden seien wie in offentlichen Institutionen und GroBorganisationen (...). Mit dem praktischen Begriff „Ehrenamtliche" wird offensichtlich vor allem die Unentgeltlichkeit der freiwilligen Arbeit betont und damit indirekt auch der besonde-re moralische Anspruch der Tatigkeit (Gensicke, 2015, S.101).
Nach Wessels (1994) sei ehrenamtliche Mitarbeit ebenso eine freiwillige, nicht auf Entgelt ausgerichtete Tatigkeit im sozialen Bereich. Um ehrenamtliche, d.h. unentgeltliche Mitarbeit handle es sich auch dann, wenn nur Aufwandsentschadigungen oder Auslagenersatz ge-wahrt werden (Wessels, 1994, S.11). Diese beiden Definitionen unterscheiden sich auf den ersten Blick nicht wesentlich voneinander. Beide Autoren vertreten die Meinung, dass die Tatigkeit auf freiwilliger Basis und unentgeltlich von Personen ubernommen werden. Dem-gegenuber sei an dieser Stelle auf die Diakonie-Hessen hingewiesen, die das Verstandnis des Begriffes erweitert und wie folgt beschreibt:
Ehrenamt bedeutet ein Engagement fur einen anderen in einer freien Initiative oder im Auftrag einer Organisation, die einen klaren Rahmen vorgibt. In die-sem Falle geschieht das Helfen in dem Dreieck Engagierter, Organisation und Nutzer. Das helfende Engagement dient dazu, einen erkannten Mangel oder eine anderungswurdige Situation zu verbessern. Der Hilfe geht entweder eine Bitte des Hilfebedurftigen oder eine davon unabhangige Entscheidung durch Hilfsbereite voraus. (Diakonie-Hessen, S.10)
An dieser wird deutlich, dass ehrenamtliches Engagement zunachst auf einer ideellen und nicht materiellen Motivation begrundet ist. Das hei&t, „es handelt sich um Aktivitaten oder eine Arbeit, die von einem Menschen aus freiem Willen zugunsten anderer Menschen, ohne Bezahlung (...) ausgefuhrt werden" (Peglow, 2002, S.8). Das Engagement erfolgt also nicht aufgrund wechselseitiger Rollenverpflichtigungen, sondern uberwiegend aus personlicher Uberzeugung. Daruber hinaus wird auch deutlich, dass die Hilfe, die geleistet wird, entweder aus freier Initiative oder im Auftrag einer Organisation geschieht. Was genau die Motivations- faktoren hinter dieser Uberzeugung sind, werden in den nachsten Kapiteln genauer erlautert.
2.3. Fluchtlingshilfe
Bevor im nachsten Schritt auf die Definition des Begriffes ..Fluchtlingshilfe" eingegangen wird, ist es von Bedeutung, herauszuarbeiten, was zunachst unter dem Begriff ..Fluchtlinge" zu verstehen ist. Dies wird kurz erlautert.
Im Brockhaus ist folgendes zu lesen; ein ..Fluchtling" sei ein ..unpraziser und umstrittener Sammelbegriff fur Personen, die durch polit. (Zwangs-)MaBnahmen, Kriege und existenzge-fahrdende Notlagen veranlasst wurden, ihre Heimat vorubergehend oder auf Dauer zu ver-lassen" (Brockhaus, 1998, S.400). GleichermaBen beschreibe die Genfer Fluchtlingskonven-tion in Art. 1 Abs. A Satz 2 jene Person als Fluchtling, die aus der begrundeten Furcht vor Verfolgung wegen ihrer Rasse, Religion, Nationalitat, Zugehorigkeit zu einer bestimmten sozialen Gruppe oder wegen ihrer politischen Uberzeugung sich auBerhalb des Landes be-finde, dessen Staatsangehorigkeit sie besitzt, und den Schutz dieses Landes nicht in An-spruch nehmen konne oder wegen dieser Befurchtungen nicht in Anspruch nehmen wolle (Boumans und Unal, 1997, S.36). Es wird deutlich, dass es sich urn Menschen handelt, die gezwungen sind, aus verschiedenen Grunden ihre Heimat zu verlassen.
In der Fachliteratur lasst sich keine Definition des Begriffes ..Fluchtlingshilfe" wiederfinden, stattdessen stoBt man ofters uber eine Beschreibung dieser Art von Hilfe. Dabei unterschei-det sich die Fluchtlingshilfe in mancher Hinsicht von anderen Formen des burgerschaftlichen Engagements. „Weniger als die Halfte der Aktiven seien in speziellen Helferkreisen oder Gruppen organisiert, die sich ausschlieBlich fur Fluchtlinge einsetzen. Zu einem betrachtli-chen Teil handelt es sich urn eine Querschnittsaufgabe, an der sich auch Personen im Rah-men ihres Engagements in anderen Bereichen beteiligen" (Bundesministerium fur Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2017, S. 9).
Nach der Bestimmung der Begrifflichkeiten, wird im nachsten Kapitel die Frage aufgestellt, welche Bedeutung das ehrenamtliche Engagement sowohl fur die Organisationen sozialer Arbeit als auch fur die Ehrenamtlichen selbst hat. Dabei wird gezielt auf die Motive der Eh-renamtlichen eingegangen, urn ein konkretes Verstandnis uber die geleistete Arbeit zu be-kommen. Das Augenmerk richtet sich dabei unteranderem auf die Chancen und Risiken, die aus der ehrenamtlichen Arbeit entstehen und inwiefern die Arbeit dadurch beeinflusst wird. Zum Schluss wird uberpruft, wie die Organisationen in der Fluchtlingshilfe mit Herausforde-rungen umzugehen haben.
3. Soziale Arbeit zwischen Ehrenamt und Profession
Fur AuBenstehende stellt sich oftmals die Frage, inwiefern sich die Arbeit der Ehrenamtlichen von den der Hauptamtlichen unterscheidet. Das Augenmerk richtet sich dabei auf die Profession, die sich grundlegend von einer freiwilligen Tatigkeit zu unterscheiden hat. Es stellt sich die Frage, ob ehrenamtliche Arbeit hauptamtliche ersetzen kann.
3.1. Bedeutung des Ehrenamtes fur Organisationen
Zusammen mit der Zunahme der Fluchtlingszahlen im Herbst 2015 wachst auch das Engagement der Bevolkerung zur Unterstutzung und Begleitung der Gefluchteten. An vielen Orten gab es Helferkreise, deren Mitglieder zum Beispiel bei Behordengangen Hilfestellung leiste-ten. Viele Organisationen der Sozialen Arbeit sind uberfordert und auf die Hilfe und Unterstutzung von auBen angewiesen gewesen. Fur die stark beanspruchten Organisationen der sozialen Arbeit ist diese Unterstutzung von gro&er Bedeutung gewesen.
Das zeigt eine Befragung kommunaler Leitungskrafte im Herbst 2015. „Vielerorts wurden die Angebote zur Betreuung und zur Integration vor allem von Ehrenamtlichen getragen. Uber 90 Prozent der Befragten beschrieben das Engagement in ihrer Kommune als betrachtlich und schilderten zudem eine sehr gute Zusammenarbeit von Haupt- und Ehrenamtlichen" (Bundesministerium fur Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2017, S. 6). Ein Teil der En-gagierten in der Fluchtlingshilfe habe laut BMFSFJ dabei den Eindruck, dass die Organisati-onen vor Ort die Aufgaben ohne ehrenamtliche Hilfe nicht bewaltigen konnten (Bundesministerium fur Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2017, S. 25). Diese Aussage bestatigt die Annahme, dass das ehrenamtliche Engagement eine auBerst entscheidende Rolle fur Orga-nisationen spielt. Das spiegelt sich in der Bevolkerung wieder, sodass solch ein Eindruck entstanden ist. Die hohen Fluchtlingszahlen haben viele Organisationen vor eine groBe Her-ausforderung gestellt, die mit eigenen Mitteln nur schwer zu bewaltigen gewesen sind. Ehrenamtliche sind deshalb fur eine Vielzahl von Organisationen bzw. Institutionen von funktio-naler Bedeutung, weil „sie sind eine der Ressourcen von Organisationen (haufig die zentrale) und sichern zum einen die Arbeitsleistung und bringen zum anderen zusatzliche mittelbar weitere Ressourcen in die Organisation ein" (Winkler, 2011, S. 54). Dies bedeutet, dass eine Organisation von ehrenamtlicher Hilfe in vielerlei Hinsicht profitieren kann, wenn er diese Ressource entsprechend richtig einsetzt und weiterhin fordert. Dort, wo die hauptamtlichen nicht mit hinterherkommen, konnen die Ehrenamtlichen einspringen. X-.) Organisationen stehen daher vor der Aufgabe, neue Strategien der Engagementforderung fur sich zu entwi-ckeln. Hierfur benotigen sie interne Zustandigkeiten und Strukturen fur die Gewinnung, Be-gleitung und Koordinierung freiwillig Engagierter" (HartnuB, 2019, S. 36). Die Gewinnung freiwillig Engagierter ist daher insofern von gro&er Bedeutung, da durch sie die Lucken in-nerhalb der Organisation vorubergehend geschlossen werden konnen. Es ermoglicht der Organisation ebenso den Druck auf die hauptamtlichen Mitarbeiter zu senken, die mit den Aufgaben nicht mehr zurechtkommen. Die Arbeitsqualitat wurde dahingehend ebenso steigern.
Das Hauptanliegen von Organisation ist es, durch generell gultige und dauerhafte organisa-torische Regelungen die einzelnen Arbeitsprozesse und- aufgaben zu steuern, das jeweilige Handeln der einzelnen Personen sowohl fur sich genommen, als auch miteinander zu koor-dinieren, urn dadurch den Ablauf zu verbessern und im Ergebnis den Unternehmenserfolg zu steigern. Darauf weist Mund (2019, S. 42) hin. Demnach ist das ehrenamtliche Engagement eine gute Gelegenheitfur Organisationen, neben ihren vorhandenen Ressourcen, an weitere zu knupfen und somit den Unternehmenserfolg zu verbessern. Die Tatsache, dass ehren-amtliches Engagement in der Regel unentgeltlich ist, stellt ebenso einen Gewinn fur dir Organisationen dar, die den Einsatz von Ehrenamtlichen produktiver gestalten konnen. Gleich-zeitig entstehen fur die Organisation keine zusatzlichen Kosten beim Einsetzen von Ehren- amtlichen. Urn dies in der Praxis gut umsetzen zu konnen, mussen sich die Organisationen mit der Frage auseinandersetzen, wie sie organisiert sein sollten, damit sie ihre Ziele und Aufgaben moglichst gut und gleichzeitig auf eine fur alle Beteiligten transparente und bere-chenbare Weise erreichen konnen. „Dabei konnen der Aufbau und die Strukturen in den je-weiligen Organisationen durchaus sehr unterschiedlich sein, da die jeweiligen externen und internen Bedingungen der Organisation berucksichtigt werden mussen" (Mund, 2019, S. 14).
Aus den Erkenntnissen wird deutlich, dass Ehrenamtliche ma&geblich zur Steigerung der Organisationsqualitat beitragen konnen, wenn die richtigen Ressourcen eingesetzt werden.
3.2. Motive ehrenamtlich engaqierter Menschen
Es gibt eine Vielzahl an unterschiedlichen Motivationen, aus denen heraus Menschen ande-ren helfen. Die Motive der Engagierten in der Fluchtlingshilfe unterscheiden sich zwar nicht substanziell, wohl aber aussagekraftig von den Motiven, die freiwillig Engagierte insgesamt haben. Es kann die These erstellt werden, dass das Schicksal der Gefluchteten viele beruhrt und sie dahingehend motiviert sind, fur sie rein aus Nachstenliebe etwas zu unternehmen. Doch damit wurde man nur einen Bruchteil der Motivation hinter der geleisteten ehrenamtli-chen Arbeit ansprechen. „Noch weit haufiger nennen die Heifer als entscheidendes Motiv die Uberzeugung, dass es fur die Zukunft Deutschlands wichtig sei, die Fluchtlinge gut zu integ-rieren" (Bundesministerium fur Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2017, S. 25).
Auch die Bertelsmanns Stiftung stellt fest, dass das ehrenamtliche Engagement vieler Burger fur gefluchtete Menschen auch eine „Kultur des Willkommens erzeugt, Begegnungen von Mensch zu Mensch ermoglicht und so den gesellschaftlichen Zusammenhalt fordert" (Goe-bel, 2018, S. 168). Besonders viele Menschen engagieren sich nach Gensicke (2015), weil sie etwas fur die Gesellschaft tun wollen (2015, S. 105). Diese Erkenntnisse zeigen deutlich, dass einer der entscheidendsten Grunde darin begrundet ist, eine Willkommenskultur zu erzeugen und das Ankommen der Gefluchteten zu erleichtern. Betrachtet man die Traumata, welche viele der Gefluchtete erlebt haben, kann so eine Willkommenskultur ihnen zudem helfen, Sicherheit und Geborgenheit zu erleben. Doch eine die Erzeugung einer Willkommenskultur allein wurde nicht ausreichen, dauerhaft die Motivation beizubehalten. Es mussen weitgehend starkere Motivationsgrunde vorliegen, urn die Arbeit uber einen langeren Zeitraum ehrenamtlich ausuben zu konnen.
An dieser Stelle zeigen Untersuchungen von Wessel (1994), dass ehrenamtliche Arbeit als eine Bereicherung des eigenen Lebens und als Moglichkeit einer qualitativen Verbesserung von sozialen Diensten empfunden wird (1994, S. 145). Die Motive sind also auch abhangig von der eigenen Personlichkeit, sowie dem Lebensumstand der Ehrenamtlichen. Freiwilliges Engagement ist auch eine Gelegenheit, uber das private Leben hinaus mit anderen Men- schen zusammenzukommen. Diese Funktion des Engagements, so Gensicke (2015), als soziale Kontaktborse sei fur junge Menschen besonders wichtig und inzwischen sogar be-deutsamer als die Moglichkeit zu gesellschaftlicher Gestaltung (2015, S. 106). Dies ermog-licht zum Teil auch uber seinen eigenen Horizont zu gehen und neue Lebensformen, Ge-schichten und Personlichkeiten kennenzulernen. „Es kann also nicht die Rede davon sein, freiwilliges Engagement ware vorrangig eine aufopferungsvolle und selbstlose Tatigkeit (...)" (Gensicke, 2015, S. 107). Letztendlich dieser Aspekt zeigt sehr deutlich, dass Freude an der Tatigkeit fur viele Ehrenamtliche kaum davon zu trennen ist, dass sie auch einen Beitrag zum Gemeinwohl erbringen und anderen helfen wollen. Es kann daher nicht als eine selbstlose Tatigkeit versanden werden, da Menschen durch ihre Mitarbeit sowohl das gesellschaft-liche Leben mitgestalten, in der sie leben. Aber auch die Moglichkeit bekommen, neue Menschen und somit neue Geschichten kennenzulernen, die sich grundlegend von der eigenen Lebenswelt unterscheiden. Dies motiviert gewiss viele Ehrenamtlichen. Das zeigt wiederum, dass eigenen Bedurfnisse und Wunsche fur die Motivation eine entscheidende Rolle spielen. Gensicke und Wessel stellen so den Aspekt der Verantwortung fur das Gemeinweisen und des Individuums heraus.
Laut den Untersuchungen des BfFSFJ, mochten die Ehrenamtlichen in der Fluchtlingshilfe ihre Arbeit weitaus haufiger mit positiven Erfahrungen als negative in Verbindung bringen. „Als bereichernd erleben viele zudem das Neue, das sie bei ihrem Engagement erfahren und gelernt haben (64 Prozent). 60 Prozent haben durch das Engagement auch neue Freundin-nen und Freunde gefunden. 52 Prozent haben das Gefuhl, wirklich etwas bewirken und helfen zu konnen" (Bundesministerium fur Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2017, S. 37). Dieser Punkt ist sehr wichtig fur die Erhaltung der Motivation und begrundet auch die Tatsa-che, weshalb viele sich in der Fluchtlingsarbeit engagieren. Vor allem wird den Engagierten fur ihre Tatigkeit aber von den Fluchtlingen viel Dankbarkeit bekundet. „Unter den Erfahrungen, die bei der Fluchtlingshilfe gemacht wird, stehe diese erlebte Dankbarkeit mit Abstand obenan (81 Prozent" (Bundesministerium fur Familie, Senioren, Frauen und Jugend, 2017, S. 37).
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