Die Protagonisten des Kriegsfilms treten am Gefechtsschauplatz in eine Welt ein, die sich von ihren Alltagserfahrungen und denen des Publikums gravierend unterscheidet. Oftmals müssen sich die Soldaten in einem unbekannten Terrain zurecht finden, denn Kriegsschauplätze sind meist ferne, teils exotische Länder. Bei der Charakterisierung des dortigen Geschehens kommt dem Ton eine besondere Bedeutung zu. Einerseits sind die Soldaten von einer unbekannten hintergründigen Lautsphäre umgeben, andererseits dominieren im Krieg auch vordergründig fremde Geräusche und Töne. Auf sprachlicher Ebene markant ist das Militärjargon der meist ausschließlich männlichen Stimmen. Hinzu kommen die Klänge verschiedenartiger Waffen und Signale, die für das Überleben von großer Bedeutung sein können. Zudem wird der Protagonist oft anderer, vertrauter Sinne beraubt: Viele Gefechte finden bei Nacht statt, so dass das Gehör oft die einzige Orientierungsmöglichkeit bietet.
Meist wird die Tonspur eines Films genutzt, um die Erlebnisse der Hauptfiguren zu subjektivieren und ein für den Zuschauer möglichst „realistisches“ Erlebnis zu erschaffen. Gegenstand dieser Arbeit soll die Erforschung der Darstellung subjektiver Wahrnehmungen der Protagonisten und ihrer Wirkung auf den Zuschauer sein; die Bedeutung der in wissenschaftlichen Untersuchungen häufig nicht näher betrachteten akustischen Ebene wird hierbei besonders beachtet. Für diese filmische Analyse eignen sich hauptsächlich Werke, die das Schicksal einzelner Figuren in den Vordergrund rücken und somit die Identifikation des Zuschauers auf eine Hauptfigur fokussieren. Aus diesem Grund finden – besonders im letzten analytischen Teil der Arbeit – die Filme "Saving Private Ryan" (Der Soldat James Ryan) und "Idi i Smotri" (Geh und Sieh) eine besondere Beachtung. "Saving Private Ryan" wurde von Kriegsveteranen sowie der Filmindustrie für sein hohes Maß an Realismus gelobt und mit mehreren Oscars, u. a. für den besten Ton, ausgezeichnet. "Idi i Smotri" zeigt das Kriegsgeschehen aus der Sicht eines jungen russischen Partisanen und arbeitet mit zahlreichen Mitteln der Subjektivierung des Erlebten. Weiterhin werden auch andere für ihr besonderes Sounddesign bekannte Filme, wie z. B. "Apocalypse Now", für die Untersuchung herangezogen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Kriegsfilm als „sinnliches Erlebnis“
- Bedeutung der Sinneswahrnehmungen im Krieg
- Klangliche Eigenheiten des Krieges
- Die Bedeutung des Gehörsinns
- Auf der Seite der Protagonisten
- Auf der Seite der Zuschauer
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht die Darstellung subjektiver Wahrnehmungen der Protagonisten im Kriegsfilm und ihre Wirkung auf den Zuschauer. Besonderes Augenmerk liegt dabei auf der akustischen Ebene, die in wissenschaftlichen Untersuchungen oft nicht ausreichend beachtet wird.
- Die Bedeutung von Sinneswahrnehmungen für die Protagonisten im Krieg
- Die Rolle des Gehörsinns als Orientierungs- und Überlebenshilfe
- Die Verwendung von Klang und Sounddesign zur Subjektivierung des Kriegserlebnisses
- Die Wirkung der akustischen Darstellung auf den Zuschauer
- Die Analyse von Filmen wie Saving Private Ryan, Idi i Smotri und Apocalypse Now.
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Arbeit beleuchtet die besondere Bedeutung des Tons im Kriegsfilm, der die Protagonisten in eine fremde Welt eintauchen lässt und für den Zuschauer ein "realistisches" Erlebnis schaffen soll.
Kriegsfilm als „sinnliches Erlebnis“
Bedeutung der Sinneswahrnehmungen im Krieg
Der Kriegsfilm stellt die Protagonisten vor Herausforderungen, die ihre Wahrnehmung auf die Probe stellen. Der Ton wird dabei zu einem wichtigen Orientierungsfaktor, der insbesondere in der modernen Kriegsführung durch technische Hilfsmittel eine besondere Rolle spielt.
Klangliche Eigenheiten des Krieges
Der Krieg ist geprägt von einer Vielzahl fremder Geräusche und Töne, die den Protagonisten unbekannt sind. Die Arbeit beleuchtet die Bedeutung von Militärjargon, Waffengeräuschen und Signalen für das Überleben der Soldaten.
Die Bedeutung des Gehörsinns
Auf der Seite der Protagonisten
In vielen Gefechten dient das Gehör als einzige Orientierungsmöglichkeit. Die Arbeit untersucht, wie der Gehörsinn als Überlebenshilfe und Quelle von Informationen im Krieg fungiert.
Auf der Seite der Zuschauer
Die Arbeit analysiert, wie die Tonspur eines Films dazu genutzt wird, die Erlebnisse der Protagonisten zu subjektivieren und dem Zuschauer ein "realistisches" Kriegserlebnis zu vermitteln.
Schlüsselwörter
Kriegsfilm, Sounddesign, Sinneswahrnehmung, Gehörsinn, Subjektivierung, Realismus, Klanglandschaft, Militärjargon, Waffen, Signale, Saving Private Ryan, Idi i Smotri, Apocalypse Now.
- Arbeit zitieren
- Julius Pöhnert (Autor:in), 2008, Analyse der Darstellung akustischer Sinneswahrnehmungen im Kriegsfilm, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/91297