Um zu einer Identifizierung der Figur Thais‘ in Terenz' Komödie Eunuchus mit dem Typus einer bona bzw. mala meretrix zu gelangen, wird im Zuge dieser Arbeit zunächst auf die Integration des Hetärenwesens nach hellenistischem Vorbild in Rom und den damit einhergehenden Wandel der gesellschaftlichen Akzeptanz eingegangen. Erst durch den Einfluss griechischer Werte entwickelten sie sich mit der Zeit zu einer Personengruppe, die auch in die Öffentlichkeit trat. Das bis dahin in den Köpfen der römischen Gesellschaft festgesetzte Bild der Hetären entsprach durch den niedrigen sozialen Stand mehr dem Typ einer mala meretrix, wie sie auch Plautus meist in seinen Werken auftreten ließ. Rund eine Generation nach ihm, und damit in der Zeit anfänglicher Eingliederung hellenistischer Werte in Rom, orientierte sich Terenz verstärkt an den griechischen Werken Menanders und an seinem Vorbild der ἑταίρα χρηστή. In diesem Zusammenhang vollzog Terenz eine Modifikation der Figur der meretrix in der römischen Komödie und trug der bona meretrix ein hohes Maß an Bedeutung zu. Da diese Rolle für das römische Publikum jedoch eine Neuheit darstellte, musste er sich der Erwartungshaltung seiner Zuschauer anpassen und Grundzüge einer mala meretrix beifügen.
Die Untersuchung der Hetäre Thais wird in dieser Arbeit anhand ausgewählter Textpassagen vorgenommen.
Insgesamt gilt die Darstellung Thais‘ natürlich nicht als repräsentative Wirklichkeit für die Hetären in der Gesellschaft. Zuletzt nimmt der gesellschaftliche Wandel aber dennoch Einfluss auf das Abbild der Hetäre innerhalb der römischen Komödie Eunuchus von Terenz und trägt durch den Erfolg damit wesentlich zu einer „Verbürgerlichung des Hetärenwesens“ bei.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Rolle der meretrix in der palliata
- Adaption der meretrix in der palliata
- meretricium bonae malaeque artes
- Darstellung der Thais in Terenz' Eunuchus
- Thais in ihrer Darstellung als bona meretrix
- Thais in ihrer Darstellung als mala meretrix
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit beschäftigt sich mit der Darstellung der Hetäre Thais in Terenz' Eunuchus und untersucht, inwieweit sie dem Typus der bona oder mala meretrix zugeordnet werden kann. Die Arbeit analysiert die Rolle der meretrix in der römischen Komödie und deren Adaption aus der griechischen Literatur. Im Fokus steht dabei die Untersuchung der Eigenschaften und Verhaltensweisen, die für eine bona bzw. mala meretrix charakteristisch sind.
- Die Rolle der meretrix in der römischen Komödie
- Adaption der meretrix aus der griechischen Literatur
- Die Eigenschaften der bona und mala meretrix
- Analyse der Darstellung von Thais in Terenz' Eunuchus
- Zuordnung von Thais zu einem der beiden Typen
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung führt in die Thematik der meretrix in der griechischen und römischen Literatur ein und stellt den Forschungsgegenstand sowie die Zielsetzung der Arbeit dar.
- Kapitel 2 beleuchtet die Rolle der meretrix in der römischen Komödie, insbesondere in der palliata von Plautus und Terenz. Es werden die Adaptionen des Hetärenbildes aus der griechischen Literatur und die typischen Merkmale der meretrix im Kontext der römischen Gesellschaft erläutert.
- Kapitel 3 analysiert die Darstellung der Hetäre Thais in Terenz' Eunuchus. Es werden sowohl die Eigenschaften, die auf eine bona meretrix hindeuten, als auch die Aspekte, die eine mala meretrix charakterisieren, betrachtet.
Schlüsselwörter
Hetäre, meretrix, bona meretrix, mala meretrix, palliata, Eunuchus, Terenz, Thais, römische Komödie, griechische Literatur, Adaption, soziale Rollen, gesellschaftliche Wahrnehmung.
- Arbeit zitieren
- Kim Willenbrock (Autor:in), 2018, Die bona meretrix unter Vorurteilen des römischen Hetärenwesens, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/911700