Der Kunstunterricht der gymnasialen Oberstufe ist geprägt durch zumeist in den Schulen stattfindende Veranstaltungen, in denen es vorwiegend anhand von zweidimensionalen Reproduktionen darum geht, theoretisches Wissen über die geforderten Inhalte zu vermitteln.
Eine Alternative zu derartiger Stoffvermittlung ist der gemeinsame Besuch eines Kunstmuseums, in dessen Rahmen Lehrer und Schüler die Chance bekommen, die vielleicht im Vorfeld behandelten Inhalte greifbarer zu vermitteln, zu erfahren und zu verstehen.
Eine gute Gelegenheit, für einen im Rahmen des Epochenunterrichts durchgeführten Museumsbesuch, stellt das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück dar. Hier ist es geglückt, einen Bezug zwischen Form und Inhalt herzustellen, der sinnvoll für den Unterricht genutzt werden kann, und der die Geistesströmung des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts anschaulich und erfahrbar vermitteln kann.
Inhaltsverzeichnis
Einleitung
1. Einleitende Überlegungen zur klassischen Moderne
1.1 Bedeutung für die Kunst
2. Felix Nussbaum und die Moderne
2.1 Lebensweg und Werk
2.2 Charakteristika
3. Das Felix-Nussbaum-Haus
3.1 Dekonstruktivismus und Moderne
3.2 Das Konzept
3.2.1 Die Umsetzung
3.3 Kunst und ihre Architektur
3.3.1 Wertekorrespondenz: Architektur und Malerei
3.3.2 Ideentransfer
4. Die Unterrichtseinheit
4.1 Vorbereitung und didaktische Begründung
4.1.1 Im Unterricht: Moderne
4.2 Der Besuch
Fazit
Literaturverzeichnis
Einleitung
Der Kunstunterricht der gymnasialen Oberstufe ist geprägt durch zumeist in den Schulen stattfindende Veranstaltungen, in denen es vorwiegend anhand von zweidimensionalen Reproduktionen darum geht, theoretisches Wissen über die geforderten Inhalte zu vermitteln.
Eine Alternative zu derartiger Stoffvermittlung ist der gemeinsame Besuch eines Kunstmuseums, in dessen Rahmen Lehrer und Schüler die Chance bekommen, die vielleicht im Vorfeld behandelten Inhalte greifbarer zu vermitteln, zu erfahren und zu verstehen.
Eine gute Gelegenheit, für einen im Rahmen des Epochenunterrichts durchgeführten Museumsbesuch, stellt das Felix-Nussbaum-Haus in Osnabrück dar. Hier ist es geglückt, einen Bezug zwischen Form und Inhalt herzustellen, der sinnvoll für den Unterricht genutzt werden kann, und der die Geistesströmung des ersten Viertels des 20. Jahrhunderts anschaulich und erfahrbar vermitteln kann.
Im Folgenden setzt sich diese Arbeit mit zwei Anliegen auseinander: Zunächst soll die Relevanz des Künstlers Felix Nussbaum für den Kunstunterricht der Klasse 12, im Bezug auf eine exemplarische Vermittlung der klassischen Moderne geprüft werden. Dies geschieht anhand einer Integration des Künstlers in die Prinzipien der Moderne. Die anschließende Auswertung des Felix-Nussbaum Hauses in Osnabrück, im Hinblick auf Konzept, Umsetzung und Wirkung, soll die Möglichkeit eines Klassenbesuches aufzeigen, in dessen Rahmen der Schüler die Möglichkeit bekommt, wesentliche Merkmale der Moderne in einer interessanten Kombination, von aufeinander abgestimmter Architektur und Malerei zu erfahren.
1. Einleitende Überlegungen zur klassischen Moderne
Die Entwicklung der Moderne findet ihren Ursprung im frühen 19. Jahrhundert, als der Mensch begann, sich von tradierten Idealen zu entfernen und sich selbst zu hinterfragen. Sicherlich lassen sich technische Errungenschaften, die damit verknüpfte Veränderung der Arbeitsweise, die Vergrößerung der Städte und die implizierten Probleme der Entwicklung, wie z.B. die Arbeitslosigkeit, Schaffung neuen Wohnraums und die Notwendigkeit neuer innerstädtischer Strukturen, als Symptome der Zeit aufzählen. Nicht zu vergessen ist bei einer derartigen Aufzählung der erste Weltkrieg. Jedoch muss bei einer Schilderung der Entwicklung der neuen Geistesströmung anders angesetzt und weiter zurückgegriffen werden.
Im ausgehenden 18. Jahrhundert zeichnet sich eine Entwicklung ab, die von essentieller Bedeutung für die Geschichte der klassischen Moderne und deren Entwicklung ist. Die Aufklärung des ausgehenden 18. Jahrhunderts vertrat die Auffassung, dass der Mensch selbstverschuldet, und dass er keinen Gott brauche, von dem er abhängig sei, er also das Schicksal selbst in der Hand hätte. Dies implizierte eine Abwendung vom Göttlichen und den damit verbundenen Werten. Es fand also in erster Linie eine Abwendung von bis dahin gesellschaftsstrukturierenden christlichen und antiken mythologischen Orientierungen statt, gegen die sich nun der Mensch selbst eintauschen sollte. Als Konsequenz musste eine Neustrukturierung stattfinden. Formal bedeutete diese Geistesströmung, dass eine allmähliche Abkehr von seit über zweitausend Jahren gültigen und berücksichtigten Werten bzw. Wahrheiten eingeleitet war, die sich jedoch erst knapp hundert Jahre später explizit niederschlagen sollte.
Das 19. Jahrhundert wurde stilistisch maßgeblich von dem ideellen Umbruch geprägt: Die bewusste, abermalige Hinwendung zu antikem Gedankengut, nach dem christlichen Mittelalter, der von der Antike geprägten Renaissance und dem von christlicher Endzeitstimmung dominierten Barock, offenbarte sich in der geistigen Richtung des Klassizismus, wobei die Übertragung in das 19. Jahrhundert im Grunde genommen eine Kopie der Kopie und so ein verzweifeltes Festklammern darstellte. Die abermals reaktivierte antike Auffassung von Mensch und Ästhetik hatte jedoch nicht lange Bestand. So gab es im auslaufenden 19. Jahrhundert weitere, parallele Versuche der Hinwendung zu verschiedenen Idealen Wahrheiten[1].
Letztendlich vollzog sich im ersten Viertel des 20. Jahrhunderts eine konkrete Emanzipation vom Althergebrachten: Weder antike noch christliche Werte, welche bis dahin Halt boten, sollten weiter Bestand haben.
In jedem Bereich künstlerischen Schaffens schlägt sich in dieser Phase um 1920, deren Vertreter stark von den Eindrücken des ersten Weltkrieges geprägt waren, der Wandel offensichtlich nieder. Sei es die Malerei, die Bildhauerei, die Graphik, die Photographie, die Literatur, die Musik: Auf der Suche nach etwas Neuem tritt die Abwendung vom Alten geradezu plakativ hervor.
1.1 Bedeutung für die Kunst
Die gesellschaftlichen Entwicklungen, die Entstehung und Verbreitung der geschilderten Geistesrichtung hatte und hat natürlich Auswirkungen auf alle Lebensbereiche. So auch auf die Kunst. In diesem Bereich drückte sie sich durch eine anhaltende Zerrissenheit und Suche nach etwas Neuem aus. Da jedoch die ausführliche Behandlung ausreichend Stoff für eine separate Arbeit bietet, soll im nächsten Schritt stattdessen direkt ein Bezug zum Schaffenden erstellt werden.
2. Felix Nussbaum und die Moderne
Die geschilderte ablesbare Haltlosigkeit, die sich unter anderem durch die mannigfachen Stilrichtungen der Kunst belegen lässt, lässt sich auch bei dem jüdischen Maler Felix Nussbaum nachweisen. Exemplarisch wird an dem Künstler deutlich, inwiefern Lebensweg und Schaffen ineinander greifen können, und wie er dadurch zum hervorragenden Beispiel für die Orientierungs- und Haltlosigkeit der Zeit wird. Ebenfalls ergibt sich aus der Nachweisbarkeit der geschilderten Entwicklung, dass es sich bei dem Künstler um ein gutes Beispiel für die exemplarische, fragmentarische Vermittlung der Moderne handelt.
2.1 Lebensweg und Werk
Das Werk des jüdischen Malers ist stark geprägt durch persönliche Erfahrungen und Emotionen. Deshalb macht es Sinn, die Arbeiten direkt den Stationen seines Lebens gegenüber zu stellen.
[...]
[1] Gemeinhin als Historismus bezeichnet