Diese Hausarbeit will folgender Forschungsfrage nachgegehen:
Tragen Ethnomedien zu einer kulturellen Integration in Deutschland bei oder verstärken sie segregative Tendenzen? Dazu werden die bislang erschienen Studien zu Medien der türkischen Bevölkerung exemplarisch herangezogen und systematisch ausgewertet.
„Deutschland ist kein Einwanderungsland!“ – Jahrzehntelang dominierte dieser Slogan den politischen Diskurs über Migration in der Bundesrepublik (Drieschner 2006:
http://www.zeit.de/2006/16/contra). Das durch ihn verfestigte Tabu machte ein Vorankommen in Sachen Zuwanderungspolitik nahezu unmöglich. Erst mit dem rot-grünen Regierungswechsel 1998 begann sich allmählich ein Paradigmenwechsel zu vollziehen: die Einsicht nämlich, dass aus vielen Gastarbeitern inzwischen Einwanderer geworden sind, welche ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland verorten. Auch ließ sich nicht weiter ignorieren, dass die Zahl der in Deutschland geborenen Kinder mit Migrationshintergrund stetig zugenommen hat.
Seit den letzten Erhebungen des Mikrozensus im Jahr 2005 ist bekannt, dass gut 15 Millionen Menschen mit eigener oder vererbter Zuwandererbiographie hierzulande leben, was etwa ein Fünftel an der Gesamtbevölkerung ausmacht (vgl. Simon 2007: 427). Zeitgleich mit dieser politischen Erkenntnis kündigte sich ein bislang nicht gekannter wirtschaftlicher Bedarf an: Um weiterhin in Zukunft prosperieren zu können, wird die Bundesrepublik in den kommenden Jahrzehnten, aufgrund vornehmlich demographischer und bildungspolitischer Umbrüche, auf Zuwanderung angewiesen sein – wenn diese Zuwanderung auch eine völlig andere Struktur wird haben müssen als in der einstigen Gastarbeiterphase (vgl. Bade/Oltmer 2004: 133).
War Migrationspolitik noch in den 1970er Jahren weitgehend geprägt von zaghaften Ansätzen der Zuwendung, v.a. aber von Gleichgültigkeit, steht im Zentrum der nun erfolgenden „‚nachholenden’ Integration“ die angemessene Eingliederung der Migranten in den Arbeitsmarkt, das Bildungssystem und nicht zuletzt die breite gesellschaftliche Öffentlichkeit (Geißler 2005: 21).
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Problembeschreibung: Identitätsbildung durch Massenmedien?
- Mediale Integration im Globalisierungskontext
- Massenmedien, Integration und kulturelle Identität
- Typologische Gemengelage: Was sind ethnische Medien?
- Entwicklungslinien: Wie bildeten sich ethnische Medienkulturen heraus?
- Ethnische Medienkulturen im Wandel
- Sechs-Phasen-Modell Weber-Menges'
- Ausländerprogramme im Fernsehen
- Ausbreitung des Kabelfernsehens
- Herausbildung eines ethnischen Videomarktes
- Migrationspolitische Verwerfungen/Verbreitung der Satellitentechnologie
- Mediale Transkulturen/Neuaufstellung des öffentlich-rechtlichen Rundfunks
- Integrationsmodelle: Unter welchen Bedingungen funktionieren Ethnomedien?
- Sozialintegration als gradueller, normativer Begriff
- Sozialstruktur und Sozialkultur
- Assimilationstheorie Essers
- Interkulturelle Integration als Mittelweg
- Mediale Integration in Analogie
- Rolle der Ethnomedien
- Türkische Ethnomedien: Integrativ oder segregativ?
- Drei Studienbereiche zu türkischen Ethnomedien
- Qualitative Studien zur türkischen Presse
- Quantitative Studien zur türkischen Presse
- Studien zum türkischen Fernsehen
- Zwischenfazit und weitergehende Überlegungen
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Frage, ob Ethnomedien zur kulturellen Integration in Deutschland beitragen oder segregative Tendenzen verstärken. Die Arbeit analysiert den Forschungsstand zu türkischen Ethnomedien, der größten Zuwanderergruppe in Deutschland, und untersucht die Rolle von Presse und TV im Integrationsprozess.
- Die Bedeutung von Ethnomedien für die Integration von Migranten
- Die Entwicklung von ethnischen Medienkulturen in Deutschland
- Die Relevanz von Integrationsmodellen für die Integration durch Massenmedien
- Die Rolle der türkischen Presse und des türkischen Fernsehens in der Integration
- Die Herausforderungen und Chancen von Ethnomedien im Kontext der deutschen Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Forschungsfrage und die Relevanz des Themas dar, indem sie die Bedeutung von Ethnomedien für die Integration von Migranten in Deutschland beleuchtet. Kapitel 1 untersucht die Problematik der Identitätsbildung durch Massenmedien im Kontext der Globalisierung. Kapitel 2 befasst sich mit der Typologie von Ethnomedien. Kapitel 3 beleuchtet die Entwicklung von Ethnomedien in Deutschland, während Kapitel 4 verschiedene Integrationsmodelle und die Rolle von Ethnomedien im Integrationsprozess betrachtet. Kapitel 5 analysiert die Rolle von türkischen Ethnomedien, sowohl in der Presse als auch im Fernsehen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit zentralen Begriffen und Konzepten, die im Kontext von Ethnomedien und Integration relevant sind. Zu den wichtigsten Schlüsselbegriffen gehören: Ethnomedien, Integration, kulturelle Identität, Massenmedien, Globalisierung, Türkische Medien, Presse, Fernsehen, Parallelgesellschaft.
- Quote paper
- Julian Wangler (Author), 2008, Ethnomedien in der Bundesrepublik Deutschland am Beispiel von Presse und TV der türkischen Bevölkerung, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/90403