Von dem so genannten deutschen „Kuschelkapitalismus“ spürt ein großer Teil der Deutschen derzeit wenig. Das System des rheinischen, koordinierten Kapitalismus, für welches Deutschland bekannt war, scheint sich zu verändern. Die für diese Form des Kapitalismus typischen Institutionen, Akteure, Normen und Verhaltensweisen scheinen im Auflösen oder in der Transformation begriffen. Es findet eine Entwicklung zu einem deutlich liberaleren System, ähnlich dem amerikanischen, statt.
Diese Entwicklung wurde von vielen Wissenschaftlern vorausgesagt. Diese vermuteten, dass nach dem Ende des sozialistischen Systems eine neue Systemkonkurrenz entstanden ist und zwar zwischen den Kapitalismen untereinander, also zwischen den koordinierten und den liberalen Kapitalismen. Den Ausgang dieser Konkurrenz prognostizierten sie mit einem Ende des Nebeneinanders der Systeme und einer Transformation beider zu einem einheitlichen Typus, den sie als Finanzmarktkapitalismus be-zeichnen. Diese Wandlung begann in Amerika deutlich früher in den 1980ern, was sicherlich auch mit der verstärkten Affinität dieses Systems zu den Finanzmärkten zusammenhängt, und begann in Deutschland zeitlich verzögert erst in den Neunzigern zu wirken.
Diesen einheitlichen Typus des Finanzmarktkapitalismus, seine Akteure, seine Institutionen, ihre Ver-haltensweise und ihr Zusammenspiel auf den Märkten, sowie die Auswirkungen ihres Handelns auf eine Volkswirtschaft sollen im Folgenden beschrieben werden. Dazu wird zunächst versucht eine gemeingültige Definition für diesen Typus zu geben. Danach wird versucht die Besonderheiten der Funktionsweise von Finanzmärkten herauszuarbeiten. Beginnend mit den Anlegern werden die verschiedenen Akteure im Finanzmarktkapitalismus und die Transformationen die von diesem Systemtypus in den verschiedenen Bereichen hervorgerufen werden, beschrieben. Hierbei wird speziell auf die institutionellen Investoren und ihr System von Einwerbung und Anlage, sowie auf die Produktionssphäre, die durch den Finanzmarktkapitalismus gravierenden Veränderungen unterworfen ist, eingegangen. Die Auswirkungen die diese haben werden im folgenden Abschnitt nochmals explizit aufgezählt und ergänzt.
Abschließend wird versucht dem Leser das Dilemma, in welches uns dieses System führt, aufzuzeigen und einen Ausblick für die Zukunft zu geben.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Finanzmarktkapitalismus
- Definition „Finanzmarktkapitalismus“
- Die Funktion der Finanzmärkte
- Die Akteure im Finanzmarktkapitalismus
- Die privaten Anleger
- Die institutionellen Anleger
- Die Unternehmen
- Einfluss der Finanzmärkte auf die Unternehmen
- Veränderungen des Produktionsregimes
- Die Manager und die Beschäftigten
- Die Politik
- Auswirkungen des Finanzmarktkapitalismus
- Resümee und Ausblick
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit dem Phänomen des Finanzmarktkapitalismus und analysiert seine Auswirkungen auf die deutsche Wirtschaft. Der Fokus liegt dabei auf der Beschreibung dieses Systems, seinen Akteuren, der Funktionsweise der Finanzmärkte und den Veränderungen, die durch die Logiken des Finanzmarktkapitalismus in verschiedenen Bereichen, wie der Produktionssphäre und den Arbeitsverhältnissen, hervorgerufen werden.
- Definition und Charakteristika des Finanzmarktkapitalismus
- Die Rolle der Finanzmärkte und die Transformation von Unsicherheit in Risiko
- Die Akteure im Finanzmarktkapitalismus und ihre Interaktionen
- Der Einfluss des Finanzmarktkapitalismus auf die Unternehmen und die Produktionsweise
- Die Auswirkungen des Finanzmarktkapitalismus auf die Arbeitsverhältnisse und die gesellschaftliche Entwicklung
Zusammenfassung der Kapitel
Einleitung
Die Einleitung beleuchtet die aktuellen Herausforderungen und Veränderungen im deutschen Wirtschaftssystem, die mit dem Wandel vom „Kuschelkapitalismus“ hin zu einem liberaleren System, vergleichbar mit dem amerikanischen Modell, verbunden sind. Sie führt den Begriff des Finanzmarktkapitalismus ein und skizziert die zentrale These, dass sich Kapitalismen zu einem einheitlichen Typus entwickeln, der durch die Dominanz der Finanzmärkte geprägt ist.
Finanzmarktkapitalismus
Dieses Kapitel beschäftigt sich mit der Definition des Finanzmarktkapitalismus und zeichnet dessen charakteristische Merkmale, wie die Bedeutung der Aktienmärkte und die Rolle der institutionellen Anleger, nach. Es untersucht zudem die Funktionsweise der Finanzmärkte und die besondere Art der Bewertung von Zahlungsversprechen, die auf Erwartungen und der Transformation von Unsicherheit in Risiko basiert.
Die Akteure im Finanzmarktkapitalismus
Der Fokus dieses Kapitels liegt auf den verschiedenen Akteuren im Finanzmarktkapitalismus, insbesondere den privaten Anlegern, den institutionellen Investoren und den Unternehmen. Es werden die Veränderungen in der Produktionssphäre durch den Einfluss der Finanzmärkte und die Auswirkungen auf die Manager und Beschäftigten untersucht.
Schlüsselwörter
Finanzmarktkapitalismus, Aktienmärkte, institutionelle Anleger, Finanzmärkte, Risiko, Kapitalisierung, Erwartungen, Produktionssphäre, Unternehmen, Manager, Beschäftigte, Transformation, Veränderungen.
- Arbeit zitieren
- Daniel Detzer (Autor:in), 2007, Finanzmarktkapitalismus, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/90358