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Hausarbeit, 2010
23 Seiten, Note: 1,0
Abbildungsverzeichnis
1 Ziele und Aufbau der Arbeit
2 Theoretische Grundlagen
2.1 Der Begriff der Kreativität
2.2 Einflussfaktoren der Kreativität
3 Methoden der Leistungsbeurteilung
3.1 Intuitive Methoden
3.1.1 Assoziations-Technik
3.1.2 Mapping-Technik
3.1.3 Analogie-Technik
3.2 Systematisch-analytische Methoden
4 Anwendbarkeit in der Praxis
4.1 Betriebliche Situation
4.2 Analyse der intuitiven Methoden
4.2.1 Assoziations-Technik
4.2.2 Mapping-Technik
4.2.3 Analogie-Technik
4.3 Analyse der systematisch-analytischen Methoden
5 Schlussbetrachtung
6 Quellenverzeichnis
Abb. 1: Einflussfaktoren der Kreativität Quelle: Vgl. Knieß 2006:2
Abb. 2: Charakteristika des konvergenten / vertikalen und divergenten / lateralen Denkens Quelle: Nöllke 2009:15
Abb. 3: Der kreative Prozess Quelle: Vgl. Wack et al. 1998: 14f
Abb. 4: Ausgewählte Kreativitätstechniken im Überblick Quelle: Vgl. Knieß 2006:39
„Heureka!" (griech.: “Ich hab's gefunden") rief Archimedes gemäß der Überlieferung, als er das Archimedische-Prinzip entdeckte (Vgl. Wikipedia 2010).
„Autsch!" war es wohl bei Newton, als ihm ein Apfel auf den Kopf fiel und er das Prinzip der Gravitation schmerzlich am eigenen Leib erfahren musste. Bestimmte Menschen haben seit jeher geniale Einfälle, die unser aller Leben verändern, wie die beiden zuvor erwähnten Anekdoten beweisen. Ob diese Zitate nun genau stimmen oder nicht, sei dahin gestellt, gewiss ist jedoch, dass herausragende Persönlichkeiten mit ihren Einfällen in Verbindung gebracht werden.
Diese Hausarbeit handelt demnach von Ideen, genauer gesagt von ihrer Generierung, denn jede Idee ist das Produkt eines kreativen Prozesses. Hierfür stellen Kreativitätstechniken ein besonders geeignetes Mittel dar.
Kreativität klingt in der heutigen Zeit wie ein Zauberwort. Es beschreibt eine Fähigkeit, über die jeder gern verfügen würde, vor allem dann, wenn es ein Problem zu lösen gilt. Aber gerade in solchen Momenten scheint uns unsere Kreativität oft im Stich zu lassen. Im beruflichen Alltag gibt es immer wieder Situationen, die gute Einfälle erfordern, etwa wenn ein neues Konzept benötigt wird. Einfälle lassen sich nicht planen und zeichnen sich gerade durch ihre Spontanität und Unvorhersehbarkeit aus. Dies stellt das Zauberhafte an der Kreativität dar. Aber was verbirgt sich überhaupt hinter diesem Begriff? Ist Kreativität nur Genies vorbehalten, oder kann sie von jedermann erlernt werden? Durch welche Faktoren wird sie beeinflusst? Mit welchen Hilfsmitteln können kreative Einfälle stimuliert werden? Welche dieser Techniken sind am besten für den Einsatz in der Praxis geeignet und was gilt es bei deren Anwendung zu beachten? Diese Fragen sollen in den nächsten Kapiteln beantwortet werden.
Diesem ersten Kapitel über Ziele und Aufbau der Arbeit schließt sich Kapitel 2 mit theoretischen Grundlagen an, welche die Basis für eine wissenschaftliche Diskussion schafft. In Kapitel 3 werden ausgewählte Techniken vorgestellt, die in Kapitel 4 nach ihrer Anwendbarkeit in der betrieblichen Praxis analysiert werden. Das letzte Kapitel beinhaltet eine zusammenfassende Schlussbetrachtung, deren Ziel es ist, eine Bewertung der Techniken aufgrund der in der Praxis gewonnen Erkenntnisse vorzunehmen.
Kreativität boomt und ist zu einem Modewort geworden, obwohl der Begriff vor hundert Jahren noch gar nicht existierte. Sein Ursprung liegt im lateinischen „creare", was soviel bedeutet wie erschaffen oder schöpferisch tätig sein (Vgl. Wikipedia 2010). Heute ist der Begriff allgegenwärtig und wahrscheinlich wurde infolgedessen seine Bedeutung zunehmend verwässert und sinnentleert.
Im Allgemeinen wird nicht zwischen expressiver (künstlerischer) und operationaler (problemlösender) Kreativität unterschieden, somit scheint es auch nicht verwunderlich, dass selbst in der Fachliteratur eine große Palette an Definitionen vorhanden ist. Um trotz dieser bestehenden Mehrdimensionalität und Mehrdeutigkeit zu einer Definition zu gelangen, soll der Begriff folgend auf die operationale Betrachtung beschränkt werden. Für die Strukturierung seiner Dimensionalität soll er in seinem weiten und engen Sinne betrachtet werden, um als Basis für eine wissenschaftliche Diskussion zu dienen.
Im weiten Sinne wird Kreativität als die Erzeugung und Auswahl neuer, wertvoller Informationen verstanden (Vgl. Blohm 1973: 195ff). Diese Definition beinhaltet ästhetische Schöpfungen der verschiedensten Bereiche wie beispielsweise der Musik sowie Erfindungen und Entdeckungen aller Art.
Im engeren Sinne bedeutet Kreativität die Befähigung, Probleme zu lösen, neue bisher nicht begangene Wege zu beschreiten, vorhandene Erkenntnisse auf neue Art miteinander zu verknüpfen und damit neue Ergebnisse hervorzubringen (Vgl. Ladensack 1992: 21). Diese Fähigkeit ist jedoch keine Eigenschaft, die entweder vorhanden oder nicht vorhanden ist, vielmehr kann sie erlernt werden, wenn auch nicht vollständig. Mit ausreichend Zeit, einer gezielten Vorbereitung und der Anwendung von speziellen Arbeitstechniken kann Kreativität gezielt gefördert werden. Dabei sollte man sich aber immer vor Augen führen, dass mit Hilfe dieser Techniken nur die gottgegebene Kreativität stimuliert, aber nicht erzwungen werden kann. Darüber hinaus vollzieht sich Kreativität in einem vielschichtigen Geflecht von Einflussfaktoren, Bedingungen und Denkvorgängen, die vom Menschen nur bedingt beeinflusst werden können und nachfolgend näher erläutert werden sollen.
Die Kreativität wird durch vier wesentliche Einflussfaktoren bestimmt, wie in Abbildung 1 ersichtlich: dem Umfeld, dem Menschen, dem Prozess und dem Produkt (Vgl. Knieß 2006: 3).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Einflussfaktoren der Kreativität
Ein Problem dient als Input, quasi als Anreiz, für die Initiierung eines kreativen Prozesses. Dieser Anreiz kann aus unterschiedlichen Ursachen resultieren, beispielsweise aus einer vorgegebenen oder zunächst unlösbar erscheinenden Aufgabe oder aus Unzufriedenheit mit dem Arbeitsplatz oder einfach nur aus Langeweile (Vgl. Preiser, Buchholz 2008: 17f). Ohne einen solchen Anreiz besteht kein Wunsch nach Veränderung, weshalb die vorherrschende Routine, Konventionalität oder Passivität bestehen bleibt. Laut Preiser und Buchholz müssen für das Hervorrufen einer kreativen Lösung drei Kriterien bei einem Problem erfüllt sein. Es muss ein Problemdruck bestehen, d.h. eine Unzufriedenheit oder innere Spannung muss vorhanden sein, es muss eine Offenheit gegenüber neuartigen Problemlösungen vorherrschen und es muss Unklarheit oder fehlende Eindeutigkeit über die Wege zum Ziel bestehen (Vgl. Preiser, Buchholz 2008: 18f). Das Problem muss für die nächsten Schritte genau definiert, in seine Merkmale zerlegt und analysiert werden (Vgl. Knieß 2006: 10).
Das kreative Umfeld bzw. die persönliche Situation eines Menschen haben großen Einfluss auf die Ideenfindung. Kreative Menschen reagieren besonders sensibel auf Veränderungen, Zwänge oder Spannungen. Eben jene Umstände sollten nicht behindert werden, da sie häufig Auslöser des kreativen Prozesses sind. Durch eine entspannte Gesamtatmosphäre wird die Entwicklung kreativer Ideen beim Menschen begünstigt, ausreichende Aktivierung und Motivation vorausgesetzt. Insbesondere Mitarbeiter in Unternehmen legen besonderen Wert auf örtliche und soziale Gegebenheiten, wie Raumgestaltung und Geräuschbelästigung. Nur unter diesen Voraussetzungen findet der menschliche Verstand genügend Freiräume für eine geistige Fokussierung und Leistungssteigerung. Zudem sollte eine ungehinderte Kommunikation und die interdisziplinäre Kooperation gepflegt und intensiviert werden. Neben diesen kommunikativen Aspekten sind jedoch auch soziale Bedingungen wichtig, wie eine gewisse Harmonie unter den Mitarbeitern. Soziale Beziehungen sind zwar wichtig, doch muss ein kreativer Mensch in seinem Arbeitsgebiet genügend Möglichkeiten besitzen, um ungestört und individuell arbeiten zu können. Fördernd auf die Ideenfindung wirken sich auch die Bildung von Kleingruppen, ein partizipativer Führungsstil und die weitestgehende Vermeidung von Einengungen durch Regeln und Normen, sowie ein hoher Spezialisierungsgrad der Tätigkeiten aus (Vgl. Knieß 2006: 11f).
Der kreative Mensch ist ein weiterer wichtiger, wenn nicht sogar der wichtigste, Einflussfaktor des kreativen Prozesses. Die individuelle Kreativität ist zwar nicht bei jedem Menschen in gleichem Maße vorhanden, aber sie ist durch Kreativitätstechniken bis zu einem gewissen Grad aktivier- und erlernbar. Preiser und Buchholz meinen, dass eine Reihe von individuellen Fähigkeiten Kreativität ermöglicht. Hierzu gehören die Problemsensibilität, Einfalls- und Denkflüssigkeit, Flexibilität, Originalität, Umstrukturierung, Ausarbeitung und Durchdringung (Vgl. Preiser, Buchholz 2008: 32). Diese Fähigkeiten wurden von Joy Paul Guilford aufgrund praktischer Erfahrungen und theoretischer Überlegungen für spezielle Kreativitätstests konzipiert. Er zeigte auf, dass besonders divergentes Denken für die Kreativität von hoher Bedeutung ist, womit er das offene, unsystematische und spielerische Herangehen an Probleme meint. Unter konvergentem Denken versteht er die logische, planmäßige und streng rationale Problemlösung (Vgl. Nöllke 2009: 14). Heute geht man dagegen davon aus, dass für kreative Problemlösungen beide Denkoperationen benötigt werden (Vgl. Preiser, Buchholz 2008: 32). Edward de Bono prägte den Begriff des lateralen Denkens, der sich nur in Nuancen vom divergenten Denken unterscheidet und im vertikalen Denken seinen konventiönellen Widerpart hat. Dabei wird ein vertrautes, standardisiertes Lösungsverfahren benutzt, während das laterale Denken nach neuen Möglichkeiten Ausschau hält (Vgl. Nöllke 2009: 15).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 2: Charakteristika des konvergenten / vertikalen und divergenten / lateralen Denkens
Neben diesen Fähigkeiten wird Kreativität durch Wahrnehmungs-, Denk- und Problemlösungsstile begünstigt, welche sich beim Umgang mit geistigen Aufgabenstellungen entwickelt und sich durch Training modifizieren lässt. Zu diesen Stilen und Arbeitsformen zählen die kognitive Komplexität, Impulsivität und Reflexivität, Feldunabhängigkeit, Verfügbarkeit von Funktionen, funktionale Offenheit, komplexe und variable Denkstrategien und offene Denkprinzipien (Vgl. Preiser, Buchholz 2008: 39).
Bei dem Versuch, die Persönlichkeitsstruktur von besonders kreativen Personen zu beschreiben, findet sich in der Fachliteratur eine Vielzahl von Merkmalen. Die Vielfalt dieser Merkmale lässt sich folgenden Persönlichkeitsaspekten zuordnen: Vitalität, psychische Stabilität, Neugier, kontrollierte Spontanität, Konflikttoleranz und Frustrationstoleranz, Komplexität und Unabhängigkeit (Vgl. Preiser, Buchholz 2008: 45).
Der kreative Prozess ist schwer zu erfassen, da man nicht von außen in den Kopf eines denkenden Menschen hineinsehen kann. Ebenso wenig gelingt es sich selbst zu beobachten, wenn man gerade intensiv über ein Problem nachdenkt. Dennoch ist es auf Grundlage von psychologischen Untersuchungen gelungen, den Prozess der Kreativität näher zu beschreiben. Hoffman bezeichnet den Prozess in einem Satz als „Träger", mit dem Menschen neue Ideen entwickeln (Vgl. Hoffmann 1996: 37). Andere Autoren stützen sich zur Erläuterung auf die Vier-Phasen-Theorie von Guilford oder das Modell von Walles (Vgl. Knieß 2006: 9). Diese theoretischen Grundlagen bilden den Ausgangspunkt für eine Vielzahl von Modellen, die sich im Grunde alle ähnlich sind. Das gängigste Modell von Geschka, Reibnitz unterscheidet drei wesentliche Phasen: die Vorbereitungsphase, die Intuitive Phase und die Kritische Phase (Vgl. Knieß 2006: 10).
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 3: Der kreative Prozess
Die Vorbereitungsphase, welche in der Literatur auch als logische Phase bezeichnet wird, dient zur Problematisierung, d.h. die Erkennung, Identifizierung und vorläufige Formulierung eines Problems. In dem darauf folgenden Abschnitt Exploration wird das Problem unter verschiedenen Aspekten genauer analysiert und die benötigten Informationen zusammengetragen. Eventuell kann auch eine Neuformulierung des Problems notwendig werden, um den Kern auf den Punkt zu bringen und mögliche Überschneidungen zu vermeiden (Vgl. Wack et al. 1998: 14).
Mit dem Festlegen des genau definierten Problems tritt die zweite Phase in Kraft, die intuitive Phase. Sie besteht aus der Inkubation (Entfremdung) und der Illumination (Erleuchtung). Während der Inkubation entfernt sich der Kreative vom Problem bzw. verneint es. Diese Entfremdung ist besonders wichtig, da gerade hierbei der Ausbruch aus den gewohnten Denkmustern erfolgt und der schöpferische Impuls ausgelöst wird (Vgl. Wack et al. 1998: 14f). Im nächsten Abschnitt der Illumination werden bedeutsame Elemente und Kombinationen erkannt und treten in das Bewusstsein ein, gefolgt vom „Aha"-Erlebnis bzw. der Problemlösung (Vgl. Knieß 2006: 10). Dieses Erlebnis erscheint oft überraschend, zufällig, wie eine von außen kommende Erleuchtung (Vgl. Wack et al. 1998: 15).
Die abschließende Phase ist die kritische Phase, da die gefundenen Lösungsansätze meist noch nicht die völlige Lösung eines Problems bedeuten. In der Elaboration werden die Lösungsansätze systematisch ausgearbeitet, analysiert und bewertet. Mehrere Lösungsansätze werden oft zu einer Gesamtlösung zusammengefasst (Vgl. Wack et al. 1998: 15). Dabei ist festzuhalten, dass es nicht die Aufgabe von Kreativitätstechniken ist, eine Bewertung bzw. Auswahl der Lösungsansätze vorzunehmen, denn hierfür steht eine Reihe anderer Techniken zur Verfügung, wie beispielsweise die Wertanalyse nach DIN 69910 (Vgl. Knieß 2006: 37).
Das kreative Produkt meint kein „Produkt" im eigentlichen Sinne, sondern vielmehr das Ergebnis des schöpferischen Prozesses, den Output als Idee, Einfall oder neuen Lösungsansatz. Bei der Unterscheidung eines „kreativen" Produktes von einer einfachen Erkenntnis können sich jedoch gewisse Schwierigkeiten ergeben. Knieß hält hierzu fest, dass diese Unterscheidung schwierig ist und sich nur schwer objektiv beurteilen und messen lässt. Vielmehr bleibt die Beurteilung eines geistigen Produktes sehr subjektiv (Vgl. Knieß 2006: 3). Nach Preiser und Buchholz müssen drei Bedingungen erfüllt sein, damit von einem „kreativen" Produkt gesprochen werden kann: Neuartigkeit, Sinnhaftigkeit und Akzeptanz. Neuartigkeit ist gegeben, wenn die Idee neu ist oder zumindest neuartige Elemente beinhaltet, für die Sinnhaftigkeit muss sie in irgendeiner Weise wertvoll sein und zur Erfüllung der Akzeptanz muss sie in einem sozialen System anerkannt werden (Vgl. Preiser, Buchholz 2008: 15).
Als Kreativitätstechniken bezeichnet man die Anwendung von Methoden, die das kreative Potenzial einer einzelnen Person oder einer Gruppe fördern und die Entwicklung einer möglichst großen Anzahl von Ideen zum Ziel hat (Vgl. Knieß 2006: 37).
In der Fachliteratur werden diese Techniken meist in zwei bestimmte Gruppen untergliedert, welche sich weniger in ihrer Methodik als in der geistigen Haltung ihres Anwenders unterscheiden. Knieß meint sogar, dass sich nahezu alle Kreativitätstechniken in intuitive und systematisch-analytische Methoden unterteilen lassen (Vgl. Knieß 2006: 37). Um das vorgegebene Ausmaß dieser Hausarbeit nicht zu überschreiten, werden folgend nur ausgewählte Kreativitätstechniken vorgestellt.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 4: Ausgewählte Kreativitätstechniken im Überblick
Andernfalls könnte nicht vertieft auf die einzelnen Techniken und ihre Anwendbarkeit in der Praxis eingegangen werden. Zur Vervollständigung wird aber auf die ausführliche Auflistung diverser Kreativitätstechniken nach Wack et al. 1998: 5f verwiesen. Maßgebliche Selektionskriterien waren zum Ersten eine möglichst problemlose Eingliederung in die betrieblichen Abläufe und zum Zweiten eine häufige Erwähnung in der wissenschaftlichen und praxisbezogenen Literatur. Außerdem wurde auf eine diversifizierte Auswahl der verschiedenen Arten von Kreativitätstechniken und der Einbeziehung von expliziten Gruppentechniken und solchen Techniken, die auch von einer Einzelperson angewendet werden können, geachtet.
Intuitive Methoden haben zum Ziel, eine Überwindung gewohnter Denkmuster zu erreichen und möglichst spontan viele unterschiedliche Ideen entstehen zu lassen. Je mehr Anreize in den Ablauf einbracht werden, desto erfolgreicher ist die Anwendung dieser Methode (Vgl. Knieß 2006: 37f). Entsprechend ihrer Verfahrensmerkmale kann die intuitive Methode in Assoziations-, Mapping- und Analogie-Techniken untergliedert werden.
Die Assoziations-Technik zielt, wie ihr Name schon vermuten lässt, auf die Assoziation ab. Darunter wird die Verknüpfung mit Dingen, die mit dem Problem in einem bestimmten Zusammenhang stehen, verstanden (Vgl. Krabach, Dorsch 2008: 22). Beispielhaft sollen das Brainstorming und die Methode 6-3-5 vorgestellt werden.
Das Brainstorming ist die älteste, bekannteste und beliebteste Kreativitätstechnik (Vgl. Nöllke 2009: 53). Die Bedeutung des Begriffs lässt sich ins Deutsche frei mit „Gedankensturm" oder „Ideenwirbel" übersetzen. Diese intuitive Technik wurde in den dreißiger Jahren von A. F. Osborn entwickelt und findet heute noch eine breite Anwendung in Unternehmen, Schulen und Werbeagenturen (Vgl. Hoffmann 1996: 141). Allerdings ist diese Technik letzthin ein wenig in Verruf geraten, nachdem mehrere Studien ihre Effektivität angezweifelt haben (Vgl. Nöllke 2009: 53). Das Wesentliche dieser Gruppentechnik besteht darin, dass 4-8 Teilnehmer in einem Zeitraum von maximal 20 Minuten spontan Lösungsvorschläge für ein gestelltes Problem nennen, welche von einem Moderator für die Gruppe stichwortartig und gut sichtbar notiert werden. Die Rolle des Moderators ist dabei besonders wichtig, denn er notiert das Problem zu Beginn der Sitzung zentral auf der Schreibfläche, nimmt die Ideen auf und hält seinerseits kritische Aussagen bereit, falls das Brainstorming und die Quantität der Beiträge abzuflachen droht. Während dieser Phase der Ideenfindung darf jedoch keine Bewertung und Kritik der Lösungsvorschläge zugelassen werden (Vgl. Wack et al. 1998: 40). Preiser und Buchholz meinen dazu, dass jeder Einfall geäußert werden soll, auch wenn er noch so unsinnig erscheinen mag. Quantität geht bei der Ideenproduktion vor Qualität (Vgl. Preiser, Buchholz 2008: 81). Daraus lässt sich auch die wichtigste Regel für das Brainstorming ableiten, nämlich dass die Phase der Bewertung deutlich von der Phase der Ideenproduktion abgesetzt werden muss. In der Phase der Bewertung ist sachliche Kritik durchaus erwünscht und die Lösungsvorschläge sollten nach ihrer Brauchbarkeit geordnet und bewertet werden (Vgl. Nöllke 2009: 56).
Die Methode 6-3-5, die von B. Rohrbach entwickelt wurde, gehört zur Unterkategorie der Brainwriting-Methoden und ist ebenfalls eine intuitive Methode (Vgl. Knieß 2006: 70). Jeder von einer theoretisch unbegrenzten Zahl von Teilnehmern bekommt einen Papierbogen ausgehändigt, auf dem eine Fragestellung formuliert ist. In den kommenden 5 Minuten listet jeder Teilnehmer drei Lösungsvorschläge auf, reicht anschließend das Blatt an seinen Nachbarn weiter und bekommt seinerseits einen Bogen mit drei notierten Vorschlägen weitergereicht, welche er zu ergänzen hat (Vgl. Nöllke 2009: 61 ). Dieses Verfahren wird so lange fortgesetzt bis alle Blätter die Eintragungen von allen Teilnehmern enthalten. Mündliche Äußerungen, Gespräche, Kritik und Diskussionen sind, wie beim Brainstorming, nicht vorgesehen (Vgl. Preiser, Buchholz 2008: 171f). Bei einer Idealzahl von 6 Teilnehmern entstehen somit innerhalb von 30 Minuten bis zu 108 (6 x 3 x 6) Lösungsvorschläge. Knieß hält fest, dass anschließend die unvermeidbaren Doppelungen zu löschen und die verbliebenen Ideen auf ihre Verwendbarkeit zu überprüfen sind (Vgl. Knieß 2006: 71).
Mit Hilfe der Mapping-Technik können Ideen bzw. Zusammenhänge grafisch dargestellt werden. Diese Technik kann sowohl eigenständig als auch ergänzend zu anderen Techniken verwendet werden (Vgl. Krabach, Dorsch 2008: 26). Als geläufigste Methode soll folgend das Mind-Mapping präsentiert werden.
Das Mind-Mapping wurde in den siebziger Jahren von Tony Buzan entwickelt und eignet sich neben der Verwendung zur Ideenfindung auch für die Planung, Problemanalyse und als Überblick über komplexe Themen (Vgl. Nöllke 2009: 64). Die steigende Beliebtheit dieser Methode ergibt sich aus ihrer einfachen Handhabung, ihrer Anwendbarkeit für Softwarelösungen sowie der schnellen Sichtbarwerdung eines Ergebnisses. Dem Namen nach handelt es sich um eine Landkarte, welche die Gedanken und ihren Verlauf bildlich strukturiert darstellt. Hierzu postuliert die Fachliteratur, dass es sich um eine gehirngerechte Aufarbeitung von Informationen handelt, welche beide Gehirnhälften anspricht und gleichzeitig zur Ideenfindung beiträgt (Vgl. Knieß 2006: 76). Begonnen wird mit dem zentralen Themenkreis in der Mitte, dem Kernproblem, von dem ausgehend einzelne Haupt- und Nebenäste abstrahlen, welche mit prägnanten Stichworten versehen werden. Kontrolliertes Denken wird bewusst ignoriert und nur bei Unklarheiten wird dem Moderator gestattet, sich mit der Gruppe zu beraten (Vgl. Preiser, Buchholz 2008: 123f). Nach ca. 20-30 Minuten bzw. wenn der Moderator das Gefühl hat, dass die Gruppe keine neuen Aspekte mehr einbringen kann, ist das Mind-Mapping abgeschlossen (Vgl. Nöllke 2009: 65). Korrekturen und Ergänzungen sind nicht nur möglich, sondern im Hinblick auf die Aktualität und einer besseren Übersicht zu einem Thema geradezu erwünscht (Vgl. Nöllke 2009: 69).
Durch Anwendung der Analogie-Technik werden Ähnlichkeiten zu anderen Problemstellungen oder Abläufen gesucht, sodass scheinbar zusammen hangslose Dinge in Verbindung gebracht und auf das eigentliche Problem übertragen werden (Vgl. Krabach, Dorsch 2008: 30). Zu dieser Kategorie zählen u.a. die Synektik, die Bisoziation und die Bionik.
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