Der erste Teil der Seminararbeit exponiert die politische Ausgangslage Sadats zu Beginn seines Regierungsantritts 1970. Dabei wird in einem kleinen Exkurs die geopolitisch-strategische Bedeutung Ägyptens für das bipolare System der beiden Supermächte vor dem Hintergrund des Kalten Krieges gegeben, um die Handlungsdeterminanten auf politischer Ebene zwischen den drei Nationen besser nachvollziehen zu können.
Den Schluss des ersten Teils bildet eine Zusammenfassung der Motive und außenpolitischen Ziele Sadats mit besonderem Fokus auf denjenigen, denen eine Rolle für den Ausbruch des Oktoberkrieges zuteilwird. Den Übergang zum Hauptteil bildet eine Analyse der Friedensverhandlungen und deren Entwicklung in der Zeit von Amtsantritt Sadats bis zum Vortag des Oktoberkrieges. Dabei soll besonders der Rogers Plan von amerikanischer Seite und anschließend die Initiative von Sadat 1971 behandelt und eruiert werden, an welchen Streitpunkten zwischen Israel und Ägypten und in den außenpolitischen Ambitionen der Vereinigten Staaten diese gescheitert sind.
Parallel zu den Verhandlungen wird die offene Hinwendung Ägyptens zu den USA, die bereits unter Nasser stattfand, durchleuchtet, um aufzuzeigen, welche wirtschaftspolitischen Motive sich hinter diesem außenpolitischen Kurswechsel verborgen hatten, wie er von Seiten der USA wahrgenommen wurde und warum Ägypten trotz dieses offenen Kurses am Ende doch Israel, dem Patron der USA, angegriffen hatte.
Das darauf aufbauende Kapitel fasst die Einstellung der Israelis zusammen und geht der Frage nach, durch welche Seite am ehesten eine friedliche Beilegung des Konfliktes verhindert wurde bzw. hätte verhindert werden können. Das nächste Kapitel hat die Beziehung Ägyptens mit seiner jahrzehntelangen Patronatsmacht, der Sowjetunion, und die Folgen des außenpolitischen Kurswechsels Sadats zum Thema.
In einem ersten Schritt wird in einem kurzen Exkurs ein Überblick über die Entwicklung des Patron-Klient-Verhältnisses zwischen der Sowjetunion und Ägypten offeriert. Der Kern des Kapitels arbeitet die einzelnen Schritte der Abkehr von der Sowjetunion und deren Gründe heraus, um am Ende der Frage nachzugehen, warum Sadat den Bruch mit der Sowjetunion de facto nicht vollzog, sondern gleichzeitig die Verbindung nach außen hin bereits 1971 mit dem Sowjetisch-Ägyptischen Freundschaftsvertrages festigte.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Hinführung und Themafrage
- Quellenlage
- Forschungsstand
- Die politische und soziökonomische Ausgangslage für Anwar al-Sadat
- Die Bedeutung Ägyptens in einer bipolaren Welt
- Die Weichenstellung für Sadats Außenpolitik
- Die Friedensinitiativen nach dem Junikrieg 1967
- Der Rogers-Plan
- Die Friedensinitiative Sadats im „Jahr der Entscheidungen“ 1971
- Die amerikanische Perzeption der Politik Sadats
- Die Haltung Israels - Status quo und das Sicherheitsbedürfnis
- Die Beziehungen zur Sowjetunion
- Auf Konfrontationskurs mit der Sowjetunion
- Die Beziehungen zu den arabischen Staaten
- Zusammenfassung und Ausblick
- Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die Außenpolitik Anwar Sadats zwischen 1970 und 1973, insbesondere im Hinblick auf ihre Implikationen mit dem Oktoberkrieg. Sie untersucht die politischen und soziökonomischen Rahmenbedingungen, die Sadats Handeln prägten, sowie die Entwicklung der Friedensverhandlungen in dieser Zeit. Die Arbeit beleuchtet die außenpolitischen Motive und Ziele Sadats, einschließlich seiner Beziehungen zu den USA, Israel und der Sowjetunion.
- Die Folgen des Sechs-Tage-Krieges für Ägypten und Sadats Bestreben, diese zu revidieren
- Sadats Außenpolitik im Kontext der bipolaren Welt und die strategische Bedeutung Ägyptens
- Die Friedensinitiativen und Verhandlungen zwischen Ägypten, Israel und den USA
- Die Beziehung Ägyptens zur Sowjetunion und Sadats außenpolitischer Kurswechsel
- Die Rolle der arabischen Staaten und die Mobilisierung der blockfreien Länder im Vorfeld des Oktoberkrieges
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in die Thematik der Arbeit ein und präsentiert die Forschungsfrage. Sie beleuchtet die Bedeutung des Oktoberkrieges für Sadats Außenpolitik und stellt die zentralen Ziele seiner Politik dar. Kapitel 2 analysiert die politische und soziökonomische Ausgangslage für Sadat bei seinem Regierungsantritt 1970, wobei die geostrategische Bedeutung Ägyptens im Kontext des Kalten Krieges beleuchtet wird. Kapitel 3 befasst sich mit den Friedensverhandlungen zwischen 1970 und 1973, wobei der Rogers-Plan und die Friedensinitiative Sadats im „Jahr der Entscheidungen“ 1971 im Zentrum stehen. Kapitel 4 untersucht die Haltung Israels und die Frage, ob ein friedlicher Konfliktlösung durch eine der Seiten verhindert wurde. Kapitel 5 behandelt die Beziehungen Ägyptens zur Sowjetunion und beleuchtet den außenpolitischen Kurswechsel Sadats. Kapitel 6 analysiert die internationalen und regionalen Beziehungen Ägyptens hinsichtlich der arabischen Staaten und zeigt die Motive Sadats auf, die Beziehungen zu diesen zu verbessern. Die Zusammenfassung und der Ausblick bieten einen Resümee der zentralen Erkenntnisse der Arbeit.
Schlüsselwörter
Anwar Sadat, Oktoberkrieg, Außenpolitik, Nahostkonflikt, Friedensinitiativen, USA, Israel, Sowjetunion, arabische Staaten, bipolare Welt, geostrategische Bedeutung, Friedensverhandlungen, Rogers-Plan, Kurswechsel, Patron-Klient-Verhältnis, Selbstvertrauen, Demütigung, Krieg, Resolution 242.
- Arbeit zitieren
- Jan Niklas Weinhagen (Autor:in), 2016, Die Außenpolitik Anwar Sadats zwischen 1970 und 1973 und ihre Implikationen für den Oktoberkrieg, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/899399