Das Kreditgeschäft der Finanzintermediäre befindet sich seit Jahren im Umbruch. Ab den 90er Jahren wurden die bisherigen Erkenntnisse über die Marktrisiken auf den Bereich des Kreditrisikomanagements übertragen. Vor allem die Banken der Industrienationen wurden zu diesem Schritt gezwungen, da sie sehr hohe Beträge ihres Kreditvolumens (Exposure) abschreiben mussten oder aber die Kreditverluste konnten nur durch staatliche Unterstützungen aufgefangen werden. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Stellvertretend sind die strukturelle Zunahme der Unternehmensinsolvenzen, der zunehmende Wertverlust der Realsicherheiten von Krediten oder die sinkenden Risikomargen durch Deregulierung und Expansion des Kreditgeschäftes zu nennen. Die Banken erkannten, dass sie die Steuerung des Risikos im Kreditgeschäft zu lange (zumindest partiell) ignoriert hatten. Fundamental für ein erfolgreiches Risikomanagement ist die Fähigkeit, risikogerechte Entscheidungen zu treffen, sowie erreichte Ergebnisse und finanzielle Folgen für das Unternehmen beurteilen zu können. Basierend auf den Erkenntnissen zu Risiko und Risikomanagement kann durch den Einbezug von Renditeüberlegungen eine risikoorientierte Unternehmenssteuerung und Performancemessung durchgeführt werden, welche somit im Shareholder-Value Konzept risikoorientierten Überlegungen mehr Gewicht einräumen kann. Performancemessung und Kapitalallokation sind aus diesen Überlegungen heraus heute in modernen Banken von entscheidendem Interesse. Es ist wichtig sicherzustellen, dass sich die Bank im effizienten Bereich des trade-off zwischen Risiko und Ertrag befindet. Dazu müssen effektive risikoadjustierte Performancemessinstrumente entwickelt werden, denn „what you can’t measure well, you can’t manage or price well.“ Die Einführung dieser Instrumente kann als Revolution der bisherigen Bankenwelt bezeichnet werden. Diese Arbeit soll das Risikomanagement in Banken mit besonderem Augenmerk auf das Kreditgeschäft erläutern und zielgerichtet auf die Darstellung von risikoorientierten, also risikoadjustierten, Performancemessungen hinarbeiten. Besonderer Bezug wird dabei auf die wertorientierte Unternehmensführung anhand von risikoadjustierten Performancemaßen im Kontext des Kreditgeschäftes genommen.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Ziel der Arbeit und Abgrenzung des Problemgegenstandes
- Gang der Arbeit
- Risiko und Risikomanagement in Banken
- Risikoarten in Banken
- Die Marktrisiken
- Das Währungsrisiko
- Das Zinsänderungsrisiko
- Das Aktienkursrisiko
- Die Ausfallrisiken
- Das Bonitätsrisiko
- Das Länderrisiko
- Das Liquiditätsrisiko
- Die Risikoquantifizierung
- Das Value at Risk Modell
- Der Cashflow at Risk
- Credit at Risk
- Der erwartete Verlust
- Die erwartete Ausfallwahrscheinlichkeit
- Der Verlust bei Insolvenz des Kreditnehmers
- Das Kreditäquivalent
- Die Berechnung des erwarteten Verlustes
- Der unerwartete Verlust
- Zeithorizonteffekte
- Die Implementierung eines Portfoliomodells
- Der Grundmechanismus der Portfoliomodellierung
- Die konzeptionelle Umsetzung des Kreditportfolios
- Ausfall- vs. marktwertbasierte Modelle
- Abdiskontierung vs. risikoneutrale Bewertung
- Berücksichtigung der Korrelationen
- Modelle zur Risikomessung in der Praxis
- CreditMetrics
- CreditRisk*
- CreditPortfolio View
- Konzepte zur (risikoorientierten) Performance-Messung
- Gängige Performancemaße
- Die Sharpe -Ratio
- Das Treynor-Maß
- Die wertbasierte Performancemessung
- Das Shareholder-Value Konzept
- Value Ausrichtung versus Stakeholder Ausrichtung
- Das Stakeholder-Value Konzept
- Die Balanced Scorecard
- Der Value Begriff
- Das EVA-Konzept
- Market Value Added (MVA)
- Die Berechnung von EVA
- Die Verbesserung von wertgenerierenden Prozessen
- Die Verbesserung der Rückflüsse auf das investierte Kapital
- Die Realisation zusätzlicher wertschaffender Projekte
- Desinvestitionen bei wertverringernden Aktivitäten
- Die Verlängerung der wertschaffenden Perioden
- Die Reduzierung der Kapitalkosten
- Würdigung und Erkenntnisse des EVA-Konzeptes
- Der Cashflow Return on Investment (CFROI)
- Risk Adjusted Performance Measurements (RAPM)
- Entwicklung und Definitionen
- RORAC (Return on Risk adjusted Capital)
- RAROC (Risk adjusted Return on Capital)
- RAROC und EVA
- RARORAC (Risk-adjusted Return on risk-adjusted Capital)
- Umsetzungsprobleme
- einheitliche Eigenmittelprämien
- Loan-Arbitrage-Free-Pricing-Konzept
- Die Bestimmung der anrechenbaren Rendite
- Die Anwendung der risikoorientierten Konzepte im Bankensektor
- Die Rendite -/Risikosteuerung mit Hilfe von RAPM
- Die Konzeption eines risikoadjustierten KZ-Systems
- ROE und RORAC
- Die Bildung von Limitensystemen
- Limitensysteme im Kreditrisikobereich
- Die Planung und Kontrolle der Kennzahlen
- Die Planung geschäftsbereichsorientierter RORAC-Kennzahlen
- Die Kontrolle der risikoadjustierten Ergebnisse
- Die Optimierung der RORAC-basierten Risikokapitalallokation
- Die zentrale Allokation
- Die Allokation über einen internen Kapitalmarkt
- Pricing mittels RAROC
- Risikoarten und Risikomanagement in Banken
- Modelle zur Risikomessung und -steuerung (z.B. Value at Risk, Credit at Risk)
- Konzepte zur risikoorientierten Performancemessung (z.B. RAROC, EVA)
- Die Implementierung von risikoorientierten Konzepten im Bankensektor
- Die Bedeutung des Kreditrisikomanagements für die Performance von Banken
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Zielsetzung und den Aufbau der Arbeit dar, sowie eine kurze Abgrenzung des Problemgegenstandes.
- Risiko und Risikomanagement in Banken: Dieses Kapitel behandelt die verschiedenen Risikoarten, die in Banken auftreten können, wie z.B. Marktrisiken, Ausfallrisiken und Liquiditätsrisiken. Außerdem werden verschiedene Methoden der Risikoquantifizierung vorgestellt, wie z.B. Value at Risk und Credit at Risk.
- Modelle zur Risikomessung in der Praxis: In diesem Kapitel werden verschiedene Modelle zur Risikomessung in der Praxis vorgestellt und analysiert, wie z.B. CreditMetrics, CreditRisk* und CreditPortfolio View.
- Konzepte zur (risikoorientierten) Performance-Messung: Dieses Kapitel behandelt verschiedene Konzepte zur Performancemessung, die den Faktor Risiko berücksichtigen. Dazu zählen die gängigen Performancemaße Sharpe -Ratio und Treynor-Maß, sowie wertbasierte Performancemodelle wie Shareholder-Value Konzept, EVA-Konzept und Cashflow Return on Investment (CFROI).
- Risk Adjusted Performance Measurements (RAPM): Dieses Kapitel behandelt die Entwicklung und Definition von RAPM, insbesondere die Konzepte RORAC, RAROC und RARORAC. Es werden auch Umsetzungsprobleme der RAPM-Modelle im Detail diskutiert.
- Die Anwendung der risikoorientierten Konzepte im Bankensektor: In diesem Kapitel wird die Anwendung von risikoorientierten Konzepten im Bankensektor anhand von Beispielen erläutert. Es werden die Konzeption eines risikoadjustierten KZ-Systems, die Bildung von Limitensystemen im Kreditrisikobereich, die Planung und Kontrolle der Kennzahlen sowie die Optimierung der Risikokapitalallokation behandelt.
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Diplomarbeit befasst sich mit der Anwendung von risikoadjustierten Performancemaßen in Banken unter besonderer Berücksichtigung des Kreditrisikomanagements. Das Ziel der Arbeit ist es, die verschiedenen Modelle zur Risikomessung und -steuerung in Banken zu analysieren und zu bewerten sowie deren Anwendung in der Praxis aufzuzeigen.
Zusammenfassung der Kapitel
Schlüsselwörter
Die Arbeit konzentriert sich auf die Analyse von risikoadjustierten Performancemaßen im Bankensektor, insbesondere im Kontext des Kreditrisikomanagements. Zentrale Begriffe sind dabei: Risikoarten, Risikomessung, Value at Risk, Credit at Risk, RAROC, EVA, RORAC, Risikokapitalallokation, Performancemessung, Kreditrisikomanagement und Kreditportfoliomodellierung.
- Quote paper
- Markus Kudernatsch (Author), 2002, Die Anwendung von risikoorientierten Performancemassen in Banken unter besonderer Berücksichtigung des Kreditrisikomanagements, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/8972