Bis weit in das 19. Jahrhundert hinein dominierte die Auffassung, dass Erkenntnis die Widerspiegelung einer unabhängig vom erkennenden Bewusstsein existierenden, objektiven Realität sei. Mittels der klassischen Mimesis könne die Realität im Werk gespiegelt werden. G. Lukás schreibt der realistischen Literatur die Möglichkeit zu, die gesellschaftliche Totalität widerzuspiegeln. Ein Werk wie von Honoré de Balzac sei für ihn ein Musterbeispiel, da es die relevanten gesellschaftlichen Widersprüche aufzeige. Mit Beginn des 20. Jahrhunderts zeigt sich aber eine grundlegende Skepsis gegenüber der Vorstellung, Sprache sei ein transparentes Medium zur Erfassung und Kommunikation von Wirklichkeit. Es entwickelt sich die Auffassung, dass menschliche Erkenntnis nur durch Sprache strukturiert sei und demnach auch die Grenze des Erkennbaren darstelle. Wirklichkeit jenseits von Sprache sei nicht existent oder zumindest unerreichbar. Diese bereits in der Moderne angelegte Erkenntnisskepsis erreicht in der Postmoderne in den 1980er Jahren ihren Höhepunkt, in dem sie die Erkenntnismöglichkeiten der Wissenschaft und Religion in Frage stellt. Eine Erfassung und Erklärung der Welt nach dem aufklärerischen Modell der Vernunft ist nicht mehr möglich. Süskinds "Das Parfum" ist hierfür paradigmatisch.
Diese Arbeit fragt in einem diachronen Vergleich nach der Konstituition der Wirklichkeit und wie sie sich innerhalb dieser Werke manifestiert.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Wirklichkeit - Abbild oder Konstruktion
- Realismus
- Wirklichkeit
- Subjekt
- Identität
- Paradigmenwechsel in der Wirklichkeitsauffassung
- Linguistic turn
- Postmoderne
- Identität
- Subjekt
- Wirklichkeit
- Intertextualität
- Realismus
- Diachroner Vergleich
- Balzacs Poetik der autonomen Wirklichkeitserfahrung am Beispiel „Ferragus“
- Süskinds subjektive Wirklichkeitskonstruktion in „Das Parfum“
- Schlussbetrachtung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Hausarbeit befasst sich mit der Darstellung von Wirklichkeit in der Literatur, speziell mit dem diachronen Vergleich zwischen Balzacs „Ferragus“ und Süskinds „Das Parfum“. Im Mittelpunkt steht die Frage, wie sich die Konzepte von Wirklichkeit, Subjekt und Identität in den Werken widerspiegeln und wie diese mit den Paradigmenwechseln in der Literatur und Philosophie zusammenhängen.
- Der Einfluss des Realismus und der Postmoderne auf die Wirklichkeitsdarstellung in der Literatur.
- Die Rolle des Subjekts in der Konstruktion von Wirklichkeit.
- Die Entwicklung des Begriffs der Identität im historischen Prozess.
- Der diachrone Vergleich als Methode zur Analyse literarischer Werke.
- Die Bedeutung des Linguistic turn und der Intertextualität für die Interpretation von Literatur.
Zusammenfassung der Kapitel
- Die Einleitung stellt die Aufgabenstellung der Hausarbeit vor und führt in die Problematik des diachronen Vergleichs ein. Sie beleuchtet die Bedeutung von historischen Prozessen für die Entwicklung von Theorien und literarischen Werken. Die Einleitung stellt auch die Relevanz des Subjekt-Objekt-Problems für die Betrachtung der Wirklichkeitskonstruktion dar.
- Das erste Kapitel analysiert den Realismus als literarische Strömung und stellt die verschiedenen Interpretationen des Begriffs dar. Es beleuchtet die Bedeutung des kritischen Realismus für die Darstellung sozialer Widersprüche und die Rolle des Subjekts in der bürgerlichen Gesellschaft.
- Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit dem Paradigmenwechsel in der Wirklichkeitsauffassung, insbesondere mit dem Linguistic turn und der Postmoderne. Es untersucht die Auswirkungen dieser Theorien auf die Konzepte von Identität, Subjekt und Wirklichkeit.
- Das dritte Kapitel stellt die beiden Werke „Ferragus“ und „Das Parfum“ im diachronen Vergleich vor. Es analysiert Balzacs Poetik der autonomen Wirklichkeitserfahrung und Süskinds subjektive Wirklichkeitskonstruktion.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den zentralen Begriffen der Wirklichkeitsdarstellung, des Realismus, der Postmoderne, des Subjekts, der Identität, des Linguistic turn und der Intertextualität. Sie untersucht die Bedeutung dieser Begriffe für die Analyse und Interpretation der Werke „Ferragus“ und „Das Parfum“ im diachronen Vergleich.
- Arbeit zitieren
- Annika Singelmann (Autor:in), 2006, Surrogat der Wirklichkeit, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/89465