Die vorliegende Diplomarbeit stellt - ausgehend von dem Phänomen einer generellen Begeisterung für das Mittelalter und die Literatur des Mittelalters, speziell für das Nibelungenlied - eine regionale Besonderheit ins Zentrum ihres Interesses: die im Zweijahres-Rhythmus stattfindenden Nibelungenfestspiele der Stadt Plattling. Ausgangspunkt der dortigen Nibelungen-Begeisterung stellt die Tatsache dar, dass dieser Ort in einigen Handschriften des Nibelungenliedes, speziell Handschrift c und a, erwähnt wird, und zwar als eine Station Kriemhilds auf dem Weg von Worms über Passau zu König Etzel.
Die Arbeit spannt einen weiten Bogen von der wissenschaftlichen Auseinandersetzung mit der Rezeption des Mittelalters in der Literatur und Kunst des 20. Jahrhunderts über die Vermarktung des Nibelungenliedes, auch im Tourismus, hin zur Analyse der Rolle Plattlings im Nibelungenlied. Im Anschluss daran werden die Anfänge des Plattlinger Laienspiels, die Gründung des örtlichen Fördervereins und die dadurch entstandene umfassende Begeisterung für alles Mittelalterliche innerhalb der städtischen Gemeinde beschrieben. Hierzu konnte die Verfasserin auf die örtliche Unterstützung aller Beteiligten, auch der einschlägigen Behörden und Archive, zurückgreifen. Das abschließende Kapitel gilt der Analyse des Laienspiels „Die Nibelungen in Plattling“ von Josef Widl und seinem Vergleich mit den einschlägigen Quellen (Nibelungenlied, nordische Stofftraditionen und Wagners Ring). Im Anhang findet sich auch ein Interview mit dem derzeitigen Regisseur des Stückes, Josef Meißner.
Inhaltsverzeichnis
- I. DIE NIBELUNGEN - EIN ABENTEUERLICHER REISEFÜHRER
- II. DIE REZEPTION DES MITTELALTERS
- 1. Allgemeiner Überblick
- 2. Die produktive Rezeption des Nibelungenliedes seit Mitte des 20. Jahrhunderts
- 2.1 Literatur
- 2.1.1 Erwachsenenliteratur
- 2.1.2 Kinder- und Jugendliteratur
- 2.1.3 Lyrik
- 2.2 Theaterlandschaft
- 2.2.1 Musiktheater
- 2.2.2 Sprechtheater
- 2.3 Bildende Kunst
- 2.4 Filme
- 2.5 Unterricht
- III. DIE VERMARKTUNG DES NIBELUNGENLIEDES IM TOURISMUS
- 1. Theoretische Vorüberlegungen
- 2. Inszenierung von Geschichte: Die Nibelungen in Deutschland
- 2.1 Nibelungenfestspiele
- 2.2 Nibelungen-Siegfried-Straße
- 3. Resümee
- IV. DIE ROLLE PLATTLINGS IM NIBELUNGENLIED
- 1. Klärung der relevanten Textstelle
- Exkurs: Die Handschriften des Nibelungenliedes
- a Allgemeiner Überblick
- b Die 'Plattling-freundlichen' Handschriften
- b1 Handschrift C
- b2 Handschrift a
- 2. Versuch einer Begründung für die Erwähnung Plattlings
- 3. Darstellung des Kontextes
- V. DIE REZEPTION DES NIBELUNGENLIEDES IN PLATTLING
- 1. Gestaltung der Nibelungen-Vergangenheit
- 1.1 Nibelungen-Festspiele
- 1.1.1 Die Anfänge
- 1.1.2 Uraufführung des Laienspiels
- 1.1.3 Lagerleben als Begleitveranstaltung
- 1.1.4 Die Rolle des Fördervereins Nibelungenfestspiel Plattling
- 1.1.5 Tradition und Weiterentwicklung
- 1.1.6 Nibelungenmarkt
- 1.2 Bildende Kunst
- 1.3 Schulen
- 1.4 Kindergarten
- 1.5 Tourismus
- 1.6 Gastronomie
- 1.7 Stadtwappen und Straßennamen
- 2. Nicht realisierte Projekte
- 3. Resümee
- VI. DIE NIBELUNGEN IN PLATTLING - EINE ANALYSE DER REGIEVORLAGE
- 1. Gattung
- 2. Der Autor Josef WIDL
- 3. Inhalt
- 3.1 Kurze Zusammenfassung
- 3.2 Kleidung
- 3.2.1 im Bühnenstück von Josef WIDL
- 3.2.2 im Nibelungenlied
- 3.3 Struktur
- 3.4 Figuren
- 4. Quellenlage
- 4.1 Vergleich mit dem Nibelungenlied
- 4.1.1 Unterschiede und Defizite
- 4.1.2 Verständnisschwierigkeiten, auch aus Laiensicht
- 4.2 Vergleich mit nordischer Stofftradition und WAGNERS Ring
- 5. Vergleich mit der Urfassung des Laienspiels von 1988
- 6. Resümee
- VII. AUSBLICK
- Interview mit dem Regisseur Josef MEIẞNER
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Diplomarbeit befasst sich mit der Präsenz des Nibelungenliedes in aktuellen Verwendungskontexten. Die Verfasserin analysiert die Rezeption des mittelalterlichen Stoffes im Tourismus, insbesondere am Beispiel der Stadt Plattling, die im Nibelungenlied erwähnt wird.
- Rezeption des Nibelungenliedes im 20. und 21. Jahrhundert
- Analyse der Nibelungen-Thematik im Tourismus
- Die Rolle Plattlings im Nibelungenlied
- Rezeption des Nibelungenliedes in Plattling
- Vergleich der Bühnenfassung des Nibelungenliedes mit dem Originaltext
Zusammenfassung der Kapitel
- Kapitel I befasst sich mit der Rezeption des Nibelungenliedes als "abenteuerlicher Reiseführer". Es werden verschiedene Reiseführer vorgestellt, die den Weg der Nibelungen durch Deutschland, Österreich und Ungarn nachzeichnen.
- Kapitel II bietet einen Überblick über die Rezeption des Mittelalters und die produktive Rezeption des Nibelungenliedes seit Mitte des 20. Jahrhunderts. Es werden verschiedene Bereiche wie Literatur, Theater, Bildende Kunst und Filme beleuchtet.
- Kapitel III analysiert die Vermarktung des Nibelungenliedes im Tourismus und stellt die Nibelungenfestspiele und die Nibelungen-Siegfried-Straße vor.
- Kapitel IV untersucht die Rolle Plattlings im Nibelungenlied und klärt die relevante Textstelle sowie den Kontext der Erwähnung Plattlings.
- Kapitel V befasst sich mit der Rezeption des Nibelungenliedes in Plattling, wobei die Nibelungen-Festspiele, die Bildende Kunst, Schulen, Kindergarten, Tourismus, Gastronomie und Stadtwappen beleuchtet werden.
- Kapitel VI analysiert die Regievorlage des Nibelungenliedes für die Plattlinger Festspiele und vergleicht sie mit dem Originaltext sowie mit anderen Bühnenfassungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit beschäftigt sich mit dem Nibelungenlied, seiner Rezeption in aktuellen Verwendungskontexten, insbesondere im Tourismus. Weitere wichtige Schlagwörter sind Plattling, Nibelungenfestspiele, Nibelungen-Siegfried-Straße, mittelalterliche Literatur, Bühnenfassung, Regievorlage, Laienspiel.
- Quote paper
- Dipl.-Hdl. Christina Hacker (Author), 2006, Die Nibelungen in Plattling - Überlegungen zur Präsenz mittelalterlicher Texte in aktuellen Verwendungskontexten, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/89122