Vom 9. bis 14. November 2001 wurde in Doha, im Wüstenemirat Qatar der Auftakt zur vierten Welthandelsrunde der WTO abgehalten. Die Konferenz widmete sich vor allem zwei Hauptthemen: Zum einen sollte eine Regelung bezüglich der umstrittenen Agrarsubventionen in den USA und der EU gefunden werden, welche nach Ansicht der ärmeren Länder Entwicklungs- und Schwellenländern immer noch den Zugang zum Weltmarkt für Agrarprodukte erschwert. Zum anderen sollte eine Lösung für Probleme gefunden werden welche das TRIPS-Abkommen (Trade-Related Aspects of Intellectual Property Rights), das noch in der im Rahmen des GATT durchgeführten Uruguay-Runde verabschiedet wurde, hervorbrachte. Das TRIPS Abkommen wurde im Interesse einiger Industrieländer zum Schutze der IPR (Rechte an geistigem Eigentum) durchgesetzt, und dient dem weltweiten Schutz von geistigem Eigentum.
IPR umfassen grob drei Felder. Sie schützen zum einen Produktmarken, um Plagiaten entgegenzuwirken, zum anderen schützen sie das geistige Eigentum an Musik und Software, mit dem Ziel, weltweit gegen Raubkopierer vorgehen zu können. Das meistdiskutierte Feld der IPR ist aber der Schutz von geistigem Eigentum in den Bereichen Wissen-schaft und Entwicklung, welches unter anderem auch den Patentschutz an Medikamenten umfasst. Die Umsetzung des TRIPS-Abkommens entfachte vor allem Protest bei LDC-Ländern, für deren Bevölkerung dieses Abkommen keine Möglichkeit mehr vorsah, an Medikamente gegen AIDS, Malaria, Tuberkulose und andere Pandemien zu gelangen, weil diese zu teuer geworden waren. Diese Länder waren über Jahre auf den Import von Nachahmeprodukten (Generika) aus Ländern wie Brasilien, Südafrika und Thailand angewiesen. Die Pharmaindustrien in diesen Ländern kopierten bis dato Medikamente, die vor allem von den großen Pharmakonzernen in den USA und der Schweiz entwickelt wurden, und verkauften diese auf dem großen Markt, den die LDC-Länder bieten. Um diese Generikaproduktion zu unter-binden, unterstützte die Pharmaindustrie mit Nachdruck die Durchsetzung des TRIPS-Abkommens in der Uruguay-Runde, indem sie massiven Einfluss, insbesondere auf die US-Regierung nahm.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Die Folgen der Uruguay-Runde und der Weg nach Doha
- Der rationalistische Ansatz und die Doha-Deklaration
- Der konstruktivistische Ansatz und die Doha-Deklaration
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Seminararbeit analysiert die Gründe für die Einigung auf die Zusatzerklärung zum TRIPS-Abkommen während der Doha-Runde. Im Fokus steht die Frage, ob die beteiligten Länder von profitorientierten Wirtschaftsinteressen oder von normativen Überlegungen geleitet wurden. Die Analyse erfolgt unter Anwendung eines rationalistischen und eines konstruktivistischen Ansatzes.
- Die Folgen des TRIPS-Abkommens für Entwicklungsländer
- Die Rolle von Wirtschaftsinteressen und Lobbygruppen
- Die Bedeutung der "globalen Zivilgesellschaft" in internationalen Verhandlungen
- Die Anwendung des rationalistischen und des konstruktivistischen Ansatzes in der Analyse internationaler Beziehungen
- Der Kompromiss zwischen Schutz von geistigem Eigentum und Zugang zu Medikamenten in Entwicklungsländern
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Arbeit stellt die Doha-Runde und ihre zentralen Themen, insbesondere die Problematik des TRIPS-Abkommens und die Rolle von Entwicklungsländern, vor. Die Zielsetzung und die methodischen Ansätze der Analyse werden erläutert.
- Die Folgen der Uruguay-Runde und der Weg nach Doha: Dieses Kapitel beleuchtet die Auswirkungen des TRIPS-Abkommens, das im Rahmen der Uruguay-Runde verabschiedet wurde, auf Entwicklungsländer. Es werden insbesondere die Folgen für den Zugang zu lebenswichtigen Medikamenten in ärmeren Ländern hervorgehoben.
Schlüsselwörter
Doha-Deklaration, TRIPS-Abkommen, geistiges Eigentum, Entwicklungsländer, Zugang zu Medikamenten, rationalistischer Ansatz, konstruktivistischer Ansatz, globale Zivilgesellschaft, WTO, Uruguay-Runde, Wirtschaftsinteressen, Menschenrechte, Lobbyismus.
- Arbeit zitieren
- Bachelor of Arts Johannes Schumm (Autor:in), 2005, Der Weg zur Doha-Deklaration - Globale Zivilgesellschaft oder Wirtschaftsinteressen? , München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/87982