I. Einleitung
Das Verfahren der Objektiven Hermeneutik ist in das Feld der qualitativ empirischen Sozialforschung eingebettet.
Hermeneutik kann als die Kunst des Interpretierens, des Deutens bezeichnet werden. Die einzelnen Sinnschichten sollen durch diese Methode zutage gefördert werden, dabei befinden sich die Deuter jedoch stets im Spannungsfeld von variablen Situationen und invarianten Elementen. Um diese unsicheren Faktoren zu minimieren und Erkenntnisse von subjektiven Einflüssen weitestgehend zu bereinigen, wird bei der Objektiven Hermeneutik vorwiegend mit Texten als soziale, manifeste (Wirklichkeits-)Protokolle gearbeitet. Denn ein gewichtiges Kriterium ist wiederholbare Abrufbarkeit der Daten.
Objektivität soll durch fest aufgestellte, explizite Regeln erzeugt werden. Die Objektive Hermeneutik ist bestrebt, erkenntnissichernde Instrumente zu entwickeln, die sich intersubjektiv anwenden und Schwankungen in den Ergebnissen nur sehr gering ausfallen lassen.
Diskursiv schreiten die Betrachter von Einzelfall zu Einzelfall, die in diesen Abschnitten auftauchenden Zeichen sollen vom Kontext losgelöst erschlossen werden.
Der Objektiven Hermeneutik als Paradigma geht es primär um das Wie des Verstehens, daher wird sie auch als Modell, als Methodologie bezeichnet. Nicht das Intendierte der im Text handelnden Personen steht im Vordergrund, vielmehr wird deren direkte, losgelöste Handlung untersucht.
Das Verfahren ist bemüht, die charakteristischen Strukturen der sozialen Welt zu erforschen und letztendlich zu verstehen. Die konstitutiven Merkmale eben dieser stehen im Mittelpunkt dieses Forschungsprogramms.
In dieser Arbeit werde ich Objektive Hermeneutik als Eigenamen verwenden, daher sind auch beide Anfangsletter groß geschrieben.
Inhaltsverzeichnis
- I. Einleitung
- II. Abriss zur Methodologie der Objektiven Hermeneutik
- II.1 Protokolle als objektive Grundlage
- II.1.2 Der Texte als regelerzeugtes Gebilde
- II.2 Der autonome Fall
- II.2.1 Rekonstruktion und Struktur des Falles
- II.2.2 Latente Sinnstrukturen und objektive Bedeutungsstrukturen statt subjektiver Disposition
- II.2.3 Klinische Datenerhebung und rekonstruktionslogische statt subsumtionslogischer Auswertung
- II.2.4 Strukturgeneralisierung
- II.1 Protokolle als objektive Grundlage
- III. Elemente der Methode der Objektiven Hermeneutik
- III.1 Kontextfreiheit
- II.2 Wörtlichkeit
- II.3 Sequenzanalyse
- II.4 Extensivität
- II.5 Sparsamkeit
- III. Resümee
- Literatur
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Arbeit befasst sich mit der Methodologie und Methodik der Objektiven Hermeneutik, einem Verfahren der qualitativ empirischen Sozialforschung. Ziel ist es, die Grundpfeiler dieser Methode und ihre Bedeutung im Kontext der Sozial-, Kultur- und Geisteswissenschaften zu erörtern.
- Protokolle als objektive Grundlage für die Analyse von Sinnstrukturen
- Der Text als regelerzeugtes Gebilde und seine Rolle in der Rekonstruktion sozialer Handlungsmuster
- Der autonome Fall und die Rekonstruktion latenter Sinnstrukturen
- Elemente der Objektiven Hermeneutik: Kontextfreiheit, Wörtlichkeit, Sequenzanalyse, Extensivität und Sparsamkeit
- Die Bedeutung der Objektiven Hermeneutik für die Erforschung der konstitutiven Merkmale der sozialen Welt
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung stellt die Objektive Hermeneutik als Verfahren der qualitativ empirischen Sozialforschung vor und betont ihre Bedeutung für die Analyse von Sinnstrukturen in Texten als sozialen Protokollen.
Kapitel II skizziert die Methodologie der Objektiven Hermeneutik und befasst sich mit dem Empiriebegriff in den Sozialwissenschaften. Es wird erläutert, dass Sinnstrukturen nicht direkt wahrnehmbar sind, sondern sich durch Texte als Protokolle von latenten Sinnstrukturen erschließen lassen. Die Bedeutung von Regeln für soziales Handeln und die Rolle von Texten als regelerzeugte Gebilde werden beleuchtet.
Kapitel III stellt die wichtigsten Elemente der Objektiven Hermeneutik vor, darunter Kontextfreiheit, Wörtlichkeit, Sequenzanalyse, Extensivität und Sparsamkeit. Diese Elemente ermöglichen eine systematische Rekonstruktion und Interpretation von Texten als soziale Protokolle.
Schlüsselwörter
Die zentralen Schlüsselbegriffe dieser Arbeit sind Objektive Hermeneutik, qualitative Sozialforschung, Sinnstrukturen, Protokolle, Texte, Regeln, Rekonstruktion, Kontextfreiheit, Wörtlichkeit, Sequenzanalyse, Extensivität, Sparsamkeit.
- Arbeit zitieren
- Hauke Reher (Autor:in), 2007, Objektive Hermeneutik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/87604