Juan Ginés de Sepúlveda, Amerigo Vespucci und Cornelius Tacitus: Was diese drei Autoren vereint ist der prüfende Blick des Eroberers auf kulturfremde Ureinwohner. Sepúlveda und Vespucci halten ihre Sicht auf die Indios fest, Tacitus widmet sich den Germanen. Ein text-analytischer oder sozialhistorischer Vergleich dieser drei Autoren bietet sich also nicht offenkundig an.
Bei Bearbeitung und Untersuchung der beiden neuzeitlichen Autoren Juan Ginés de Sepúlve-da und Amerigo Vespucci jedoch im Vergleich mit dem antiken Autor Cornelius Tacitus trat durch die markante Wortwahl bei vielen Phrasen schnell ein Wiedererkennungseffekt ein, der mich häufig dazu veranlasste, so manche Textstelle erneut auf Entsprechungen zu überprüfen. Die Berücksichtigung der Chronologie ließ vermuten, dass die bei Tacitus entstandenen Topoi – gerade da solche im Humanismus eine gesteigerte Bedeutung erfuhren – den neuzeitlichen Autoren durchaus geläufig waren. (Auch die „Germania“ selbst wurde gerade im Humanismus zur wissenschaftlich-ideologischen Überlegungen analysiert. ) Es sei nur daran erinnert, dass Cortés seine an Karl V. gerichteten „Cartas de relación“ inhaltlich und formal bewusst an das Vorbild von Caesars „Bellum Gallicum“ anlehnte. Deshalb kann der Versuch dieses ungewöhnlichen Vergleichs gewagt werden.
Zuerst wird das taciteische Germanenbild in den Blick gerückt. Sobald Textanalyse und In-terpretation als für die Rezeption der neuzeitlichen Topik nötiges Hintergrundwissen dienen, kann eine Analyse der Fremdbilder Sepúlvedas und Vespuccis folgen. Dabei wird die text-immanente Analyse jeweils in ihren historischen Kontext gebettet. Erst zum Schluss werden die drei Autoren in einer vergleichenden Gesamtschau zusammengeführt und daraufhin untersucht, inwieweit der Blick eines Eroberers auf einen kleinsten Nenner gebracht werden kann.
Inhaltsverzeichnis
- Eroberer blicken auf Ureinwohner
- Die Germanen des Publius Cornelius Tacitus
- Formalanalyse der Germania
- „De origine et situ Germaniae“ – Textanalyse
- Historischer Kontext
- „Germania“ als wissenschaftliche Ethnographie?
- Die Indios bei Amerigo Vespucci und Juan Ginés de Sepúlveda
- Historischer Kontext
- Das Indiobild des Amerigo Vespucci
- Intention des Amerigo Vespucci
- Das Indiobild des Juan Ginés de Sepúlveda
- Intention des Juan Ginés de Sepúlveda
- Fremdenbild – Selbstbild: Tacitus, Vespucci und Sepúlveda im Vergleich
- Eine tabellarische Gegenüberstellung der Beschreibung indigener Völker
- Fremd- und Selbstdarstellung
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text untersucht die Perspektiven von Eroberern auf indigene Völker, indem er die Werke von Juan Ginés de Sepúlveda, Amerigo Vespucci und Cornelius Tacitus vergleicht. Die Analyse zielt darauf ab, die Entstehung von Fremdbildern in den jeweiligen historischen Kontexten zu verstehen und Gemeinsamkeiten und Unterschiede in der Darstellung der indigenen Kulturen herauszuarbeiten.
- Die Konstruktion von Fremdbildern durch Eroberer
- Die Rolle von Sprache und Rhetorik in der Darstellung indigener Völker
- Der Vergleich von Texten aus verschiedenen Epochen (Antike, Renaissance)
- Die Bedeutung von historischen Kontexten für die Interpretation von Texten
- Die Analyse von Texten als Mittel zur Erforschung von Kultur und Gesellschaft
Zusammenfassung der Kapitel
Das erste Kapitel widmet sich dem Gesamtüberblick über die Werke von Sepúlveda, Vespucci und Tacitus und stellt die Gemeinsamkeiten und Unterschiede ihrer Perspektive auf indigene Völker dar. Das zweite Kapitel beschäftigt sich mit der Analyse der "Germania" von Tacitus, wobei die Formalstruktur und die Darstellung der Germanen im Fokus stehen. Das dritte Kapitel untersucht die Darstellungen der Indios bei Amerigo Vespucci und Juan Ginés de Sepúlveda, wobei die Intentionen der Autoren und die historische Einordnung der Texte eine zentrale Rolle spielen.
Schlüsselwörter
Die wichtigsten Schlüsselwörter sind: Eroberer, Fremdbild, Selbstbild, indigene Völker, Germanen, Indios, Ethnographie, Tacitus, Vespucci, Sepúlveda, Textanalyse, Historischer Kontext.
- Quote paper
- Sarah Wendel (Author), 2005, Eroberer blicken auf Ureinwohner: Juan Ginés de Sepúlveda, Amerigo Vespucci und Cornelius Tacitus, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/86835