1. Einleitung
Negative Vorurteile und Ablehnung gegenüber Lehrern finden sich nicht nur in der Schülerschaft, sie sind heutzutage ein weit verbreitetes Phänomen. Ob unter Politikern, unter Eltern oder allgemein in der Bevölkerung: Lehrer gelten als „faule Säcke“. Es wird behauptet, sie bekämen zu viel Geld für zu viel Ferien und würden sich trotzdem permanent über die Schüler und deren Eltern beklagen. Zwar liegen deutsche Lehrer mit einem Einstiegsgehalt von 153 Prozent des Pro-Kopf-Bruttoinlandsproduktes auf Platz 1 in Europa, allerdings arbeiten sie mit einer jährlichen Arbeitszeit zwischen 865 und 1072 Stunden auch am längsten. Trotzdem sieht der Berufsalltag von Lehrern offenbar anders aus, als allgemein eingeschätzt. Wie sonst ist es zu erklären, dass mittlerweile 50 bis 60 Prozent der Lehrkräfte frühzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden – und zwar nicht, weil sie genügend Reichtümer angehäuft hätten, um davon leben zu können, sondern aus Krankheitsgründen. Mit über 50 Prozent nehmen psychische und psychosomatische Erkrankungen laut einer Studie des Erlangener Arbeits- und Sozialmediziners Andreas Weber die Spitzenposition bei den Gründen für die Frühpensionierung ein. Grundlage der Studie waren über 7000 Dienstunfähigkeitsgutachten aus ganz Deutschland. Angeführt wurden die psychischen bzw. psychosomatischen Erkrankungen von Depressionen und dem Burnout-Syndrom, gefolgt von Störungen des emotionalen Gleichgewichts und Alkoholproblemen. Weitere Ursachen für das vorzeitige Ausscheiden aus dem Berufsleben waren Muskel- und Skeletterkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden. Bei diesen letztgenannten Ursachen ist zu berücksichtigen, dass nicht geklärt wurde, inwieweit diese physischen Beschwerden psychosomatisch bedingt waren.
Eine aktuelle Studie von Joachim Bauer, Internist und Facharzt für psychosomatische Medizin an der Uniklinik Freiburg, an über 400 Freiburger Gymnasiallehrern und -lehrerinnen ergab, dass 35 Prozent der berufstätigen Lehrkräfte am Burnout-Syndrom leiden. Bei den Frauen sind insgesamt sogar 43 Prozent betroffen, bei den männlichen Pädagogen sind es 27 Prozent. Darüber hinaus stellte Bauer fest, dass weitere 20 Prozent der Pädagogen an Depressivität, Angstsymptomen und psychosomatischen Symptomen leiden, die als krankheitswertig und behandlungsbedürftig einzustufen sind.
Inhalt
1. Einleitung
2. Definition des Burnout-Begriffes, Symptomatik
2.1 Definition
2.2 Symptomatik
3. Belastungen im Lehrerberuf
4. Risikomuster nach Schaarschmidt
5. Fazit
6. Literaturliste
1. Einleitung
Negative Vorurteile und Ablehnung gegenüber Lehrern finden sich nicht nur in der Schülerschaft, sie sind heutzutage ein weit verbreitetes Phänomen. Ob unter Politikern, unter Eltern oder allgemein in der Bevölkerung: Lehrer gelten als „faule Säcke“. Es wird behauptet, sie bekämen zu viel Geld für zu viel Ferien und würden sich trotzdem permanent über die Schüler und deren Eltern beklagen. Zwar liegen deutsche Lehrer mit einem Einstiegsgehalt von 153 Prozent des Pro-Kopf-Bruttoinlandsproduktes auf Platz 1 in Europa, allerdings arbeiten sie mit einer jährlichen Arbeitszeit zwischen 865 und 1072 Stunden auch am längsten. Trotzdem sieht der Berufsalltag von Lehrern offenbar anders aus, als allgemein eingeschätzt. Wie sonst ist es zu erklären, dass mittlerweile 50 bis 60 Prozent der Lehrkräfte frühzeitig aus dem Berufsleben ausscheiden – und zwar nicht, weil sie genügend Reichtümer angehäuft hätten, um davon leben zu können, sondern aus Krankheitsgründen.[1] Mit über 50 Prozent nehmen psychische und psychosomatische Erkrankungen laut einer Studie des Erlangener Arbeits- und Sozialmediziners Andreas Weber die Spitzenposition bei den Gründen für die Frühpensionierung ein. Grundlage der Studie waren über 7000 Dienstunfähigkeitsgutachten aus ganz Deutschland. Angeführt wurden die psychischen bzw. psychosomatischen Erkrankungen von Depressionen und dem Burnout-Syndrom, gefolgt von Störungen des emotionalen Gleichgewichts und Alkoholproblemen. Weitere Ursachen für das vorzeitige Ausscheiden aus dem Berufsleben waren Muskel- und Skeletterkrankungen sowie Herz-Kreislauf-Beschwerden.[2] Bei diesen letztgenannten Ursachen ist zu berücksichtigen, dass nicht geklärt wurde, inwieweit diese physischen Beschwerden psychosomatisch bedingt waren.
Eine aktuelle Studie von Joachim Bauer, Internist und Facharzt für psychosomatische Medizin an der Uniklinik Freiburg, an über 400 Freiburger Gymnasiallehrern- und lehrerinnen ergab, dass 35 Prozent der berufstätigen Lehrkräfte am Burnout-Syndrom leiden. Bei den Frauen sind insgesamt sogar 43 Prozent betroffen, bei den männlichen Pädagogen sind es 27 Prozent. Darüber hinaus stellte Bauer fest, dass weitere 20 Prozent der Pädagogen an Depressivität, Angstsymptomen und psychosomatischen Symptomen leiden, die als krankheitswertig und behandlungsbedürftig einzustufen sind.[3]
Da diese Studien, und viele ähnliche Untersuchungen aus den letzten 10 bis 15 Jahren eindeutig zeigen, dass eine Vielzahl krankheitsbedingter Ausfälle und sogar die Mehrzahl der krankheitsbedingten Frühpensionierungen auf psychische und psychosomatische Ursachen zurückzuführen ist, und da Ausfälle, vor allem aber die Frühpensionierungen sowohl mit Blick auf das individuelle Wohl der Lehrkräfte, also auch mit Blick auf die ökonomischen Auswirkungen äußerst bedenklich sind, soll in den folgenden Ausführungen detaillierter auf die Belastungen und deren psychische Folgen im Lehrerberuf eingegangen werden, insbesondere auf das Burnout-Syndrom.
2. Definition des Burnout-Begriffes, Symptomatik
2.1 Definition
Das Burnout-Syndrom war lange Zeit wissenschaftlich umstritten, seit Anfang der 80er Jahre ist es zwar weitestgehend anerkannt, Schwierigkeiten macht aber bis heute die Definition des Burnouts. Es gibt eine Vielzahl von Definitionen, jedoch keine einzige allgemein anerkannte. Ein weiteres Problem beim Gebrauch des Begriffes „Burnout“ ergibt sich aufgrund seines beinahe inflationären Gebrauchs. Denn das Burnout-Syndrom ist keinesfalls mit einem „Sich-ausgebrannt-fühlen“ gleichzusetzen. Auf die genaue Symptomatik und Abgrenzung des Syndroms soll später eingegangen werden.
Erstmals wurde der Begriff „Burnout“, der schon seit den 30er Jahren in den Bereichen Sport und Kunst verwendet wurde, von Herbert J. Freudenberger im Jahr 1974 in einem psychotherapeutischen Zusammenhang verwendet. Freudenberger hatte damals ein überzufällig häufiges Auftreten des „Ausbrennens“ bei hoch engagierten Therapeuten festgestellt und mit Burnout bezeichnet.[4] Die erste richtige psychologische Definition stammt vermutlich von Morris aus dem Jahr 1982 und lautet im Original: „Become exhausted, esp. as a result of long term stress; physical or emotional exhaustion.“[5] Also: Erschöpft sein, insbesondere als Resultat von langanhaltendem Stress; physische oder emotionale Erschöpfung.
Im Folgenden soll eine kleine Auswahl allgemeiner oder spezieller Definitionen unterschiedlicher Wissenschaftler zeigen, wie sich die Auffassungen des Begriffes in der Psychologie bis heute unterscheiden und wo die Gemeinsamkeiten liegen. Richter&Hacker definieren Burnout als einen „Zustand physischer und psychischer, kognitiver und emotionaler Erschöpfung in Tätigkeiten der Hunamdienstleistungen (...). Dabei handelt es sich vorzugsweise um Tätigkeiten, die ein langzeitiges Engagieren für andere Menschen in emotional belastenden Situationen erfordern.“[6] Nach Rudow ist Burnout „als Syndrom zu verstehen, in dem die Erschöpfung und die Depersonalisierung von besonderer Bedeutung sind. Darüberhinaus treten Gefühle der Leistungsschwäche und -unfähigkeit auf, die überwiegend als Folge der Erschöpfung anzusehen sind. (...). Burnout ist eine Folge anhaltender Streß- und/oder Ermüdungszustände, wobei „Streß“ ein besonderes Gewicht zu haben scheint.“[7] Ähnlich sieht es Barth, geht allerdings etwas genauer auf die Ursachen ein und bezeichnet Burnout „als eine Funktion von Streß (...), der aus individuellen, arbeitsbezogenen und gesllschaftlichen Faktoren herrührt, einschließlich der sozialen Komponente der Arbeit. Burnout ist nicht Streß an sich, sondern resultiert aus einer besonderen Art von Streß, der aus der sozialen Beziehung zwischen Helfer und Hilfesuchenden resultiert und mit dem auf eine bestimmte Art und Weise umgegangen wird.“[8] Am besten geeignet für die Betrachtung des Burnout-Syndroms bei Lehrern, sowie am ausführlichsten scheint wohl die Beschreibung durch Pines, Aronson&Kafry zu sein. Sie verstehen unter Burnout „einen seelischen Zustand (...), der häufig bei Menschen auftritt, die mit anderen Menschen arbeiten (und zwar v.a., aber nicht ausschließlich, in helfenden Berufen), und die in ihren Beziehungen zu ihren Patienten, Klienten, Schülern oder Kunden, zu ihren Vorgesetzten oder Kollegen die Gebenden sind. Zu diesem Zustand gehören eine ganze Reihe von Symptomen: Man fühlt sich ganz allgemein elend – emotional, geistig und körperlich ermüdet. Man fühlt sich hilflos und hoffnungslos, man bringt keine Begeisterung für die Arbeit und keine Lebensfreude mehr auf. Das Ausbrennen tritt meist nicht als Folge vereinzelter traumatischer Erlebnisse auf, sondern als schleichende seelische Auszehrung. Tragischerweise betrifft es v.a. Menschen, die einmal besonders begeisterungsfähig und idealistisch waren. Wir haben immer wieder gefunden, daß ein Mensch einmal ‚entflammt‘ gewesen sein muß, um ‚ausbrennen‘ zu können. (...). Es sind die allerbesten Leute bestimmter Berufsgruppen, deren Arbeitseffizienz nachläßt.“[9]
[...]
[1] Vgl. Psychologie Heute. Januar 2004.
[2] Vgl. Weber, A. (2003)
[3] Vgl. Psychologie Heute. Januar 2004.
[4] Vgl. Freudenberger, H.-J. (1974). S. 159-165.
[5] Morris, W. (1982).
[6] Richter, P. & Hacker, W. (1998). S. 146.
[7] Rudow, B. (1994). S. 125.
[8] Barth, A.-R. (1990). S. 16.
[9] Pines, A.M., Aronson, E. & Kafry, D. (1993). S. 13.
- Arbeit zitieren
- Herbert Flath (Autor:in), 2004, Psychische Belastung im Lehrerberuf und Burnout, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/86397