In dieser Arbeit soll zuerst betrachtet werden, wie Identität verstanden werden kann und wie aus dem Bedürfnis nach stabiler Identität und Sicherheit in Zeiten sozialer, kultureller und ökonomischer Umbrüche Fundamentalismus entstehen kann. Identitätskonstruktionen gehen in diesem Fall einher mit Abgrenzung gegenüber dem Anderen und der Aufwertung des Eigenen. Ein Beispiel für eine solche Konstruktion von Identität liefert dann die Darstellung einer kommunitaristischen Gruppierung in den USA, des Islamischen Volks, anhand des Buches „Allah im Westen“ des Politologen Gilles Kepel von 1994. Auf diesem Buch basierend soll weiterhin die Entwicklung eines islamischen Kommunitarismus in Großbritannien und Frankreich untersucht werden, die ebenfalls mit der Berufung auf eine gemeinsame islamische Identität und dem Bruch mit dem Rest der Gesellschaft einhergeht. Auf die Konstruktion von Identität, bzw. das Festhalten an einer festgelegten Identität soll bei der Darstellung der
Entwicklung dieser Gemeinschaften ein besonderer Fokus gelegt werden.
Im nächsten Teil soll betrachtet werden, inwiefern Interkulturelles Lernen zu einer
Identitätsentwicklung beitragen kann. Die Beziehung zum Anderen wird hier
als Möglichkeit begriffen, selbst Identität zu entwickeln, zu lernen und sich zu verändern. Es geht nicht um Abgrenzung oder Vereinnahmung, sondern um gegenseitige Anerkennung. Es soll gezeigt werden, welche Ansätze, Grundlagen und Konzepte im Rahmen einer Interkulturellen Pädagogik vertreten werden, die helfen könnten, die eben beschworenen Erfahrungsfelder herzustellen, die dem Subjekt eine Identitätsbildung hin zu einem verantwortlichen, demokratischen Bürger, der in der heutigen komplexen Gesellschaft trotz aller Ambivalenzen und Veränderungen handlungsfähig bleibt oder wird, ermöglicht. Das Subjekt muss dazu Ausgangs- und Mittelpunkt der pädagogischen Bemühungen sein, so dass Subjektentwicklung in
diesem Teil meiner Darstellung zentral sein wird. Als Beispiel für ein Erfahrungsfeld, das zur Entwicklung einer mündigen, handlungsfähigen Persönlichkeit beitragen kann, sollen Aspekte einer gemeinwesenorientierten, geöffneten Schule dargestellt werden. Schließlich wird ein Blick auf eine religiöse Bildung und den interreligiösen Dialog geworfen, die für ein friedliches Miteinander verschiedener Kulturen und damit auch Religionen unabdingbar sind.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Identität: Prozess oder Ding?
- Islamischer Kommunitarismus im Westen
- In den USA
- In Großbritannien
- In Frankreich
- Interkulturelles Lernen
- Das Normenproblem
- Themen und Grundlagen Interkulturellen Lernens
- Subjektentwicklung
- Interkulturelles Lernen durch Öffnung von Schule
- Religiöse Erziehung und Interreligiöser Dialog
- Zusammenschau und Schlussfolgerungen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert die Konstruktion von Identität im Kontext einer globalisierten und multikulturellen Gesellschaft. Insbesondere werden die Entstehung eines islamischen Kommunitarismus im Westen und die Potenziale des interkulturellen Lernens zur Förderung einer komplexen und verantwortungsvollen Identität beleuchtet.
- Entwicklung von Identität in einer globalisierten und komplexen Welt
- Islamischer Kommunitarismus im Westen als Ausdruck der Suche nach stabiler Identität und Sicherheit
- Interkulturelles Lernen als Ansatz zur Entwicklung einer multiplen und komplexen Identität
- Interkulturelle Pädagogik und ihre Rolle bei der Förderung von Subjektentwicklung und einem demokratischen Bürgerbewusstsein
- Die Bedeutung von religiöser Bildung und interreligiösem Dialog für ein friedliches Miteinander verschiedener Kulturen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema der Identitätsbildung in einer multikulturellen Gesellschaft ein und beleuchtet die Herausforderungen, die sich aus dem Zusammenleben verschiedener Kulturen ergeben. Kapitel 2 beleuchtet den Prozess der Identitätsentwicklung und stellt die Frage nach der Bedeutung von stabiler Identität und Sicherheit in Zeiten des Wandels. Kapitel 3 befasst sich mit dem islamischen Kommunitarismus im Westen und untersucht seine Entstehungsgeschichte sowie die Konstruktion von Identität innerhalb dieser Gruppen. Kapitel 4 konzentriert sich auf das interkulturelle Lernen als ein Ansatz zur Förderung einer multiplen und komplexen Identität, der die Begegnung mit dem Anderen als Lernchance begreift.
Schlüsselwörter
Identität, Interkulturelle Pädagogik, Islamischer Kommunitarismus, Interkulturelles Lernen, Subjektentwicklung, Demokratisches Bürgerbewusstsein, Religiöse Bildung, Interreligiöser Dialog, Globalisierung, Multikulturelle Gesellschaft.
- Arbeit zitieren
- Judith Overbecke (Autor:in), 2005, Identität - Blicke auf ein Konstrukt am Beispiel des islamischen Kommunitarismus im Westen und aus der Perspektive der Interkulturellen Pädagogik, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/85848