„[…] und ich frage mich gelegentlich bin das ich, oder bin ich schon so wie die im Fernsehen“ (Sportfreunde Stiller)
Das menschliche Alltagsbewusstsein wird in der Regel von einem naiven Realismus beherrscht. Der Mensch nimmt als unumstößlich an, dass die Welt um ihn herum tatsächlich so ist, wie er sie sieht, riecht, hört, schmeckt und fühlt. Nur was mit den eigenen Sinnen wahrgenommen wird, existiert wirklich. In Hinblick auf ihre Funktionsweise in heutigen Gesellschaften wird der Vorwurf laut, dass Massenmedien - insbesondere das Fernsehen - diese Wirklichkeit verzerren, indem sie die individuelle Wahrnehmung manipulieren. Obwohl die meisten Mitglieder der Gesellschaft um die Inszenierung der Bilder in audiovisuellen Massenmedien wissen und selbst über die Reiz-Reaktions-Kette von Angebot und Nachfrage mitbestimmen, orientieren sie sich an den massenmedialen Vorgaben. Jeder verhält sich zunehmend so, wie es von „denen“ im Fernsehen vorgelebt wird. Die Realität rückt immer mehr in den Hintergrund und gesellschaftliche wie kulturelle Werte verändern sich. Nach der Ansicht realistischer Theoretiker sind die Auswirkungen verheerend. Alle Prozesse einer Gesellschaft - das gilt auch für die politischen - werden zunehmend kommerzialisiert. Der einzelne Mensch verschwindet zudem in Form von „Nullen“ und „Einsen“ im Cyberspace.
Die folgende Arbeit wird sich jedoch nicht vorrangig mit den Auswirkungen von gesellschaftlichen Veränderungen im Zeitalter der audiovisuellen Massenmedien auseinandersetzen, sondern im Schwerpunkt geht es darum zu zeigen, welchen Gesetzmäßigkeiten gesellschaftlicher Wandel unterliegt und die Funktionsweise dieser Gesetzmäßigkeiten zu untersuchen.
Wie der Titel dieser Arbeit „Konstruktion politischer Öffentlichkeit in TV Talkshows“ verspricht, steht im Folgenden die konstruktivistisch orientierte Medien- und Kulturtheorie Siegfried J. Schmidts im Mittelpunkt sowie deren Konsequenzen für den politischen Öffentlichkeitsbegriff einer Gesellschaft. Als Beispiel fungieren dabei die politischen Gesprächsrunden Sabine Christiansen und HART aber fair.
Inhaltsverzeichnis
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- Grundannahmen des Radikalen Konstruktivismus
- Kritik am Radikalen Konstruktivismus
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- Entwicklung des Kommunikationsbegriffes
- Entwicklung des Kulturbegriffes
- Entwicklung des Medienbegriffes
- Medien + Kultur = Medienkultur
- Zusammenfassung
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- Massenmedien als Instrumente der Wirklichkeitskonstruktion
- Modularisierung von Wirklichkeit
- Modalisierung von Wirklichkeit
- Massenmedien als Instrumente der Sozialisation
- Fernsehen beeinflusst Prozesse sozialer Differenzierung und Entdifferenzierung
- Fernsehen beeinflusst die Inszenierung und Thematisierung von Gefühlen
- Fernsehen beeinflusst das Verhältnis von Kultur und Gedächtnis
- Kritik an den Massenmedien am Beispiel Fernsehen
- Gesellschaftlicher Wandel am Beispiel politischer Fernsehrunden
- Einführung in die Kontroverse um die Mediatisierung von Politik
- Die politischen Fernsehrunden in Deutschland - eine Bestandsaufnahme
- Zusammenfassung
- Gegenstand der Analyse
- Auswahlkriterien
- Aufbau der Analyse
- Kurzportrait und Setting von Sabine Christiansen
- Kurzportrait und Setting von HART aber fair
- Das Agenda Setting bei Sabine Christiansen und HART aber fair
- Zwischenfazit
- Die Gäste bei Sabine Christiansen
- Die Gäste bei HART aber fair
- Zwischenfazit
- Sendungsstruktur und Moderation bei Sabine Christiansen
- Sendungsstruktur und Moderation bei HART aber fair
- Zwischenfazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die vorliegende Magisterarbeit befasst sich mit der Konstruktion von politischer Öffentlichkeit in TV Talkshows, insbesondere im Kontext der deutschen Fernsehsendungen Sabine Christiansen und HART aber fair. Ziel der Arbeit ist es, die medientheoretischen Ansätze des soziokulturellen Konstruktivismus von Siegfried J. Schmidt auf die Analyse der politischen Gesprächsrunden anzuwenden.
- Der Einfluss von Massenmedien auf die Konstruktion von Wirklichkeit
- Die Rolle des Fernsehens in der Sozialisation und Gestaltung gesellschaftlicher Werte
- Die Bedeutung politischer Fernsehrunden für die Vermittlung politischer Inhalte an die Öffentlichkeit
- Die spezifischen Inszenierungselemente und Argumentationsstrukturen von TV Talkshows
- Die Konstruktion von politischer Öffentlichkeit im Kontext der Analyse von Sabine Christiansen und HART aber fair
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel zwei behandelt die Theorie des Radikalen Konstruktivismus und beleuchtet seine Grundannahmen und Kritikpunkte. Kapitel drei führt den soziokulturellen Konstruktivismus von Siegfried J. Schmidt ein, wobei die Entwicklung der Konzepte von Kommunikation, Kultur und Medien im Vordergrund steht.
Kapitel vier untersucht den gesellschaftlichen Wandel durch Massenmedien, insbesondere durch Fernsehen. Es werden die Instrumente der Wirklichkeitskonstruktion durch Massenmedien sowie ihre Rolle in der Sozialisation betrachtet. Die Kritik an den Massenmedien und der Einfluss auf den gesellschaftlichen Wandel werden am Beispiel von politischen Fernsehrunden diskutiert.
Kapitel fünf konzentriert sich auf die Fernsehtypischen Inszenierungselemente von Polit-Talkshows, am Beispiel von Sabine Christiansen und HART aber fair. Es werden die Sendungsstruktur, Moderation, Teilnehmerstruktur, Themenauswahl und die technisch-visuelle Vermittlung analysiert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit thematisiert zentrale Konzepte des soziokulturellen Konstruktivismus, insbesondere im Kontext der Medien- und Kulturtheorie. Dabei stehen die Konstruktion von politischer Öffentlichkeit, Massenmedien als Instrumente der Wirklichkeitskonstruktion und der Einfluss des Fernsehens auf die Sozialisation im Vordergrund. Die Analyse konzentriert sich auf die Analyse von TV Talkshows, speziell auf Sabine Christiansen und HART aber fair, und beleuchtet deren Bedeutung für die öffentliche Meinungsbildung und die Gestaltung von politischen Diskursen.
- Quote paper
- Oliver Schill (Author), 2006, Konstruktion von politischer Öffentlichkeit in TV Talkshows, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/84646