Das 17. Jahrhundert gilt allgemein als das goldene Zeitalter der Malerei in den Niederlanden. Im Rahmen dieser Entwicklung erfährt auch die Genremalerei in beiden Landesteilen, in Holland und in Flandern, ihre Blütezeit. Mit dem Ausdruck Genre werden heute rückblickend die meist kleinformatigen Sitten- und Gesellschaftsbilder holländischer und flämischer Kleinmeister bezeichnet , die in der damaligen Zeit u.a. mit Begriffen wie "figuurstukken", "gezelschapjes" (bürgerliche Interieurs) und "boeregezelschap" (bäuerliche Szenen) näher spezifiziert wurden. Denn obwohl die Genremalerei sich, vom heutigen Standpunkt aus betrachtet, immer mehr zu einer eigenständigen Gattung entwickelte, gab es zum damaligen Zeitpunkt noch keinen gefestigten und gesicherten Genrebegriff .
Diese Arbeit kann es jedoch nicht leisten, einen Überblick über das Phänomen des Erfolgs der Genremalerei im 17. Jahrhundert in den Niederlanden zu geben. Aus diesem Grund stelle ich in das Zentrum meiner Untersuchungen das Werk Adriaen Brouwers, des Hauptvertreters und Mitinitiators des flämisches Bauerngenres. Durch diese Wahl beschränken sich meine Aussagen zugleich auf das erste Drittel des 17. Jahrhunderts, da der vermutlich 1605/06 in Oudenaerde (Flandern) geborenen Brouwer nach einer Schaffenszeit von nur ungefähr 15 Jahren bereits im Jahre 1638 im Alter von zweiunddreißig Jahren in Antwerpen verstarb. Vor seinem Eintrag als Freimeister in die Antwerpener Lukas-Gilde 1631/32, finden sich urkundliche Hinweise auf längere Aufenthalte in Holland, ebendort in Amsterdam und besonders in Haarlem. Vermutet wird eine Emigration nach Holland im Jahr 1621, ab 1626 ist Brouwer urkundlich in Haarlem nachweisbar, und hat damit mindestens fünf, wahrscheinlich sogar zehn Jahre in Holland gelebt, bevor er 1631/32 nach Antwerpen kam, wo er den Rest seines Lebens verbrachte. In dieser Zeit in Holland war er sowohl selbst den Strömungen und künstlerischen Entwicklungen ausgesetzt, als er auch prägende Impulse auf die dortige Entwicklung des Genres z.B. bei den Brüdern van Ostade und Jan Miense Molenaer gegeben hat.
Gerade wenn Brouwer immer als der Vertreter des flämischen Bauerngenres gehandelt wird, sind diese wechselseitigen Beeinflussungen und Grenzüberschreitungen zwischen Holland und Flandern im Hinterkopf zu behalten.
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Inhaltsverzeichnis
- A. Einleitung
- B. Untersuchungen zum Werk Adriaen Brouwers
- 1. Brouwers Bauerngenre als „,selbstgenügsamer Realismus“
- 2. Zur Emblematik in Brouwers Werken
- 3. Die Motivwahl Brouwers
- 4. Brouwers Genrebilder im Kontext der komischen Dichtung und besonders der Satire
- C. Resümee
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Arbeit untersucht das Werk des flämischen Malers Adriaen Brouwer, insbesondere im Kontext der Genremalerei des frühen 17. Jahrhunderts. Ziel ist es, Brouwers Beitrag zum flämischen Bauerngenre zu analysieren und die gängigen Interpretationsansätze – den „selbstgenügsamen Realismus“ und die emblematische Deutung – an seinen Werken zu überprüfen.
- Brouwers Stellung innerhalb der flämischen Genremalerei
- Analyse von Brouwers Bauerndarstellungen im Hinblick auf Realismus und Emblematik
- Die Rolle der Motivwahl in Brouwers Werken
- Der Einfluss komischer Dichtung und Satire auf Brouwers Genrebilder
- Der künstlerische Austausch zwischen Holland und Flandern im Kontext von Brouwers Schaffen
Zusammenfassung der Kapitel
A. Einleitung: Die Einleitung führt in das Thema der flämischen Genremalerei des 17. Jahrhunderts ein und stellt Adriaen Brouwer als zentralen Vertreter des Bauerngenres vor. Sie skizziert Brouwers Leben und Wirken, betont seine Zeit in Holland und Flandern und die wechselseitigen Einflüsse zwischen beiden Regionen. Die Einleitung erläutert die Schwierigkeit, den Genrebegriff im 17. Jahrhundert präzise zu definieren und kündigt die Untersuchung der beiden vorherrschenden Interpretationsansätze – „selbstgenügsamer Realismus“ und emblematische Deutung – an, die im Hauptteil der Arbeit an Brouwers Werk angewendet werden. Der Fokus liegt auf Brouwers Bedeutung innerhalb der Entwicklung der Genremalerei und der Herausforderungen, seine Werke im historischen Kontext zu interpretieren.
B. Untersuchungen zum Werk Adriaen Brouwers: Dieses Kapitel untersucht die Einordnung von Brouwers Werken in das Genre, bzw. Bauerngenre. Es diskutiert die zwei vorherrschenden Interpretationsansätze in der Forschung: den „selbstgenügsamen Realismus“, der die Werke als ästhetisch eigenständige Darstellungen des Alltags versteht, und die emblematische Deutung, die verborgene Sinnschichten und literarische Anspielungen in den Bildern sucht. Das Kapitel bereitet die anschließende detaillierte Analyse der einzelnen Aspekte von Brouwers Werk vor, indem es die methodischen und interpretatorischen Herausforderungen benennt und die beiden zentralen Forschungsansätze gegenüberstellt. Die Einleitung dieses Kapitels dient als Brücke zwischen der allgemeinen Einführung und der spezifischen Analyse von Brouwers Schaffen.
Schlüsselwörter
Adriaen Brouwer, Flämische Genremalerei, 17. Jahrhundert, Bauerngenre, Selbstgenügsamer Realismus, Emblematik, Komische Dichtung, Satire, Holland, Flandern, Künstlerischer Austausch.
Häufig gestellte Fragen (FAQ) zur Arbeit über Adriaen Brouwer
Was ist der Gegenstand dieser Arbeit?
Diese Arbeit analysiert das Werk des flämischen Malers Adriaen Brouwer, insbesondere seine Beiträge zur Genremalerei des frühen 17. Jahrhunderts. Der Fokus liegt auf Brouwers Bauerngenre-Bildern und untersucht gängige Interpretationsansätze wie den „selbstgenügsamen Realismus“ und die emblematische Deutung.
Welche Themen werden in der Arbeit behandelt?
Die Arbeit behandelt folgende Themen: Brouwers Stellung innerhalb der flämischen Genremalerei; Analyse seiner Bauerndarstellungen hinsichtlich Realismus und Emblematik; die Rolle der Motivwahl in seinen Werken; den Einfluss komischer Dichtung und Satire auf seine Genrebilder; und den künstlerischen Austausch zwischen Holland und Flandern im Kontext von Brouwers Schaffen.
Welche Kapitel umfasst die Arbeit?
Die Arbeit gliedert sich in drei Hauptteile: Eine Einleitung, ein Kapitel mit Untersuchungen zu Brouwers Werk (unterteilt in Unterkapitel zu Realismus, Emblematik, Motivwahl und dem Einfluss komischer Dichtung/Satire) und ein Resümee.
Wie werden Brouwers Werke interpretiert?
Die Arbeit untersucht zwei vorherrschende Interpretationsansätze: den „selbstgenügsamen Realismus“, der Brouwers Werke als ästhetisch eigenständige Darstellungen des Alltags versteht, und die emblematische Deutung, welche verborgene Sinnschichten und literarische Anspielungen in den Bildern sucht. Die Arbeit vergleicht und kontrastiert diese Ansätze.
Welche Bedeutung hat der historische Kontext?
Der historische Kontext, insbesondere Brouwers Zeit in Holland und Flandern und der künstlerische Austausch zwischen diesen Regionen, spielt eine wichtige Rolle bei der Interpretation seiner Werke. Die Arbeit beleuchtet die Schwierigkeiten, den Genrebegriff im 17. Jahrhundert präzise zu definieren und Brouwers Werke im historischen Kontext zu verstehen.
Welche Schlüsselwörter beschreiben die Arbeit?
Schlüsselwörter sind: Adriaen Brouwer, Flämische Genremalerei, 17. Jahrhundert, Bauerngenre, Selbstgenügsamer Realismus, Emblematik, Komische Dichtung, Satire, Holland, Flandern, Künstlerischer Austausch.
Was ist das Ziel der Arbeit?
Das Ziel der Arbeit ist es, Brouwers Beitrag zum flämischen Bauerngenre zu analysieren und die gängigen Interpretationsansätze kritisch zu überprüfen. Sie will Brouwers Bedeutung innerhalb der Entwicklung der Genremalerei herausarbeiten.
Wie ist die Arbeit aufgebaut?
Die Arbeit beginnt mit einer Einleitung, die das Thema einführt und die methodischen Ansätze erläutert. Der Hauptteil untersucht detailliert Brouwers Werk unter den genannten Aspekten. Abschließend fasst ein Resümee die wichtigsten Ergebnisse zusammen.
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- Ines Isermann (Author), 2001, Flämische Genremalerei im 17. Jahrhundert - Adriaen Brouwer, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/8097