Im Juni 1999 veröffentlichte der Ausschuß für Bankenaufsicht1 einen Vorschlag zur Ersetzung der Eigenkapitalverordnung von 1988 durch eine risikogerechte Regelung. Der Basel II genannte Entwurf sollte ab 2006 in mehr als 100 Ländern eingesetzt werden. Ziel der neuen Regelung ist größere Sicherheit und Solidität des Finanzsystems, indem die internen Kontrollsysteme und die Geschäftsführung der Banken, die Überprüfung durch die Aufsicht und die Marktdisziplin einen höheren Stellenwert erhalten. „Der Ausschuß vertritt die Ansicht, daß die Vorteile eines Systems, in dem sich das Eigenkapital stärker an Risiken anlehnt, wesentlich größer sind als der Aufwand und dazu führen werden, daß das Bankensystem an Sicherheit, Solidität und Effizienz gewinnt.“2 Die Höhe des erforderlichen Eigenkapitals soll sich deshalb in Zukunft stärker an den individuellen Risiken der vergebenen Kredite und der einzelnen Bank orientieren. Mit der neuen Regelung werden bankinterne und externe Ratings zur Bewertung von Kreditrisiken zugelassen. Ein gutes Ratingergebnis zu veröffentlichen, bedeutet nicht nur eine verbesserte Beziehung zwischen Kunden und Bank, sondern dadurch wird ein positives Image des gerateten Kunden auf dem Markt positioniert. Der Kunde kann auf Wunsch einen Zertifikat erhalten, in dem verschiedene Bonitätsklassen und -kriterien wie Kundenbeziehung, Management, wirtschaftliche Verhältnisse, Unternehmensentwicklung mit Schulnoten bewertet werden. Der Aufbau der neuen Eigenkapitalvereinbarung basiert auf drei Säulen. Die erste Säule formuliert die Mindesteigenkapitalanforderungen der Banken. Die Neuerungen beinhalten eine umfassende Bewertung von Kreditrisiken, Marktrisiken und operationellen Risiken. Die zweite Säule dient der Überprüfung durch die Aufsichtsinstanzen, die dafür Sorge tragen, daß jede Bank solide interne Verfahren um die Angemessenheit ihres Eigenkapitals mittels einer gründlichen Risikobewertung anwenden. Die vermehrte Offenlegung der Banken ist in der dritten Säule unter Marktdisziplin erfaßt.
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1 Def.: Der Ausschuß setzt sich aus hochrangigen Vertretern der Bankenaufsicht von Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Japan, Kanada, Luxemburg, den Niederlanden, Schweden, der Schweiz, den USA und dem Vereinigten Königreich zusammen. [...]
2 Sekretariat des Basler Ausschusses für Bankenaufsicht, Erläuternde Angaben zur Neuen Basler Eigenkapitalvereinbarung; Januar 2001
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Basel II
- Erste Säule: Mindesteigenkapitalanforderungen
- Bemessung der Eigenkapitalausstattung einer Bank
- Ansätze zur Bemessung des Kreditrisikos
- Ansätze zur Bemessung des Marktrisikos (unverändert)
- Ansätze zur Bemessung des operationellen Risikos
- Zweite Säule: Überprüfung durch die Aufsicht
- Dritte Säule: Marktdisziplin
- Chronologie Basel II
- Erste Säule: Mindesteigenkapitalanforderungen
- Ratings nach Basel II
- Wesen des Ratings
- Rating: qualitative und quantitative Kennzahlen
- Interne Ratings
- Externe Ratings
- Kosten für ein Rating
- Auswirkungen auf die Zukunft
- EU-Ebene
- Steuerrechtliche Ebene
- Anleihenmarkt
- Technische Anforderungen
- Auswirkungen auf den Mittelstand
- Kreditvergabe
- Kundendifferenzierung
- Alternative Finanzierungen für Klein- und Mittelstandsunternehmen
- Konsequenzen für den Mittelstand
- Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Der Text analysiert die Auswirkungen der Basler Eigenkapitalvereinbarung, bekannt als Basel II, auf das Finanzsystem, insbesondere den Mittelstand. Er beleuchtet die Motivation und die Funktionsweise der neuen Regelung, die auf eine risikogerechte Bewertung von Krediten und anderen Finanzprodukten abzielt.
- Die Bedeutung und die Umsetzung von Basel II
- Die drei Säulen der Eigenkapitalvereinbarung: Mindesteigenkapitalanforderungen, Aufsichtsüberprüfung und Marktdisziplin
- Die Rolle von Ratings in der Bewertung von Kreditrisiken
- Die Auswirkungen von Basel II auf den Mittelstand, insbesondere in Bezug auf Kreditvergabe und Kundendifferenzierung
- Die Herausforderungen und Chancen für die Zukunft des Finanzsystems im Kontext von Basel II
Zusammenfassung der Kapitel
- Einleitung: Die Einleitung stellt den Hintergrund der Basler Eigenkapitalvereinbarung vor und erläutert die Ziele der neuen Regelung. Sie betont die Bedeutung der Risikogerechtigkeit und die Rolle der internen Kontrollsysteme sowie der Marktdisziplin.
- Basel II: Dieses Kapitel beschreibt die drei Säulen der Eigenkapitalvereinbarung: Mindesteigenkapitalanforderungen, Aufsichtsüberprüfung und Marktdisziplin. Es beleuchtet die einzelnen Elemente jeder Säule und erläutert die verschiedenen Ansätze zur Bemessung von Kreditrisiken, Marktrisiken und operationellen Risiken.
- Ratings nach Basel II: Das Kapitel erklärt das Wesen des Ratings und die unterschiedlichen Arten von Ratings. Es beleuchtet die Bedeutung von sowohl internen als auch externen Ratings für die Kreditvergabe und die Bedeutung von qualitativen und quantitativen Kennzahlen.
- Auswirkungen auf die Zukunft: Dieser Abschnitt geht auf die erwarteten Auswirkungen von Basel II auf verschiedene Bereiche ein, wie z.B. die EU-Ebene, das Steuerrecht, den Anleihenmarkt und die technischen Anforderungen im Finanzsystem.
- Auswirkungen auf den Mittelstand: Dieses Kapitel analysiert die Auswirkungen von Basel II auf die Kreditvergabe an den Mittelstand, die Kundendifferenzierung und die Suche nach alternativen Finanzierungsquellen.
Schlüsselwörter
Die zentralen Themen des Textes umfassen Basel II, Eigenkapitalvereinbarung, Risikogerechtigkeit, Kreditrisiko, Marktrisiko, operationelles Risiko, Ratings, interne Kontrollsysteme, Aufsichtsüberprüfung, Marktdisziplin, Mittelstand, Kreditvergabe, Kundendifferenzierung und alternative Finanzierungen.
- Quote paper
- Julia Krause (Author), 2002, Basel II - Auswirkung auf die mittelständische Wirtschaft, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/7951