Großzügige Gastfreundschaft war eine der sympathischen Merkmale des Ehepaares Margarete (1884 -1973) und Prof. Viktor Kaplan (1876-1934). Der berühmte Erfinder Viktor Kaplan hatte im Jahre 1920 das Landgut Rochuspoint in Unterach am Attersee (Bundesland Oberösterreich) erworben, es dann flächenmäßig erweitert und mit zusätzlichen Bauten und Einrichtungen ausgestattet. U.a. mit Bienenhaus, kleinem Wasserkraftwerk, Werkstätten, Almhütte, Schwimmteich und Kinoraum. Auch zahlreiche Tiere und Pflanzen sowie ein Automobil gehörten zum Bestand. Mit einer treuen Schar von Dienstleuten war es eine heile Welt, ein kleines „Land“ für sich, weshalb die mütterlich sorgende Frau des Hauses oft mit dem Namen „Landesmutter“ angesprochen wurde. „Rochus-Point“ wurde zu einem „Wellness-Point“ für die Familie Kaplan, sowie auch für zahlreiche Gäste: Verwandte, Freunde und Geschäftspartner. Auch die von Kaplan erworbene Villa Rosenmann in Unterach wurde häufig als Quartier für Besucher verwendet. Ihr Dank an die Gastgeber fand oft einen literarischen oder zeichnerischen Niederschlag in den Gästebüchern, die sich in einem Privatarchiv in Unterach befinden.
In diesem Buch wird die Geschichte des Landsitzes mit der Herkunft des Namens Rochuspoint behandelt. Weiters enthält es die Namen zahlreicher Gäste, die aus mehreren Ländern gekommen waren und stellt einige der Gäste näher vor: Elov Englesson, Prof. Franz Karollus, Prof. Dr. Alfred Lechner, Jaroslav Slavik, Herbert und Heinz Storek, Prof. Siegfried Theiß, Joseph Ferdinand von Habsburg Lothringen, Walter und Hermann Voith. Gäste, die erst nach der Zeit von Viktor Kaplan (nach 1934) den Landsitz besuchten, waren u.a. die Schriftsteller Bruno Brehm, Franz Karl Ginzkey, Robert Hohlbaum und der berühmte Schauspieler Werner Krauß.
Zahlreiche Bilder ergänzen die Abhandlung.
Inhaltsverzeichnis
Vorwort
1 Rochuspoint
1.1 Lagepläne, Bilder
1.2 Herkunft des Namens
1.3 Geschichte des Landsitzes
1.4 Villa Rosenmann
2 Gäste auf Rochuspoint zur Z eit Kaplans
2.1 Elov Englesson
2.2 Franz Karollus
2.3 Alfred Lechner
2.4 Jaroslav Slavik
2.5 Heinz Storek
2.6 Herbert Storek
2.7 Siegfried Theiß
2.8 Josef Ferdinand von Habsburg-Lothringen
2.9 Walter Voith
2.10 Hermann Voith
3 Gästelisten 1921 - 1934
4 Auswahl prominenter Gäste nach
4.1 Bruno Brehm
4.2 Franz Karl Ginzkey
4.3 Robert Hohlbaum
4.4 Werner Kraus
5 Besondere Gäste
5.1 Der „rumänische König“
5.2 Die Dauergäste „Schnucki“ und „Mucki“
Schluss
Quellen und Literatur
Vorwort
Großzügige Gastfreundschaft war eine der sympathischen Merkmale des Ehepaares Margarete und Prof. Viktor Kaplan. Viktor Kaplan hatte im Jahre 1920 das Landgut Rochuspoint in Unterach am Attersee erworben, es dann flächenmäßig vergrößert, weiter ausgebaut und ausgestattet. Mit Bienenhaus, kleinem Wasserkraftwerk, Werkstätten, Almhütte, Schwimmteich, Kinoraum, zahlreichen Tieren und Pflanzen, mit Automobil und vor allem mit einer treuen Schar von Dienstleuten war es eine heile Welt, ein kleines „Land“ für sich, die für die mütterlich sorgende Frau des Hauses den Namen
„Landesmutter“ begründete, als die sie oft apostrophiert wurde. „Rochus-Point“ wurde in der heutigen Sprache ausgedrückt, zu einem „Wellness-Point“ für die Familie Kaplan, sowie auch für zahlreiche Gäste. Verwandte, Freunde und Geschäftspartner waren dort gerne zu Besuch. Auch die von Kaplan erworbene Villa Rosenmann in Unterach wurde häufig als Quartier für Gäste verwendet. Ihr Dank an die Gastgeber fand oft einen literarischen oder zeichnerischen Niederschlag in den Gästebüchern, die mir das Ehepaar Gerhild - eine Enkelin Kaplans - und Ing. Heimo Maurer, für diese Abhandlung zur Verfügung stellten, wofür ich herzlich danke. Ein ganz besonderer Dank gilt auch Herrn Architekt DI. Dr. Alfred Lechner jun. Wien, für die großzügige Unterstützung bei den Recherchen, sowie für die Beschaffung und Beistellung zahlreicher wichtiger Unterlagen. Ein weiterer Dank gebührt Frau Christine Steinbichler des Grundbuchamtes Mondsee und Herrn Archivar Willibald Mayrhofer des Landesarchivs Linz für ihre freundliche Hilfe bei den Recherchen über die Voreigentümer des Landsitzes Rochuspoint, sowie dem GRIN- Verlag für die außergewöhnlich gute Zusammenarbeit und für die zügige Abwicklung des Buchprojektes. Der von der Regionalentwicklung Mondseeland (REGMO) in Zusammenarbeit mit der Gemeinde Unterach geplante Kulturwanderweg, soll neben interessanten Erklärungen zur Landschaft vor allem auch die Geschichte der Wasserkraftnutzung, sowie Leben und Werk Viktor Kaplans auf verschiedenen Schautafeln vorstellen. Dieser Weg führt auch zum Landsitz Rochuspoint und eröffnet dem interessierten Wanderer ein Fenster in vergangene Zeiten, als hier im „Paradies“ des berühmten Erfinders, hoch über dem Attersee, ein Hort der Gastfreundschaft war. "Das ist der Gastfreundschaft tiefster Sinn, dass wir einander Rast geben auf dem Weg nach dem ewigen Zuhause“, sagte Romano Guardini.
Martin Gschwandtner, Juli 2007.
Rochuspoint
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Lage von Rochuspoint zwischen Mondsee und Attersee. Der blaue Pfeil rechts zeigt auf den Landsitz Rochuspoint. Die Karten-Beschriftung „Rochuspoint“ verweist auf das landwirtschaftliche Gut Rochuspoint, von dem im 19. Jahrhundert die Grundstücke und das spätere Wohnhaus Kaplans abgetrennt wurden. Der blaue Pfeil links weist auf den Standort des Kaplanmausoleums (durch schwarzes Kreuz gekennzeichnet).1 Länge des Kartenausschnittes 5350 m.
Lage des Landsitzes Rochuspoint (schwarzer Pfeil), 550 m ü. d. M.2 Villa Rosenmann (weißer Pfeil), Jeritzastraße 43.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Rochuspoint, der Landsitz Kaplans auf 550 m Seehöhe an der Grenze zur Ortschaft Au der Gemeinde Unterach am Attersee (Blickrichtung Süden, Aufnahme d. Verf. 2004).
Das teilweise verdeckte Haus mit dem dunklen Dach, die ehemalige „Villa Orient“ (Bildmitte hinten), war das Wohnhaus Kaplans. Der ehemalige Landsitz Kaplans wurde später auf zwei seiner Enkel, Frau Gerhild Maurer-Kramberger und Herrn Dr. Gunter Weber aufgeteilt.
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Rochuspoint 1932 (Bleistift-Skizze von Ernest und Auguste Potoczek-Lindenthal, (Gästebuch I, S. 165.).
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Das Wohnhaus Kaplans, die ehemalige „Villa Orient“, auf dem Landsitz Rochuspoint, (Quelle: Privatarchiv Unterach, Foto ca. 1936).
Vom landwirtschaftlichen Gut „Rochuspoint“ der Grundherrschaft Wildenhaag zur „Villa Orient“ und dem späteren Kaplan - Landsitz Rochuspoint.
1. Die Herkunft des Namens Rochuspoint
Die Nachschau im Ortsnamenbuch Oberösterreich3 ergab: Die Deutung von Alfred Mück in der Chronik von Unterach 1990, S. 110, wonach Rochus von Roggen (Getreide) abgeleitet wurde, ist nicht mehr erwähnt. Mücks Auslegung stammt aus den 30er Jahren des 20. Jhdts. Der im Ortsnamenbuch enthaltene neue Forschungsstand kommt allerdings über Vermutungen auch nicht hinaus und nennt den „Spinnrocken“ als eventuellen Namensgeber, womit die Spinnstube bezeichnet worden sein könnte. Demnach ist die Herkunft des Namens immer noch nicht eindeutig belegt. Gegen die Ableitung vom Spinnen spricht der Umstand, dass damals auf den meisten Bauernhöfen gesponnen wurde und daher eine Namensgebung nach der Tätigkeit des Spinnens kein besonderes Identifizierungsmerkmal darstellten konnte. Volksetymologisch wird das Erstglied des Namens als Heiligenname Rochus aufgefasst. Bei Rochuspoint (Heiliger Rochus = San Rocco = Pestpatron) handelt es sich vermutlich um eine Quarantäne-Station aus der Pestzeit des 15. Jahrhunderts. („Point“ aus althochdeutsch „biunti“ = „Umzäuntes“, der allgemeinen Weide entzogenes Land, besonders am Waldrand).4 Dafür spricht der abgelegene Ort auf einem leicht abgrenzbaren Grundstück außerhalb des Dorfes, wo dort und rundherum keine nennenswerte Besiedlung war, sowie das erstmalige Auftreten des Namens in der Pestzeit.5 Auch der Rochushof der Stieglbrauerei in Salzburg- Maxglan steht mit seinem Namen in Verbindung mit der Pest und dem Pestpatron; er war seinerzeit ein Pest-Spital. Zur endgültigen Klärung der Herkunft des Namens Rochuspoint sind weitere Nachforschungen erforderlich.
Sage aus Unterach:
Im Gegensatz zum zeitlosen Märchen werden tatsächliche Ereignisse zum Anlass einer Sage, die dann phantastisch ausgeschmückt wird. Deshalb sind Sagen oft mit einer Lokalisation und/oder einer Datierung verbunden.6
Pestzeit:
„ Die Pest wütete am Attersee so stark, dass niemand von ihr verschont blieb. AlleLleute um den Attersee waren gestorben, nur der Faschinger war noch am Leben. Er warüber seine Einsamkeit ganz verzweifelt. Da zündete er ein Feuer an und hielt Ausschau, ob sein zeichen gesehen würde. Und in der Tat, er wurde bemerkt, am anderen Ufer des Sees, in der gegend von Weyregg stieg eine Rauchsäule auf. Rasch schob er sein Boot ins Wasser, um ans andere Ufer zu gelangen. Doch mitten auf dem See kam im ein anderes Boot entgegen. Darin befand sich eine Frau, die alleine in Weyregg von der Pest verschont geblieben war. Und von diesem Paar sollen die Bewohner rund um den Attersee Stelle abstammen. Der Faschinger7 und die Weyreggerin mussten nun alle Toten begraben. Die Stelle, wo dies angeblich geschah, heißt heute noch Elend. Das kam daher: Die Arbeit des Begrabens war so schrecklich, dass der eine ausrief: ` Ist das ein Elend !` “ .8
2. Geschichte des Bauerngutes „Rochuspoint“ und des späteren Landsitzes „Rochuspoint“ von Viktor Kaplan.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Eingang in den Burghof des ehemaligen Ansitzes Wildenhaag des Geschlechtes der Uitzinger auf dem Schlossberg der heutigen Ortschaft Wildenhag der Gemeinde Straß im Attergau. (Aufn. d. Verf. vom 27. 09. 2006).
Der Kaplan-Ansitz „Rochuspoint“ entstand aus einer Grundabtrennung aus dem Bauerngut Rochuspoint, EZ: 55 /50111 Unterach, 88/4/1., früher „Hof in der Rokerspoint“, Grundherrschaft Wildenhaag (heute Ortschaft Wildenhag in der Gemeinde Strass im Attergau). Der Hof war bis zur Grundentlastung Eigentum dieser kleinen Grundherrschaft.9 Nach Zauner wurden die Uitzinger, ein Rittergeschlecht (niederer Adel), aus Jetzing bei Leonding um 1400 mit dem Sitz Wildenhaag belehnt.10 1766 kaufte Johann Gottlieb von Clam die Herrschaft Wildenhaag samt Walchen. Anschließend ging die Grundherrschaft an Christoph Freiherr von Aretin über, welcher sie 1814 an Clemens Freiherr von Weichs verkaufte, in dessen Familie der Besitz bis 1881 verblieb.
Die Grundentlastung (auch Grundablöse genannt), war die wichtigste und bleibende Errungenschaft des Revolutionsjahres 1848. Bis dahin gab es in Österreich keine freien Bauern und keine politischen Gemeinden. Mit wenigen Ausnahmen von so genannten freieigenen Gütern waren die Güter auf dem Land Eigentum von verschiedenen Grundherrschaften, die auch die so genannte „Niedere Gerichtsbarkeit“ ausübten. Diese Grundherren vergaben die Güter an ihnen untertänige Bauern zur Leihe. (davon „Bauern-Lehen“ für einen landwirtschaftlichen Besitz). Im Zuge der Grundablöse erhielten die bisher untertänigen Bauern nach Bezahlung einer Ablöse, das Eigentum an den von ihnen bewirtschafteten Gütern. Die Ablöse betrug ein Drittel des 20fachen Jahresertrages. Ein Drittel übernahm die Grundherrschaft, das andere Drittel der Staat.11 Um 1743 scheint ein Leopold Perner als der Grundherrschaft Wildenhag untertäniger „Pauer zu Rochuspeundt“ auf. 1775 ein Peter Perner, 1801 Martin und Maria Perner. 1823 Martin Hemetsberger, welcher nach 1848 infolge der Grundablöse vom untertänigen zum freien Bauern wurde. 1861 Anton Hemetsberger. 1880 erwarb Anna Maria Flach aus München den gesamten landwirtschaftlichen Besitz.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Lage des Ansitzes Wildenhaag: Quelle: KOMPASS Wander- und Bikekarte Nr. 18. Länge dieses Kartenausschnittes 4400 m.
Das ehemalige Wohnhaus Kaplans, Unterach Nr.108, EZ 134 , Kg. Unterach, wurde in den Jahren 1880/1881 errichtet.
1881 verkaufte Anna Maria Flach, Private in München, Alleineigentümerin des Bauerngutes Rochuspoint, das sie vom Voreigentümer Hemetsberger erworben hatte (gebunden an das Haus Nr. 22), an Herrn Erhard Hohenner, königlich bayerischer Generaldirektionsrat in München, vom Bauergute abgetrennte Grundstücke im Ausmaß von 85 Joch und 1352 Quadrat-Klafter (ein neues Joch ab 1760 = 5754,642 m[[2]], ein Quadrat-Klafter = 3,59 m[[2]]), zusammen 47,67 ha Grund samt der von ihr in den Jahren 1880 und 1881 erbauten Villa Nr. 108. Der Kaufpreis betrug 26.000 Gulden österr. Währung, wobei der Käufer die noch offenen Rechnungen der Baukosten übernahm.12 Den übrigen Teil des Bauerngutes mit dem Bauernhaus Unterach Nr. 22 verkaufte Anna Maria Flach 1881 an Heinrich Wienerroither, der auch im Besitz einer „Mühl- und Weinfuhrgerechtigkeit“ war.
Die abgetrennten Grundstücke samt der Villa 108 auf Parzelle 892 erwarb anschließend Graf Aladar Dessewffy von Csernek und Tarkeö (alter Adel, stammte aus Pozega im slawonischen Teil Kroatiens, seit 1867 zur ungarischen Reichshälfte gehörig), mit Kaufvertrag vom 11. August 1881. Die Villa Nr. 108 mit den erwähnten, vom Bauerngute gelösten Liegenschaften wechselten jedoch bis zum Erwerb durch Viktor Kaplan mit den im Laufe der Zeit hinzugekommenen Nebengebäuden und unter mehrmaliger Veränderung des Grundstück-Bestandes, insgesamt 14 Mal den Eigentümer:
Für die Liegenschaft 108 zahlte Dessewffy 80 000.- Gulden. Aladar ist ein mhd. Vorname und bedeutet „der Edelmütige“. Die Herkunft des Namens „Villa Orient“13 ist ungeklärt. Eine mögliche Erklärung könnte sein, dass Anna Maria Flach, die auch Liegenschaften in München besaß, das von ihr 1880/1881 erbaute Haus als „Villa Orient“ bezeichnete, weil es von München aus gesehen ihr Hausbesitz im Osten war. Eine andere Deutung, dass möglicherweise die Nachbarn wegen der Ähnlichkeit des Vornamens Aladar mit
„Aladin“ dem Haus den Übernamen (bzw. Spitznamen) „Villa Orient“ gegeben hätten, der später sogar in den Urkunden aufscheint, ist ebenfalls nicht ausgeschlossen.
1881: Kaufvertrag vom 25. August 1881. Verkauf an Josef Fränkel, Kaufmann in Miskolz, Ungarn, um 60 000.- Gulden.
1883: Verkauf an Phöbius Schmalkes und Ignaz Fisek 1885: Verkauf an Theodor Lugano
Am 13. August 1886 trat Wienerroither aus seinem Grundstücksbestand an Theodor Lugano, zusätzliche Grundflächen (Wald und Wiesen) im Ausmaß von rund 13 Hektar ab.
1888: Verkauf an Helene Schmul
1888: Kaufvertrag vom 25.
Februar 1888: Verkauf an Johanna Endl, Realitätenbesitzerin in Wien II, Pestalozzigasse Nr. 3
1891: Kaufvertrag vom 29. Juli 1891, Verkauf an Frau Paula Lan
1896: Kaufvertrag vom 19. Oktober 1896, Verkauf an Alois Schweinburg,
Realitätenbesitzer in Wien. 1897: Kaufvertrag vom 2. September 1897, Verkauf an
Karl Röhsle.
1900: Kaufvertrag vom 2. April 1900, Verkauf an Adolf Schicht
1909: Kaufvertrag vom 18. Jänner 1909, Verkauf an Maria Röhsle. In diesem Kaufvertrag scheint das spätere Wohnhaus Kaplans, Unterach Nr. 108, als „Villa Orient“ auf.
1912: Kaufvertrag vom 1. August 1912. Verkauf an Ludowika Edle von Enhuber und Eleonore Raffelsberger je zur Hälfte. Kaufpreis 12000.- Kronen.
1920: Kaufvertrag vom 23. Oktober 1920, Kauf durch Prof. Dr. Viktor Kaplan.
Der berühmte Erfinder der nach ihm benannten Kaplanturbine, erwarb diesen Landsitz, (rund 5 Hektar) um 300 000.- Kronen. Es handelte sich dabei um eine Liegenschaft mit mehreren Gebäuden, deren Grundstückbestand nach zahlreichen Grundzuschreibungen und Abtrennungen in den vergangenen Jahren etwa 5 Hektar betrug und von Kaplan später (Kaufverträge vom 3. Februar 1926 und 2. Jänner 1930) erweitert, schließlich insgesamt rund 12 Hektar Bauflächen, Wald und Wiesen umfasste. Geprägt durch die Erfahrungen im ersten Weltkrieg, wollte Kaplan mit seinem Anwesen weitgehend autark sein, was die Energie- und auch Lebensmittelversorgung betraf. Ein kleines E-Werk, Kühe, Hühner, Bienenzucht, u.a. sollten ihren Beitrag dazu leisten. Im Laufe der Jahre stattete er das Anwesen auch mit einem Kino aus und schaffte ein Auto an.
Durch die gastfreundliche und gesellige Art von Margarete Kaplan wurde das Anwesen für die zahlreichen Verwandten und Freunde zu einem gern und häufig besuchten Anziehungspunkt.
1934: Übergang des Besitzes an die Nachkommen Kaplans. Später folgten Realteilungen unter diesen. Das Eigentumsrecht an der ehemaligen Villa 108 samt zugeschriebenen Grundstücken ging an eine Tochter von Margarete Kramberger-Kaplan, Frau Gerhild Maurer; der andere Teil der noch von Prof. Kaplan erworbenen Grundstücke ist heute im Eigentum von Dr. Gunter Weber. Das Mausoleum Kaplans befindet sich auf einem anderem Grundstück, dass im Eigentum von Frau O.Univ. Prof. Dr. Gerlind Weber steht, dem jüngsten Enkelkind Viktor Kaplans.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Quelle: Privatarchiv Dr. Alfred Lechner, Wien
Die Villa Rosenmann
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Die ehemalige Villa Rosenmann (auch Seevilla genannt), Unterach, Jeritza-Straße 43.14
Dieses Haus wurde auch kurz „Rosenvilla“ genannt. Einlagezahl 119, KG Unterach. Kaplan hat diese Villa im Februar 1922 vom Voreigentümer Karl Rosenmann um 500 000 Kronen gekauft (Inflationspreis). Die damalige Adresse war Unterach 92, heute Jeritza-Straße 43.15 Eigentümer: 1876 Franz und Susanne Binder, 1895 durch Tausch an Dr. Julius Baum, 1912 an Max Baum und Mierka von Morva Liesko Friederike, 1914 an Rosenmann. 1922 an Viktor Kaplan. Nach Kaplan 1936 je zur Hälfte an die Töchter Margarete und Gertraud; 1953 an Maria Enenkel; ebenfalls noch 1953 an Josef Himmelbauer und Gertrude Jiranek; 1954 an Familie Mairhuber; 1986 an Fam. Maximilian Wartinger.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Prof. Dr. Alfred Lechner mit Emma Lechner und Sohn Alfred Lechner vor der „Rosenvilla“. Links das Hausbesorger-Häuschen, rechts die „Rosenvilla“ (Seevilla).
Bildquelle: Privatarchiv Dr. Alfred Lechner jun. Bild aufgenommen ca. 1940.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Das Hausbesorger-Häuschen der Seevilla. Aquarell von Alfred Lechner jun., 1942.
Gäste auf Rochuspoint
Unter den insgesamt rund 1500 Namen von Gästen auf Rochuspoint und in der „Rosenvilla“, die in den Gästebüchern I (1920-1934), II (1935-1946), III (1946-1966) und IV (1966 -1981) aufscheinen (darunter allerdings manche mehrmals), hinterließen etliche von ihnen literarische und zeichnerische Spuren in Form von Gedichten, originellen Skizzen, Karikaturen und Scherenschnitten, sowie auch Kleinkompositionen von Melodien mit Lobeshymnen auf Rochuspoint. Die Gäste kamen aus mehreren Ländern; neben Österreich auch aus Belgien, Deutschland, England, Finnland, Frankreich, Holland, Indien, Polen, Schweden und der Tschechoslowakei. Die Gäste wurden zum Großteil auf Rochuspoint, manche auch in der vorhin beschriebenen „Rosenvilla“ (auch Seevilla genannt) untergebracht.
Einige der Besucher seien nachfolgend vorgestellt:
Elov Englesson, Prof. Franz Karollus, Prof. Dr. Alfred Lechner, Jaroslav Slavik, Herbert und Heinz Storek, Prof. Architekt Siegfried Theiss, Joseph Ferdinand von HabsburgLothringen, sowie Walter und Hermann Voith. In der Reihe der zahlreichen Besucher, die erst nach der Lebenszeit Kaplans auf Rochuspoint weilten, seien Bruno Brehm, Franz Karl Ginzkey, Robert Hohlbaum und Werner Krauß heraus gegriffen.
Oberingenieur Elov Englesson, ein Pionier der Kaplanturbinen -Entwicklung16
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Elov Englesson, Oberingenieur bei der Firma Karlstads Mekaniska Verkstad, Verkstaden, Kristinehamm, Schweden, war einer der ersten Maschinenbautechniker, die die Bedeutung der Kaplanturbine für die Wasserkraftnutzung erkannten. Von ihm stammt u.a. eine geniale Erfindung für den Verstellmechanismus der drehbaren Schaufeln der Kaplanturbine. Der Bau der ersten großen Kaplanturbine für das Kraftwerk Lila Edet in Schweden verhalf diesem Turbinentyp weltweit zum Durchbruch.
Prof. Franz Karollus (1876 - 1936)
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Franz Karollus. Bild aus: Tagesbote Brünn, Nr. 5, 4. Jänner 1936.
Franz Karollus wurde am 23. Juli 1876 (im selben Jahr wie Viktor Kaplan) in Neuhäusel (damals Ungarn, Ersekujvar , heute Nov é Z á mky , Slowakei, ca. 75 km südöstlich von Bratislava) als Sohn eines Eisenbahnbeamten geboren. Nach ersten Schuljahren in Budapest absolvierte er die Realschule in Wien, Waltergasse 7, in der er Klassenkollege von Viktor Kaplan war. Nach der Matura ging er zuerst zur Eisenbahn und anschließend zur Wiener Postsparkasse. Ab 1898 studierte er an der Technischen Hochschule in Wien und an der Universität in Wien und legte die Lehrbefähigungsprüfung für Mathematik und Physik ab. Schon vor der Prüfung machte er seine ersten Erfahrungen als Supplent an mehreren Wiener Realschulen. 1903 wurde er provisorischer Lehrer an der Staatsrealschule in Elbogen (an der Eger, zwischen Eger und Karlsbad gelegen), anschließend an der Staatsrealschule in Klagenfurt. 1906 wurde er als Lehrer bzw. Professor an die Staatsrealschule in Triest berufen, an der er durch fünf Jahre eine überaus erfolgreiche Tätigkeit entfaltete. 1911 kam er an das Staatsgymnasium in Lundenburg in Mähren. Ein Jahr später, 1912, fand er seinen dauernden Wirkungskreis an der Ersten Deutschen Staatsrealschule in Brünn, wo er auch eine rege wissenschaftliche Tätigkeit entfaltete. Zwischen 1914 und 1918 war er durch 28 Monate als Leutnant der Reserve im Kriegseinsatz . Kurz vor seiner aus Gesundheitsgründen erfolgten Pensionierung im Jahre 1935 war er noch kurze Zeit Lehrer an der Staatslehrerbildungsanstalt in Brünn.
[...]
1 Ausschnitt aus Kompass-Wanderkarte Nr.18, Nördliches Salzkammergut.
2 Im Hintergrund Mondsee (481 m ü. d. M.) mit Drachenwand und Schober, vorne der Attersee (465 m ü.d. M.) mit Unterach. Quelle: Gemeinde Unterach am Attersee (Hrsg.): Chronik. Unterach 1990, S. 15.
3 Wiesinger, Peter (Hrsg.): Ortsnamenbuch des Landes Oberösterreich für den politischen Bezirk Vöcklabruck, Gerichtsbezirk Mondsee,. Wien 1997, S. 73.
4 Hörburger, Franz, Salzburger Ortsnamenbuch, Salzburg 1982, S. 69. Vergl.: Fichtinger, Gerlinde: Glossar für Heimat-, Haus-und Familienforschung. Linz 2003 (Schriftenreihe Akademie der Volkskultur Nr. 3),S. 122.
5 Besonders arge Pestzüge waren in unseren Gegenden 1465, 1482 und 1495 (Müller, Arno: Kapellenspur II. In: Hofspur, hrsg, vom Tourismusverband Hof, Hof 2005, S.13.).
6 Vergl.: URL: http://de.wikopedia.org/wiki/Sage [01.11.2006].
7 Siehe Gut Vaschang (Fasching) in: Mück, Alfred/Pölzleitener Franz: Unterach am Attersee. Chronik, hrsg. von der Gemeinde Unterach, Unterach 1990, S. 31.
8 Ebda, S. 113.
9 Nach: Erhebung von Mayrhofer, Willibald, 31.03. 2006: tom.II, fol. 957 v. tom XI fol.67. GB Mondsee, Hs.54 (Extrakte nach Hs.); GB Frankenmarkt Hs. 289 (tom.II.); GB Frankenmarkt, Hs. 339 (tom. XI.).
10 Zauner, Alois: Vöcklabruck und der Attergau.Linz 1971, S. 259-265. Vergl.: Sekker, F.: Burgen und Schlösser, Städte und Klöster Oberösterreichs. Linz 1925, S. 527-530. Vergl.: Kunze, Walter: Mondsee, 5000 Jahre Geschichte und Kultur. Linz 1986, S. 47- 51.
11 Sandgruber, Roman: Ökonomie und Politik. Österreichische Wirtschaftsgeschichte vom Mittelalter bis zur Gegenwart. Wien 1995, (Österreichische Geschichte, hrsg.von Herwig Wolfram), S. 234 - 236. Vgl.: Eigner, Peter/Helige, Andrea: österreichische Wirtschafts-und Sozialgeschichte im 19.und 20.Jahrhundert. 175 Jahre Wiener Städtische Versicherung.Wien 1999, S. 56 -57. Vergl.: Gschwandtner, Martin/Roither, Alois: Kirchliche und weltliche Grundherrschaften in Hof bei Salzburg. In: Begegnungen. Pfarrblatt der Gemeinde Hof, Ostern 2005, S. 11-12.
12 Die neue Österreichische Währung (Ö.W.) trat 1857 an die Stelle der seit 1753 bestehenden bayerischösterreichischen Konventionsmünze (C.M.). Ein bisheriger Gulden Konventionsmünze entsprach 1.05 Gulden neuer Österreichischer Währung.
13 Orient: 12. Jhdt. Aus lat. Oriens , Gen.-entis, „aufsteigend, aufgehend im Osten liegendes Land, wo die Sonne aufgeht.“
14 Aufnahme d. Verf. vom 27.09.2006. Während der NS-Zeit“ Ostmarkstraße“, nach dem Krieg „Atterseestraße“ und zuletzt wieder „Jeritza-Straße“.
15 Maria Jeritza (eigtl. Maria Marcellina Jedlitzka), geb. 06.10.1887 in Brünn, wurde vom Stubenmädchen zum Weltstar. Mit 23 Jahren Operettensopranistin in München, mit 25 Jahren an der Wiener Hofoper, 1921-1932. 1929 Ehrenbürgerin von Unterach, Mitglied der Metropolitan Opera New York. Jeritza war eine der größten Sängerpersönlichkeiten ihrer Zeit, gest. am 10.07.1982 im 95. Lebensjahr in Orange, New Jersey, USA. Da sie bereits 1905 im Alter von 18 Jahren im Chor des Stadttheaters Brünn sang, wurde sie sicherlich damals schon von Viktor Kaplan gehört, der das Theater gerne besuchte, wahrscheinlich ohne Jeritza zu kennen.
16 Bildquelle: Privatarchiv Dr. Alfred Lechner, Wien.