Die Revolution von 1848/49 in Deutschland lässt sich weder als eine bürgerliche noch als eine demokratische Revolution klassifizieren, da in ihrem Verlauf unterschiedliche Bewegungen und Aspekte zum Vorschein traten, die, von verschiedenen Zielen geleitet, den Versuch eines Umsturzes der reaktionären Herrschaftshäuser mit ihren jeweiligen Mitteln und Methoden vorantrieben. Obwohl die Revolution in ihren Hauptzielen letztendlich scheiterte, erreichte man durch das Zusammenwirken verschiedener gesellschaftlicher Gruppen im März 1848 zunächst die nötige Stärke, die längst überfälligen Reformen im sozialen, politischen und gesellschaftlichen Bereich gegen die Opposition der konservativen monarchischen Regierungen in den einzelnen Länder durchzusetzen.
In der Literatur besteht ein weitgehender Konsens darüber, dass die Revolution zum einen auf Grund der Vielzahl an gleichzeitig zu lösenden Problemen, wie der Nationsbildung, der Schaffung einer Konstitution und der Lösung sozialer Probleme, zum anderen aber auch auf Grund der Uneinigkeit in der Zielsetzung und Vorgehensweise der verschiedenen tragenden sozialen Schichten scheiterte. Gerade durch die Beteiligung der verschiedenen Schichten und ihren individuellen Interessen ist es schwierig, eine gegenseitige Abgrenzung vorzunehmen und ihre etwaige Verantwortung am Scheitern der Revolution zu bewerten.
Diese Seminararbeit soll sich insbesondere mit der Rolle des Bürgertums in dieser Zeit beschäftigen und seine Beteiligung an der Revolution untersuchen. Die Frage nach den individuellen Zielen und der Vorgehensweise dieser im Verlauf der Jahre 1848 und 1849 einflussreichen aber keineswegs homogenen Schicht muss dabei stets in Zusammenhang mit den Gründen für das Scheitern der Revolution stehen, damit eine direkte Abhängigkeit gegebenenfalls herausgearbeitet werden kann.
Als Primärquellen sollen vor allem Briefe und Äußerungen der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung dienen, an denen verständlich wird, vor welchen Problemen das gespaltene Bürgertum stand und auf welche Weise es die Reformen jeweils durchsetzen wollte. Zum besseren Verständnis der Entwicklungen soll zunächst der Unterschied zwischen den demokratischen und liberalen Kräften dargestellt werden, um anschließend das liberale Bürgertum in seiner Rolle als dominierende Fraktion der Frankfurter Nationalversammlung herauszugreifen und seine Methodik abschließend zu bewerten.
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Inhaltsverzeichnis
- 1. Einleitung, Fragestellung, Quellen
- 2. Bürgertum in der Revolution von 1848/49
- 2.1 Charakter der sozialen Klassen
- 2.2 Ursachen der Aufspaltung des Bürgertums und die Ausdifferenzierung der verschiedenen Ziele
- 2.3 Gemeinsames Vorgehen in der Märzrevolution
- 2.4 Schwächung der Bewegung
- 2.5 Debatten der Nationalversammlung und Konterrevolution
- 2.6 Bewertung der Ursachen des Scheiterns in der Literatur
- 3. Fazit
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Seminararbeit untersucht die Rolle des Bürgertums in der Revolution von 1848/49 in Deutschland. Sie befasst sich mit der Frage, inwieweit die individuellen Ziele und Vorgehensweisen des Bürgertums zum Scheitern der Revolution beitrugen. Dabei werden die Primärquellen, insbesondere Briefe und Äußerungen der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung, herangezogen, um die Herausforderungen und Strategien des gespaltenen Bürgertums zu beleuchten.
- Die Charakterisierung des Bürgertums als heterogene soziale Klasse.
- Die verschiedenen Ziele und Interessen der verschiedenen Gruppierungen innerhalb des Bürgertums.
- Die Rolle des Bürgertums in der Märzrevolution und seine Einflussnahme auf die politischen und gesellschaftlichen Reformen.
- Die Ursachen für das Scheitern der Revolution, insbesondere im Kontext des gespaltenen Bürgertums.
- Die Bedeutung der Debatten in der Frankfurter Nationalversammlung für den Verlauf der Revolution.
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 1 führt in die Thematik ein und stellt die Forschungsfrage sowie die verwendeten Quellen dar. Kapitel 2 analysiert die Rolle des Bürgertums in der Revolution von 1848/49. Es beleuchtet die Charakteristika der verschiedenen sozialen Klassen, die Ursachen für die Aufspaltung des Bürgertums, das gemeinsame Vorgehen in der Märzrevolution, die Schwächung der Bewegung, die Debatten in der Nationalversammlung und die Bewertung der Ursachen des Scheiterns in der Literatur. Kapitel 3 fasst die Ergebnisse der Arbeit zusammen und zieht Schlussfolgerungen.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Bürgertum, Revolution, 1848/49, Frankfurter Nationalversammlung, soziale Klassen, Ziele, Interessen, Reformen, Scheitern, Debatten, Konterrevolution, Literatur.
- Quote paper
- Daniel Quadbeck (Author), 2002, Die Rolle des Bürgertums in der Revolution von 1848/49, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/7415