In der Motivationsforschung unterscheidet man zwei große Bereiche, die Bildung von Intentionen und deren Realisierung. Entscheidend für die Phase der Intentionsbildung ist das Abwägen zw. Folgen, die auftreten können, wenn eine Handlung ausgeführt oder unterlassen wird. Bei der Realisierung geht es um die konkrete Ausführung von Handlungen, um das ausgewählte Ziel zu erreichen. Bei der Bildung von Intentionen spricht man von Motivation im engeren Sinne, bei der Realisierung spricht man von Volition. Diese Bereiche werden durch die Intentionsbildung („Rubikon“) voneinander getrennt.
Um einen theoretischen Rahmen für die Analyse der Wahl von Handlungszielen und der Realisation dieser Ziele zu erhalten, entwickelten Heckhausen & Gollwitzer (1986) das Rubikonmodell der Handlungsphasen.
Inhaltsverzeichnis
1. Das Rubikon-Modell
2. Gerechtigkeitsvorstellungen
2.1 Prozedurale Gerechtigkeit
2.2 Distributive Gerechtigkeit
3. Empirische Untersuchung zu den Effekten von prozeduraler und distributiver Gerechtigkeit auf die Reaktionen von Angestellten zu Lohnerhöhungsentscheidungen (Folger & Konovsky, 1989)
- Methode
- Messung der Variablen
- Ergebnisse
- Diskussion
4. Literatur
1. Das Rubikon-Modell
In der Motivationsforschung unterscheidet man zwei große Bereiche, die Bildung von Intentionen und deren Realisierung. Entscheidend für die Phase der Intentionsbildung ist das Abwägen zw. Folgen, die auftreten können, wenn eine Handlung ausgeführt oder unterlassen wird. Bei der Realisierung geht es um die konkrete Ausführung von Handlungen, um das ausgewählte Ziel zu erreichen. Bei der Bildung von Intentionen spricht man von Motivation im engeren Sinne, bei der Realisierung spricht man von Volition. Diese Bereiche werden durch die Intentionsbildung („Rubikon“) voneinander getrennt.
Um einen theoretischen Rahmen für die Analyse der Wahl von Handlungszielen und der Realisation dieser Ziele zu erhalten, entwickelten Heckhausen & Gollwitzer (1986) das Rubikonmodell der Handlungsphasen.
Abbildung in dieser Leseprobe nicht enthalten
Abb. 1: Das Rubikon-Modell von Heckhausen und Gollwitzer (1986)
Wie die Darstellung zeigt, besteht das Rubikonmodell aus vier Phasen, von denen zwei mit einer motivationalen und zwei mit einer volitionalen Bewusstseinslage verbunden sind. Es wird angenommen, dass diese Handlungsphasen chronologisch und horizontal durchlaufen werden. Die Phasen sind klar voneinander abgegrenzt und überlappen sich nur in ganz bestimmten Fällen, wie z.B. bei der Durchführung von alltäglichen, gewohnten Tätigkeiten. Diese vier Handlungsphasen werden durch drei Einschnitte voneinander getrennt: die Intentionsbildung oder Rubikon, die Handlungsinitiierung und die Intentionsdesaktivierung. Beim Übergang in die jeweils nächstfolgenden Phasen werden diese sogenannten "Hürden" überschritten, welche die alte Phase eindeutig abschließen und die neue einleiten.
Der Geschehensablauf beginnt mit der prädezisionalen Motivationsphase. Ein sehr kleiner Teil der persönlich produzierten Wünsche gelangt in diese Phase. Hier geht es um das Abwägen von möglichen Handlungsalternativen; verschiedene Wünsche werden miteinander verglichen. Diese Phase findet ihr Ende in der Intentionsbildung. Der Begriff Rubikon wird als Symbolisierung für die Intentionsbildung verwendet. Wird der Rubikon überschritten, ist eine Entscheidung bezüglich einer Alternative gefallen – aus dem Wunsch wird eine Absicht. Die Intension eröffnet wiederum die Abfolge von zwei Arten von Volitionsphasen. Zunächst die präaktionale Phase, in der die Intention noch auf Gelegenheit und Zeit zu ihrer Initiierung wartet oder sie herbeiführen muss. Die passende Gelegenheit, die Intention aktiv umzusetzen, muss im Normalfall abgewartet werden; die Intention wird im Regelfall zunächst einmal abgespeichert. Um die Realisierung der Handlungsziele voranzutreiben, werden Vorsätze gefasst, die spezifizieren, wann, wo wie bzw. wie lange gehandelt werden soll, um dem in der Intention formulierten Zielzustand näher zu kommen. Die Aufgabe der präaktionalen Volitionsphase ist somit die Handlungsinitiierung einer Zielintention, die sich gegenüber konkurrierenden anderen durchgesetzt hat. In der aktionale Volitionsphase wird unter Leitung des Zieles, auf das die Intention gerichtet ist, gehandelt, bis ein Handlungsergebnis erreicht ist und die Handlung deaktiviert werden kann.
Nach Abschluss einer Handlung geht es der postaktionalen Motivationsphase rückschauend um eine Bewertung der erzielten Handlungsergebnisse. Erfolge und Misserfolge werden registriert und bewertet; man fragt, ob das intendierte Ziel erreicht wurde und woran es gelegen hat, wenn man es verfehlt hat (Kausalattributionen). Wenn das Handlungsergebnis dem intendierten Ziel entspricht, findet eine Deaktivierung der Zielintention statt – sie gilt als erledigt. Weicht das erzielte Handlungsergebnis vom intendierten Ziel ab, müssen neue Gelegenheits- und Durchführungsvorsätze gefasst werden bzw. die gefassten spezifischer formuliert werden, um eine Zielerreichung wahrscheinlicher zu machen.
Misslungene Realisierungsversuche können z.B. der Volitionsstärke abträglich sein, während Erfolge vorteilhaft sind. Dies hängt jedoch auch vom Ausgang der einzelnen Bewertungsprozesse ab, z.B. von der Ursachenerklärung (Kausalattributionen). Wird Erfolg der eigenen Fähigkeit zugeschrieben, so fördert dies die Volitionsstärke und bestätigt im übrigen auch eine positive Kompetenzerwartung; wird Erfolg dagegen z.B. auf günstige Bedingungen zurückgeführt, so dürfte damit kein volitionaler Gewinn verbunden sein.
Nach vorn blickend wird bei erreichtem Ziel geprüft, welche Schlussfolgerungen sich daraus für zukünftige Handlungen ergeben und welche der gespeicherten Intentionen jetzt im Anschluss realisiert werden können. Bei verfehltem Ziel wird entschieden, ob es weiter verfolgt oder aufgegeben werden soll. Den Schlusspunkt setzen somit Vornahmen für das künftige Herangehen an gleiche oder ähnliche Handlungen.
Der Bewertungsprozess ist also sowohl rückwärts als auch vorwärts gerichtet.
Nicht nur die Ursachenerklärung, sondern auch die Bewertung des Verhältnisses zwischen Aufwand und Ertrag (Gerechtigkeitsvorstellungen) kann Auswirkungen auf zukünftiges Verhalten, v.a. auf die Motivation zukünftiger Handlungen haben. Deshalb ist die postaktionale Motivationsphase wieder mit einer motivationalen Bewusstseinslage verbunden.
Die Handlung selbst wird hier als eine abgeschlossene Einheit dargestellt. In der Realität findet man eine Reihe fortlaufender, ineinander verschachtelter Handlungen, deren Verlauf und Zwischenergebnisse kontinuierlich überwacht und bewertet werden.
2. Gerechtigkeitsvorstellungen
In der postaktionalen Motivationsphase kann man stattgefundene Veränderungen bzw. erreichte Ergebnisse hinsichtlich zweier Aspekte bewerten – hinsichtlich der Verfahrensgerechtigkeit und hinsichtlich der Verteilungsgerechtigkeit.
Gerechtigkeit stellt ein zentrales und gleichzeitig sehr vielschichtiges Phänomen der menschlichen Gesellschaft dar. Gerechtigkeit wird als das Ergebnis eines zwischenmenschlichen Austauschprozesses verstanden, der einerseits auf eine lange Geschichte der Aushandlungen zurückweist, aber auch die vorweggenommenen Auswirkungen in die Zukunft berücksichtigt. In sozialen Austauschbeziehungen zw. Individuen, d.h. ihrem gegenseitigen Geben und Nehmen, sind v.a. zwei Aspekte der Gerechtigkeit von Bedeutung: die prozedurale (Verfahrensgerechtigkeit) und die distributive Gerechtigkeit (Verteilungsgerechtigkeit).
[...]
- Arbeit zitieren
- Anonym,, 2002, Empirische Arbeiten zur postaktionalen Motivationsphase unter besonderer Berücksichtigung der prozeduralen Gerechtigkeit im Arbeitsbereich, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/7404