Gegen Ende der Sechziger Jahre zeichnet sich ein Wandel in der Ästhetik des Theaters ab: das klassische Sprechdrama verliert an Bedeutung, statt dessen rückt das non-verbale Theater in den Vordergrund, ein ’total theatre’, das den Charakter eines Gesamtkunstwerkes besitzt mit einer Gleichwertigkeit von Sprache, Musik und Tanz, visuellen und auditiven Effekten und einer spezifischen Raumgestaltung. Die konventionelle Dramenstruktur löst sich langsam auf. In diesem Zusammenhang verliert auch der Autor an Bedeutung, denn Texte werden oft nur noch als lose Vorlagen verwendet, mit denen der Regisseur sehr frei umgehen kann.
Zu dieser Zeit entsteht Sam Shepards The Tooth of Crime, eines seiner meistgespielten Stücke, das am 17. Juli 1972 am Londoner Open Space Theatre von Charles Marowitz uraufgeführt wurde. Die amerikanische Erstaufführung fand durch Richard Schechner und seine Performance Group in New York statt, eine Aufführung, die den Widerspruch Shepards hervorrief, worauf in Kapitel 4 dieser Arbeit näher eingegangen wird. Shepard trifft genau den Geschmack der Zeit, da er kein Sprechtheaterstück, sondern ein Zusammenspiel von Text, Musik und tanzartigen Elementen konzipiert, in dem der nicht-kommunikative, klangliche Aspekt von Sprache gleichwertig, wenn nicht wichtiger ist als der rein kommunikative.
Problematisch wird der Zugang zu dem Stück jedoch aufgrund seiner Sprache. Die Auseinandersetzung zwischen den beiden Stars läuft als ein Sprechgesang in unterschiedlichen Dialekten und Jargons ab. Verschiedene Stile werden hier kombiniert, sowohl auf musikalischer als auch sprachlicher Ebene. In der englischen Uraufführung wurde der Text angeglichen, indem man englische Dialekte benutzte; in Deutschland wurde das Stück 1975 für die „Münchner Szene“ in bayrischen Dialekt übertragen.
Die Arbeit gliedert sich in drei Abschnitte: in Kapitel 2 wird die Handlung kurz zusammengefasst und eine Charakterisierung der beiden Hauptcharaktere vorgenommen; in Kapitel 3 werden Sprache und Musik des Stückes untersucht; Kapitel 4 stellt eine Analyse der Schechner-Inszenierung und den daraus resultierenden Konflikt mit Sam Shepard dar.
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- The Tooth of Crime und seine Hauptcharaktere
- Handlung
- Charakterisierung von Hoss
- Charakterisierung von Crow
- Verwendung von Sprache und Musik
- Sprache
- Musik
- Inszenierung von Richard Schechner und der Performance Group
- Schechners Performance Theory
- Inszenierung von The Tooth of Crime unter Beachtung der Einwände Shepards
- Schlusswort
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Die Arbeit analysiert Sam Shepards Stück "The Tooth of Crime" und untersucht den Wandel in der Ästhetik des Theaters in den späten 1960er Jahren. Sie beleuchtet insbesondere die Bedeutung von Sprache und Musik im Stück und stellt die Inszenierung von Richard Schechner und der Performance Group in den Kontext.
- Ästhetischer Wandel im Theater der 1960er Jahre
- Die Rolle von Sprache und Musik in "The Tooth of Crime"
- Die Bedeutung von non-verbaler Kommunikation im Theater
- Der Konflikt zwischen Autor und Regisseur
- Der Einfluss von Schechners Performance Theory auf die Inszenierung von "The Tooth of Crime"
Zusammenfassung der Kapitel
Kapitel 2: The Tooth of Crime und seine Hauptcharaktere
Dieses Kapitel beleuchtet die Handlung des Stücks, das die Ablösung eines alten Herrschers durch einen neuen darstellt, in diesem Fall zwei Rockstars, die einen Wettkampf um die Vorherrschaft austragen. Der Autor beschreibt eine Welt, in der jeder nur eine Rolle spielt und die wahre Identität verborgen bleibt. Das Stück zeigt den Kampf zwischen Hoss, einem alternden Rocker, und seinem jungen Herausforderer Crow, der um Ansehen und Stellung im Showgeschäft kämpft. Hoss unterliegt am Ende und erschießt sich, während seine Freunde sich dem neuen König Crow anschließen.
Kapitel 3: Verwendung von Sprache und Musik
Dieses Kapitel untersucht die Verwendung von Sprache und Musik in "The Tooth of Crime". Das Stück zeichnet sich durch einen Sprechgesang in unterschiedlichen Dialekten und Jargons aus, der den nicht-kommunikativen, klanglichen Aspekt der Sprache betont. Die sprachliche Vielfältigkeit des Stückes spiegelt die stilistische Vielfalt der Rockmusik wider, die das Stück durchzieht.
Schlüsselwörter
Sam Shepard, The Tooth of Crime, Ästhetik, Theater, Sprechdrama, Non-verbales Theater, Performance, Performance Group, Richard Schechner, Sprache, Musik, Rockmusik, Inszenierung, Konflikt, Autor, Regisseur.
- Quote paper
- Astrid Matron (Author), 2004, Sam Shepard – The Tooth of Crime. Kommentar zum ästhetischen Stilwandel unter Berücksichtigung der Inszenierung von Richard Schechner, Munich, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/72670