Seit den achtziger Jahren ist nicht nur in der Bundesrepublik Deutschland, sondern in ganz Europa der Rechtsextremismus wieder auf dem Vormarsch. Nicht nur die zunehmenden Erfolge der rechtsextremistischen Parteien bei Wahlen, sondern insbesondere auch das steigende Ausmaß rechtsextremer rassistischer Gewalt machen deutlich, dass der Rechtsextremismus längst nicht mehr nur eine gesellschaftliche Randerscheinung ist, sondern im zunehmenden Maße offene Zustimmung in breiten Schichten der Gesellschaft findet. Bis in den achtziger Jahren hinein galt Rechtsextremismus eher als sogenanntes "Restphänomen" einer abgeschlossenen Epoche, eine unerfreuliche Hinterlassenschaft einer demnächst aussterbenden Generation. Doch aufgrund steigender Gewalttaten an Ausländern, Behinderten und Obdachlosen durch rechtsorientierte Jugendliche konnte die deutsche Bevölkerung ihre Augen nicht mehr verschließen. Aus einer überwiegend soziologisch - pädagogisch ausgerichteten Betrachtungsweise wurde Rechtsextremismus zum "Jugendphänomen", wobei sich die Aufmerksamkeit besonders auf benachteiligte Gruppen konzentrierte. Als gegen Ende der achtziger Jahre die rechtsextremen Parteien überraschend große Wahlerfolge errangen, schien dieses aus der Enttäuschung unterprivilegierter, vornehmlich in städtischen Ballungszentren wohnenden Schichten zu resultieren. Damit rückte die Frage nach einem Zusammenhang zwischen sozialer Lage und der Wahl rechtsextremer Parteien beziehungsweise der Übernahme rechtsextremistischer Orientierungen in den Vordergrund. Wer kennt sie nicht, die Bilder von fehlsozialisierten, arbeitslosen Jugendlichen ohne Schulabschluss, ohne Zukunftschancen und Perspektiven. Arbeitslose trinkende Väter, Mütter, die fast den ganzen Tag arbeiten und sich nicht um ihre Kinder kümmern können. Anerkennung und Bestätigung gibt es nur in der Gruppe. Wohnen in trostlosen Stadtteilen und , Plattenbausiedlungen ohne Freizeitangebote. Der ganze Frust und die ganze Ohnmacht entladen sich in Gewalt gegen Ausländern, Behinderten und Obdachlosen. Doch stimmt diese Annahme? Was ist die Ursache für Rechtsextremismus?
Inhaltsverzeichnis
- Einleitung
- Begriffsklärungen
- Erklärungsmodelle in der Rechtsextremismusforschung
- Deprivation und Desintegration als Erklärungsmodelle in der Rechtsextremismusforschung
- Deprivation als Erklärungsmodell in der Rechtsextremismusforschung
- Desintegrationserfahrungen als Erklärungsmodell in der Rechtsextremismusforschung
- "Wohlstandschauvinismus" als Erklärungsmodell in der Rechtsextremismusforschung
- Deprivation und Desintegration als Erklärungsmodelle in der Rechtsextremismusforschung
- Politische Parteien im rechtsextremistischen Spektrum
- Rechtextremistische Parteien und ihre Ideologien
- Rekrutierung von Jugendlichen
Zielsetzung und Themenschwerpunkte
Diese Hausarbeit befasst sich mit dem Thema Rechtsextremismus und untersucht verschiedene Erklärungsmodelle für dessen Entstehung und Verbreitung, insbesondere in Bezug auf Jugendliche. Die Arbeit geht auf die Desintegrationstheorie von Wilhelm Heitmeyer ein und stellt diese der These des "Wohlstandschauvinismus" gegenüber. Außerdem werden wichtige rechtsextremistische Parteien, ihre Ideologien und ihre Methoden der Rekrutierung von Jugendlichen beleuchtet. Ziel der Arbeit ist es, ein umfassendes Verständnis der Ursachen, Ausprägungen und Strategien des Rechtsextremismus zu entwickeln.
- Erklärungsmodelle für Rechtsextremismus
- Deprivation und Desintegration
- Wohlstandschauvinismus
- Rechtsextreme Parteien und ihre Ideologien
- Rekrutierung von Jugendlichen durch rechtsextreme Organisationen
Zusammenfassung der Kapitel
Die Einleitung führt in das Thema Rechtsextremismus ein und skizziert die Entwicklung des Themas in den letzten Jahrzehnten. Kapitel 2 beschäftigt sich mit der Begriffsklärung von Rechtsextremismus und Rechtsradikalismus. Dabei wird deutlich, dass diese Begriffe in der Praxis oft uneinheitlich verwendet werden. Kapitel 3 beleuchtet verschiedene Erklärungsmodelle für Rechtsextremismus. Die Deprivations- und Desintegrationstheorie werden im Detail analysiert. Des Weiteren wird die These des "Wohlstandschauvinismus" vorgestellt, welche ein anderes Verständnis von den Ursachen von Rechtsextremismus bietet. Kapitel 4 konzentriert sich auf die wichtigsten rechtsextremen Parteien in Deutschland und analysiert ihre Ideologien und ihre Strategien zur Rekrutierung von Jugendlichen. Die verschiedenen Methoden, die rechtsextreme Organisationen zur Rekrutierung von Jugendlichen einsetzen, werden im Detail erläutert.
Schlüsselwörter
Die Arbeit befasst sich mit den Schlüsselbegriffen Rechtsextremismus, Deprivation, Desintegration, Wohlstandschauvinismus, rechtsextreme Parteien, Ideologie, Rekrutierung und Jugend. Die Arbeit konzentriert sich auf empirische Forschungsergebnisse und analysiert verschiedene Erklärungsmodelle für die Entstehung und Verbreitung von Rechtsextremismus. Es werden auch die Strategien von rechtsextremen Organisationen zur Rekrutierung von Jugendlichen untersucht.
- Arbeit zitieren
- Sabine Dreesmann (Autor:in), 2004, Jugendliche und Rechtsextremismus, München, GRIN Verlag, https://www.hausarbeiten.de/document/72543